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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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anzufangen, der alles erbittert, unendliches
Elend verbreitet, und auf immer das Mor¬
genland von Europa getrennt hat. Was
lag an dem Namen des Besitzers? Unsere
Fürsten ehrten andachtsvoll das Grab eures
Heiligen, den auch wir für einen göttlichen
Profeten halten; und wie schön hätte sein
heiliges Grab die Wiege eines glücklichen
Einverständnisses, der Anlaß ewiger wohl¬
thätiger Bündnisse werden können!

Der Abend war unter ihren Gesprächen
herbeygekommen. Es fing an Nacht zu wer¬
den, und der Mond hob sich aus dem feuch¬
ten Walde mit beruhigendem Glanze her¬
auf. Sie stiegen langsam nach dem Schlos¬
se; Heinrich war voll Gedanken, die kriegeri¬
schere Begeisterung war gänzlich verschwun¬
den. Er merkte eine wunderliche Verwirrung
in der Welt; der Mond zeigte ihm das
Bild eines tröstenden Zuschauers und erhob

anzufangen, der alles erbittert, unendliches
Elend verbreitet, und auf immer das Mor¬
genland von Europa getrennt hat. Was
lag an dem Namen des Beſitzers? Unſere
Fürſten ehrten andachtsvoll das Grab eures
Heiligen, den auch wir für einen göttlichen
Profeten halten; und wie ſchön hätte ſein
heiliges Grab die Wiege eines glücklichen
Einverſtändniſſes, der Anlaß ewiger wohl¬
thätiger Bündniſſe werden können!

Der Abend war unter ihren Geſprächen
herbeygekommen. Es fing an Nacht zu wer¬
den, und der Mond hob ſich aus dem feuch¬
ten Walde mit beruhigendem Glanze her¬
auf. Sie ſtiegen langſam nach dem Schloſ¬
ſe; Heinrich war voll Gedanken, die kriegeri¬
ſchere Begeiſterung war gänzlich verſchwun¬
den. Er merkte eine wunderliche Verwirrung
in der Welt; der Mond zeigte ihm das
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[124/0132] anzufangen, der alles erbittert, unendliches Elend verbreitet, und auf immer das Mor¬ genland von Europa getrennt hat. Was lag an dem Namen des Beſitzers? Unſere Fürſten ehrten andachtsvoll das Grab eures Heiligen, den auch wir für einen göttlichen Profeten halten; und wie ſchön hätte ſein heiliges Grab die Wiege eines glücklichen Einverſtändniſſes, der Anlaß ewiger wohl¬ thätiger Bündniſſe werden können! Der Abend war unter ihren Geſprächen herbeygekommen. Es fing an Nacht zu wer¬ den, und der Mond hob ſich aus dem feuch¬ ten Walde mit beruhigendem Glanze her¬ auf. Sie ſtiegen langſam nach dem Schloſ¬ ſe; Heinrich war voll Gedanken, die kriegeri¬ ſchere Begeiſterung war gänzlich verſchwun¬ den. Er merkte eine wunderliche Verwirrung in der Welt; der Mond zeigte ihm das Bild eines tröſtenden Zuſchauers und erhob

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/132>, abgerufen am 24.11.2024.