Welt in einem ungeheuern Leben sich beweg¬ te? daß unerhörte Geburten in den Vesten der Erde ihr Wesen trieben, die das innere Feuer des dunkeln Schooßes zu riesenmäßi¬ gen und geistesgewaltigen Gestalten auftrie¬ be? Könnten dereinst diese schauerlichen Frem¬ den, von der eindringenden Kälte hervorge¬ trieben, unter uns erscheinen, während viel¬ leicht zu gleicher Zeit himmlische Gäste, le¬ bendige, redende Kräfte der Gestirne über un¬ sern Häuptern sichtbar würden? Sind diese Knochen Überreste ihrer Wanderungen nach der Oberfläche, oder Zeichen einer Flucht in die Tiefe?
Auf einmal rief der Alte die Andern her¬ bey, und zeigte ihnen eine ziemlich frische Menschenspur auf dem Boden. Mehrere konnten sie nicht finden, und so glaubte der Alte, ohne fürchten zu müssen, auf Räuber zu stoßen, der Spur nachgehen zu können.
Welt in einem ungeheuern Leben ſich beweg¬ te? daß unerhörte Geburten in den Veſten der Erde ihr Weſen trieben, die das innere Feuer des dunkeln Schooßes zu rieſenmäßi¬ gen und geiſtesgewaltigen Geſtalten auftrie¬ be? Könnten dereinſt dieſe ſchauerlichen Frem¬ den, von der eindringenden Kälte hervorge¬ trieben, unter uns erſcheinen, während viel¬ leicht zu gleicher Zeit himmliſche Gäſte, le¬ bendige, redende Kräfte der Geſtirne über un¬ ſern Häuptern ſichtbar würden? Sind dieſe Knochen Überreſte ihrer Wanderungen nach der Oberfläche, oder Zeichen einer Flucht in die Tiefe?
Auf einmal rief der Alte die Andern her¬ bey, und zeigte ihnen eine ziemlich friſche Menſchenſpur auf dem Boden. Mehrere konnten ſie nicht finden, und ſo glaubte der Alte, ohne fürchten zu müſſen, auf Räuber zu ſtoßen, der Spur nachgehen zu können.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0175"n="167"/>
Welt in einem ungeheuern Leben ſich beweg¬<lb/>
te? daß unerhörte Geburten in den Veſten<lb/>
der Erde ihr Weſen trieben, die das innere<lb/>
Feuer des dunkeln Schooßes zu rieſenmäßi¬<lb/>
gen und geiſtesgewaltigen Geſtalten auftrie¬<lb/>
be? Könnten dereinſt dieſe ſchauerlichen Frem¬<lb/>
den, von der eindringenden Kälte hervorge¬<lb/>
trieben, unter uns erſcheinen, während viel¬<lb/>
leicht zu gleicher Zeit himmliſche Gäſte, le¬<lb/>
bendige, redende Kräfte der Geſtirne über un¬<lb/>ſern Häuptern ſichtbar würden? Sind dieſe<lb/>
Knochen Überreſte ihrer Wanderungen nach<lb/>
der Oberfläche, oder Zeichen einer Flucht in<lb/>
die Tiefe?</p><lb/><p>Auf einmal rief der Alte die Andern her¬<lb/>
bey, und zeigte ihnen eine ziemlich friſche<lb/>
Menſchenſpur auf dem Boden. Mehrere<lb/>
konnten ſie nicht finden, und ſo glaubte der<lb/>
Alte, ohne fürchten zu müſſen, auf Räuber<lb/>
zu ſtoßen, der Spur nachgehen zu können.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[167/0175]
Welt in einem ungeheuern Leben ſich beweg¬
te? daß unerhörte Geburten in den Veſten
der Erde ihr Weſen trieben, die das innere
Feuer des dunkeln Schooßes zu rieſenmäßi¬
gen und geiſtesgewaltigen Geſtalten auftrie¬
be? Könnten dereinſt dieſe ſchauerlichen Frem¬
den, von der eindringenden Kälte hervorge¬
trieben, unter uns erſcheinen, während viel¬
leicht zu gleicher Zeit himmliſche Gäſte, le¬
bendige, redende Kräfte der Geſtirne über un¬
ſern Häuptern ſichtbar würden? Sind dieſe
Knochen Überreſte ihrer Wanderungen nach
der Oberfläche, oder Zeichen einer Flucht in
die Tiefe?
Auf einmal rief der Alte die Andern her¬
bey, und zeigte ihnen eine ziemlich friſche
Menſchenſpur auf dem Boden. Mehrere
konnten ſie nicht finden, und ſo glaubte der
Alte, ohne fürchten zu müſſen, auf Räuber
zu ſtoßen, der Spur nachgehen zu können.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/175>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.