Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.wenn der Unterricht gegeben wird, wie er gegeben werden soll, nothwendig ernsthaft seyn muß. Der Knabe D. war 13 Jahr alt, ehe er es erfuhr, daß der Trieb, den er so lange befriedigt hatte, zur Erzeugung des menschlichen Geschlechts bestimmt wäre. Er gestand seinem Lehrer, daß er nie gewust hätte, was Zeugungssäfte wären, auch lange gar nicht bemerkt hätte, daß dergleichen etwas bei der Selbstschwächung verloren gegangen wäre. Er hätte sich das Vergnügen mit Mädchen umzugehen, nur in so fern gedacht, als sie ihm bei seinen Handgriffen beförderlich wären. Er erstaunte, als er den Werth und die Bestimmung der Zeugungssäfte erfuhr und war äußerst bekümmert über seine Lage. Diese frappante Aufklärung seiner Begriffe, womit eine fortgesetzte Sorgfalt verbunden wurde, oft ernsthafte Gedanken bei ihm zu erneuern, bewürkte seine Besserung, für die er seinem Lehrer durch viele wiederholte Beweise dankbar war. Seine nachherigen Briefe an ihn, die er theils von der Universität aus schrieb, enthielten die frohesten Ausdrücke über seine zunehmende Gesundheit und Munterkeit, die freilich aber nie das ward, was sie geworden wäre, wenn der Unterricht gegeben wird, wie er gegeben werden soll, nothwendig ernsthaft seyn muß. Der Knabe D. war 13 Jahr alt, ehe er es erfuhr, daß der Trieb, den er so lange befriedigt hatte, zur Erzeugung des menschlichen Geschlechts bestimmt wäre. Er gestand seinem Lehrer, daß er nie gewust hätte, was Zeugungssäfte wären, auch lange gar nicht bemerkt hätte, daß dergleichen etwas bei der Selbstschwächung verloren gegangen wäre. Er hätte sich das Vergnügen mit Mädchen umzugehen, nur in so fern gedacht, als sie ihm bei seinen Handgriffen beförderlich wären. Er erstaunte, als er den Werth und die Bestimmung der Zeugungssäfte erfuhr und war äußerst bekümmert über seine Lage. Diese frappante Aufklärung seiner Begriffe, womit eine fortgesetzte Sorgfalt verbunden wurde, oft ernsthafte Gedanken bei ihm zu erneuern, bewürkte seine Besserung, für die er seinem Lehrer durch viele wiederholte Beweise dankbar war. Seine nachherigen Briefe an ihn, die er theils von der Universität aus schrieb, enthielten die frohesten Ausdrücke über seine zunehmende Gesundheit und Munterkeit, die freilich aber nie das ward, was sie geworden wäre, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0175" n="176"/> wenn der Unterricht gegeben wird, wie er gegeben werden soll, nothwendig ernsthaft seyn muß.</p> <p>Der Knabe D. war 13 Jahr alt, ehe er es erfuhr, daß der Trieb, den er so lange befriedigt hatte, zur Erzeugung des menschlichen Geschlechts bestimmt wäre. Er gestand seinem Lehrer, daß er nie gewust hätte, was Zeugungssäfte wären, auch lange gar nicht bemerkt hätte, daß dergleichen etwas bei der Selbstschwächung verloren gegangen wäre. Er hätte sich das Vergnügen mit Mädchen umzugehen, nur in so fern gedacht, als sie ihm bei seinen Handgriffen beförderlich wären. Er erstaunte, als er den Werth und die Bestimmung der Zeugungssäfte erfuhr und war äußerst bekümmert über seine Lage. Diese frappante Aufklärung seiner Begriffe, womit eine fortgesetzte Sorgfalt verbunden wurde, oft ernsthafte Gedanken bei ihm zu erneuern, bewürkte seine Besserung, für die er seinem Lehrer durch viele wiederholte Beweise dankbar war. Seine nachherigen Briefe an ihn, die er <choice><sic>theis</sic><corr>theils</corr></choice> von der Universität aus schrieb, enthielten die frohesten Ausdrücke über seine zunehmende Gesundheit und Munterkeit, die freilich aber nie das ward, was sie geworden wäre, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [176/0175]
wenn der Unterricht gegeben wird, wie er gegeben werden soll, nothwendig ernsthaft seyn muß.
Der Knabe D. war 13 Jahr alt, ehe er es erfuhr, daß der Trieb, den er so lange befriedigt hatte, zur Erzeugung des menschlichen Geschlechts bestimmt wäre. Er gestand seinem Lehrer, daß er nie gewust hätte, was Zeugungssäfte wären, auch lange gar nicht bemerkt hätte, daß dergleichen etwas bei der Selbstschwächung verloren gegangen wäre. Er hätte sich das Vergnügen mit Mädchen umzugehen, nur in so fern gedacht, als sie ihm bei seinen Handgriffen beförderlich wären. Er erstaunte, als er den Werth und die Bestimmung der Zeugungssäfte erfuhr und war äußerst bekümmert über seine Lage. Diese frappante Aufklärung seiner Begriffe, womit eine fortgesetzte Sorgfalt verbunden wurde, oft ernsthafte Gedanken bei ihm zu erneuern, bewürkte seine Besserung, für die er seinem Lehrer durch viele wiederholte Beweise dankbar war. Seine nachherigen Briefe an ihn, die er theils von der Universität aus schrieb, enthielten die frohesten Ausdrücke über seine zunehmende Gesundheit und Munterkeit, die freilich aber nie das ward, was sie geworden wäre,
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Zitationshilfe: | Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/175>, abgerufen am 16.02.2025. |