Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.Es gibt grosse Heuschrecken/ deren eine allein eine Schlange bey dem Halß fassen / und durch starckes klemmen/ umbringen kan. In Mohren-Land sind Heuschrecken dreyer Fußlang zufinden. Die Heuschrecken haben keinen König/ dennoch aber/ wann sie mercken/ das eine theure Zeit vorhanden/ ziehen sie in ein frembd Land/ und suchen frische Weyde / bedecken die Früchte des Landes/ wie mit einem Schatten/ und was sie anrühren/ muß verdorren/ dann sie es mit ihrem Maul auß der Erden ziehen: ja sie sind so starck/ daß sie die Fenster in den Tächern damit eröffnen können; Wann sie fliegen/ machen sie mit ihren Flügeln ein solch Getöß und Gereusch / daß die Menschen davor erschrecken/ in Meynung/ daß es andre Vögel seyen/ sie erfüllen durch ihre grosse Menge die Lufft/ und verfinstern die Sonne/ also daß es scheinet/ sie wurden die gantze Erde bedecken. Als sie erstmahls auß Africa über kommen/ haben sie gantz Italien verdorben/ und alles Getreyde auff gefressen. Im Jahr 1606. kam bey dem Vorgebirge Capo Verde, solch eine Menge rohter Heuschrecken geflogen/ die so dick/ und länger/ als ein Daume wahren/ daß man in einer Stunde die Lufft kaum sehen konte/ welches dann eine solche Theurung des Endes verursachte/ daß die Eltern ihre Kinder umb einen Hut voll Milio oder Mehl verkaufften. Diese schädliche Thiere werden in allen Ecken der Welt gefunden/ und sind offt mahls von dem gerechten Gott gebrauchet/ der menschen Boßheit damit zu straffen / und Land und Leute dadurch zu züchtigen und zu plagen. Wie zu lesen beym Propheten Amos Cap. 7. Apocal. 9. Exod. 10. 13. In der Landschafft Cyrena ist ein gemeines Gesetze/ daß zu dreyen unterschiedlichen Mahlen die Heuschrecken bekrieget werden: Erstlich werden ihnen die Eyer zerbrochen/ hernach gehet es wieder Jungen/ und endlich wieder die Alten/ welche so viel ihrer anzutreffen/ getödtet werden/ und welcher Unterthan sich dabey nicht einfindet/ wird als ein Ächter des Landes verwiesen. In Syrien wird zu solchem Ende alle Jahr ein offentlich Kriegs-Gebott verkündiget: Sie werden nirgends heuffiger gefunden/ als wo das Erdreich eben / oder etwas gespalten und auffgerissen ist. Die Heuschrecken/ Gryllen/ und Graßhüpffer sind bey uns fast allen/ sie machen von ihrem Gesang ein Gethön (wie Plinius meldet) mit einigen Häutlein/ und Beynlein auff dem Rücken / welches in der Erfahrung also befunden worden: Es gibt grosse Heuschrecken/ deren eine allein eine Schlange bey dem Halß fassen / und durch starckes klemmen/ umbringen kan. In Mohren-Land sind Heuschrecken dreyer Fußlang zufinden. Die Heuschrecken haben keinen König/ dennoch aber/ wann sie mercken/ das eine theure Zeit vorhanden/ ziehen sie in ein frembd Land/ und suchen frische Weyde / bedecken die Früchte des Landes/ wie mit einem Schatten/ und was sie anrühren/ muß verdorren/ dann sie es mit ihrem Maul auß der Erden ziehen: ja sie sind so starck/ daß sie die Fenster in den Tächern damit eröffnen können; Wann sie fliegen/ machen sie mit ihren Flügeln ein solch Getöß und Gereusch / daß die Menschen davor erschrecken/ in Meynung/ daß es andre Vögel seyen/ sie erfüllen durch ihre grosse Menge die Lufft/ und verfinstern die Sonne/ also daß es scheinet/ sie wurden die gantze Erde bedecken. Als sie erstmahls auß Africa über kommen/ haben sie gantz Italien verdorben/ und alles Getreyde auff gefressen. Im Jahr 1606. kam bey dem Vorgebirge Capo Verde, solch eine Menge rohter Heuschrecken geflogen/ die so dick/ und länger/ als ein Daume wahren/ daß man in einer Stunde die Lufft kaum sehen konte/ welches dann eine solche Theurung des Endes verursachte/ daß die Eltern ihre Kinder umb einen Hut voll Milio oder Mehl verkaufften. Diese schädliche Thiere werden in allen Ecken der Welt gefunden/ und sind offt mahls von dem gerechten Gott gebrauchet/ der menschen Boßheit damit zu straffen / und Land und Leute dadurch zu züchtigen und zu plagen. Wie zu lesen beym Propheten Amos Cap. 7. Apocal. 9. Exod. 10. 13. In der Landschafft Cyrena ist ein gemeines Gesetze/ daß zu dreyen unterschiedlichen Mahlen die Heuschrecken bekrieget werden: Erstlich werden ihnen die Eyer zerbrochen/ hernach gehet es wieder Jungen/ und endlich wieder die Alten/ welche so viel ihrer anzutreffen/ getödtet werden/ und welcher Unterthan sich dabey nicht einfindet/ wird als ein Ächter des Landes verwiesen. In Syrien wird zu solchem Ende alle Jahr ein offentlich Kriegs-Gebott verkündiget: Sie werden nirgends heuffiger gefunden/ als wo das Erdreich eben / oder etwas gespalten und auffgerissen ist. Die Heuschrecken/ Gryllen/ und Graßhüpffer sind bey uns fast allen/ sie machen von ihrem Gesang ein Gethön (wie Plinius meldet) mit einigen Häutlein/ und Beynlein auff dem Rücken / welches in der Erfahrung also befunden worden: <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0140" n="136"/> <p>Es gibt grosse Heuschrecken/ deren eine allein eine Schlange bey dem Halß fassen / und durch starckes klemmen/ umbringen kan. In Mohren-Land sind Heuschrecken dreyer Fußlang zufinden.</p> <p>Die Heuschrecken haben keinen König/ dennoch aber/ wann sie mercken/ das eine theure Zeit vorhanden/ ziehen sie in ein frembd Land/ und suchen frische Weyde / bedecken die Früchte des Landes/ wie mit einem Schatten/ und was sie anrühren/ muß verdorren/ dann sie es mit ihrem Maul auß der Erden ziehen: ja sie sind so starck/ daß sie die Fenster in den Tächern damit eröffnen können; Wann sie fliegen/ machen sie mit ihren Flügeln ein solch Getöß und Gereusch / daß die Menschen davor erschrecken/ in Meynung/ daß es andre Vögel seyen/ sie erfüllen durch ihre grosse Menge die Lufft/ und verfinstern die Sonne/ also daß es scheinet/ sie wurden die gantze Erde bedecken. Als sie erstmahls auß Africa über kommen/ haben sie gantz Italien verdorben/ und alles Getreyde auff gefressen.</p> <p>Im Jahr 1606. kam bey dem Vorgebirge Capo Verde, solch eine Menge rohter Heuschrecken geflogen/ die so dick/ und länger/ als ein Daume wahren/ daß man in einer Stunde die Lufft kaum sehen konte/ welches dann eine solche Theurung des Endes verursachte/ daß die Eltern ihre Kinder umb einen Hut voll Milio oder Mehl verkaufften.</p> <p>Diese schädliche Thiere werden in allen Ecken der Welt gefunden/ und sind offt mahls von dem gerechten Gott gebrauchet/ der menschen Boßheit damit zu straffen / und Land und Leute dadurch zu züchtigen und zu plagen. Wie zu lesen beym Propheten Amos Cap. 7. Apocal. 9. Exod. 10. 13.</p> <p>In der Landschafft Cyrena ist ein gemeines Gesetze/ daß zu dreyen unterschiedlichen Mahlen die Heuschrecken bekrieget werden: Erstlich werden ihnen die Eyer zerbrochen/ hernach gehet es wieder Jungen/ und endlich wieder die Alten/ welche so viel ihrer anzutreffen/ getödtet werden/ und welcher Unterthan sich dabey nicht einfindet/ wird als ein Ächter des Landes verwiesen.</p> <p>In Syrien wird zu solchem Ende alle Jahr ein offentlich Kriegs-Gebott verkündiget: Sie werden nirgends heuffiger gefunden/ als wo das Erdreich eben / oder etwas gespalten und auffgerissen ist. Die Heuschrecken/ Gryllen/ und Graßhüpffer sind bey uns fast allen/ sie machen von ihrem Gesang ein Gethön (wie Plinius meldet) mit einigen Häutlein/ und Beynlein auff dem Rücken / welches in der Erfahrung also befunden worden: </p> </div> </body> </text> </TEI> [136/0140]
Es gibt grosse Heuschrecken/ deren eine allein eine Schlange bey dem Halß fassen / und durch starckes klemmen/ umbringen kan. In Mohren-Land sind Heuschrecken dreyer Fußlang zufinden.
Die Heuschrecken haben keinen König/ dennoch aber/ wann sie mercken/ das eine theure Zeit vorhanden/ ziehen sie in ein frembd Land/ und suchen frische Weyde / bedecken die Früchte des Landes/ wie mit einem Schatten/ und was sie anrühren/ muß verdorren/ dann sie es mit ihrem Maul auß der Erden ziehen: ja sie sind so starck/ daß sie die Fenster in den Tächern damit eröffnen können; Wann sie fliegen/ machen sie mit ihren Flügeln ein solch Getöß und Gereusch / daß die Menschen davor erschrecken/ in Meynung/ daß es andre Vögel seyen/ sie erfüllen durch ihre grosse Menge die Lufft/ und verfinstern die Sonne/ also daß es scheinet/ sie wurden die gantze Erde bedecken. Als sie erstmahls auß Africa über kommen/ haben sie gantz Italien verdorben/ und alles Getreyde auff gefressen.
Im Jahr 1606. kam bey dem Vorgebirge Capo Verde, solch eine Menge rohter Heuschrecken geflogen/ die so dick/ und länger/ als ein Daume wahren/ daß man in einer Stunde die Lufft kaum sehen konte/ welches dann eine solche Theurung des Endes verursachte/ daß die Eltern ihre Kinder umb einen Hut voll Milio oder Mehl verkaufften.
Diese schädliche Thiere werden in allen Ecken der Welt gefunden/ und sind offt mahls von dem gerechten Gott gebrauchet/ der menschen Boßheit damit zu straffen / und Land und Leute dadurch zu züchtigen und zu plagen. Wie zu lesen beym Propheten Amos Cap. 7. Apocal. 9. Exod. 10. 13.
In der Landschafft Cyrena ist ein gemeines Gesetze/ daß zu dreyen unterschiedlichen Mahlen die Heuschrecken bekrieget werden: Erstlich werden ihnen die Eyer zerbrochen/ hernach gehet es wieder Jungen/ und endlich wieder die Alten/ welche so viel ihrer anzutreffen/ getödtet werden/ und welcher Unterthan sich dabey nicht einfindet/ wird als ein Ächter des Landes verwiesen.
In Syrien wird zu solchem Ende alle Jahr ein offentlich Kriegs-Gebott verkündiget: Sie werden nirgends heuffiger gefunden/ als wo das Erdreich eben / oder etwas gespalten und auffgerissen ist. Die Heuschrecken/ Gryllen/ und Graßhüpffer sind bey uns fast allen/ sie machen von ihrem Gesang ein Gethön (wie Plinius meldet) mit einigen Häutlein/ und Beynlein auff dem Rücken / welches in der Erfahrung also befunden worden:
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