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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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lich von den Menschen abzusondern und Ver¬
zicht auf alle Bequemlichkeiten der Gesell¬
schaft zu leisten. Mich dünkt, daß die
Spannung eures Gemüths doch oft nachlassen
und euch dann unbehaglich zu Muthe wer¬
den müßte.

Ich fühlte das wohl, indeß habe ich es
glücklich durch eine strenge Regelmäßigkeit
meines Lebens zu vermeiden gewußt. Dabey
suche ich mich durch Bewegung gesund zu er¬
halten, und dann hat es keine Noth. Jeden
Tag gehe ich mehrere Stunden herum, und
genieße den Tag und die Luft soviel ich
kann. Sonst halte ich mich in diesen Hallen
auf, und beschäftige mich zu gewissen Stun¬
den mit Korbflechten und Schnitzen. Für
meine Waaren tausche ich mir in entlegenen
Ortschaften Lebensmittel ein, Bücher hab ich
mir mitgebracht, und so vergeht die Zeit, wie
ein Augenblick. In jenen Gegenden habe ich

lich von den Menſchen abzuſondern und Ver¬
zicht auf alle Bequemlichkeiten der Geſell¬
ſchaft zu leiſten. Mich dünkt, daß die
Spannung eures Gemüths doch oft nachlaſſen
und euch dann unbehaglich zu Muthe wer¬
den müßte.

Ich fühlte das wohl, indeß habe ich es
glücklich durch eine ſtrenge Regelmäßigkeit
meines Lebens zu vermeiden gewußt. Dabey
ſuche ich mich durch Bewegung geſund zu er¬
halten, und dann hat es keine Noth. Jeden
Tag gehe ich mehrere Stunden herum, und
genieße den Tag und die Luft ſoviel ich
kann. Sonſt halte ich mich in dieſen Hallen
auf, und beſchäftige mich zu gewiſſen Stun¬
den mit Korbflechten und Schnitzen. Für
meine Waaren tauſche ich mir in entlegenen
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mir mitgebracht, und ſo vergeht die Zeit, wie
ein Augenblick. In jenen Gegenden habe ich

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[174/0182] lich von den Menſchen abzuſondern und Ver¬ zicht auf alle Bequemlichkeiten der Geſell¬ ſchaft zu leiſten. Mich dünkt, daß die Spannung eures Gemüths doch oft nachlaſſen und euch dann unbehaglich zu Muthe wer¬ den müßte. Ich fühlte das wohl, indeß habe ich es glücklich durch eine ſtrenge Regelmäßigkeit meines Lebens zu vermeiden gewußt. Dabey ſuche ich mich durch Bewegung geſund zu er¬ halten, und dann hat es keine Noth. Jeden Tag gehe ich mehrere Stunden herum, und genieße den Tag und die Luft ſoviel ich kann. Sonſt halte ich mich in dieſen Hallen auf, und beſchäftige mich zu gewiſſen Stun¬ den mit Korbflechten und Schnitzen. Für meine Waaren tauſche ich mir in entlegenen Ortſchaften Lebensmittel ein, Bücher hab ich mir mitgebracht, und ſo vergeht die Zeit, wie ein Augenblick. In jenen Gegenden habe ich

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/182>, abgerufen am 05.05.2024.