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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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den traulichen Erinnerungen ihrer Jugend
ruhig vergessen zu können. Die Kaufleute
hofften sich bey den dortigen Lustbarkeiten für
die Unbequemlichkeiten des Weges zu entschä¬
digen, und einträgliche Geschäfte zu machen.

Das Haus des alten Schwaning fanden
sie erleuchtet, und eine lustige Musik tönte
ihnen entgegen. Was gilt's, sagten die
Kaufleute, euer Großvater giebt ein fröhli¬
ches Fest. Wir kommen wie gerufen. Wie
wird er über die ungeladenen Gäste erstau¬
nen. Er läßt es sich wohl nicht träumen,
daß das wahre Fest nun erst angehn wird.
Heinrich fühlte sich verlegen, und seine Mut¬
ter war nur wegen ihres Anzugs in Sorgen.
Sie stiegen ah, die Kaufleute blieben bey
den Pferden, und Heinrich und seine Mutter
traten in das prächtige Haus. Unten war
kein Hausgenosse zu sehen. Sie mußten die
breite Wendeltreppe hinauf. Einige Diener

lie¬

den traulichen Erinnerungen ihrer Jugend
ruhig vergeſſen zu können. Die Kaufleute
hofften ſich bey den dortigen Luſtbarkeiten für
die Unbequemlichkeiten des Weges zu entſchä¬
digen, und einträgliche Geſchäfte zu machen.

Das Haus des alten Schwaning fanden
ſie erleuchtet, und eine luſtige Muſik tönte
ihnen entgegen. Was gilt's, ſagten die
Kaufleute, euer Großvater giebt ein fröhli¬
ches Feſt. Wir kommen wie gerufen. Wie
wird er über die ungeladenen Gäſte erſtau¬
nen. Er läßt es ſich wohl nicht träumen,
daß das wahre Feſt nun erſt angehn wird.
Heinrich fühlte ſich verlegen, und ſeine Mut¬
ter war nur wegen ihres Anzugs in Sorgen.
Sie ſtiegen ah, die Kaufleute blieben bey
den Pferden, und Heinrich und ſeine Mutter
traten in das prächtige Haus. Unten war
kein Hausgenoſſe zu ſehen. Sie mußten die
breite Wendeltreppe hinauf. Einige Diener

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[208/0216] den traulichen Erinnerungen ihrer Jugend ruhig vergeſſen zu können. Die Kaufleute hofften ſich bey den dortigen Luſtbarkeiten für die Unbequemlichkeiten des Weges zu entſchä¬ digen, und einträgliche Geſchäfte zu machen. Das Haus des alten Schwaning fanden ſie erleuchtet, und eine luſtige Muſik tönte ihnen entgegen. Was gilt's, ſagten die Kaufleute, euer Großvater giebt ein fröhli¬ ches Feſt. Wir kommen wie gerufen. Wie wird er über die ungeladenen Gäſte erſtau¬ nen. Er läßt es ſich wohl nicht träumen, daß das wahre Feſt nun erſt angehn wird. Heinrich fühlte ſich verlegen, und ſeine Mut¬ ter war nur wegen ihres Anzugs in Sorgen. Sie ſtiegen ah, die Kaufleute blieben bey den Pferden, und Heinrich und ſeine Mutter traten in das prächtige Haus. Unten war kein Hausgenoſſe zu ſehen. Sie mußten die breite Wendeltreppe hinauf. Einige Diener lie¬

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/216>, abgerufen am 28.11.2024.