nen Wald emporstieg. Traurig sah sie gen Himmel, und freute sich, wie sie Sophieens blauen Schleyer erblickte, der wallend über der Erde schwebte, und auf ewig die unge¬ heure Gruft bedeckte. Die Sonne stand feuerroth vor Zorn am Himmel, die gewalti¬ ge Flamme sog an ihrem geraubten Lichte, und so heftig sie es auch an sich zu halten schien, so ward sie doch immer bleicher und fleckiger. Die Flamme ward weißer und mächtiger, je fahler die Sonne ward. Sie sog das Licht immer stärker in sich und bald war die Glorie um das Gestirn des Tages verzehrt und nur als eine matte, glänzende Scheibe stand es noch da, indem jede neue Regung des Neides und der Wuth den Aus¬ bruch der entfliehenden Lichtwellen vermehrte. Endlich war nichts von der Sonne mehr übrig, als eine schwarze ausgebrannte Schlacke, die herunter ins Meer fiel. Die
nen Wald emporſtieg. Traurig ſah ſie gen Himmel, und freute ſich, wie ſie Sophieens blauen Schleyer erblickte, der wallend über der Erde ſchwebte, und auf ewig die unge¬ heure Gruft bedeckte. Die Sonne ſtand feuerroth vor Zorn am Himmel, die gewalti¬ ge Flamme ſog an ihrem geraubten Lichte, und ſo heftig ſie es auch an ſich zu halten ſchien, ſo ward ſie doch immer bleicher und fleckiger. Die Flamme ward weißer und mächtiger, je fahler die Sonne ward. Sie ſog das Licht immer ſtärker in ſich und bald war die Glorie um das Geſtirn des Tages verzehrt und nur als eine matte, glänzende Scheibe ſtand es noch da, indem jede neue Regung des Neides und der Wuth den Aus¬ bruch der entfliehenden Lichtwellen vermehrte. Endlich war nichts von der Sonne mehr übrig, als eine ſchwarze ausgebrannte Schlacke, die herunter ins Meer fiel. Die
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nen Wald emporſtieg. Traurig ſah ſie gen
Himmel, und freute ſich, wie ſie Sophieens
blauen Schleyer erblickte, der wallend über
der Erde ſchwebte, und auf ewig die unge¬
heure Gruft bedeckte. Die Sonne ſtand
feuerroth vor Zorn am Himmel, die gewalti¬
ge Flamme ſog an ihrem geraubten Lichte,
und ſo heftig ſie es auch an ſich zu halten
ſchien, ſo ward ſie doch immer bleicher und
fleckiger. Die Flamme ward weißer und
mächtiger, je fahler die Sonne ward. Sie
ſog das Licht immer ſtärker in ſich und bald
war die Glorie um das Geſtirn des Tages
verzehrt und nur als eine matte, glänzende
Scheibe ſtand es noch da, indem jede neue
Regung des Neides und der Wuth den Aus¬
bruch der entfliehenden Lichtwellen vermehrte.
Endlich war nichts von der Sonne mehr
übrig, als eine ſchwarze ausgebrannte
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/323>, abgerufen am 25.11.2024.
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