Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.zu Athen nachgelassen/ welcher / nachdem er durchs Alter abgemattet war/ und keine Dienste mehr thun könte / dennoch seiner Gesellschafft und den anderen beygewohnet/ und vorgegangen/ und sie gleichsam zur Arbeit angemahnet/ wodurch die zu Athen bewogen worden/ den Korn-verkaufferen zu gebieten/ daß sie ihn von ihren Korn-Säcken nicht wegtreiben/ sondern sein Genügen darauß essen lassen solten. Plutarchus erzehlet/ daß auff eine Zeit ein Maul-Esel mit einem Sack voll Saltz beladen gewesen/ und da er durch einen Bach gegangen/ gestrauchelt/ daß der Sack ins Wasser kommen/ und daß Saltz zerschmoltzen und sich mercklich gemindert; Nachdem nu der Maul-Esel wieder auffgestanden/ und befunden daß seine Last viel leichter worden/ habe er nach der Zeit allemahl/ wann er beladen/ und durchs Wasser gangen/ sich niedergeleget/ er sey mit Saltz oder mit andern Wahren belegt gewesen. Diese böse Gewohnheit ihm ab zu lehren/ habe Thales folgenden Raht gegeden: Man solte ihm an stat des Saltzes lauter Schwämme aufladen/ und ihm also durchs Wasser treiben/ so auch geschehen. Wie er sich nun seiner Gewohnheit nach ins Wasser wieder niedergelegt/ haben sich die Schwämme voll Wasser gezogen/ und seyn dadurch so schwär worden/ daß er sich kaum darunter wieder auffrichten können. Da habe der Maul-Esel gemercket/ daß seyn Thun nicht gut wehre/ und sey hernacher stille durchs Wasser hingangen/ und habe sich so genaw zu hüten gewust/ daß das jenige so ihm auffgeleget/ nicht naß werden mögte. Sie haben grosse Krafft wieder daß Gifft. Von dem Hirsch. DEr Hirsch ist ein schnelles Thier/ mit geelbigten Haar bekleidet. Der Hals ist länglich und die Nase einwenig auffwerts gekrümmet; Die Schlaff dürre und schwach. Die Kinnbacken oder Kiewen zu beyden Seiten unten und oben mit vier Zähnen versehen/ umb die Speise zu zermalmen/ und über diesem hat er noch zwey andere grosse Zähne/ welche bey dem Hirsch grösser seyn/ als bey der Hinde. Die Augen seyn gros/ und das Vorhaupt vor allen andern Thieren mit zweyen gezackten schwären Hornern gewaffnet. Diese Hörner kommen bey den Zweyjährigen erst einfach hervor; An den Dreyjährigen werden sie in zwey gekläubet; An den Vierjähri- zu Athen nachgelassen/ welcher / nachdem er durchs Alter abgemattet war/ und keine Dienste mehr thun könte / dennoch seiner Gesellschafft und den anderen beygewohnet/ und vorgegangen/ und sie gleichsam zur Arbeit angemahnet/ wodurch die zu Athen bewogen worden/ den Korn-verkaufferen zu gebieten/ daß sie ihn von ihren Korn-Säcken nicht wegtreiben/ sondern sein Genügen darauß essen lassen solten. Plutarchus erzehlet/ daß auff eine Zeit ein Maul-Esel mit einem Sack voll Saltz beladen gewesen/ und da er durch einen Bach gegangen/ gestrauchelt/ daß der Sack ins Wasser kommen/ und daß Saltz zerschmoltzen und sich mercklich gemindert; Nachdem nu der Maul-Esel wieder auffgestanden/ und befunden daß seine Last viel leichter worden/ habe er nach der Zeit allemahl/ wann er beladen/ und durchs Wasser gangen/ sich niedergeleget/ er sey mit Saltz oder mit andern Wahren belegt gewesen. Diese böse Gewohnheit ihm ab zu lehren/ habe Thales folgenden Raht gegeden: Man solte ihm an stat des Saltzes lauter Schwämme aufladen/ und ihm also durchs Wasser treiben/ so auch geschehen. Wie er sich nun seiner Gewohnheit nach ins Wasser wieder niedergelegt/ haben sich die Schwämme voll Wasser gezogen/ und seyn dadurch so schwär worden/ daß er sich kaum darunter wieder auffrichten können. Da habe der Maul-Esel gemercket/ daß seyn Thun nicht gut wehre/ und sey hernacher stille durchs Wasser hingangen/ und habe sich so genaw zu hüten gewust/ daß das jenige so ihm auffgeleget/ nicht naß werden mögte. Sie haben grosse Krafft wieder daß Gifft. Von dem Hirsch. DEr Hirsch ist ein schnelles Thier/ mit geelbigten Haar bekleidet. Der Hals ist länglich und die Nase einwenig auffwerts gekrümmet; Die Schlaff dürre und schwach. Die Kinnbacken oder Kiewen zu beyden Seiten unten und oben mit vier Zähnen versehen/ umb die Speise zu zermalmen/ und über diesem hat er noch zwey andere grosse Zähne/ welche bey dem Hirsch grösser seyn/ als bey der Hinde. Die Augen seyn gros/ und das Vorhaupt vor allen andern Thieren mit zweyen gezackten schwären Hornern gewaffnet. Diese Hörner kommen bey den Zweyjährigen erst einfach hervor; An den Dreyjährigen werden sie in zwey gekläubet; An den Vierjähri- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0028" n="24"/> zu Athen nachgelassen/ welcher / nachdem er durchs Alter abgemattet war/ und keine Dienste mehr thun könte / dennoch seiner Gesellschafft und den anderen beygewohnet/ und vorgegangen/ und sie gleichsam zur Arbeit angemahnet/ wodurch die zu Athen bewogen worden/ den Korn-verkaufferen zu gebieten/ daß sie ihn von ihren Korn-Säcken nicht wegtreiben/ sondern sein Genügen darauß essen lassen solten. Plutarchus erzehlet/ daß auff eine Zeit ein Maul-Esel mit einem Sack voll Saltz beladen gewesen/ und da er durch einen Bach gegangen/ gestrauchelt/ daß der Sack ins Wasser kommen/ und daß Saltz zerschmoltzen und sich mercklich gemindert; Nachdem nu der Maul-Esel wieder auffgestanden/ und befunden daß seine Last viel leichter worden/ habe er nach der Zeit allemahl/ wann er beladen/ und durchs Wasser gangen/ sich niedergeleget/ er sey mit Saltz oder mit andern Wahren belegt gewesen. Diese böse Gewohnheit ihm ab zu lehren/ habe Thales folgenden Raht gegeden: Man solte ihm an stat des Saltzes lauter Schwämme aufladen/ und ihm also durchs Wasser treiben/ so auch geschehen. Wie er sich nun seiner Gewohnheit nach ins Wasser wieder niedergelegt/ haben sich die Schwämme voll Wasser gezogen/ und seyn dadurch so schwär worden/ daß er sich kaum darunter wieder auffrichten können. Da habe der Maul-Esel gemercket/ daß seyn Thun nicht gut wehre/ und sey hernacher stille durchs Wasser hingangen/ und habe sich so genaw zu hüten gewust/ daß das jenige so ihm auffgeleget/ nicht naß werden mögte. Sie haben grosse Krafft wieder daß Gifft.</p> </div> <div> <head>Von dem Hirsch.</head> <p>DEr Hirsch ist ein schnelles Thier/ mit geelbigten Haar bekleidet. Der Hals ist länglich und die Nase einwenig auffwerts gekrümmet; Die Schlaff dürre und schwach. Die Kinnbacken oder Kiewen zu beyden Seiten unten und oben mit vier Zähnen versehen/ umb die Speise zu zermalmen/ und über diesem hat er noch zwey andere grosse Zähne/ welche bey dem Hirsch grösser seyn/ als bey der Hinde. Die Augen seyn gros/ und das Vorhaupt vor allen andern Thieren mit zweyen gezackten schwären Hornern gewaffnet. Diese Hörner kommen bey den Zweyjährigen erst einfach hervor; An den Dreyjährigen werden sie in zwey gekläubet; An den Vierjähri- </p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0028]
zu Athen nachgelassen/ welcher / nachdem er durchs Alter abgemattet war/ und keine Dienste mehr thun könte / dennoch seiner Gesellschafft und den anderen beygewohnet/ und vorgegangen/ und sie gleichsam zur Arbeit angemahnet/ wodurch die zu Athen bewogen worden/ den Korn-verkaufferen zu gebieten/ daß sie ihn von ihren Korn-Säcken nicht wegtreiben/ sondern sein Genügen darauß essen lassen solten. Plutarchus erzehlet/ daß auff eine Zeit ein Maul-Esel mit einem Sack voll Saltz beladen gewesen/ und da er durch einen Bach gegangen/ gestrauchelt/ daß der Sack ins Wasser kommen/ und daß Saltz zerschmoltzen und sich mercklich gemindert; Nachdem nu der Maul-Esel wieder auffgestanden/ und befunden daß seine Last viel leichter worden/ habe er nach der Zeit allemahl/ wann er beladen/ und durchs Wasser gangen/ sich niedergeleget/ er sey mit Saltz oder mit andern Wahren belegt gewesen. Diese böse Gewohnheit ihm ab zu lehren/ habe Thales folgenden Raht gegeden: Man solte ihm an stat des Saltzes lauter Schwämme aufladen/ und ihm also durchs Wasser treiben/ so auch geschehen. Wie er sich nun seiner Gewohnheit nach ins Wasser wieder niedergelegt/ haben sich die Schwämme voll Wasser gezogen/ und seyn dadurch so schwär worden/ daß er sich kaum darunter wieder auffrichten können. Da habe der Maul-Esel gemercket/ daß seyn Thun nicht gut wehre/ und sey hernacher stille durchs Wasser hingangen/ und habe sich so genaw zu hüten gewust/ daß das jenige so ihm auffgeleget/ nicht naß werden mögte. Sie haben grosse Krafft wieder daß Gifft.
Von dem Hirsch. DEr Hirsch ist ein schnelles Thier/ mit geelbigten Haar bekleidet. Der Hals ist länglich und die Nase einwenig auffwerts gekrümmet; Die Schlaff dürre und schwach. Die Kinnbacken oder Kiewen zu beyden Seiten unten und oben mit vier Zähnen versehen/ umb die Speise zu zermalmen/ und über diesem hat er noch zwey andere grosse Zähne/ welche bey dem Hirsch grösser seyn/ als bey der Hinde. Die Augen seyn gros/ und das Vorhaupt vor allen andern Thieren mit zweyen gezackten schwären Hornern gewaffnet. Diese Hörner kommen bey den Zweyjährigen erst einfach hervor; An den Dreyjährigen werden sie in zwey gekläubet; An den Vierjähri-
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/28>, abgerufen am 16.07.2024. |