Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Obrecht, Georg: Fünff Vnderschiedliche Secreta Politica. Straßburg, 1617.

Bild:
<< vorherige Seite

so gereicht dasselb auch zu der Elteren nutz/ quia Liberi & Pa-
rentes unum corpus esse intelliguntur.
Zum anderen/ wann56
die Elteren in werenden 16. vnd respective 20. Jahren in äus-
serste Notturfft vnd Armut gerahten/ so können sie von den De-
putierten Einnemmeren ein Geltsteur begeren vnnd erwerben/
sup. num. 19. Zum dritten/ können sie auch in obgesetztem57
fall/ num. 20. den usumfructum ad dies vitae haben. Zum58
vierdten/ haben die Elteren zur zeit der Anlag/ sich starck ange-
griffen/ vnd ein namhaffte Summ Gelts/ in das Kinder Aera-
rium
angelegt/ so haben sie zur Zeit eingerissenen Vnfalls vnd
Vnglücks/ von jhren eigenen Kinderen gleichfalls Steur vnnd
Hülff zuerwarten. Zum fünfften/ können die Elteren jhre er-59
wachsene Kinder/ die sie außsteuren müssen/ auff die Kinder An-
lagen verweissen. Welches den Elteren zu doppeltem Nutz ge-
reicht/ I. daß sie die Ehesteur schon in promptu haben/ vnnd
nicht erst darumb sorgen dörffen. II. daß sie gleich in princi-
pio matrimonij
jhren Kinderen die Ehesteur in bahrem Geldt
liefferen können/ welches denselben zu allerhand Vortheil dienen
kan. Zum sechsten/ dieweil nach natürlicher Vermuhtung alle60
rechte Eltern also gesinnet sind/ daß sie jhren Kinderen auff alle
mügliche weg gern nutzen wolten/ so werden sie durch diese Con-
stitution/ zur Sparsamkeit vnnd guter Haußhaltung angetrie-
ben/ durch welche sie starcke summen Gelts erlangen/ vnd damit
nicht allein jhrer Kinder sonder auch jhren selbs eigenen Nutz/ in
viel weg befürderen können. Dann ein spariger Hauß vatter ist61
allezeit mit Gelt gefaßt/ vnd ein guter Occonomus befleißt sich
im außgeben einer moderation, dardurch er abermals das Gelt
in seinem gewaltbehaltet/ vnnd zur zeit der Noth von jhme selbs
wider auffnemmen vnd entlehnen kan.

Es ist aber diese Constitutio nicht all ein den Eltern nutzlich/62
sonder auch ohnbeschwerlich/ vonwegen nacherzelten Vrsachen.

Dann

ſo gereicht daſſelb auch zu der Elteren nutz/ quia Liberi & Pa-
rentes unum corpus eſſe intelliguntur.
Zum anderen/ wann56
die Elteren in werenden 16. vnd reſpectivè 20. Jahren in aͤuſ-
ſerſte Notturfft vnd Armut gerahten/ ſo koͤnnen ſie von den De-
putierten Einnemmeren ein Geltſteur begeren vnnd erwerben/
ſup. num. 19. Zum dritten/ koͤnnen ſie auch in obgeſetztem57
fall/ num. 20. den uſumfructum ad dies vitæ haben. Zum58
vierdten/ haben die Elteren zur zeit der Anlag/ ſich ſtarck ange-
griffen/ vnd ein namhaffte Summ Gelts/ in das Kinder Aera-
rium
angelegt/ ſo haben ſie zur Zeit eingeriſſenen Vnfalls vnd
Vngluͤcks/ von jhren eigenen Kinderen gleichfalls Steur vnnd
Hülff zuerwarten. Zum fuͤnfften/ koͤnnen die Elteren jhre er-59
wachſene Kinder/ die ſie außſteuren muͤſſen/ auff die Kinder An-
lagen verweiſſen. Welches den Elteren zu doppeltem Nutz ge-
reicht/ I. daß ſie die Eheſteur ſchon in promptu haben/ vnnd
nicht erſt darumb ſorgen doͤrffen. II. daß ſie gleich in princi-
pio matrimonij
jhren Kinderen die Eheſteur in bahrem Geldt
liefferen koͤnnen/ welches denſelben zu allerhand Vortheil dienen
kan. Zum ſechſten/ dieweil nach natuͤrlicher Vermuhtung alle60
rechte Eltern alſo geſinnet ſind/ daß ſie jhren Kinderen auff alle
muͤgliche weg gern nutzen wolten/ ſo werden ſie durch dieſe Con-
ſtitution/ zur Sparſamkeit vnnd guter Haußhaltung angetrie-
ben/ durch welche ſie ſtarcke ſummen Gelts erlangen/ vnd damit
nicht allein jhrer Kinder ſonder auch jhren ſelbs eigenen Nutz/ in
viel weg befuͤrderen koͤnnen. Dann ein ſpariger Hauß vatter iſt61
allezeit mit Gelt gefaßt/ vnd ein guter Occonomus befleißt ſich
im außgeben einer moderation, dardurch er abermals das Gelt
in ſeinem gewaltbehaltet/ vnnd zur zeit der Noth von jhme ſelbs
wider auffnemmen vnd entlehnen kan.

Es iſt aber dieſe Conſtitutio nicht all ein den Eltern nutzlich/62
ſonder auch ohnbeſchwerlich/ vonwegen nacherzelten Vrſachen.

Dann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0369" n="311[291]"/>
&#x017F;o gereicht da&#x017F;&#x017F;elb auch zu der Elteren nutz/ <hi rendition="#aq">quia Liberi &amp; Pa-<lb/>
rentes unum corpus e&#x017F;&#x017F;e intelliguntur.</hi> Zum anderen/ wann<note place="right">56</note><lb/>
die Elteren in werenden 16. vnd <hi rendition="#aq">re&#x017F;pectivè</hi> 20. Jahren in a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er&#x017F;te Notturfft vnd Armut gerahten/ &#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ie von den De-<lb/>
putierten Einnemmeren ein Gelt&#x017F;teur begeren vnnd erwerben/<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;up. num.</hi> 19. Zum dritten/ ko&#x0364;nnen &#x017F;ie auch in obge&#x017F;etztem<note place="right">57</note><lb/>
fall/ <hi rendition="#aq">num.</hi> 20. den <hi rendition="#aq">u&#x017F;umfructum ad dies vitæ</hi> haben. Zum<note place="right">58</note><lb/>
vierdten/ haben die Elteren zur zeit der Anlag/ &#x017F;ich &#x017F;tarck ange-<lb/>
griffen/ vnd ein namhaffte Summ Gelts/ in das Kinder <hi rendition="#aq">Aera-<lb/>
rium</hi> angelegt/ &#x017F;o haben &#x017F;ie zur Zeit eingeri&#x017F;&#x017F;enen Vnfalls vnd<lb/>
Vnglu&#x0364;cks/ von jhren eigenen Kinderen gleichfalls Steur vnnd<lb/>
Hülff zuerwarten. Zum fu&#x0364;nfften/ ko&#x0364;nnen die Elteren jhre er-<note place="right">59</note><lb/>
wach&#x017F;ene Kinder/ die &#x017F;ie auß&#x017F;teuren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ auff die Kinder An-<lb/>
lagen verwei&#x017F;&#x017F;en. Welches den Elteren zu doppeltem Nutz ge-<lb/>
reicht/ <hi rendition="#aq">I.</hi> daß &#x017F;ie die Ehe&#x017F;teur &#x017F;chon <hi rendition="#aq">in promptu</hi> haben/ vnnd<lb/>
nicht er&#x017F;t darumb &#x017F;orgen do&#x0364;rffen. <hi rendition="#aq">II.</hi> daß &#x017F;ie gleich <hi rendition="#aq">in princi-<lb/>
pio matrimonij</hi> jhren Kinderen die Ehe&#x017F;teur in bahrem Geldt<lb/>
liefferen ko&#x0364;nnen/ welches den&#x017F;elben zu allerhand Vortheil dienen<lb/>
kan. Zum &#x017F;ech&#x017F;ten/ dieweil nach natu&#x0364;rlicher Vermuhtung alle<note place="right">60</note><lb/>
rechte Eltern al&#x017F;o ge&#x017F;innet &#x017F;ind/ daß &#x017F;ie jhren Kinderen auff alle<lb/>
mu&#x0364;gliche weg gern nutzen wolten/ &#x017F;o werden &#x017F;ie durch die&#x017F;e Con-<lb/>
&#x017F;titution/ zur Spar&#x017F;amkeit vnnd guter Haußhaltung angetrie-<lb/>
ben/ durch welche &#x017F;ie &#x017F;tarcke &#x017F;ummen Gelts erlangen/ vnd damit<lb/>
nicht allein jhrer Kinder &#x017F;onder auch jhren &#x017F;elbs eigenen Nutz/ in<lb/>
viel weg befu&#x0364;rderen ko&#x0364;nnen. Dann ein &#x017F;pariger Hauß vatter i&#x017F;t<note place="right">61</note><lb/>
allezeit mit Gelt gefaßt/ vnd ein guter <hi rendition="#aq">Occonomus</hi> befleißt &#x017F;ich<lb/>
im außgeben einer <hi rendition="#aq">moderation,</hi> dardurch er abermals das Gelt<lb/>
in &#x017F;einem gewaltbehaltet/ vnnd zur zeit der Noth von jhme &#x017F;elbs<lb/>
wider auffnemmen vnd entlehnen kan.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t aber die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Con&#x017F;titutio</hi> nicht all ein den Eltern nutzlich/<note place="right">62</note><lb/>
&#x017F;onder auch ohnbe&#x017F;chwerlich/ vonwegen nacherzelten Vr&#x017F;achen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Dann</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311[291]/0369] ſo gereicht daſſelb auch zu der Elteren nutz/ quia Liberi & Pa- rentes unum corpus eſſe intelliguntur. Zum anderen/ wann die Elteren in werenden 16. vnd reſpectivè 20. Jahren in aͤuſ- ſerſte Notturfft vnd Armut gerahten/ ſo koͤnnen ſie von den De- putierten Einnemmeren ein Geltſteur begeren vnnd erwerben/ ſup. num. 19. Zum dritten/ koͤnnen ſie auch in obgeſetztem fall/ num. 20. den uſumfructum ad dies vitæ haben. Zum vierdten/ haben die Elteren zur zeit der Anlag/ ſich ſtarck ange- griffen/ vnd ein namhaffte Summ Gelts/ in das Kinder Aera- rium angelegt/ ſo haben ſie zur Zeit eingeriſſenen Vnfalls vnd Vngluͤcks/ von jhren eigenen Kinderen gleichfalls Steur vnnd Hülff zuerwarten. Zum fuͤnfften/ koͤnnen die Elteren jhre er- wachſene Kinder/ die ſie außſteuren muͤſſen/ auff die Kinder An- lagen verweiſſen. Welches den Elteren zu doppeltem Nutz ge- reicht/ I. daß ſie die Eheſteur ſchon in promptu haben/ vnnd nicht erſt darumb ſorgen doͤrffen. II. daß ſie gleich in princi- pio matrimonij jhren Kinderen die Eheſteur in bahrem Geldt liefferen koͤnnen/ welches denſelben zu allerhand Vortheil dienen kan. Zum ſechſten/ dieweil nach natuͤrlicher Vermuhtung alle rechte Eltern alſo geſinnet ſind/ daß ſie jhren Kinderen auff alle muͤgliche weg gern nutzen wolten/ ſo werden ſie durch dieſe Con- ſtitution/ zur Sparſamkeit vnnd guter Haußhaltung angetrie- ben/ durch welche ſie ſtarcke ſummen Gelts erlangen/ vnd damit nicht allein jhrer Kinder ſonder auch jhren ſelbs eigenen Nutz/ in viel weg befuͤrderen koͤnnen. Dann ein ſpariger Hauß vatter iſt allezeit mit Gelt gefaßt/ vnd ein guter Occonomus befleißt ſich im außgeben einer moderation, dardurch er abermals das Gelt in ſeinem gewaltbehaltet/ vnnd zur zeit der Noth von jhme ſelbs wider auffnemmen vnd entlehnen kan. 56 57 58 59 60 61 Es iſt aber dieſe Conſtitutio nicht all ein den Eltern nutzlich/ ſonder auch ohnbeſchwerlich/ vonwegen nacherzelten Vrſachen. Dann 62

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/obrecht_secreta_1617
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/obrecht_secreta_1617/369
Zitationshilfe: Obrecht, Georg: Fünff Vnderschiedliche Secreta Politica. Straßburg, 1617, S. 311[291]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/obrecht_secreta_1617/369>, abgerufen am 22.11.2024.