Der Einsiedler fragte seine Gäste nach ihrem Vaterlande, und wie sie in diese Ge¬ genden gekommen wären. Er war sehr freundlich und offen, und verrieth eine große Bekanntschaft mit der Welt. Der Alte sagte; Ich sehe, ihr seyd ein Kriegsmann gewesen, die Rüstung verräth euch. -- Die Gefahren und Wechsel des Krieges, der hohe poetische Geist, der ein Kriegsheer be¬ gleitet, rissen mich aus meiner jugendlichen Einsamkeit und bestimmten die Schicksale meines Lebens. Vielleicht, daß das lange Getümmel, die unzähligen Begebenheiten, de¬ nen ich beywohnte, mir den Sinn für die Einsamkeit noch mehr geöffnet haben: die zahllosen Erinnerungen sind eine unterhaltende Gesellschaft, und dies um so mehr, je verän¬ derter der Blick ist, mit dem wir sie über¬ schauen, und der nun erst ihren wahren Zu¬
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Der Einſiedler fragte ſeine Gäſte nach ihrem Vaterlande, und wie ſie in dieſe Ge¬ genden gekommen wären. Er war ſehr freundlich und offen, und verrieth eine große Bekanntſchaft mit der Welt. Der Alte ſagte; Ich ſehe, ihr ſeyd ein Kriegsmann geweſen, die Rüſtung verräth euch. — Die Gefahren und Wechſel des Krieges, der hohe poetiſche Geiſt, der ein Kriegsheer be¬ gleitet, riſſen mich aus meiner jugendlichen Einſamkeit und beſtimmten die Schickſale meines Lebens. Vielleicht, daß das lange Getümmel, die unzähligen Begebenheiten, de¬ nen ich beywohnte, mir den Sinn für die Einſamkeit noch mehr geöffnet haben: die zahlloſen Erinnerungen ſind eine unterhaltende Geſellſchaft, und dies um ſo mehr, je verän¬ derter der Blick iſt, mit dem wir ſie über¬ ſchauen, und der nun erſt ihren wahren Zu¬
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Der Einſiedler fragte ſeine Gäſte nach
ihrem Vaterlande, und wie ſie in dieſe Ge¬
genden gekommen wären. Er war ſehr
freundlich und offen, und verrieth eine große
Bekanntſchaft mit der Welt. Der Alte
ſagte; Ich ſehe, ihr ſeyd ein Kriegsmann
geweſen, die Rüſtung verräth euch. — Die
Gefahren und Wechſel des Krieges, der
hohe poetiſche Geiſt, der ein Kriegsheer be¬
gleitet, riſſen mich aus meiner jugendlichen
Einſamkeit und beſtimmten die Schickſale
meines Lebens. Vielleicht, daß das lange
Getümmel, die unzähligen Begebenheiten, de¬
nen ich beywohnte, mir den Sinn für die
Einſamkeit noch mehr geöffnet haben: die
zahlloſen Erinnerungen ſind eine unterhaltende
Geſellſchaft, und dies um ſo mehr, je verän¬
derter der Blick iſt, mit dem wir ſie über¬
ſchauen, und der nun erſt ihren wahren Zu¬
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/184>, abgerufen am 22.11.2024.
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