Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687.zuhaben befunden wird/ hat sie anders nicht zu gewarten/ als daß sie von den andren Storchen tobt gebissen / oder ihrer Augen zum wenigsten beraubet wird. Wann sie alt oder blind werden/ so werden sie von den Jungen auff den Schultern getragen/ ernehret/ und den Blinden die Speyse in den Schnabel gestecket. Von dem Reyger. DIe Reyger sind unterschiedlicher Gattungen: Es gibt ihrer Aschfarbe/ weisse / schwartze/ Starenreyger/ wie auch Cocci, und Brasilianische Reyger/ welche schöner Farben/ und bey nahe so groß sind/ als ein Storch. Sie haben ihren Auffenthalt mehrentheils bey Seen/ Morassen/ und andren wäßerigen Orthen/ und solches in grosser Menge bey Bononien/ Ferraria, Mantua und Ravenna, wie auch in Engeland/ woselbsten bey Leibs- und Lebens-Straffe verbothen ist/ einen Reyger zu tödten: In Franckreich sind einige Gesetze wegen der Reyger angeordnet: In der Reyger-Insul der neuen Welt haben die Spanier so viel Eyer gefunden/ daß sie gantze Wagen voll damit beladen haben. Sie sind eines leichten/ zarten und magern Leibes/ haben einen langen Halß und Schnabel / welcher dann dick/ starck/ inwendig hohl/ und außwendig scharff ist/ die drey Klauen an den Füssen sind lang/ mit zimlichen Häutlein zusammen gefüget / die vierte Klaue stehet hinten/ ist an statt der Fersen/ und zimlich lang. Ihre Nahrung sind Fische/ und Austern/ welche sie einschlucken/ und wann sie sich durch die innerliche Wärme deß Magens eröffnen/ wieder von sich geben / und also auß dem Schilff wieder einfressen. Von dem Kalkunschen-Hanen und Huhn. DIeses Vieh hat seinen Nahmen von der Insul Calicut in Indien/ von Wannen sie Anfangs zu uns gebracht worden. Sie sind sehr boßhafftiger und zorniger Natur / welches auch daher erscheinet/ daß wann man mit dem Munde pfeiffet/ oder ihnen ein roth Kleid vorhält/ sie/ bevorab die Hahnen/ sich so hefftig erzürnen / daß der Kamm/ so sie an dem Schnabel haben/ und gantz zusammen geschrumpffet ist/ wohl viermahl so lang/ und so roth als ein Blut wird/ gleich dann auch alles Gequabbel so umb den Halß hanget/ und sonsten blau außsiehet/ sich in blutroth verwandelt; Alsdann recken sie den Schwantz hoch in die Ründe auff / wie auch alle die andren Federn über sich/ und scharren mit den Flügeln die Erde: Wann die Hahnen ein Jahr zuhaben befunden wird/ hat sie anders nicht zu gewarten/ als daß sie von den andren Storchen tobt gebissen / oder ihrer Augen zum wenigsten beraubet wird. Wann sie alt oder blind werden/ so werden sie von den Jungen auff den Schultern getragen/ ernehret/ und den Blinden die Speyse in den Schnabel gestecket. Von dem Reyger. DIe Reyger sind unterschiedlicher Gattungen: Es gibt ihrer Aschfarbe/ weisse / schwartze/ Starenreyger/ wie auch Cocci, und Brasilianische Reyger/ welche schöner Farben/ und bey nahe so groß sind/ als ein Storch. Sie haben ihren Auffenthalt mehrentheils bey Seen/ Morassen/ und andren wäßerigen Orthen/ und solches in grosser Menge bey Bononien/ Ferraria, Mantua und Ravenna, wie auch in Engeland/ woselbsten bey Leibs- und Lebens-Straffe verbothen ist/ einen Reyger zu tödten: In Franckreich sind einige Gesetze wegen der Reyger angeordnet: In der Reyger-Insul der neuen Welt haben die Spanier so viel Eyer gefunden/ daß sie gantze Wagen voll damit beladen haben. Sie sind eines leichten/ zarten und magern Leibes/ haben einen langen Halß und Schnabel / welcher dann dick/ starck/ inwendig hohl/ und außwendig scharff ist/ die drey Klauen an den Füssen sind lang/ mit zimlichen Häutlein zusammen gefüget / die vierte Klaue stehet hinten/ ist an statt der Fersen/ und zimlich lang. Ihre Nahrung sind Fische/ und Austern/ welche sie einschlucken/ und wann sie sich durch die innerliche Wärme deß Magens eröffnen/ wieder von sich geben / und also auß dem Schilff wieder einfressen. Von dem Kalkunschen-Hanen und Huhn. DIeses Vieh hat seinen Nahmen von der Insul Calicut in Indien/ von Wannen sie Anfangs zu uns gebracht worden. Sie sind sehr boßhafftiger und zorniger Natur / welches auch daher erscheinet/ daß wann man mit dem Munde pfeiffet/ oder ihnen ein roth Kleid vorhält/ sie/ bevorab die Hahnen/ sich so hefftig erzürnen / daß der Kamm/ so sie an dem Schnabel haben/ und gantz zusammen geschrumpffet ist/ wohl viermahl so lang/ und so roth als ein Blut wird/ gleich dann auch alles Gequabbel so umb den Halß hanget/ und sonsten blau außsiehet/ sich in blutroth verwandelt; Alsdann recken sie den Schwantz hoch in die Ründe auff / wie auch alle die andren Federn über sich/ und scharren mit den Flügeln die Erde: Wann die Hahnen ein Jahr <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0019" n="155"/> zuhaben befunden wird/ hat sie anders nicht zu gewarten/ als daß sie von den andren Storchen tobt gebissen / oder ihrer Augen zum wenigsten beraubet wird.</p> <p>Wann sie alt oder blind werden/ so werden sie von den Jungen auff den Schultern getragen/ ernehret/ und den Blinden die Speyse in den Schnabel gestecket.</p> </div> <div> <head>Von dem Reyger.</head> <p>DIe Reyger sind unterschiedlicher Gattungen: Es gibt ihrer Aschfarbe/ weisse / schwartze/ Starenreyger/ wie auch Cocci, und Brasilianische Reyger/ welche schöner Farben/ und bey nahe so groß sind/ als ein Storch. Sie haben ihren Auffenthalt mehrentheils bey Seen/ Morassen/ und andren wäßerigen Orthen/ und solches in grosser Menge bey Bononien/ Ferraria, Mantua und Ravenna, wie auch in Engeland/ woselbsten bey Leibs- und Lebens-Straffe verbothen ist/ einen Reyger zu tödten: In Franckreich sind einige Gesetze wegen der Reyger angeordnet: In der Reyger-Insul der neuen Welt haben die Spanier so viel Eyer gefunden/ daß sie gantze Wagen voll damit beladen haben. Sie sind eines leichten/ zarten und magern Leibes/ haben einen langen Halß und Schnabel / welcher dann dick/ starck/ inwendig hohl/ und außwendig scharff ist/ die drey Klauen an den Füssen sind lang/ mit zimlichen Häutlein zusammen gefüget / die vierte Klaue stehet hinten/ ist an statt der Fersen/ und zimlich lang. Ihre Nahrung sind Fische/ und Austern/ welche sie einschlucken/ und wann sie sich durch die innerliche Wärme deß Magens eröffnen/ wieder von sich geben / und also auß dem Schilff wieder einfressen.</p> </div> <div> <head>Von dem Kalkunschen-Hanen und Huhn.</head> <p>DIeses Vieh hat seinen Nahmen von der Insul Calicut in Indien/ von Wannen sie Anfangs zu uns gebracht worden. Sie sind sehr boßhafftiger und zorniger Natur / welches auch daher erscheinet/ daß wann man mit dem Munde pfeiffet/ oder ihnen ein roth Kleid vorhält/ sie/ bevorab die Hahnen/ sich so hefftig erzürnen / daß der Kamm/ so sie an dem Schnabel haben/ und gantz zusammen geschrumpffet ist/ wohl viermahl so lang/ und so roth als ein Blut wird/ gleich dann auch alles Gequabbel so umb den Halß hanget/ und sonsten blau außsiehet/ sich in blutroth verwandelt; Alsdann recken sie den Schwantz hoch in die Ründe auff / wie auch alle die andren Federn über sich/ und scharren mit den Flügeln die Erde: Wann die Hahnen ein Jahr </p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0019]
zuhaben befunden wird/ hat sie anders nicht zu gewarten/ als daß sie von den andren Storchen tobt gebissen / oder ihrer Augen zum wenigsten beraubet wird.
Wann sie alt oder blind werden/ so werden sie von den Jungen auff den Schultern getragen/ ernehret/ und den Blinden die Speyse in den Schnabel gestecket.
Von dem Reyger. DIe Reyger sind unterschiedlicher Gattungen: Es gibt ihrer Aschfarbe/ weisse / schwartze/ Starenreyger/ wie auch Cocci, und Brasilianische Reyger/ welche schöner Farben/ und bey nahe so groß sind/ als ein Storch. Sie haben ihren Auffenthalt mehrentheils bey Seen/ Morassen/ und andren wäßerigen Orthen/ und solches in grosser Menge bey Bononien/ Ferraria, Mantua und Ravenna, wie auch in Engeland/ woselbsten bey Leibs- und Lebens-Straffe verbothen ist/ einen Reyger zu tödten: In Franckreich sind einige Gesetze wegen der Reyger angeordnet: In der Reyger-Insul der neuen Welt haben die Spanier so viel Eyer gefunden/ daß sie gantze Wagen voll damit beladen haben. Sie sind eines leichten/ zarten und magern Leibes/ haben einen langen Halß und Schnabel / welcher dann dick/ starck/ inwendig hohl/ und außwendig scharff ist/ die drey Klauen an den Füssen sind lang/ mit zimlichen Häutlein zusammen gefüget / die vierte Klaue stehet hinten/ ist an statt der Fersen/ und zimlich lang. Ihre Nahrung sind Fische/ und Austern/ welche sie einschlucken/ und wann sie sich durch die innerliche Wärme deß Magens eröffnen/ wieder von sich geben / und also auß dem Schilff wieder einfressen.
Von dem Kalkunschen-Hanen und Huhn. DIeses Vieh hat seinen Nahmen von der Insul Calicut in Indien/ von Wannen sie Anfangs zu uns gebracht worden. Sie sind sehr boßhafftiger und zorniger Natur / welches auch daher erscheinet/ daß wann man mit dem Munde pfeiffet/ oder ihnen ein roth Kleid vorhält/ sie/ bevorab die Hahnen/ sich so hefftig erzürnen / daß der Kamm/ so sie an dem Schnabel haben/ und gantz zusammen geschrumpffet ist/ wohl viermahl so lang/ und so roth als ein Blut wird/ gleich dann auch alles Gequabbel so umb den Halß hanget/ und sonsten blau außsiehet/ sich in blutroth verwandelt; Alsdann recken sie den Schwantz hoch in die Ründe auff / wie auch alle die andren Federn über sich/ und scharren mit den Flügeln die Erde: Wann die Hahnen ein Jahr
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