derbaren Kunst machen, und doch habe ich eine große Sehnsucht davon zu hören. Es ist mir, als würde ich manches besser ver¬ stehen, was jetzt nur dunkle Ahndung in mir ist. Von Gedichten ist oft erzählt worden, aber nie habe ich eins zu sehen bekommen, und mein Lehrer hat nie Gelegenheit gehabt Kenntnisse von dieser Kunst einzuziehn. Al¬ les, was er mir davon gesagt, habe ich nicht deutlich begreifen können. Doch meynte er immer, es sey eine edle Kunst, der ich mich ganz ergeben würde, wenn ich sie einmal kennen lernte. In alten Zeiten sey sie weit gemeiner gewesen, und habe jedermann einige Wissenschaft davon gehabt, jedoch Einer vor dem Andern. Sie sey noch mit andern ver¬ lohrengegangenen herrlichen Künsten verschwi¬ stert gewesen. Die Sänger hätte göttliche Gunst hoch geehrt, so daß sie begeistert durch unsichtbaren Umgang, himmlische Weisheit
derbaren Kunſt machen, und doch habe ich eine große Sehnſucht davon zu hören. Es iſt mir, als würde ich manches beſſer ver¬ ſtehen, was jetzt nur dunkle Ahndung in mir iſt. Von Gedichten iſt oft erzählt worden, aber nie habe ich eins zu ſehen bekommen, und mein Lehrer hat nie Gelegenheit gehabt Kenntniſſe von dieſer Kunſt einzuziehn. Al¬ les, was er mir davon geſagt, habe ich nicht deutlich begreifen können. Doch meynte er immer, es ſey eine edle Kunſt, der ich mich ganz ergeben würde, wenn ich ſie einmal kennen lernte. In alten Zeiten ſey ſie weit gemeiner geweſen, und habe jedermann einige Wiſſenſchaft davon gehabt, jedoch Einer vor dem Andern. Sie ſey noch mit andern ver¬ lohrengegangenen herrlichen Künſten verſchwi¬ ſtert geweſen. Die Sänger hätte göttliche Gunſt hoch geehrt, ſo daß ſie begeiſtert durch unſichtbaren Umgang, himmliſche Weisheit
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derbaren Kunſt machen, und doch habe
ich eine große Sehnſucht davon zu hören.
Es iſt mir, als würde ich manches beſſer ver¬
ſtehen, was jetzt nur dunkle Ahndung in mir
iſt. Von Gedichten iſt oft erzählt worden,
aber nie habe ich eins zu ſehen bekommen,
und mein Lehrer hat nie Gelegenheit gehabt
Kenntniſſe von dieſer Kunſt einzuziehn. Al¬
les, was er mir davon geſagt, habe ich nicht
deutlich begreifen können. Doch meynte er
immer, es ſey eine edle Kunſt, der ich mich
ganz ergeben würde, wenn ich ſie einmal
kennen lernte. In alten Zeiten ſey ſie weit
gemeiner geweſen, und habe jedermann einige
Wiſſenſchaft davon gehabt, jedoch Einer vor
dem Andern. Sie ſey noch mit andern ver¬
lohrengegangenen herrlichen Künſten verſchwi¬
ſtert geweſen. Die Sänger hätte göttliche
Gunſt hoch geehrt, ſo daß ſie begeiſtert durch
unſichtbaren Umgang, himmliſche Weisheit
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/55>, abgerufen am 22.11.2024.
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