Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

Scheuren/ Sollern oder Kornboden und Heusern: Sie haben ein langes Maul/ scharffe Ohren/ an den Seiten und auff den Rücken sind sie Aschgrau/ es sind auch einige gefangen worden/ so am Bauch roth waren.

Ihre Speyse ist Brodt/ Korn/ Eycheln/ Nüsse und Äpffel/ welches etliche vermeinen/ vorgebend/ daß sie selbe nur außholen/ und die Kerne drauß fressen.

Linschott berichtet/ daß in Indien viel Ratzen sich finden/ in Grösse wie ein Spanfercken/ wider welche sich die Katzen nicht dörffen wagen. Sie graben gantze Häuser von ferne umb.

Noch/ spricht er/ gibt es kleine Ratzen/ von rother Farbe/ so allzeit nach Bisem riechen.

Diese Bisem-Ratze/ Mussacus genannt/ wird auch in Virginien gefunden/ und kompt an Grösse mit der Wasser-Ratzen über ein.

In Holland/ Friesland/ und andren niedrigen Landen/ gibt es Wasser-Ratzen / welche im Wasser schwimmen/ und offtmals von den grossen Hechten verschlungen werden.

Von den Mäusen.

ES ist unnöhtig/ die Gestalt und Beschaffenheit der Mäuse zu beschreiben/ weil solche ohne das jederman genugsam bekant.

Sie fressen Korn/ Brodt/ Erbsen und Fleisch: Auch wohl zu zeiten Zwibeln und Knoblauch/ und das beste auß den Käsen. Sie sauffen auch Wein/ und lecken Öhl: in Zeit des Hungers wüten sie wider einander.

Die Weiblein/ werden/ nach Plinii Außsage/ bißweilen allein vom Saltzlecken trächtig/ und solches daher/ weil ihre Züchtung in Lecken bestehet: Gleichwohl ist gewiß/ daß sie sich vermischen/ und viel Jungen auff eine Zeit werffen.

Man sagt/ das wohl eher 120. Jungen von einer Mauß herkommen sind.

Es haben die Mäuse/ durch Gottesverhengnis/ einen Bischoff zu Mayntz Alatto genant/ lebendig angegriffen und ob er auff einen in den Rheinstehenden Thurn geflohen/ sind sie doch durch den Rhein geschwummen/ und ihn lebendig verzehret: Es hatte dieser Bischoff im Jahr 914. bey grosser Theurung und Hungers-Noht eine Mänge[unleserliches Material] armer Leuthe/ so grossen Mangel an Getrande hatten / und Hunger litten[unleserliches Material]in eine Scheuer eingesperret/ selbe an/ allen vier Ecken anzünden/ und also lebendig verbrennen lassen/ und dabey gesagt: Sie wären den Mäusen gleich/ welche nirgend zu tüchtig wären/ als das Getrande zu verderben: Weßwegen ihme auß gerechtem Urtheil Gottes solches begegnet.

Scheuren/ Sollern oder Kornboden und Heusern: Sie haben ein langes Maul/ scharffe Ohren/ an den Seiten und auff den Rücken sind sie Aschgrau/ es sind auch einige gefangen worden/ so am Bauch roth waren.

Ihre Speyse ist Brodt/ Korn/ Eycheln/ Nüsse und Äpffel/ welches etliche vermeinen/ vorgebend/ daß sie selbe nur außholen/ und die Kerne drauß fressen.

Linschott berichtet/ daß in Indien viel Ratzen sich finden/ in Grösse wie ein Spanfercken/ wider welche sich die Katzen nicht dörffen wagen. Sie graben gantze Häuser von ferne umb.

Noch/ spricht er/ gibt es kleine Ratzen/ von rother Farbe/ so allzeit nach Bisem riechen.

Diese Bisem-Ratze/ Mussacus genannt/ wird auch in Virginien gefunden/ und kompt an Grösse mit der Wasser-Ratzen über ein.

In Holland/ Friesland/ und andren niedrigen Landen/ gibt es Wasser-Ratzen / welche im Wasser schwimmen/ und offtmals von den grossen Hechten verschlungen werden.

Von den Mäusen.

ES ist unnöhtig/ die Gestalt und Beschaffenheit der Mäuse zu beschreiben/ weil solche ohne das jederman genugsam bekant.

Sie fressen Korn/ Brodt/ Erbsen und Fleisch: Auch wohl zu zeiten Zwibeln und Knoblauch/ und das beste auß den Käsen. Sie sauffen auch Wein/ und lecken Öhl: in Zeit des Hungers wüten sie wider einander.

Die Weiblein/ werden/ nach Plinii Außsage/ bißweilen allein vom Saltzlecken trächtig/ und solches daher/ weil ihre Züchtung in Lecken bestehet: Gleichwohl ist gewiß/ daß sie sich vermischen/ und viel Jungen auff eine Zeit werffen.

Man sagt/ das wohl eher 120. Jungen von einer Mauß herkommen sind.

Es haben die Mäuse/ durch Gottesverhengnis/ einen Bischoff zu Mayntz Alatto genant/ lebendig angegriffen und ob er auff einen in den Rheinstehenden Thurn geflohen/ sind sie doch durch den Rhein geschwummen/ und ihn lebendig verzehret: Es hatte dieser Bischoff im Jahr 914. bey grosser Theurung und Hungers-Noht eine Mänge[unleserliches Material] armer Leuthe/ so grossen Mangel an Getrande hatten / und Hunger litten[unleserliches Material]in eine Scheuer eingesperret/ selbe an/ allen vier Ecken anzünden/ und also lebendig verbrennen lassen/ und dabey gesagt: Sie wären den Mäusen gleich/ welche nirgend zu tüchtig wären/ als das Getrande zu verderben: Weßwegen ihme auß gerechtem Urtheil Gottes solches begegnet.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0117" n="113"/>
Scheuren/ Sollern oder Kornboden                      und Heusern: Sie haben ein langes Maul/ scharffe Ohren/ an den Seiten und auff                      den Rücken sind sie Aschgrau/ es sind auch einige gefangen worden/ so am Bauch                      roth waren.</p>
        <p>Ihre Speyse ist Brodt/ Korn/ Eycheln/ Nüsse und Äpffel/ welches etliche                      vermeinen/ vorgebend/ daß sie selbe nur außholen/ und die Kerne drauß                      fressen.</p>
        <p>Linschott berichtet/ daß in Indien viel Ratzen sich finden/ in Grösse wie ein                      Spanfercken/ wider welche sich die Katzen nicht dörffen wagen. Sie graben                      gantze Häuser von ferne umb.</p>
        <p>Noch/ spricht er/ gibt es kleine Ratzen/ von rother Farbe/ so allzeit nach                      Bisem riechen.</p>
        <p>Diese Bisem-Ratze/ Mussacus genannt/ wird auch in Virginien gefunden/ und                      kompt an Grösse mit der Wasser-Ratzen über ein.</p>
        <p>In Holland/ Friesland/ und andren niedrigen Landen/ gibt es Wasser-Ratzen /                      welche im Wasser schwimmen/ und offtmals von den grossen Hechten verschlungen                      werden.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Von den Mäusen.</head>
        <p>ES ist unnöhtig/ die Gestalt und Beschaffenheit der Mäuse zu beschreiben/ weil                      solche ohne das jederman genugsam bekant.</p>
        <p>Sie fressen Korn/ Brodt/ Erbsen und Fleisch: Auch wohl zu zeiten Zwibeln und                      Knoblauch/ und das beste auß den Käsen. Sie sauffen auch Wein/ und lecken Öhl:                      in Zeit des Hungers wüten sie wider einander.</p>
        <p>Die Weiblein/ werden/ nach Plinii Außsage/ bißweilen allein vom Saltzlecken                      trächtig/ und solches daher/ weil ihre Züchtung in Lecken bestehet: Gleichwohl                      ist gewiß/ daß sie sich vermischen/ und viel Jungen auff eine Zeit                      werffen.</p>
        <p>Man sagt/ das wohl eher 120. Jungen von einer Mauß herkommen sind.</p>
        <p>Es haben die Mäuse/ durch Gottesverhengnis/ einen Bischoff zu Mayntz Alatto genant/ lebendig angegriffen und ob er auff einen in den Rheinstehenden Thurn geflohen/ sind sie doch durch den Rhein geschwummen/ und ihn lebendig verzehret: Es hatte dieser Bischoff im Jahr 914. bey grosser Theurung und Hungers-Noht eine Mänge<gap reason="illegible"/> armer Leuthe/ so grossen Mangel an Getrande hatten / und Hunger litten<gap reason="illegible"/>in eine Scheuer eingesperret/ selbe an/ allen vier Ecken anzünden/ und also lebendig verbrennen lassen/ und dabey gesagt: Sie wären den Mäusen gleich/ welche nirgend zu tüchtig wären/ als das Getrande zu verderben: Weßwegen ihme auß gerechtem Urtheil Gottes solches begegnet.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0117] Scheuren/ Sollern oder Kornboden und Heusern: Sie haben ein langes Maul/ scharffe Ohren/ an den Seiten und auff den Rücken sind sie Aschgrau/ es sind auch einige gefangen worden/ so am Bauch roth waren. Ihre Speyse ist Brodt/ Korn/ Eycheln/ Nüsse und Äpffel/ welches etliche vermeinen/ vorgebend/ daß sie selbe nur außholen/ und die Kerne drauß fressen. Linschott berichtet/ daß in Indien viel Ratzen sich finden/ in Grösse wie ein Spanfercken/ wider welche sich die Katzen nicht dörffen wagen. Sie graben gantze Häuser von ferne umb. Noch/ spricht er/ gibt es kleine Ratzen/ von rother Farbe/ so allzeit nach Bisem riechen. Diese Bisem-Ratze/ Mussacus genannt/ wird auch in Virginien gefunden/ und kompt an Grösse mit der Wasser-Ratzen über ein. In Holland/ Friesland/ und andren niedrigen Landen/ gibt es Wasser-Ratzen / welche im Wasser schwimmen/ und offtmals von den grossen Hechten verschlungen werden. Von den Mäusen. ES ist unnöhtig/ die Gestalt und Beschaffenheit der Mäuse zu beschreiben/ weil solche ohne das jederman genugsam bekant. Sie fressen Korn/ Brodt/ Erbsen und Fleisch: Auch wohl zu zeiten Zwibeln und Knoblauch/ und das beste auß den Käsen. Sie sauffen auch Wein/ und lecken Öhl: in Zeit des Hungers wüten sie wider einander. Die Weiblein/ werden/ nach Plinii Außsage/ bißweilen allein vom Saltzlecken trächtig/ und solches daher/ weil ihre Züchtung in Lecken bestehet: Gleichwohl ist gewiß/ daß sie sich vermischen/ und viel Jungen auff eine Zeit werffen. Man sagt/ das wohl eher 120. Jungen von einer Mauß herkommen sind. Es haben die Mäuse/ durch Gottesverhengnis/ einen Bischoff zu Mayntz Alatto genant/ lebendig angegriffen und ob er auff einen in den Rheinstehenden Thurn geflohen/ sind sie doch durch den Rhein geschwummen/ und ihn lebendig verzehret: Es hatte dieser Bischoff im Jahr 914. bey grosser Theurung und Hungers-Noht eine Mänge_ armer Leuthe/ so grossen Mangel an Getrande hatten / und Hunger litten_ in eine Scheuer eingesperret/ selbe an/ allen vier Ecken anzünden/ und also lebendig verbrennen lassen/ und dabey gesagt: Sie wären den Mäusen gleich/ welche nirgend zu tüchtig wären/ als das Getrande zu verderben: Weßwegen ihme auß gerechtem Urtheil Gottes solches begegnet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/117
Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/117>, abgerufen am 18.05.2024.