Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.und behende/ rein und empfindlich von Leibe. Der Ameysen-Fresser ist ein Thier in Brasilien, wunderlich anzusehen/ mit einem seltsamen Kopff/ ist etwa so groß als ein Hund/ hat einen langen harigen Schweiff/ womit es den gantzen Leib bedecket/ der Kopff ist klein/ das Maul aber wohl einen Fuß lang/ unten und oben beynahe gleich dick/ fast rund/ wie ein Stock/ woran solch ein klein/ und enges Löchlein/ daß man kaum einen Finger dar ein stecken kan/ darin hat es eine lange runde Zunge in Gestalt eines Regen-Wurmes/ so dick als eine grobe Baß-geigen Seite/ seine Nahrung sind Ameysen/ dann es weiß seine lange Zunge in ihre Hauffen oder Neste zu stecken/ welche sich dann darauff setzen/ und allemahl durch ohnversehens einziehen der Jungen von Ihme verschlungen werden: dahero er den Nahmen einen Ameysen-Fressers bekommen. Von Affen und Meer-Katzen. ES ist unter allen unvernünfftigen Thieren keines zufinden/ welches an Gestalt dem Menschen so nahe kompt/ als der Affe: Es gibt derselben mancherley Gattungen/ und werden vornemlich bey ihre Schwantz unterschieden. Sie sind einer solchen Eygenschafft/ behend und geschicklichkeit/ daß sie alles was sie die Menschen thun sehen/ nachaffen können. Dannenhero wann die Jäger sie zufangen außgehen/ nehmen sie/ wie Albertus uns berichtet: eine zimliche Anzahl Schuhe mit sich/ die zihen sie offt an und wieder ab/ endlich binden sie ein paar Schuhe/ so ihnen wohl gerecht/ feste zu und gehen davon. Der Affe/ welcher hier oder dort auff einem Baum oder Hügel gesessen/ und solches von ferne angeschauet/ macht es nach/ ziehet auch 1. paar Schuh an / und bindet sie starck zu: Wann dann der Jäger sich hervor thut/ ist der Affe in den Schuhen verstricket/ und im Lauffen und Klettern behindert/ wird also ertappet/ eingeholet und gefangen: Massen ihnen alsdann mit den grossen Schuhen zu lauffen und zu steigen nicht müglich. Noch weiß der Jäger dieses Thier auff eine andre Weise durch diß nachaffen zu fangen: Dann er nimbt einen Topff mit Vogelleim/ setzet sich dabey nieder/ und beschmieret sich (dem Ansesehen nach) damit über das gantze Angesicht/ sobald er hinweg/ kompt der Affe/ und machet nach/ was er den Jägern thun sehen / beschmieret seinen Kopff damit über und über/ davon backen ihme die Augen zu / und wird also gefangen. und behende/ rein und empfindlich von Leibe. Der Ameysen-Fresser ist ein Thier in Brasilien, wunderlich anzusehen/ mit einem seltsamen Kopff/ ist etwa so groß als ein Hund/ hat einen langen harigen Schweiff/ womit es den gantzen Leib bedecket/ der Kopff ist klein/ das Maul aber wohl einen Fuß lang/ unten und oben beynahe gleich dick/ fast rund/ wie ein Stock/ woran solch ein klein/ und enges Löchlein/ daß man kaum einen Finger dar ein stecken kan/ darin hat es eine lange runde Zunge in Gestalt eines Regen-Wurmes/ so dick als eine grobe Baß-geigen Seite/ seine Nahrung sind Ameysen/ dann es weiß seine lange Zunge in ihre Hauffen oder Neste zu stecken/ welche sich dann darauff setzen/ und allemahl durch ohnversehens einziehen der Jungen von Ihme verschlungen werden: dahero er den Nahmen einen Ameysen-Fressers bekommen. Von Affen und Meer-Katzen. ES ist unter allen unvernünfftigen Thieren keines zufinden/ welches an Gestalt dem Menschen so nahe kompt/ als der Affe: Es gibt derselben mancherley Gattungen/ und werden vornemlich bey ihrë Schwantz unterschieden. Sie sind einer solchen Eygenschafft/ behend und geschicklichkeit/ daß sie alles was sie die Menschen thun sehen/ nachaffen können. Dannenhero wann die Jäger sie zufangen außgehen/ nehmen sie/ wie Albertus uns berichtet: eine zimliche Anzahl Schuhe mit sich/ die zihen sie offt an und wieder ab/ endlich binden sie ein paar Schuhe/ so ihnen wohl gerecht/ feste zu und gehen davon. Der Affe/ welcher hier oder dort auff einem Baum oder Hügel gesessen/ und solches von ferne angeschauet/ macht es nach/ ziehet auch 1. paar Schuh an / und bindet sie starck zu: Wann dann der Jäger sich hervor thut/ ist der Affe in den Schuhen verstricket/ und im Lauffen und Klettern behindert/ wird also ertappet/ eingeholet und gefangen: Massen ihnen alsdann mit den grossen Schuhen zu lauffen und zu steigen nicht müglich. Noch weiß der Jäger dieses Thier auff eine andre Weise durch diß nachaffen zu fangen: Dann er nimbt einen Topff mit Vogelleim/ setzet sich dabey nieder/ und beschmieret sich (dem Ansesehen nach) damit über das gantze Angesicht/ sobald er hinweg/ kompt der Affe/ und machet nach/ was er den Jägern thun sehen / beschmieret seinen Kopff damit über und über/ davon backen ihme die Augen zu / und wird also gefangen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0101" n="97"/> und behende/ rein und empfindlich von Leibe.</p> <p>Der Ameysen-Fresser ist ein Thier in Brasilien, wunderlich anzusehen/ mit einem seltsamen Kopff/ ist etwa so groß als ein Hund/ hat einen langen harigen Schweiff/ womit es den gantzen Leib bedecket/ der Kopff ist klein/ das Maul aber wohl einen Fuß lang/ unten und oben beynahe gleich dick/ fast rund/ wie ein Stock/ woran solch ein klein/ und enges Löchlein/ daß man kaum einen Finger dar ein stecken kan/ darin hat es eine lange runde Zunge in Gestalt eines Regen-Wurmes/ so dick als eine grobe Baß-geigen Seite/ seine Nahrung sind Ameysen/ dann es weiß seine lange Zunge in ihre Hauffen oder Neste zu stecken/ welche sich dann darauff setzen/ und allemahl durch ohnversehens einziehen der Jungen von Ihme verschlungen werden: dahero er den Nahmen einen Ameysen-Fressers bekommen.</p> </div> <div> <head>Von Affen und Meer-Katzen.</head> <p>ES ist unter allen unvernünfftigen Thieren keines zufinden/ welches an Gestalt dem Menschen so nahe kompt/ als der Affe: Es gibt derselben mancherley Gattungen/ und werden vornemlich bey ihrë Schwantz unterschieden.</p> <p>Sie sind einer solchen Eygenschafft/ behend und geschicklichkeit/ daß sie alles was sie die Menschen thun sehen/ nachaffen können.</p> <p>Dannenhero wann die Jäger sie zufangen außgehen/ nehmen sie/ wie Albertus uns berichtet: eine zimliche Anzahl Schuhe mit sich/ die zihen sie offt an und wieder ab/ endlich binden sie ein paar Schuhe/ so ihnen wohl gerecht/ feste zu und gehen davon.</p> <p>Der Affe/ welcher hier oder dort auff einem Baum oder Hügel gesessen/ und solches von ferne angeschauet/ macht es nach/ ziehet auch 1. paar Schuh an / und bindet sie starck zu: Wann dann der Jäger sich hervor thut/ ist der Affe in den Schuhen verstricket/ und im Lauffen und Klettern behindert/ wird also ertappet/ eingeholet und gefangen: Massen ihnen alsdann mit den grossen Schuhen zu lauffen und zu steigen nicht müglich.</p> <p>Noch weiß der Jäger dieses Thier auff eine andre Weise durch diß nachaffen zu fangen: Dann er nimbt einen Topff mit Vogelleim/ setzet sich dabey nieder/ und beschmieret sich (dem Ansesehen nach) damit über das gantze Angesicht/ sobald er hinweg/ kompt der Affe/ und machet nach/ was er den Jägern thun sehen / beschmieret seinen Kopff damit über und über/ davon backen ihme die Augen zu / und wird also gefangen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [97/0101]
und behende/ rein und empfindlich von Leibe.
Der Ameysen-Fresser ist ein Thier in Brasilien, wunderlich anzusehen/ mit einem seltsamen Kopff/ ist etwa so groß als ein Hund/ hat einen langen harigen Schweiff/ womit es den gantzen Leib bedecket/ der Kopff ist klein/ das Maul aber wohl einen Fuß lang/ unten und oben beynahe gleich dick/ fast rund/ wie ein Stock/ woran solch ein klein/ und enges Löchlein/ daß man kaum einen Finger dar ein stecken kan/ darin hat es eine lange runde Zunge in Gestalt eines Regen-Wurmes/ so dick als eine grobe Baß-geigen Seite/ seine Nahrung sind Ameysen/ dann es weiß seine lange Zunge in ihre Hauffen oder Neste zu stecken/ welche sich dann darauff setzen/ und allemahl durch ohnversehens einziehen der Jungen von Ihme verschlungen werden: dahero er den Nahmen einen Ameysen-Fressers bekommen.
Von Affen und Meer-Katzen. ES ist unter allen unvernünfftigen Thieren keines zufinden/ welches an Gestalt dem Menschen so nahe kompt/ als der Affe: Es gibt derselben mancherley Gattungen/ und werden vornemlich bey ihrë Schwantz unterschieden.
Sie sind einer solchen Eygenschafft/ behend und geschicklichkeit/ daß sie alles was sie die Menschen thun sehen/ nachaffen können.
Dannenhero wann die Jäger sie zufangen außgehen/ nehmen sie/ wie Albertus uns berichtet: eine zimliche Anzahl Schuhe mit sich/ die zihen sie offt an und wieder ab/ endlich binden sie ein paar Schuhe/ so ihnen wohl gerecht/ feste zu und gehen davon.
Der Affe/ welcher hier oder dort auff einem Baum oder Hügel gesessen/ und solches von ferne angeschauet/ macht es nach/ ziehet auch 1. paar Schuh an / und bindet sie starck zu: Wann dann der Jäger sich hervor thut/ ist der Affe in den Schuhen verstricket/ und im Lauffen und Klettern behindert/ wird also ertappet/ eingeholet und gefangen: Massen ihnen alsdann mit den grossen Schuhen zu lauffen und zu steigen nicht müglich.
Noch weiß der Jäger dieses Thier auff eine andre Weise durch diß nachaffen zu fangen: Dann er nimbt einen Topff mit Vogelleim/ setzet sich dabey nieder/ und beschmieret sich (dem Ansesehen nach) damit über das gantze Angesicht/ sobald er hinweg/ kompt der Affe/ und machet nach/ was er den Jägern thun sehen / beschmieret seinen Kopff damit über und über/ davon backen ihme die Augen zu / und wird also gefangen.
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/101>, abgerufen am 16.07.2024. |