Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.nemblich im Anfang mit geschaffen worden: Einige sagen/ daß sie vermittelst eines früchtbahren Samens durch Vermischung deß Weibleins und Männleins (welches von jenem an Grösse übertroffen wird) Mund an Mund haltend sich vermehren: Andre geben vor/ daß sie einige Körnlein gewissen Samens in den Bienenkörben zusammen bringen/ welches der König als ihrer aller Mutter außbrütet. Die tapfferste/ gelehrteste/ tieffinnigste/ und außgeübteste Gemühter sind viel zu thumb und unverständig/ die Arbeit/ Policey und Regierung der Bienen zu ergründen: In dem Herbst verbersie sich/ und geben sich nicht wieder hervor/ biß zu Anfang deß Frühlings/ fliegen auch/ ehedann die Bäume blühen/ und die Blumen sich hervor thun/ nicht auß/ und wann ihnen der Regen und Ungewitter nicht hinderlich/ sind sie täglich mit Außfliegen und Eintragen geschäfftig/ erstlich das Wachs/ welcher ihr Hauß und Wohnung/ und dann den Honig zu machen. Das Wachs richten sie zu von allerley Blumen/ und Blüte der Bäume/ den Safft damit sie ihre Zellen bekleiden/ nehmen sie von allerhand trieffenden Bäumen/ als von den Tannen/ und andren/ so Safft / Gummi und Hartz von sich geben; Hiermit bestreichen sie den gantzen Bienenkorb / und damit das Gewürme nicht durchdringen/ und sich daran machen möge / vermischen sie solches mit andren bittern Materien: Folgends mache sie ihre Schlupflöcher/ so vornen weiter/ und hinten etwas enger sind. Sie suchen ihre Nahrung über 60. Schritte von ihren Körben/ wann die nächst dabeystehende Blumen außgesogen/ senden sie gewisse Kundschaffter auß/ die ihnen andre Weyden außspähen. Sie können den bevorstehenden Regen riechen/ und das vorhandene Ungewitter vorhero wissen/ und alsdann geben sie sich nicht hervor; Wann aber ein schöner Tag vorhanden/ sitzen sie bey dessen Anbrechen vor den Korblöchern/ und in dem einer unter ihnen/ mit 2. oder 3. andren ein Gebrum machen/ gleich als ob sie einen Auffzug bliesen/ rüsten sie sich einträchtig mit einander zur Arbeit/ fliegen einmütig auß/ und bringen/ was sie auß den Blumen gesogen/ wieder in den Stock/ theils mit Wachs an den Füssen/ theils mit Wasser in dem Mund/ versehen/ andre haben feuchte Tropffen an ihrem rauhen Leibe/ die daran hangen blieben. Sie haben ihre unterscheidliche und ordentliche Verrichtungen in dem Korb/ die Jungen führen ein/ die Alten arbeiten außwendig/ vier oder fünff warten auff / die jenige/ so etwas einbringen/ ihrer Bürde zu entledigen / nemblich im Anfang mit geschaffen worden: Einige sagen/ daß sie vermittelst eines früchtbahren Samens durch Vermischung deß Weibleins und Männleins (welches von jenem an Grösse übertroffen wird) Mund an Mund haltend sich vermehren: Andre geben vor/ daß sie einige Körnlein gewissen Samens in den Bienenkörben zusammen bringen/ welches der König als ihrer aller Mutter außbrütet. Die tapfferste/ gelehrteste/ tieffinnigste/ und außgeübteste Gemühter sind viel zu thumb und unverständig/ die Arbeit/ Policey und Regierung der Bienen zu ergründen: In dem Herbst verbersie sich/ und geben sich nicht wieder hervor/ biß zu Anfang deß Frühlings/ fliegen auch/ ehedann die Bäume blühen/ und die Blumen sich hervor thun/ nicht auß/ und wann ihnen der Regen und Ungewitter nicht hinderlich/ sind sie täglich mit Außfliegen und Eintragen geschäfftig/ erstlich das Wachs/ welcher ihr Hauß und Wohnung/ und dann den Honig zu machen. Das Wachs richten sie zu von allerley Blumen/ und Blüte der Bäume/ den Safft damit sie ihre Zellen bekleiden/ nehmen sie von allerhand trieffenden Bäumen/ als von den Tannen/ und andren/ so Safft / Gummi und Hartz von sich geben; Hiermit bestreichen sie den gantzen Bienenkorb / und damit das Gewürme nicht durchdringen/ und sich daran machen möge / vermischen sie solches mit andren bittern Materien: Folgends machë sie ihre Schlupflöcher/ so vornen weiter/ und hinten etwas enger sind. Sie suchen ihre Nahrung über 60. Schritte von ihren Körben/ wann die nächst dabeystehende Blumen außgesogen/ senden sie gewisse Kundschaffter auß/ die ihnen andre Weyden außspähen. Sie können den bevorstehenden Regen riechen/ und das vorhandene Ungewitter vorhero wissen/ und alsdann geben sie sich nicht hervor; Wann aber ein schöner Tag vorhanden/ sitzen sie bey dessen Anbrechen vor den Korblöchern/ und in dem einer unter ihnen/ mit 2. oder 3. andren ein Gebrum machen/ gleich als ob sie einen Auffzug bliesen/ rüsten sie sich einträchtig mit einander zur Arbeit/ fliegen einmütig auß/ und bringen/ was sie auß den Blumen gesogen/ wieder in den Stock/ theils mit Wachs an den Füssen/ theils mit Wasser in dem Mund/ versehen/ andre haben feuchte Tropffen an ihrem rauhen Leibe/ die daran hangen blieben. Sie haben ihre unterscheidliche und ordentliche Verrichtungen in dem Korb/ die Jungen führen ein/ die Alten arbeiten außwendig/ vier oder fünff warten auff / die jenige/ so etwas einbringen/ ihrer Bürde zu entledigen / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0133" n="129"/> nemblich im Anfang mit geschaffen worden: Einige sagen/ daß sie vermittelst eines früchtbahren Samens durch Vermischung deß Weibleins und Männleins (welches von jenem an Grösse übertroffen wird) Mund an Mund haltend sich vermehren: Andre geben vor/ daß sie einige Körnlein gewissen Samens in den Bienenkörben zusammen bringen/ welches der König als ihrer aller Mutter außbrütet. Die tapfferste/ gelehrteste/ tieffinnigste/ und außgeübteste Gemühter sind viel zu thumb und unverständig/ die Arbeit/ Policey und Regierung der Bienen zu ergründen: In dem Herbst verbersie sich/ und geben sich nicht wieder hervor/ biß zu Anfang deß Frühlings/ fliegen auch/ ehedann die Bäume blühen/ und die Blumen sich hervor thun/ nicht auß/ und wann ihnen der Regen und Ungewitter nicht hinderlich/ sind sie täglich mit Außfliegen und Eintragen geschäfftig/ erstlich das Wachs/ welcher ihr Hauß und Wohnung/ und dann den Honig zu machen. Das Wachs richten sie zu von allerley Blumen/ und Blüte der Bäume/ den Safft damit sie ihre Zellen bekleiden/ nehmen sie von allerhand trieffenden Bäumen/ als von den Tannen/ und andren/ so Safft / Gummi und Hartz von sich geben; Hiermit bestreichen sie den gantzen Bienenkorb / und damit das Gewürme nicht durchdringen/ und sich daran machen möge / vermischen sie solches mit andren bittern Materien: Folgends machë sie ihre Schlupflöcher/ so vornen weiter/ und hinten etwas enger sind.</p> <p>Sie suchen ihre Nahrung über 60. Schritte von ihren Körben/ wann die nächst dabeystehende Blumen außgesogen/ senden sie gewisse Kundschaffter auß/ die ihnen andre Weyden außspähen. Sie können den bevorstehenden Regen riechen/ und das vorhandene Ungewitter vorhero wissen/ und alsdann geben sie sich nicht hervor; Wann aber ein schöner Tag vorhanden/ sitzen sie bey dessen Anbrechen vor den Korblöchern/ und in dem einer unter ihnen/ mit 2. oder 3. andren ein Gebrum machen/ gleich als ob sie einen Auffzug bliesen/ rüsten sie sich einträchtig mit einander zur Arbeit/ fliegen einmütig auß/ und bringen/ was sie auß den Blumen gesogen/ wieder in den Stock/ theils mit Wachs an den Füssen/ theils mit Wasser in dem Mund/ versehen/ andre haben feuchte Tropffen an ihrem rauhen Leibe/ die daran hangen blieben.</p> <p>Sie haben ihre unterscheidliche und ordentliche Verrichtungen in dem Korb/ die Jungen führen ein/ die Alten arbeiten außwendig/ vier oder fünff warten auff / die jenige/ so etwas einbringen/ ihrer Bürde zu entledigen / </p> </div> </body> </text> </TEI> [129/0133]
nemblich im Anfang mit geschaffen worden: Einige sagen/ daß sie vermittelst eines früchtbahren Samens durch Vermischung deß Weibleins und Männleins (welches von jenem an Grösse übertroffen wird) Mund an Mund haltend sich vermehren: Andre geben vor/ daß sie einige Körnlein gewissen Samens in den Bienenkörben zusammen bringen/ welches der König als ihrer aller Mutter außbrütet. Die tapfferste/ gelehrteste/ tieffinnigste/ und außgeübteste Gemühter sind viel zu thumb und unverständig/ die Arbeit/ Policey und Regierung der Bienen zu ergründen: In dem Herbst verbersie sich/ und geben sich nicht wieder hervor/ biß zu Anfang deß Frühlings/ fliegen auch/ ehedann die Bäume blühen/ und die Blumen sich hervor thun/ nicht auß/ und wann ihnen der Regen und Ungewitter nicht hinderlich/ sind sie täglich mit Außfliegen und Eintragen geschäfftig/ erstlich das Wachs/ welcher ihr Hauß und Wohnung/ und dann den Honig zu machen. Das Wachs richten sie zu von allerley Blumen/ und Blüte der Bäume/ den Safft damit sie ihre Zellen bekleiden/ nehmen sie von allerhand trieffenden Bäumen/ als von den Tannen/ und andren/ so Safft / Gummi und Hartz von sich geben; Hiermit bestreichen sie den gantzen Bienenkorb / und damit das Gewürme nicht durchdringen/ und sich daran machen möge / vermischen sie solches mit andren bittern Materien: Folgends machë sie ihre Schlupflöcher/ so vornen weiter/ und hinten etwas enger sind.
Sie suchen ihre Nahrung über 60. Schritte von ihren Körben/ wann die nächst dabeystehende Blumen außgesogen/ senden sie gewisse Kundschaffter auß/ die ihnen andre Weyden außspähen. Sie können den bevorstehenden Regen riechen/ und das vorhandene Ungewitter vorhero wissen/ und alsdann geben sie sich nicht hervor; Wann aber ein schöner Tag vorhanden/ sitzen sie bey dessen Anbrechen vor den Korblöchern/ und in dem einer unter ihnen/ mit 2. oder 3. andren ein Gebrum machen/ gleich als ob sie einen Auffzug bliesen/ rüsten sie sich einträchtig mit einander zur Arbeit/ fliegen einmütig auß/ und bringen/ was sie auß den Blumen gesogen/ wieder in den Stock/ theils mit Wachs an den Füssen/ theils mit Wasser in dem Mund/ versehen/ andre haben feuchte Tropffen an ihrem rauhen Leibe/ die daran hangen blieben.
Sie haben ihre unterscheidliche und ordentliche Verrichtungen in dem Korb/ die Jungen führen ein/ die Alten arbeiten außwendig/ vier oder fünff warten auff / die jenige/ so etwas einbringen/ ihrer Bürde zu entledigen /
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/133>, abgerufen am 16.07.2024. |