Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

ße Lust, seine seltne, geheimnißvolle Kunst zu
erlernen, bezeugt hatte, bereitwillig vorsprach,
mir meinen Wunsch zu gewähren. Ich schien
ihm zu gefallen, und er behielt mich in sei¬
nem Hause. Den Augenblick konnte ich
kaum erwarten, wo ich in die Grube fahren
und mich in der reitzenden Tracht sehn wür¬
de. Noch denselben Abend brachte er mir
ein Grubenkleid, und erklärte mir den Ge¬
brauch einiger Werkzeuge, die in einer Kam¬
mer aufbewahrt waren.

Abends kamen Bergleute zu ihm, und
ich verfehlte kein Wort von ihren Gesprä¬
chen, so unverständlich und fremd mir sowohl
die Sprache, als der größte Theil des In¬
halts ihrer Erzählungen vorkam. Das We¬
nige jedoch, was ich zu begreifen glaubte, er¬
höhte die Lebhaftigkeit meiner Neugierde,
und beschäftigte mich des Nachts in seltsa¬
men Träumen. Ich erwachte bey Zeiten und

ße Luſt, ſeine ſeltne, geheimnißvolle Kunſt zu
erlernen, bezeugt hatte, bereitwillig vorſprach,
mir meinen Wunſch zu gewähren. Ich ſchien
ihm zu gefallen, und er behielt mich in ſei¬
nem Hauſe. Den Augenblick konnte ich
kaum erwarten, wo ich in die Grube fahren
und mich in der reitzenden Tracht ſehn wür¬
de. Noch denſelben Abend brachte er mir
ein Grubenkleid, und erklärte mir den Ge¬
brauch einiger Werkzeuge, die in einer Kam¬
mer aufbewahrt waren.

Abends kamen Bergleute zu ihm, und
ich verfehlte kein Wort von ihren Geſprä¬
chen, ſo unverſtändlich und fremd mir ſowohl
die Sprache, als der größte Theil des In¬
halts ihrer Erzählungen vorkam. Das We¬
nige jedoch, was ich zu begreifen glaubte, er¬
höhte die Lebhaftigkeit meiner Neugierde,
und beſchäftigte mich des Nachts in ſeltſa¬
men Träumen. Ich erwachte bey Zeiten und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0142" n="134"/>
ße Lu&#x017F;t, &#x017F;eine &#x017F;eltne, geheimnißvolle Kun&#x017F;t zu<lb/>
erlernen, bezeugt hatte, bereitwillig vor&#x017F;prach,<lb/>
mir meinen Wun&#x017F;ch zu gewähren. Ich &#x017F;chien<lb/>
ihm zu gefallen, und er behielt mich in &#x017F;ei¬<lb/>
nem Hau&#x017F;e. Den Augenblick konnte ich<lb/>
kaum erwarten, wo ich in die Grube fahren<lb/>
und mich in der reitzenden Tracht &#x017F;ehn wür¬<lb/>
de. Noch den&#x017F;elben Abend brachte er mir<lb/>
ein Grubenkleid, und erklärte mir den Ge¬<lb/>
brauch einiger Werkzeuge, die in einer Kam¬<lb/>
mer aufbewahrt waren.</p><lb/>
            <p>Abends kamen Bergleute zu ihm, und<lb/>
ich verfehlte kein Wort von ihren Ge&#x017F;prä¬<lb/>
chen, &#x017F;o unver&#x017F;tändlich und fremd mir &#x017F;owohl<lb/>
die Sprache, als der größte Theil des In¬<lb/>
halts ihrer Erzählungen vorkam. Das We¬<lb/>
nige jedoch, was ich zu begreifen glaubte, er¬<lb/>
höhte die Lebhaftigkeit meiner Neugierde,<lb/>
und be&#x017F;chäftigte mich des Nachts in &#x017F;elt&#x017F;<lb/>
men Träumen. Ich erwachte bey Zeiten und<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0142] ße Luſt, ſeine ſeltne, geheimnißvolle Kunſt zu erlernen, bezeugt hatte, bereitwillig vorſprach, mir meinen Wunſch zu gewähren. Ich ſchien ihm zu gefallen, und er behielt mich in ſei¬ nem Hauſe. Den Augenblick konnte ich kaum erwarten, wo ich in die Grube fahren und mich in der reitzenden Tracht ſehn wür¬ de. Noch denſelben Abend brachte er mir ein Grubenkleid, und erklärte mir den Ge¬ brauch einiger Werkzeuge, die in einer Kam¬ mer aufbewahrt waren. Abends kamen Bergleute zu ihm, und ich verfehlte kein Wort von ihren Geſprä¬ chen, ſo unverſtändlich und fremd mir ſowohl die Sprache, als der größte Theil des In¬ halts ihrer Erzählungen vorkam. Das We¬ nige jedoch, was ich zu begreifen glaubte, er¬ höhte die Lebhaftigkeit meiner Neugierde, und beſchäftigte mich des Nachts in ſeltſa¬ men Träumen. Ich erwachte bey Zeiten und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/142
Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/142>, abgerufen am 18.05.2024.