Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.8. Man leide nicht, daß Mädchen im Sitzen die Schenkel über einander schlagen. Es ist in der That eine Lage, in der kein Frauenzimmer anständig erscheint. Beim Nähen ist die Stellung auch gar nicht nothwendig, sondern man bedient sich, um den Schooß zu erhöhen, eines Schemels. 9. Man laße nicht zwei Kinder, so wenig von einerlei, als von verschiedenem Geschlecht, beisammenschlafen. Kann man überall nicht zu zwei Betten rathen, so gebe man ihnen wenigstens Nachthosen. Dies verhindert beim An- und Auskleiden manche Neckerei und ist auch der Schamhaftigkeit gegen sich selbst beförderlich. 10. Man suche überhaupt, ihnen alles zu untersagen, und sie von allem zu entfernen, wobei eine Reibung der Geschlechtstheile möglich ist. Jn dieser Absicht müßen auch bei Knaben die Beinkleider nicht zu eng seyn. An Mädchen leide man es nicht, daß sie über scharfe Ecken hinhangen, oder auf Händen und Füßen über 8. Man leide nicht, daß Mädchen im Sitzen die Schenkel über einander schlagen. Es ist in der That eine Lage, in der kein Frauenzimmer anständig erscheint. Beim Nähen ist die Stellung auch gar nicht nothwendig, sondern man bedient sich, um den Schooß zu erhöhen, eines Schemels. 9. Man laße nicht zwei Kinder, so wenig von einerlei, als von verschiedenem Geschlecht, beisammenschlafen. Kann man überall nicht zu zwei Betten rathen, so gebe man ihnen wenigstens Nachthosen. Dies verhindert beim An- und Auskleiden manche Neckerei und ist auch der Schamhaftigkeit gegen sich selbst beförderlich. 10. Man suche überhaupt, ihnen alles zu untersagen, und sie von allem zu entfernen, wobei eine Reibung der Geschlechtstheile möglich ist. Jn dieser Absicht müßen auch bei Knaben die Beinkleider nicht zu eng seyn. An Mädchen leide man es nicht, daß sie über scharfe Ecken hinhangen, oder auf Händen und Füßen über <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0144" n="145"/> <p> <hi rendition="#et">8. Man leide nicht, daß Mädchen im Sitzen die Schenkel über einander schlagen.</hi> </p> <p>Es ist in der That eine Lage, in der kein Frauenzimmer anständig erscheint. Beim Nähen ist die Stellung auch gar nicht nothwendig, sondern man bedient sich, um den Schooß zu erhöhen, eines Schemels.</p> <p> <hi rendition="#et">9. Man laße nicht zwei Kinder, so wenig von einerlei, als von verschiedenem Geschlecht, beisammenschlafen.</hi> </p> <p>Kann man überall nicht zu zwei Betten rathen, so gebe man ihnen wenigstens Nachthosen. Dies verhindert beim An- und Auskleiden manche Neckerei und ist auch der Schamhaftigkeit gegen sich selbst beförderlich.</p> <p> <hi rendition="#et">10. Man suche überhaupt, ihnen alles zu untersagen, und sie von allem zu entfernen, wobei eine Reibung der Geschlechtstheile möglich ist.</hi> </p> <p>Jn dieser Absicht müßen auch bei Knaben die Beinkleider nicht zu eng seyn. An Mädchen leide man es nicht, daß sie über scharfe Ecken hinhangen, oder auf Händen und Füßen über </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [145/0144]
8. Man leide nicht, daß Mädchen im Sitzen die Schenkel über einander schlagen.
Es ist in der That eine Lage, in der kein Frauenzimmer anständig erscheint. Beim Nähen ist die Stellung auch gar nicht nothwendig, sondern man bedient sich, um den Schooß zu erhöhen, eines Schemels.
9. Man laße nicht zwei Kinder, so wenig von einerlei, als von verschiedenem Geschlecht, beisammenschlafen.
Kann man überall nicht zu zwei Betten rathen, so gebe man ihnen wenigstens Nachthosen. Dies verhindert beim An- und Auskleiden manche Neckerei und ist auch der Schamhaftigkeit gegen sich selbst beförderlich.
10. Man suche überhaupt, ihnen alles zu untersagen, und sie von allem zu entfernen, wobei eine Reibung der Geschlechtstheile möglich ist.
Jn dieser Absicht müßen auch bei Knaben die Beinkleider nicht zu eng seyn. An Mädchen leide man es nicht, daß sie über scharfe Ecken hinhangen, oder auf Händen und Füßen über
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Zitationshilfe: | Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/144>, abgerufen am 16.07.2024. |