ße Lust, seine seltne, geheimnißvolle Kunst zu erlernen, bezeugt hatte, bereitwillig vorsprach, mir meinen Wunsch zu gewähren. Ich schien ihm zu gefallen, und er behielt mich in sei¬ nem Hause. Den Augenblick konnte ich kaum erwarten, wo ich in die Grube fahren und mich in der reitzenden Tracht sehn wür¬ de. Noch denselben Abend brachte er mir ein Grubenkleid, und erklärte mir den Ge¬ brauch einiger Werkzeuge, die in einer Kam¬ mer aufbewahrt waren.
Abends kamen Bergleute zu ihm, und ich verfehlte kein Wort von ihren Gesprä¬ chen, so unverständlich und fremd mir sowohl die Sprache, als der größte Theil des In¬ halts ihrer Erzählungen vorkam. Das We¬ nige jedoch, was ich zu begreifen glaubte, er¬ höhte die Lebhaftigkeit meiner Neugierde, und beschäftigte mich des Nachts in seltsa¬ men Träumen. Ich erwachte bey Zeiten und
ße Luſt, ſeine ſeltne, geheimnißvolle Kunſt zu erlernen, bezeugt hatte, bereitwillig vorſprach, mir meinen Wunſch zu gewähren. Ich ſchien ihm zu gefallen, und er behielt mich in ſei¬ nem Hauſe. Den Augenblick konnte ich kaum erwarten, wo ich in die Grube fahren und mich in der reitzenden Tracht ſehn wür¬ de. Noch denſelben Abend brachte er mir ein Grubenkleid, und erklärte mir den Ge¬ brauch einiger Werkzeuge, die in einer Kam¬ mer aufbewahrt waren.
Abends kamen Bergleute zu ihm, und ich verfehlte kein Wort von ihren Geſprä¬ chen, ſo unverſtändlich und fremd mir ſowohl die Sprache, als der größte Theil des In¬ halts ihrer Erzählungen vorkam. Das We¬ nige jedoch, was ich zu begreifen glaubte, er¬ höhte die Lebhaftigkeit meiner Neugierde, und beſchäftigte mich des Nachts in ſeltſa¬ men Träumen. Ich erwachte bey Zeiten und
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ße Luſt, ſeine ſeltne, geheimnißvolle Kunſt zu
erlernen, bezeugt hatte, bereitwillig vorſprach,
mir meinen Wunſch zu gewähren. Ich ſchien
ihm zu gefallen, und er behielt mich in ſei¬
nem Hauſe. Den Augenblick konnte ich
kaum erwarten, wo ich in die Grube fahren
und mich in der reitzenden Tracht ſehn wür¬
de. Noch denſelben Abend brachte er mir
ein Grubenkleid, und erklärte mir den Ge¬
brauch einiger Werkzeuge, die in einer Kam¬
mer aufbewahrt waren.
Abends kamen Bergleute zu ihm, und
ich verfehlte kein Wort von ihren Geſprä¬
chen, ſo unverſtändlich und fremd mir ſowohl
die Sprache, als der größte Theil des In¬
halts ihrer Erzählungen vorkam. Das We¬
nige jedoch, was ich zu begreifen glaubte, er¬
höhte die Lebhaftigkeit meiner Neugierde,
und beſchäftigte mich des Nachts in ſeltſa¬
men Träumen. Ich erwachte bey Zeiten und
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/142>, abgerufen am 23.11.2024.
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