Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

ter ähnlich sehn, und nach ihm genannt sind.
Geflügelt wie ihr Vater begleiten sie ihn be¬
ständig, und plagen die Armen, die sein Pfeil
trifft. Doch da kömmt der frölichen Zug.
Ich muß fort; lebe wohl, süßes Kind. Sei¬
ne
Nähe erregt meine Leidenschaft. Sey glück¬
lich in deinem Vorhaben. -- Eros zog wei¬
ter, ohne Gimnistan, die auf ihn zueilte, ei¬
nen zärtlichen Blick zu gönnen. Aber zu
Fabel wandte er sich freundlich, und seine
kleinen Begleiter tanzten fröhlich um sie her.
Fabel freute sich, ihren Milchbruder wieder
zu sehn, und sang zu ihrer Leyer ein munte¬
res Lied, Eros schien sich besinnen zu wol¬
len und ließ den Bogen fallen. Die Klei¬
nen entschliefen auf dem Rasen. Ginnistan
konnte ihn fassen, und er litt ihre zärtlichen
Liebkosungen. Endlich fing Eros auch an
zu nicken, schmiegte sich an Ginnistans
Schooß, und schlummerte ein, indem er seine

ter ähnlich ſehn, und nach ihm genannt ſind.
Geflügelt wie ihr Vater begleiten ſie ihn be¬
ſtändig, und plagen die Armen, die ſein Pfeil
trifft. Doch da kömmt der frölichen Zug.
Ich muß fort; lebe wohl, ſüßes Kind. Sei¬
ne
Nähe erregt meine Leidenſchaft. Sey glück¬
lich in deinem Vorhaben. — Eros zog wei¬
ter, ohne Gimniſtan, die auf ihn zueilte, ei¬
nen zärtlichen Blick zu gönnen. Aber zu
Fabel wandte er ſich freundlich, und ſeine
kleinen Begleiter tanzten fröhlich um ſie her.
Fabel freute ſich, ihren Milchbruder wieder
zu ſehn, und ſang zu ihrer Leyer ein munte¬
res Lied, Eros ſchien ſich beſinnen zu wol¬
len und ließ den Bogen fallen. Die Klei¬
nen entſchliefen auf dem Raſen. Ginniſtan
konnte ihn faſſen, und er litt ihre zärtlichen
Liebkoſungen. Endlich fing Eros auch an
zu nicken, ſchmiegte ſich an Ginniſtans
Schooß, und ſchlummerte ein, indem er ſeine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0321" n="313"/>
ter ähnlich &#x017F;ehn, und nach ihm genannt &#x017F;ind.<lb/>
Geflügelt wie ihr Vater begleiten &#x017F;ie ihn be¬<lb/>
&#x017F;tändig, und plagen die Armen, die &#x017F;ein Pfeil<lb/>
trifft. Doch da kömmt der frölichen Zug.<lb/>
Ich muß fort; lebe wohl, &#x017F;üßes Kind. <choice><sic>Sei¬<lb/></sic><corr>Sei¬<lb/>
ne </corr></choice>Nähe erregt meine Leiden&#x017F;chaft. Sey glück¬<lb/>
lich in deinem Vorhaben. &#x2014; Eros zog wei¬<lb/>
ter, ohne Gimni&#x017F;tan, die auf ihn zueilte, ei¬<lb/>
nen zärtlichen Blick zu gönnen. Aber zu<lb/>
Fabel wandte er &#x017F;ich freundlich, und &#x017F;eine<lb/>
kleinen Begleiter tanzten fröhlich um &#x017F;ie her.<lb/>
Fabel freute &#x017F;ich, ihren Milchbruder wieder<lb/>
zu &#x017F;ehn, und &#x017F;ang zu ihrer Leyer ein munte¬<lb/>
res Lied, Eros &#x017F;chien &#x017F;ich be&#x017F;innen zu wol¬<lb/>
len und ließ den Bogen fallen. Die Klei¬<lb/>
nen ent&#x017F;chliefen auf dem Ra&#x017F;en. Ginni&#x017F;tan<lb/>
konnte ihn fa&#x017F;&#x017F;en, und er litt ihre zärtlichen<lb/>
Liebko&#x017F;ungen. Endlich fing Eros auch an<lb/>
zu nicken, &#x017F;chmiegte &#x017F;ich an Ginni&#x017F;tans<lb/>
Schooß, und &#x017F;chlummerte ein, indem er &#x017F;eine<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[313/0321] ter ähnlich ſehn, und nach ihm genannt ſind. Geflügelt wie ihr Vater begleiten ſie ihn be¬ ſtändig, und plagen die Armen, die ſein Pfeil trifft. Doch da kömmt der frölichen Zug. Ich muß fort; lebe wohl, ſüßes Kind. Sei¬ ne Nähe erregt meine Leidenſchaft. Sey glück¬ lich in deinem Vorhaben. — Eros zog wei¬ ter, ohne Gimniſtan, die auf ihn zueilte, ei¬ nen zärtlichen Blick zu gönnen. Aber zu Fabel wandte er ſich freundlich, und ſeine kleinen Begleiter tanzten fröhlich um ſie her. Fabel freute ſich, ihren Milchbruder wieder zu ſehn, und ſang zu ihrer Leyer ein munte¬ res Lied, Eros ſchien ſich beſinnen zu wol¬ len und ließ den Bogen fallen. Die Klei¬ nen entſchliefen auf dem Raſen. Ginniſtan konnte ihn faſſen, und er litt ihre zärtlichen Liebkoſungen. Endlich fing Eros auch an zu nicken, ſchmiegte ſich an Ginniſtans Schooß, und ſchlummerte ein, indem er ſeine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/321
Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/321>, abgerufen am 26.05.2024.