Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.Ein jeder spielt den treuen Knecht Nur Wenige sind schlau und wach, Und dürsten nicht nach seinen Gaben; Sie trachten unablässig nach, Das alte Schloß zu untergraben. Der Heimlichkeit urmächtgen Bann, Kann nur die Hand der Einsicht lösen; Gelingt's das Innere zu entblößen So bricht der Tag der Freyheit an. Dem Fleiß ist keine Wand zu fest, Dem Muth kein Abgrund unzugänglich; Wer sich auf Herz und Hand verläßt Spürt nach dem König unbedenklich. Ein jeder ſpielt den treuen Knecht Nur Wenige ſind ſchlau und wach, Und dürſten nicht nach ſeinen Gaben; Sie trachten unabläſſig nach, Das alte Schloß zu untergraben. Der Heimlichkeit urmächtgen Bann, Kann nur die Hand der Einſicht löſen; Gelingt's das Innere zu entblößen So bricht der Tag der Freyheit an. Dem Fleiß iſt keine Wand zu feſt, Dem Muth kein Abgrund unzugänglich; Wer ſich auf Herz und Hand verläßt Spürt nach dem König unbedenklich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0164" n="156"/> <l>Ein jeder ſpielt den treuen Knecht</l><lb/> <l>Und ruft den Herrn mit ſüßen Worten.</l><lb/> <l>Sie fühlen ſich durch ihn beglückt,</l><lb/> <l>Und ahnden nicht, daß ſie gefangen;</l><lb/> <l>Berauſcht von trüglichem Verlangen</l><lb/> <l>Weiß keiner, wo der Schuh ihn drückt.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Nur Wenige ſind ſchlau und wach,</l><lb/> <l>Und dürſten nicht nach ſeinen Gaben;</l><lb/> <l>Sie trachten unabläſſig nach,</l><lb/> <l>Das alte Schloß zu untergraben.</l><lb/> <l>Der Heimlichkeit urmächtgen Bann,</l><lb/> <l>Kann nur die Hand der Einſicht löſen;</l><lb/> <l>Gelingt's das Innere zu entblößen</l><lb/> <l>So bricht der Tag der Freyheit an.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Dem Fleiß iſt keine Wand zu feſt,</l><lb/> <l>Dem Muth kein Abgrund unzugänglich;</l><lb/> <l>Wer ſich auf Herz und Hand verläßt</l><lb/> <l>Spürt nach dem König unbedenklich.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [156/0164]
Ein jeder ſpielt den treuen Knecht
Und ruft den Herrn mit ſüßen Worten.
Sie fühlen ſich durch ihn beglückt,
Und ahnden nicht, daß ſie gefangen;
Berauſcht von trüglichem Verlangen
Weiß keiner, wo der Schuh ihn drückt.
Nur Wenige ſind ſchlau und wach,
Und dürſten nicht nach ſeinen Gaben;
Sie trachten unabläſſig nach,
Das alte Schloß zu untergraben.
Der Heimlichkeit urmächtgen Bann,
Kann nur die Hand der Einſicht löſen;
Gelingt's das Innere zu entblößen
So bricht der Tag der Freyheit an.
Dem Fleiß iſt keine Wand zu feſt,
Dem Muth kein Abgrund unzugänglich;
Wer ſich auf Herz und Hand verläßt
Spürt nach dem König unbedenklich.
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Zitationshilfe: | Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/164>, abgerufen am 23.07.2024. |