Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.rührtem Herzen und einem stillen Gebete In wehmüthiger Stimmung verließ Hein¬ rührtem Herzen und einem ſtillen Gebete In wehmüthiger Stimmung verließ Hein¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0043" n="35"/> rührtem Herzen und einem ſtillen Gebete<lb/> entließ. Die Landgräfin war ſeine Pathin;<lb/> er war oft auf der Wartburg bey ihr ge¬<lb/> weſen. Auch jetzt beurlaubte er ſich bey ſei¬<lb/> ner Beſchützerin. die ihm gute Lehren und ei¬<lb/> ne goldene Halskette verehrte, und mit<lb/> freundlichen Äußerungen von ihm ſchied.</p><lb/> <p>In wehmüthiger Stimmung verließ Hein¬<lb/> rich ſeinen Vater und ſeine Geburtsſtadt.<lb/> Es ward ihm jetzt erſt deutlich, was Tren¬<lb/> nung ſey; die Vorſtellungen von der Reiſe<lb/> waren nicht von dem ſonderbaren Gefühle<lb/> begleitet geweſen, was er jetzt empfand, als<lb/> zuerſt ſeine bisherige Welt von ihm geriſſen<lb/> und er wie auf ein fremdes Ufer geſpült<lb/> ward. Unendlich iſt die jugendliche Trauer<lb/> bey dieſer erſten Erfahrung der Vergänglich¬<lb/> keit der irdiſchen Dinge, die dem unerfahr¬<lb/> nen Gemüth ſo nothwendig, und unentbehr¬<lb/> lich, ſo feſt verwachſen mit dem eigenthüm¬<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [35/0043]
rührtem Herzen und einem ſtillen Gebete
entließ. Die Landgräfin war ſeine Pathin;
er war oft auf der Wartburg bey ihr ge¬
weſen. Auch jetzt beurlaubte er ſich bey ſei¬
ner Beſchützerin. die ihm gute Lehren und ei¬
ne goldene Halskette verehrte, und mit
freundlichen Äußerungen von ihm ſchied.
In wehmüthiger Stimmung verließ Hein¬
rich ſeinen Vater und ſeine Geburtsſtadt.
Es ward ihm jetzt erſt deutlich, was Tren¬
nung ſey; die Vorſtellungen von der Reiſe
waren nicht von dem ſonderbaren Gefühle
begleitet geweſen, was er jetzt empfand, als
zuerſt ſeine bisherige Welt von ihm geriſſen
und er wie auf ein fremdes Ufer geſpült
ward. Unendlich iſt die jugendliche Trauer
bey dieſer erſten Erfahrung der Vergänglich¬
keit der irdiſchen Dinge, die dem unerfahr¬
nen Gemüth ſo nothwendig, und unentbehr¬
lich, ſo feſt verwachſen mit dem eigenthüm¬
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