Auch ich bin den Dichtern, sagte der Al¬ te, von jeher deshalb zugethan gewesen. Das Leben und die Welt is[t] mir klarer und anschaulicher durch sie geworden. Es dünkte mich, sie müßten befreundet mit den scharfen Geistern des Lichtes seyn, die alle Naturen durchdringen und sondern, und einen ei¬ genthümlichen, zartgefärbten Schleyer über jede verbreiten. Meine eigene Natur fühlte ich bey ihren Liedern leicht entfaltet, und es war, als könnte sie sich nun freyer be¬ wegen, ihrer Geselligkeit und ihres Verlan¬ gens froh werden, mit stiller Lust ihre Glie¬ der gegen einander schwingen, und tausender¬ ley anmuthige Wirkungen hervorrufen.
Wart ihr so glücklich in eurer Gegend einige Dichter zu haben? fragte der Ein¬ siedler.
Es haben sich wohl zuweilen einige bey uns eingefunden: aber sie schienen Gefallen
Auch ich bin den Dichtern, ſagte der Al¬ te, von jeher deshalb zugethan geweſen. Das Leben und die Welt iſ[t] mir klarer und anſchaulicher durch ſie geworden. Es dünkte mich, ſie müßten befreundet mit den ſcharfen Geiſtern des Lichtes ſeyn, die alle Naturen durchdringen und ſondern, und einen ei¬ genthümlichen, zartgefärbten Schleyer über jede verbreiten. Meine eigene Natur fühlte ich bey ihren Liedern leicht entfaltet, und es war, als könnte ſie ſich nun freyer be¬ wegen, ihrer Geſelligkeit und ihres Verlan¬ gens froh werden, mit ſtiller Luſt ihre Glie¬ der gegen einander ſchwingen, und tauſender¬ ley anmuthige Wirkungen hervorrufen.
Wart ihr ſo glücklich in eurer Gegend einige Dichter zu haben? fragte der Ein¬ ſiedler.
Es haben ſich wohl zuweilen einige bey uns eingefunden: aber ſie ſchienen Gefallen
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Auch ich bin den Dichtern, ſagte der Al¬
te, von jeher deshalb zugethan geweſen.
Das Leben und die Welt iſt mir klarer und
anſchaulicher durch ſie geworden. Es dünkte
mich, ſie müßten befreundet mit den ſcharfen
Geiſtern des Lichtes ſeyn, die alle Naturen
durchdringen und ſondern, und einen ei¬
genthümlichen, zartgefärbten Schleyer über
jede verbreiten. Meine eigene Natur fühlte
ich bey ihren Liedern leicht entfaltet, und
es war, als könnte ſie ſich nun freyer be¬
wegen, ihrer Geſelligkeit und ihres Verlan¬
gens froh werden, mit ſtiller Luſt ihre Glie¬
der gegen einander ſchwingen, und tauſender¬
ley anmuthige Wirkungen hervorrufen.
Wart ihr ſo glücklich in eurer Gegend
einige Dichter zu haben? fragte der Ein¬
ſiedler.
Es haben ſich wohl zuweilen einige bey
uns eingefunden: aber ſie ſchienen Gefallen
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/191>, abgerufen am 05.05.2024.
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