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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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Du hast mehr Eltern.

Wo gehen wir denn hin?

Immer nach Hause.

Sie waren jezt auf einen geräumigen
Platz im Holze gekommen, auf welchem ei¬
nige verfallene Thürme hinter tiefen Gräben
standen. Junges Gebüsch schlang sich um
die alten Mauern, wie ein jugendlicher
Kranz um das Silberhaupt eines Greises.
Man sah in die Unermeßlichkeit der Zeiten,
und erblickte die weitesten Geschichten in
kleine glänzende Minuten zusammen gezo¬
gen, wenn man die grauen Steine, die blitz¬
ähnlichen Risse, und die hohen, schaurigen
Gestalten betrachtete. So zeigt uns der
Himmel unendliche Räume in dunkles Blau
gekleidet und wie milchfarbne Schimmer, so
unschuldig wie die Wangen eines Kindes,
die fernsten Heere seiner schweren ungeheu¬
ren Welten. Sie gingen durch einen alten

Du haſt mehr Eltern.

Wo gehen wir denn hin?

Immer nach Hauſe.

Sie waren jezt auf einen geräumigen
Platz im Holze gekommen, auf welchem ei¬
nige verfallene Thürme hinter tiefen Gräben
ſtanden. Junges Gebüſch ſchlang ſich um
die alten Mauern, wie ein jugendlicher
Kranz um das Silberhaupt eines Greiſes.
Man ſah in die Unermeßlichkeit der Zeiten,
und erblickte die weiteſten Geſchichten in
kleine glänzende Minuten zuſammen gezo¬
gen, wenn man die grauen Steine, die blitz¬
ähnlichen Riſſe, und die hohen, ſchaurigen
Geſtalten betrachtete. So zeigt uns der
Himmel unendliche Räume in dunkles Blau
gekleidet und wie milchfarbne Schimmer, ſo
unſchuldig wie die Wangen eines Kindes,
die fernſten Heere ſeiner ſchweren ungeheu¬
ren Welten. Sie gingen durch einen alten

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[23/0369] Du haſt mehr Eltern. Wo gehen wir denn hin? Immer nach Hauſe. Sie waren jezt auf einen geräumigen Platz im Holze gekommen, auf welchem ei¬ nige verfallene Thürme hinter tiefen Gräben ſtanden. Junges Gebüſch ſchlang ſich um die alten Mauern, wie ein jugendlicher Kranz um das Silberhaupt eines Greiſes. Man ſah in die Unermeßlichkeit der Zeiten, und erblickte die weiteſten Geſchichten in kleine glänzende Minuten zuſammen gezo¬ gen, wenn man die grauen Steine, die blitz¬ ähnlichen Riſſe, und die hohen, ſchaurigen Geſtalten betrachtete. So zeigt uns der Himmel unendliche Räume in dunkles Blau gekleidet und wie milchfarbne Schimmer, ſo unſchuldig wie die Wangen eines Kindes, die fernſten Heere ſeiner ſchweren ungeheu¬ ren Welten. Sie gingen durch einen alten

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/369>, abgerufen am 25.11.2024.