der Natur, in ihren dunkeln, wunderbaren Kammern, zum Empfängniß himmlischer Ga¬ ben und zur freudigen Erhebung über die Welt und ihre Bedrängnisse ausgerüstet wür¬ den. Der Steiger gab mir nach geendigtem Gottesdienst eine Lampe und ein kleines höl¬ zernes Krucifix, und ging mit mir nach dem Schachte, wie wir die schroffen Eingänge in die unterirdischen Gebäude zu nennen pfle¬ gen. Er lehrte mich die Art des Hinabstei¬ gens, machte mich mit den nothwendigen Vorsichtigkeitsregeln, so wie mit den Namen der mannichfaltigen Gegenstände und Theile bekannt. Er fuhr voraus, und schurrte auf den runden Balken hinunter, indem er sich mit der einen Hand an einem Seil anhielt, das in einem Knoten an einer Seitenstange fortglitschte, und mit der andern die bren¬ nende Lampe trug; ich folgte seinem Beispiel, und wir gelangten so mit ziemlicher Schnelle
der Natur, in ihren dunkeln, wunderbaren Kammern, zum Empfängniß himmliſcher Ga¬ ben und zur freudigen Erhebung über die Welt und ihre Bedrängniſſe ausgerüſtet wür¬ den. Der Steiger gab mir nach geendigtem Gottesdienſt eine Lampe und ein kleines höl¬ zernes Krucifix, und ging mit mir nach dem Schachte, wie wir die ſchroffen Eingänge in die unterirdiſchen Gebäude zu nennen pfle¬ gen. Er lehrte mich die Art des Hinabſtei¬ gens, machte mich mit den nothwendigen Vorſichtigkeitsregeln, ſo wie mit den Namen der mannichfaltigen Gegenſtände und Theile bekannt. Er fuhr voraus, und ſchurrte auf den runden Balken hinunter, indem er ſich mit der einen Hand an einem Seil anhielt, das in einem Knoten an einer Seitenſtange fortglitſchte, und mit der andern die bren¬ nende Lampe trug; ich folgte ſeinem Beiſpiel, und wir gelangten ſo mit ziemlicher Schnelle
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0144"n="136"/>
der Natur, in ihren dunkeln, wunderbaren<lb/>
Kammern, zum Empfängniß himmliſcher Ga¬<lb/>
ben und zur freudigen Erhebung über die<lb/>
Welt und ihre Bedrängniſſe ausgerüſtet wür¬<lb/>
den. Der Steiger gab mir nach geendigtem<lb/>
Gottesdienſt eine Lampe und ein kleines höl¬<lb/>
zernes Krucifix, und ging mit mir nach dem<lb/>
Schachte, wie wir die ſchroffen Eingänge in<lb/>
die unterirdiſchen Gebäude zu nennen pfle¬<lb/>
gen. Er lehrte mich die Art des Hinabſtei¬<lb/>
gens, machte mich mit den nothwendigen<lb/>
Vorſichtigkeitsregeln, ſo wie mit den Namen<lb/>
der mannichfaltigen Gegenſtände und Theile<lb/>
bekannt. Er fuhr voraus, und ſchurrte auf<lb/>
den runden Balken hinunter, indem er ſich<lb/>
mit der einen Hand an einem Seil anhielt,<lb/>
das in einem Knoten an einer Seitenſtange<lb/>
fortglitſchte, und mit der andern die bren¬<lb/>
nende Lampe trug; ich folgte ſeinem Beiſpiel,<lb/>
und wir gelangten ſo mit ziemlicher Schnelle<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[136/0144]
der Natur, in ihren dunkeln, wunderbaren
Kammern, zum Empfängniß himmliſcher Ga¬
ben und zur freudigen Erhebung über die
Welt und ihre Bedrängniſſe ausgerüſtet wür¬
den. Der Steiger gab mir nach geendigtem
Gottesdienſt eine Lampe und ein kleines höl¬
zernes Krucifix, und ging mit mir nach dem
Schachte, wie wir die ſchroffen Eingänge in
die unterirdiſchen Gebäude zu nennen pfle¬
gen. Er lehrte mich die Art des Hinabſtei¬
gens, machte mich mit den nothwendigen
Vorſichtigkeitsregeln, ſo wie mit den Namen
der mannichfaltigen Gegenſtände und Theile
bekannt. Er fuhr voraus, und ſchurrte auf
den runden Balken hinunter, indem er ſich
mit der einen Hand an einem Seil anhielt,
das in einem Knoten an einer Seitenſtange
fortglitſchte, und mit der andern die bren¬
nende Lampe trug; ich folgte ſeinem Beiſpiel,
und wir gelangten ſo mit ziemlicher Schnelle
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/144>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.