Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

gungen nicht fehlen soll. Dein guter Geist
hat dich hergeführt. Ich wünsche dir langes
Leben und viel Vergnügen. Ich danke dir
für deinen guten Willen, sagte Fabel; man
sieht dir jetzt die gute Zeit an; dir fehlt
nur noch das Stundenglas und die Hippe,
so siehst du ganz wie der Bruder meiner
schönen Basen aus. Wenn du Gänsespulen
brauchst, so zupfe ihnen nur eine Handvoll
zarten Pflaum aus den Wangen. Der
Schreiber schien Miene zu machen, über sie
herzufallen. Sie lächelte und sagte: Wenn
dir dein schöner Haarwuchs und dein geistrei¬
ches Auge lieb sind, so nimm dich in Acht; be¬
denke meine Nägel, du hast nicht viel mehr
zu verlieren. Er wandte sich mit verbißner
Wuth zu den Alten, die sich die Augen
wischten, und nach ihren Wocken umhertapp¬
ten. Sie konnten nichts finden, da die Lam¬
pe ausgelöscht war, und ergossen sich in

U

gungen nicht fehlen ſoll. Dein guter Geiſt
hat dich hergeführt. Ich wünſche dir langes
Leben und viel Vergnügen. Ich danke dir
für deinen guten Willen, ſagte Fabel; man
ſieht dir jetzt die gute Zeit an; dir fehlt
nur noch das Stundenglas und die Hippe,
ſo ſiehſt du ganz wie der Bruder meiner
ſchönen Baſen aus. Wenn du Gänſeſpulen
brauchſt, ſo zupfe ihnen nur eine Handvoll
zarten Pflaum aus den Wangen. Der
Schreiber ſchien Miene zu machen, über ſie
herzufallen. Sie lächelte und ſagte: Wenn
dir dein ſchöner Haarwuchs und dein geiſtrei¬
ches Auge lieb ſind, ſo nimm dich in Acht; be¬
denke meine Nägel, du haſt nicht viel mehr
zu verlieren. Er wandte ſich mit verbißner
Wuth zu den Alten, die ſich die Augen
wiſchten, und nach ihren Wocken umhertapp¬
ten. Sie konnten nichts finden, da die Lam¬
pe ausgelöſcht war, und ergoſſen ſich in

U
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0313" n="305"/>
gungen nicht fehlen &#x017F;oll. Dein guter Gei&#x017F;t<lb/>
hat dich hergeführt. Ich wün&#x017F;che dir langes<lb/>
Leben und viel Vergnügen. Ich danke dir<lb/>
für deinen guten Willen, &#x017F;agte Fabel; man<lb/>
&#x017F;ieht dir jetzt die gute Zeit an; dir fehlt<lb/>
nur noch das Stundenglas und die Hippe,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ieh&#x017F;t du ganz wie der Bruder meiner<lb/>
&#x017F;chönen Ba&#x017F;en aus. Wenn du Gän&#x017F;e&#x017F;pulen<lb/>
brauch&#x017F;t, &#x017F;o zupfe ihnen nur eine Handvoll<lb/>
zarten Pflaum aus den Wangen. Der<lb/>
Schreiber &#x017F;chien Miene zu machen, über &#x017F;ie<lb/>
herzufallen. Sie lächelte und &#x017F;agte: Wenn<lb/>
dir dein &#x017F;chöner Haarwuchs und dein gei&#x017F;trei¬<lb/>
ches Auge lieb &#x017F;ind, &#x017F;o nimm dich in Acht; be¬<lb/>
denke meine Nägel, du ha&#x017F;t nicht viel mehr<lb/>
zu verlieren. Er wandte &#x017F;ich mit verbißner<lb/>
Wuth zu den Alten, die &#x017F;ich die Augen<lb/>
wi&#x017F;chten, und nach ihren Wocken umhertapp¬<lb/>
ten. Sie konnten nichts finden, da die Lam¬<lb/>
pe ausgelö&#x017F;cht war, und ergo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[305/0313] gungen nicht fehlen ſoll. Dein guter Geiſt hat dich hergeführt. Ich wünſche dir langes Leben und viel Vergnügen. Ich danke dir für deinen guten Willen, ſagte Fabel; man ſieht dir jetzt die gute Zeit an; dir fehlt nur noch das Stundenglas und die Hippe, ſo ſiehſt du ganz wie der Bruder meiner ſchönen Baſen aus. Wenn du Gänſeſpulen brauchſt, ſo zupfe ihnen nur eine Handvoll zarten Pflaum aus den Wangen. Der Schreiber ſchien Miene zu machen, über ſie herzufallen. Sie lächelte und ſagte: Wenn dir dein ſchöner Haarwuchs und dein geiſtrei¬ ches Auge lieb ſind, ſo nimm dich in Acht; be¬ denke meine Nägel, du haſt nicht viel mehr zu verlieren. Er wandte ſich mit verbißner Wuth zu den Alten, die ſich die Augen wiſchten, und nach ihren Wocken umhertapp¬ ten. Sie konnten nichts finden, da die Lam¬ pe ausgelöſcht war, und ergoſſen ſich in U

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/313
Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/313>, abgerufen am 25.11.2024.