zeugt unzählige schöne und wunderliche Fi¬ guren, giebt die Farben, das Licht und den Schatten, und so kann eine geübte Hand, ein richtiges Auge, und die Kenntniß von der Bereitung und Vermischung der Farben, die Natur auf das vollkommenste nachahmen. Wie natürlich ist daher auch die Wirkung dieser Künste, das Wohlgefallen an ihren Werken, zu begreifen. Der Gesang der Nachtigall, das Sausen des Windes, und die herrlichen Lichter, Farben und Gestalten gefallen uns, weil sie unsere Sinne ange¬ nehm beschäftigen; und da unsere Sinne da¬ zu von der Natur, die auch jenes hervor¬ bringt, so eingerichtet sind, so muß uns auch die künstliche Nachahmung der Natur gefal¬ len. Die Natur will selbst auch einen Ge¬ nuß von ihrer großen Künstlichkeit haben, und darum hat sie sich in Menschen verwan¬ delt, wo sie nun selber sich über ihre Herr¬
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zeugt unzählige ſchöne und wunderliche Fi¬ guren, giebt die Farben, das Licht und den Schatten, und ſo kann eine geübte Hand, ein richtiges Auge, und die Kenntniß von der Bereitung und Vermiſchung der Farben, die Natur auf das vollkommenſte nachahmen. Wie natürlich iſt daher auch die Wirkung dieſer Künſte, das Wohlgefallen an ihren Werken, zu begreifen. Der Geſang der Nachtigall, das Sauſen des Windes, und die herrlichen Lichter, Farben und Geſtalten gefallen uns, weil ſie unſere Sinne ange¬ nehm beſchäftigen; und da unſere Sinne da¬ zu von der Natur, die auch jenes hervor¬ bringt, ſo eingerichtet ſind, ſo muß uns auch die künſtliche Nachahmung der Natur gefal¬ len. Die Natur will ſelbſt auch einen Ge¬ nuß von ihrer großen Künſtlichkeit haben, und darum hat ſie ſich in Menſchen verwan¬ delt, wo ſie nun ſelber ſich über ihre Herr¬
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zeugt unzählige ſchöne und wunderliche Fi¬
guren, giebt die Farben, das Licht und den
Schatten, und ſo kann eine geübte Hand,
ein richtiges Auge, und die Kenntniß von der
Bereitung und Vermiſchung der Farben, die
Natur auf das vollkommenſte nachahmen.
Wie natürlich iſt daher auch die Wirkung
dieſer Künſte, das Wohlgefallen an ihren
Werken, zu begreifen. Der Geſang der
Nachtigall, das Sauſen des Windes, und
die herrlichen Lichter, Farben und Geſtalten
gefallen uns, weil ſie unſere Sinne ange¬
nehm beſchäftigen; und da unſere Sinne da¬
zu von der Natur, die auch jenes hervor¬
bringt, ſo eingerichtet ſind, ſo muß uns auch
die künſtliche Nachahmung der Natur gefal¬
len. Die Natur will ſelbſt auch einen Ge¬
nuß von ihrer großen Künſtlichkeit haben,
und darum hat ſie ſich in Menſchen verwan¬
delt, wo ſie nun ſelber ſich über ihre Herr¬
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/57>, abgerufen am 23.11.2024.
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