Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wiener Zeitung. Nr. 302. [Wien], 19. Dezember 1850.

Bild:
erste Seite
Wiener [Abbildung] Zeitung.


>Nro 302Donnerstag, den 19. December1850.


[Beginn Spaltensatz]
Jnhalt.

Amtlicher Theil.

Nichtamtlicher Theil.

Oesterreich. Wien. ( Notenwechsel zwischen der Oest.
und Großbr. Regierung, in Betreff des Attentats ge-
gen den F. Z. M. Frhn. v. Haynau. Constituirung
der akad. Behörden an der Wien. Universität. Kund-
machungen der Nationalbank. Telegr. Privat=Depe-
schen. )

Kronländer. Prag. ( Kundmachung. ) Lemberg. Preß-
burg. Kaschau. ( Adresse an den Hrn. Handels=Mini-
ster. ) Linz. Brüx.

Deutschland. Berlin. ( Vermischtes. ) -- München. --
Dresden. ( Kammersitzung. ) -- Karlsruhe. ( Kammer-
verhandlung. ) -- Rotenburg. -- Darmstadt. --
Braunschweig. -- Kiel. -- Hamburg. -- Bremen.
-- Frankfurt.

Frankreich. Paris. ( Sitzung der gesetzgebenden Ver-
sammlung. Vermischtes. )

Oeffentliche Gerichts=Verhandlungen.

Beilage.



Amtlicher Theil.

Se. Majestät der Kaiser haben den neu ernannten Os-
manischen Botschafter, Aarif Efendi, am 16. d. M.
in einer feierlichen Audienz zu empfangen und sein Beglau-
bigungsschreiben entgegen zu nehmen geruht.

Unmittelbar zuvor hat der bisherige außerordentliche
Gesandte und bevollmächtigte Minister des Sultans, Con-
stantin Musurus, Sr. Majestät sein Abberufungs-
schreiben zu überreichen die Ehre gehabt.



Se. Majestät der Kaiser haben mittelst Allerhöchster
Entschließung vom 7. d. M., Nr. 903, dem Feldmar-
schall=Lieutenant und Feld=Genie=Director in Jtalien,
Johann v. Hlavaty, die Bewilligung zu ertheilen
geruht, das ihm verliehene Commandeurkreuz des herzog-
lich Parma'schen Constantin St. Georgs=Ordens anneh-
men und tragen zu dürfen.



Se. k. k. Majestät haben über Antrag des Ministers
für Cultus und Unterricht das an der chirurgischen Lehr-
anstalt zu Lemberg erledigte Lehramt der Anatomie dem
Dr. August Voigt, vormaligen Prosessor desselben
Lehrfaches am Lyceum zu Laibach zu verleihen geruht.



Der Minister für Cultus und Unterricht hat den
Supplenten am Gratzer Gymnasium, Dr. Albert Edlen
v. Waltenhofen, zum wirklichen Lehrer daselbst
ernannt.



Am 2. Jänner 1851 um 10 Uhr Vormittags, wird
in Folge des Allerhöchsten Patentes vom 21. März
1818, die Zweihundert und achtzehnte Verlosung der
älteren Staatsschuld, in dem hierzu bestimmten Locale
im Bankohause in der Singerstraße vorgenommen
werden.

[Spaltenumbruch]
Nichtamtlicher Theil.
Oesterreich.
Wien.

Das gegen den Herrn Feldzeugmeister Freiherrn
v. Haynau am 4. September d. J. zu London ver-
übte schmähliche Attentat hat zu einem Notenwechsel
zwischen der kaiserlich Oesterreichischen und der königl.
Großbritanischen Regierung Anlaß gegeben. Wir sind
in der Lage, die einzelnen Stücke dieser Correspondenz
in Deutscher Uebersetzung unsern Lesern mitzutheilen:

I.
Note des Freiherrn v. Koller an Lord
Palmerston.

    London, 5. September 1850.

Die heutigen Morgenzeitungen haben von dem schmach-
vollen Angriffe berichtet, welcher gegen Seine Excellenz
den Herrn Feldzeugmeister Freiherrn v. Haynau,
verübt worden ist, als er gestern, in Begleitung seiner
beiden Adjutanten, die Brauerei der Herren Barclay,
Perkins
und Comp. besuchte, um diese Anstalt in
Augenschein zu nehmen.

Der General hat heute vor seiner Abreise nach Dover,
wo er sich morgen nach Ostende einzuschiffen beabsichtigt,
erklärt, eine gerichtliche Klage nicht erheben zu wollen.

Da jedoch die Beleidigung gegen einen Oesterreichischen
General gerichtet war, so hält es der unterzeichnete kai-
serlich Oesterr. Geschäftsträger für seine Pflicht, an
Seine Excellenz den Herrn Viscount Palmerston
das Ersuchen zu stellen, daß auch in Ermanglung einer
in der gesetzlichen Form erhobenen Anklage, Nachforschun-
gen in der Anstalt der Herren Barclay, Perkins
und Comp. angeordnet werden, deren Unterbeamte die
Anstifter von Handlungen wilder Rohheit gewesen zu sein
scheinen, welche ohne das zufällige Einschreiten der Polizei
traurige Folgen nach sich gezogen hätten.

Der Unterzeichnete hält sich im Voraus überzeugt von
dem aufrichtigen Bedauern, mit welchem Se. Excellenz
diese schmähliche That vernommen haben wird; sie wider-
strebt dem altgewohnten Freiheitssinne dieses Landes und
dessen unbeschränkter Gastfreundschaft; sie hatte ihren
Ursprung in den verläumderischen Uebertreibungen, wo-
durch einige Zeitungen und der Haß einer Partei einen
berühmten Namen verunglimpft haben, und sie hätte
Demjenigen beinahe das Leben gekostet, gegen den sie
verübt wurde.

Der Unterzeichnete hat die Ehre u. s. w.

    ( gez. ) Koller.

II.
Note von Lord Palmerston an Freiherrn
v. Koller.

    Foreign Office, 14. September 1850.

Der unterzeichnete Erste Staats=Secretär Jhrer Majestät
für die auswärtigen Angelegenheiten hat die Ehre, den
Empfang der amtlichen Note zu bestätigen, welche unterm
5. d. M. von dem Geschäftsträger Sr. Majestät des Kai-
sers von Oesterreich an ihn gerichtet worden ist, um seine
Aufmerksamkeit auf den an General Haynau, bei Ge-
legenheit dessen Besuches in der Brauerei der HH.
Barclay, Perkins und Comp. verübten Angriff
zu lenken, und das Ansinnen zu stellen, daß über die
näheren Umstände dieses Angriffs eine Untersuchung ein-
geleitet werde.

Jn Erwiderung hierauf beehrt sich der Unterzeichnete
dem Freiherrn v. Koller zu erklären, daß J. M.
Regierung tief bedauert, daß ein im militärischen Dienste
[Spaltenumbruch] des Kaisers von Oesterreich stehender Officier in diesem
Lande einer so schändlichen Mißhandlung ausgesetzt war,
als jene ist, welche General Haynau bei dem in der
Zuschrift des Freiherrn v. Koller erwähnten Anlasse
erfahren hat, und der Unterzeichnete wird nicht erman-
geln, Baron Koller's Wunsche gemäß, seine Note
an den Staats=Secretär für das Jnnere zu leiten.

Der Unterzeichnete benutzt diese Veranlassung, die
Versicherung seiner ausgezeichneten Hochachtung zu er-
neuern.     ( gez. ) Palmerston.

III.
Weisung des kaiserl. Ministers der aus-
wärtigen Angelegenheiten, Hrn. Fürsten

v. Schwarzenberg, an den kaiserl. Ge-
schäftsträger in London, Freiherrn
v.
Koller.

    Wien den 12. September 1850.

Jch beehre mich Eu. den Empfang Jhrer Berichte
vom 5ten und 6ten d. M. zu bestätigen, in welchen Sie
mir von den Schritten Anzeige machen, die Sie aus An-
laß des gegen den F. Z. M. Freih. v. Haynau ver-
übten schändlichen Attentates, bei der Regierung Jhrer
Großbritanischen Majestät zu thun sich bestimmt gefun-
den haben.

Wir wollen hier den schmachvollen und empörenden
Charakter des dem berühmten Feldherrn gelegten Hin-
terhaltes nicht hervorheben; die öffentliche Meinung Eng-
lands und der ganzen civilisirten Welt, hat über diese
unerhörte Verletzung des Gastrechtes ihr Urtheil gespro-
chen. Aber darauf allein darf sich die Genugthunng
nicht beschränken, die wir von dem Gerechtigkeitsgefühl
und der Loyalität der kön. Großbritanischen Regierung
zu erwarten berechtigt sind. Wir können nicht umhin
bei ihr darauf zu dringen, daß die Untersuchung, auf
welche Eu. bereits durch Jhre Note an Lord Pal-
merston
vom 5ten dieses angetragen haben, mit allem
Nachdrucke und in der Art geführt werde, daß nicht nur
die materiellen Thäter eine der Schwere des Attentats
angemessene Strafe treffe, sondern, daß der unerbittliche
Arm der Gerechtigkeit auch die eigentlichen Urheber des
Verbrechens erreiche, welche aller Wahrscheinlichkeit nach
sich im Finstern verborgen gehalten und nur von Wei-
tem die Hand der unmittelbaren Werkzeuge geleitet
haben.

Jhrer königl. Großbritanischen Majestät Regierung
muß einer Seits zu sehr daran gelegen sein, daß der
schwere Schlag, welchen der von England immer so sorg-
fältig bewahrte Ruf der Gastfreundlichkeit seines Bodens
erlitten hat, in glänzender Weise gerächt werde, und sie
ist anderer Seits eine zu eifrige Hüterin der Sicherheit
ihrer eigenen Unterthanen im Auslande, als daß wir
nicht im Voraus überzeugt sein sollten, daß dem von Euer
zu stellenden Verlangen schleunig und vollständig wird ent-
sprochen werden.

Euer sind beauftragt, Jhrer Majestät erstem Staats-
Secretär die gegenwärtige Depesche vorzulesen.

Empfangen     ( gez. ) F. Schwarzenberg.

IV.
Note von Lord Palmerston an Baron
Koller.

    Foreign Office, 30. September 1850.

Nachdem der unterzeichnete Erste Staats=Secretär Jhrer
Majestät für die auswärtigen Angelegenheiten, die Mit-
theilung des kaiserl. Oesterr. Geschäftsträgers, Freiherrn
v. Koller, vom 5ten d. M., welche zum Zwecke hatte
eine Untersuchung über die näheren Umstände des gegen
General Haynau bei Gelegenheit dessen Besuches in der
Brauerei der HH. Barclay, Perkins et Comp.
[Ende Spaltensatz]

Wiener [Abbildung] Zeitung.


>Nro 302Donnerstag, den 19. December1850.


[Beginn Spaltensatz]
Jnhalt.

Amtlicher Theil.

Nichtamtlicher Theil.

Oesterreich. Wien. ( Notenwechsel zwischen der Oest.
und Großbr. Regierung, in Betreff des Attentats ge-
gen den F. Z. M. Frhn. v. Haynau. Constituirung
der akad. Behörden an der Wien. Universität. Kund-
machungen der Nationalbank. Telegr. Privat=Depe-
schen. )

Kronländer. Prag. ( Kundmachung. ) Lemberg. Preß-
burg. Kaschau. ( Adresse an den Hrn. Handels=Mini-
ster. ) Linz. Brüx.

Deutschland. Berlin. ( Vermischtes. ) — München. —
Dresden. ( Kammersitzung. ) — Karlsruhe. ( Kammer-
verhandlung. ) — Rotenburg. — Darmstadt. —
Braunschweig. — Kiel. — Hamburg. — Bremen.
— Frankfurt.

Frankreich. Paris. ( Sitzung der gesetzgebenden Ver-
sammlung. Vermischtes. )

Oeffentliche Gerichts=Verhandlungen.

Beilage.



Amtlicher Theil.

Se. Majestät der Kaiser haben den neu ernannten Os-
manischen Botschafter, Aarif Efendi, am 16. d. M.
in einer feierlichen Audienz zu empfangen und sein Beglau-
bigungsschreiben entgegen zu nehmen geruht.

Unmittelbar zuvor hat der bisherige außerordentliche
Gesandte und bevollmächtigte Minister des Sultans, Con-
stantin Musurus, Sr. Majestät sein Abberufungs-
schreiben zu überreichen die Ehre gehabt.



Se. Majestät der Kaiser haben mittelst Allerhöchster
Entschließung vom 7. d. M., Nr. 903, dem Feldmar-
schall=Lieutenant und Feld=Genie=Director in Jtalien,
Johann v. Hlavaty, die Bewilligung zu ertheilen
geruht, das ihm verliehene Commandeurkreuz des herzog-
lich Parma'schen Constantin St. Georgs=Ordens anneh-
men und tragen zu dürfen.



Se. k. k. Majestät haben über Antrag des Ministers
für Cultus und Unterricht das an der chirurgischen Lehr-
anstalt zu Lemberg erledigte Lehramt der Anatomie dem
Dr. August Voigt, vormaligen Prosessor desselben
Lehrfaches am Lyceum zu Laibach zu verleihen geruht.



Der Minister für Cultus und Unterricht hat den
Supplenten am Gratzer Gymnasium, Dr. Albert Edlen
v. Waltenhofen, zum wirklichen Lehrer daselbst
ernannt.



Am 2. Jänner 1851 um 10 Uhr Vormittags, wird
in Folge des Allerhöchsten Patentes vom 21. März
1818, die Zweihundert und achtzehnte Verlosung der
älteren Staatsschuld, in dem hierzu bestimmten Locale
im Bankohause in der Singerstraße vorgenommen
werden.

[Spaltenumbruch]
Nichtamtlicher Theil.
Oesterreich.
Wien.

Das gegen den Herrn Feldzeugmeister Freiherrn
v. Haynau am 4. September d. J. zu London ver-
übte schmähliche Attentat hat zu einem Notenwechsel
zwischen der kaiserlich Oesterreichischen und der königl.
Großbritanischen Regierung Anlaß gegeben. Wir sind
in der Lage, die einzelnen Stücke dieser Correspondenz
in Deutscher Uebersetzung unsern Lesern mitzutheilen:

I.
Note des Freiherrn v. Koller an Lord
Palmerston.

    London, 5. September 1850.

Die heutigen Morgenzeitungen haben von dem schmach-
vollen Angriffe berichtet, welcher gegen Seine Excellenz
den Herrn Feldzeugmeister Freiherrn v. Haynau,
verübt worden ist, als er gestern, in Begleitung seiner
beiden Adjutanten, die Brauerei der Herren Barclay,
Perkins
und Comp. besuchte, um diese Anstalt in
Augenschein zu nehmen.

Der General hat heute vor seiner Abreise nach Dover,
wo er sich morgen nach Ostende einzuschiffen beabsichtigt,
erklärt, eine gerichtliche Klage nicht erheben zu wollen.

Da jedoch die Beleidigung gegen einen Oesterreichischen
General gerichtet war, so hält es der unterzeichnete kai-
serlich Oesterr. Geschäftsträger für seine Pflicht, an
Seine Excellenz den Herrn Viscount Palmerston
das Ersuchen zu stellen, daß auch in Ermanglung einer
in der gesetzlichen Form erhobenen Anklage, Nachforschun-
gen in der Anstalt der Herren Barclay, Perkins
und Comp. angeordnet werden, deren Unterbeamte die
Anstifter von Handlungen wilder Rohheit gewesen zu sein
scheinen, welche ohne das zufällige Einschreiten der Polizei
traurige Folgen nach sich gezogen hätten.

Der Unterzeichnete hält sich im Voraus überzeugt von
dem aufrichtigen Bedauern, mit welchem Se. Excellenz
diese schmähliche That vernommen haben wird; sie wider-
strebt dem altgewohnten Freiheitssinne dieses Landes und
dessen unbeschränkter Gastfreundschaft; sie hatte ihren
Ursprung in den verläumderischen Uebertreibungen, wo-
durch einige Zeitungen und der Haß einer Partei einen
berühmten Namen verunglimpft haben, und sie hätte
Demjenigen beinahe das Leben gekostet, gegen den sie
verübt wurde.

Der Unterzeichnete hat die Ehre u. s. w.

    ( gez. ) Koller.

II.
Note von Lord Palmerston an Freiherrn
v. Koller.

    Foreign Office, 14. September 1850.

Der unterzeichnete Erste Staats=Secretär Jhrer Majestät
für die auswärtigen Angelegenheiten hat die Ehre, den
Empfang der amtlichen Note zu bestätigen, welche unterm
5. d. M. von dem Geschäftsträger Sr. Majestät des Kai-
sers von Oesterreich an ihn gerichtet worden ist, um seine
Aufmerksamkeit auf den an General Haynau, bei Ge-
legenheit dessen Besuches in der Brauerei der HH.
Barclay, Perkins und Comp. verübten Angriff
zu lenken, und das Ansinnen zu stellen, daß über die
näheren Umstände dieses Angriffs eine Untersuchung ein-
geleitet werde.

Jn Erwiderung hierauf beehrt sich der Unterzeichnete
dem Freiherrn v. Koller zu erklären, daß J. M.
Regierung tief bedauert, daß ein im militärischen Dienste
[Spaltenumbruch] des Kaisers von Oesterreich stehender Officier in diesem
Lande einer so schändlichen Mißhandlung ausgesetzt war,
als jene ist, welche General Haynau bei dem in der
Zuschrift des Freiherrn v. Koller erwähnten Anlasse
erfahren hat, und der Unterzeichnete wird nicht erman-
geln, Baron Koller's Wunsche gemäß, seine Note
an den Staats=Secretär für das Jnnere zu leiten.

Der Unterzeichnete benutzt diese Veranlassung, die
Versicherung seiner ausgezeichneten Hochachtung zu er-
neuern.     ( gez. ) Palmerston.

III.
Weisung des kaiserl. Ministers der aus-
wärtigen Angelegenheiten, Hrn. Fürsten

v. Schwarzenberg, an den kaiserl. Ge-
schäftsträger in London, Freiherrn
v.
Koller.

    Wien den 12. September 1850.

Jch beehre mich Eu. den Empfang Jhrer Berichte
vom 5ten und 6ten d. M. zu bestätigen, in welchen Sie
mir von den Schritten Anzeige machen, die Sie aus An-
laß des gegen den F. Z. M. Freih. v. Haynau ver-
übten schändlichen Attentates, bei der Regierung Jhrer
Großbritanischen Majestät zu thun sich bestimmt gefun-
den haben.

Wir wollen hier den schmachvollen und empörenden
Charakter des dem berühmten Feldherrn gelegten Hin-
terhaltes nicht hervorheben; die öffentliche Meinung Eng-
lands und der ganzen civilisirten Welt, hat über diese
unerhörte Verletzung des Gastrechtes ihr Urtheil gespro-
chen. Aber darauf allein darf sich die Genugthunng
nicht beschränken, die wir von dem Gerechtigkeitsgefühl
und der Loyalität der kön. Großbritanischen Regierung
zu erwarten berechtigt sind. Wir können nicht umhin
bei ihr darauf zu dringen, daß die Untersuchung, auf
welche Eu. bereits durch Jhre Note an Lord Pal-
merston
vom 5ten dieses angetragen haben, mit allem
Nachdrucke und in der Art geführt werde, daß nicht nur
die materiellen Thäter eine der Schwere des Attentats
angemessene Strafe treffe, sondern, daß der unerbittliche
Arm der Gerechtigkeit auch die eigentlichen Urheber des
Verbrechens erreiche, welche aller Wahrscheinlichkeit nach
sich im Finstern verborgen gehalten und nur von Wei-
tem die Hand der unmittelbaren Werkzeuge geleitet
haben.

Jhrer königl. Großbritanischen Majestät Regierung
muß einer Seits zu sehr daran gelegen sein, daß der
schwere Schlag, welchen der von England immer so sorg-
fältig bewahrte Ruf der Gastfreundlichkeit seines Bodens
erlitten hat, in glänzender Weise gerächt werde, und sie
ist anderer Seits eine zu eifrige Hüterin der Sicherheit
ihrer eigenen Unterthanen im Auslande, als daß wir
nicht im Voraus überzeugt sein sollten, daß dem von Euer
zu stellenden Verlangen schleunig und vollständig wird ent-
sprochen werden.

Euer sind beauftragt, Jhrer Majestät erstem Staats-
Secretär die gegenwärtige Depesche vorzulesen.

Empfangen     ( gez. ) F. Schwarzenberg.

IV.
Note von Lord Palmerston an Baron
Koller.

    Foreign Office, 30. September 1850.

Nachdem der unterzeichnete Erste Staats=Secretär Jhrer
Majestät für die auswärtigen Angelegenheiten, die Mit-
theilung des kaiserl. Oesterr. Geschäftsträgers, Freiherrn
v. Koller, vom 5ten d. M., welche zum Zwecke hatte
eine Untersuchung über die näheren Umstände des gegen
General Haynau bei Gelegenheit dessen Besuches in der
Brauerei der HH. Barclay, Perkins et Comp.
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="[3847]"/>
      <titlePage type="heading">
        <docTitle>
          <titlePart type="main"> <hi rendition="#fr">Wiener<figure/>Zeitung.</hi><lb/>
          </titlePart>
        </docTitle>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <docImprint>             &gt;N<hi rendition="#sup">ro</hi> 302<hi rendition="#c">Donnerstag, den 19. December</hi><hi rendition="#right">1850.</hi><lb/></docImprint>
      </titlePage>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </front>
    <body>
      <cb type="start"/>
      <div type="contents" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Jnhalt</hi>.</hi> </head><lb/>
        <p> <hi rendition="#fr">Amtlicher Theil.</hi> </p><lb/>
        <p> <hi rendition="#fr">Nichtamtlicher Theil.</hi> </p><lb/>
        <p>Oesterreich. Wien. ( Notenwechsel zwischen der Oest.<lb/>
und Großbr. Regierung, in Betreff des Attentats ge-<lb/>
gen den F. Z. M. Frhn. v. Haynau. Constituirung<lb/>
der akad. Behörden an der Wien. Universität. Kund-<lb/>
machungen der Nationalbank. Telegr. Privat=Depe-<lb/>
schen. ) </p><lb/>
        <p>Kronländer. Prag. ( Kundmachung. ) Lemberg. Preß-<lb/>
burg. Kaschau. ( Adresse an den Hrn. Handels=Mini-<lb/>
ster. ) Linz. Brüx.</p><lb/>
        <p>Deutschland. Berlin. ( Vermischtes. ) &#x2014; München. &#x2014;<lb/>
Dresden. ( Kammersitzung. ) &#x2014; Karlsruhe. ( Kammer-<lb/>
verhandlung. ) &#x2014; Rotenburg. &#x2014; Darmstadt. &#x2014;<lb/>
Braunschweig. &#x2014; Kiel. &#x2014; Hamburg. &#x2014; Bremen.<lb/>
&#x2014; Frankfurt.</p><lb/>
        <p>Frankreich. Paris. ( Sitzung der gesetzgebenden Ver-<lb/>
sammlung. Vermischtes. ) </p><lb/>
        <p> <hi rendition="#fr">Oeffentliche Gerichts=Verhandlungen.</hi> </p><lb/>
        <p> <hi rendition="#fr">Beilage.</hi> </p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Amtlicher Theil.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><hi rendition="#in">S</hi>e. Majestät der Kaiser haben den neu ernannten Os-<lb/>
manischen Botschafter, <hi rendition="#g">Aarif Efendi,</hi> am 16. d. M.<lb/>
in einer feierlichen Audienz zu empfangen und sein Beglau-<lb/>
bigungsschreiben entgegen zu nehmen geruht.</p><lb/>
          <p>Unmittelbar zuvor hat der bisherige außerordentliche<lb/>
Gesandte und bevollmächtigte Minister des Sultans, Con-<lb/>
stantin <hi rendition="#g">Musurus,</hi> Sr. Majestät sein Abberufungs-<lb/>
schreiben zu überreichen die Ehre gehabt.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Se. Majestät der Kaiser haben mittelst Allerhöchster<lb/>
Entschließung vom 7. d. M., Nr. 903, dem Feldmar-<lb/>
schall=Lieutenant und Feld=Genie=Director in Jtalien,<lb/>
Johann v. <hi rendition="#g">Hlavaty,</hi> die Bewilligung zu ertheilen<lb/>
geruht, das ihm verliehene Commandeurkreuz des herzog-<lb/>
lich Parma'schen Constantin St. Georgs=Ordens anneh-<lb/>
men und tragen zu dürfen.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Se. k. k. Majestät haben über Antrag des Ministers<lb/>
für Cultus und Unterricht das an der chirurgischen Lehr-<lb/>
anstalt zu Lemberg erledigte Lehramt der Anatomie dem<lb/>
Dr. August <hi rendition="#g">Voigt,</hi> vormaligen Prosessor desselben<lb/>
Lehrfaches am Lyceum zu Laibach zu verleihen geruht.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Der Minister für Cultus und Unterricht hat den<lb/>
Supplenten am Gratzer Gymnasium, Dr. Albert Edlen<lb/>
v. <hi rendition="#g">Waltenhofen,</hi> zum wirklichen Lehrer daselbst<lb/>
ernannt.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Am 2. Jänner 1851 um 10 Uhr Vormittags, wird<lb/>
in Folge des Allerhöchsten Patentes vom 21. März<lb/>
1818, die Zweihundert und achtzehnte Verlosung der<lb/>
älteren Staatsschuld, in dem hierzu bestimmten Locale<lb/>
im Bankohause in der Singerstraße vorgenommen<lb/>
werden.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <cb n="2"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Nichtamtlicher Theil.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Oesterreich.<lb/><hi rendition="#g">Wien</hi>.</hi> </head><lb/>
          <div type="jPoliticalNews" n="3">
            <p>Das gegen den Herrn Feldzeugmeister Freiherrn<lb/>
v. <hi rendition="#g">Haynau</hi> am 4. September d. J. zu London ver-<lb/>
übte schmähliche Attentat hat zu einem Notenwechsel<lb/>
zwischen der kaiserlich Oesterreichischen und der königl.<lb/>
Großbritanischen Regierung Anlaß gegeben. Wir sind<lb/>
in der Lage, die einzelnen Stücke dieser Correspondenz<lb/>
in Deutscher Uebersetzung unsern Lesern mitzutheilen:</p><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#aq">I.</hi><lb/><hi rendition="#g">Note des Freiherrn</hi> v. <hi rendition="#g">Koller an Lord<lb/>
Palmerston.</hi></head><lb/>
              <p><space dim="horizontal"/>  London, 5. September 1850.</p><lb/>
              <p>Die heutigen Morgenzeitungen haben von dem schmach-<lb/>
vollen Angriffe berichtet, welcher gegen Seine Excellenz<lb/>
den Herrn Feldzeugmeister Freiherrn v. <hi rendition="#g">Haynau,</hi><lb/>
verübt worden ist, als er gestern, in Begleitung seiner<lb/>
beiden Adjutanten, die Brauerei der Herren <hi rendition="#g">Barclay,<lb/>
Perkins</hi> und Comp. besuchte, um diese Anstalt in<lb/>
Augenschein zu nehmen.</p><lb/>
              <p>Der General hat heute vor seiner Abreise nach Dover,<lb/>
wo er sich morgen nach Ostende einzuschiffen beabsichtigt,<lb/>
erklärt, eine gerichtliche Klage nicht erheben zu wollen.</p><lb/>
              <p>Da jedoch die Beleidigung gegen einen Oesterreichischen<lb/>
General gerichtet war, so hält es der unterzeichnete kai-<lb/>
serlich Oesterr. Geschäftsträger für seine Pflicht, an<lb/>
Seine Excellenz den Herrn Viscount <hi rendition="#g">Palmerston</hi><lb/>
das Ersuchen zu stellen, daß auch in Ermanglung einer<lb/>
in der gesetzlichen Form erhobenen Anklage, Nachforschun-<lb/>
gen in der Anstalt der Herren <hi rendition="#g">Barclay, Perkins</hi><lb/>
und Comp. angeordnet werden, deren Unterbeamte die<lb/>
Anstifter von Handlungen wilder Rohheit gewesen zu sein<lb/>
scheinen, welche ohne das zufällige Einschreiten der Polizei<lb/>
traurige Folgen nach sich gezogen hätten.</p><lb/>
              <p>Der Unterzeichnete hält sich im Voraus überzeugt von<lb/>
dem aufrichtigen Bedauern, mit welchem Se. Excellenz<lb/>
diese schmähliche That vernommen haben wird; sie wider-<lb/>
strebt dem altgewohnten Freiheitssinne dieses Landes und<lb/>
dessen unbeschränkter Gastfreundschaft; sie hatte ihren<lb/>
Ursprung in den verläumderischen Uebertreibungen, wo-<lb/>
durch einige Zeitungen und der Haß einer Partei einen<lb/>
berühmten Namen verunglimpft haben, und sie hätte<lb/>
Demjenigen beinahe das Leben gekostet, gegen den sie<lb/>
verübt wurde.</p><lb/>
              <p>Der Unterzeichnete hat die Ehre u. s. w.</p><lb/>
              <p><space dim="horizontal"/>   ( gez. ) <hi rendition="#g">Koller.</hi> </p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#aq">II.</hi><lb/><hi rendition="#g">Note von Lord Palmerston an Freiherrn</hi><lb/>
v. <hi rendition="#g">Koller.</hi></head><lb/>
              <p><space dim="horizontal"/><hi rendition="#aq">Foreign Office</hi>, 14. September 1850.</p><lb/>
              <p>Der unterzeichnete Erste Staats=Secretär Jhrer Majestät<lb/>
für die auswärtigen Angelegenheiten hat die Ehre, den<lb/>
Empfang der amtlichen Note zu bestätigen, welche unterm<lb/>
5. d. M. von dem Geschäftsträger Sr. Majestät des Kai-<lb/>
sers von Oesterreich an ihn gerichtet worden ist, um seine<lb/>
Aufmerksamkeit auf den an General <hi rendition="#g">Haynau,</hi> bei Ge-<lb/>
legenheit dessen Besuches in der Brauerei der HH.<lb/><hi rendition="#g">Barclay, Perkins</hi> und Comp. verübten Angriff<lb/>
zu lenken, und das Ansinnen zu stellen, daß über die<lb/>
näheren Umstände dieses Angriffs eine Untersuchung ein-<lb/>
geleitet werde.</p><lb/>
              <p>Jn Erwiderung hierauf beehrt sich der Unterzeichnete<lb/>
dem Freiherrn v. <hi rendition="#g">Koller</hi> zu erklären, daß J. M.<lb/>
Regierung tief bedauert, daß ein im militärischen Dienste<lb/><cb n="3"/>
des Kaisers von Oesterreich stehender Officier in diesem<lb/>
Lande einer so schändlichen Mißhandlung ausgesetzt war,<lb/>
als jene ist, welche General <hi rendition="#g">Haynau</hi> bei dem in der<lb/>
Zuschrift des Freiherrn v. <hi rendition="#g">Koller</hi> erwähnten Anlasse<lb/>
erfahren hat, und der Unterzeichnete wird nicht erman-<lb/>
geln, Baron <hi rendition="#g">Koller's</hi> Wunsche gemäß, seine Note<lb/>
an den Staats=Secretär für das Jnnere zu leiten.</p><lb/>
              <p>Der Unterzeichnete benutzt diese Veranlassung, die<lb/>
Versicherung seiner ausgezeichneten Hochachtung zu er-<lb/>
neuern.  <space dim="horizontal"/>   ( gez. ) <hi rendition="#g">Palmerston.</hi> </p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#aq">III.</hi><lb/><hi rendition="#g">Weisung des kaiserl. Ministers der aus-<lb/>
wärtigen Angelegenheiten, Hrn. Fürsten</hi><lb/>
v. <hi rendition="#g">Schwarzenberg, an den kaiserl. Ge-<lb/>
schäftsträger in London, Freiherrn</hi> v.<lb/><hi rendition="#g">Koller.</hi></head><lb/>
              <p><space dim="horizontal"/>  Wien den 12. September 1850.</p><lb/>
              <p>Jch beehre mich Eu. <choice><abbr>ec.</abbr></choice> den Empfang Jhrer Berichte<lb/>
vom 5ten und 6ten d. M. zu bestätigen, in welchen Sie<lb/>
mir von den Schritten Anzeige machen, die Sie aus An-<lb/>
laß des gegen den F. Z. M. Freih. v. <hi rendition="#g">Haynau</hi> ver-<lb/>
übten schändlichen Attentates, bei der Regierung Jhrer<lb/>
Großbritanischen Majestät zu thun sich bestimmt gefun-<lb/>
den haben.</p><lb/>
              <p>Wir wollen hier den schmachvollen und empörenden<lb/>
Charakter des dem berühmten Feldherrn gelegten Hin-<lb/>
terhaltes nicht hervorheben; die öffentliche Meinung Eng-<lb/>
lands und der ganzen civilisirten Welt, hat über diese<lb/>
unerhörte Verletzung des Gastrechtes ihr Urtheil gespro-<lb/>
chen. Aber darauf allein darf sich die Genugthunng<lb/>
nicht beschränken, die wir von dem Gerechtigkeitsgefühl<lb/>
und der Loyalität der kön. Großbritanischen Regierung<lb/>
zu erwarten berechtigt sind. Wir können nicht umhin<lb/>
bei ihr darauf zu dringen, daß die Untersuchung, auf<lb/>
welche Eu. bereits durch Jhre Note an Lord <hi rendition="#g">Pal-<lb/>
merston</hi> vom 5ten dieses angetragen haben, mit allem<lb/>
Nachdrucke und in der Art geführt werde, daß nicht nur<lb/>
die materiellen Thäter eine der Schwere des Attentats<lb/>
angemessene Strafe treffe, sondern, daß der unerbittliche<lb/>
Arm der Gerechtigkeit auch die eigentlichen Urheber des<lb/>
Verbrechens erreiche, welche aller Wahrscheinlichkeit nach<lb/>
sich im Finstern verborgen gehalten und nur von Wei-<lb/>
tem die Hand der unmittelbaren Werkzeuge geleitet<lb/>
haben.</p><lb/>
              <p>Jhrer königl. Großbritanischen Majestät Regierung<lb/>
muß einer Seits zu sehr daran gelegen sein, daß der<lb/>
schwere Schlag, welchen der von England immer so sorg-<lb/>
fältig bewahrte Ruf der Gastfreundlichkeit seines Bodens<lb/>
erlitten hat, in glänzender Weise gerächt werde, und sie<lb/>
ist anderer Seits eine zu eifrige Hüterin der Sicherheit<lb/>
ihrer eigenen Unterthanen im Auslande, als daß wir<lb/>
nicht im Voraus überzeugt sein sollten, daß dem von Euer<lb/>
zu stellenden Verlangen schleunig und vollständig wird ent-<lb/>
sprochen werden.</p><lb/>
              <p>Euer <choice><abbr>ec.</abbr></choice> sind beauftragt, Jhrer Majestät erstem Staats-<lb/>
Secretär die gegenwärtige Depesche vorzulesen.</p><lb/>
              <p>Empfangen <choice><abbr>ec.</abbr></choice>   <space dim="horizontal"/>   ( gez. ) F. <hi rendition="#g">Schwarzenberg.</hi> </p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Note von Lord Palmerston an Baron<lb/>
Koller.</hi> </head><lb/>
              <p><space dim="horizontal"/><hi rendition="#aq">Foreign Office</hi>, 30. September 1850.</p><lb/>
              <p>Nachdem der unterzeichnete Erste Staats=Secretär Jhrer<lb/>
Majestät für die auswärtigen Angelegenheiten, die Mit-<lb/>
theilung des kaiserl. Oesterr. Geschäftsträgers, Freiherrn<lb/>
v. <hi rendition="#g">Koller,</hi> vom 5ten d. M., welche zum Zwecke hatte<lb/>
eine Untersuchung über die näheren Umstände des gegen<lb/>
General <hi rendition="#g">Haynau</hi> bei Gelegenheit dessen Besuches in der<lb/>
Brauerei der HH. <hi rendition="#g">Barclay, Perkins</hi> et Comp.<lb/><cb type="end"/>
</p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3847]/0001] Wiener [Abbildung] Zeitung. >Nro 302Donnerstag, den 19. December1850. Jnhalt. Amtlicher Theil. Nichtamtlicher Theil. Oesterreich. Wien. ( Notenwechsel zwischen der Oest. und Großbr. Regierung, in Betreff des Attentats ge- gen den F. Z. M. Frhn. v. Haynau. Constituirung der akad. Behörden an der Wien. Universität. Kund- machungen der Nationalbank. Telegr. Privat=Depe- schen. ) Kronländer. Prag. ( Kundmachung. ) Lemberg. Preß- burg. Kaschau. ( Adresse an den Hrn. Handels=Mini- ster. ) Linz. Brüx. Deutschland. Berlin. ( Vermischtes. ) — München. — Dresden. ( Kammersitzung. ) — Karlsruhe. ( Kammer- verhandlung. ) — Rotenburg. — Darmstadt. — Braunschweig. — Kiel. — Hamburg. — Bremen. — Frankfurt. Frankreich. Paris. ( Sitzung der gesetzgebenden Ver- sammlung. Vermischtes. ) Oeffentliche Gerichts=Verhandlungen. Beilage. Amtlicher Theil. Se. Majestät der Kaiser haben den neu ernannten Os- manischen Botschafter, Aarif Efendi, am 16. d. M. in einer feierlichen Audienz zu empfangen und sein Beglau- bigungsschreiben entgegen zu nehmen geruht. Unmittelbar zuvor hat der bisherige außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister des Sultans, Con- stantin Musurus, Sr. Majestät sein Abberufungs- schreiben zu überreichen die Ehre gehabt. Se. Majestät der Kaiser haben mittelst Allerhöchster Entschließung vom 7. d. M., Nr. 903, dem Feldmar- schall=Lieutenant und Feld=Genie=Director in Jtalien, Johann v. Hlavaty, die Bewilligung zu ertheilen geruht, das ihm verliehene Commandeurkreuz des herzog- lich Parma'schen Constantin St. Georgs=Ordens anneh- men und tragen zu dürfen. Se. k. k. Majestät haben über Antrag des Ministers für Cultus und Unterricht das an der chirurgischen Lehr- anstalt zu Lemberg erledigte Lehramt der Anatomie dem Dr. August Voigt, vormaligen Prosessor desselben Lehrfaches am Lyceum zu Laibach zu verleihen geruht. Der Minister für Cultus und Unterricht hat den Supplenten am Gratzer Gymnasium, Dr. Albert Edlen v. Waltenhofen, zum wirklichen Lehrer daselbst ernannt. Am 2. Jänner 1851 um 10 Uhr Vormittags, wird in Folge des Allerhöchsten Patentes vom 21. März 1818, die Zweihundert und achtzehnte Verlosung der älteren Staatsschuld, in dem hierzu bestimmten Locale im Bankohause in der Singerstraße vorgenommen werden. Nichtamtlicher Theil. Oesterreich. Wien. Das gegen den Herrn Feldzeugmeister Freiherrn v. Haynau am 4. September d. J. zu London ver- übte schmähliche Attentat hat zu einem Notenwechsel zwischen der kaiserlich Oesterreichischen und der königl. Großbritanischen Regierung Anlaß gegeben. Wir sind in der Lage, die einzelnen Stücke dieser Correspondenz in Deutscher Uebersetzung unsern Lesern mitzutheilen: I. Note des Freiherrn v. Koller an Lord Palmerston. London, 5. September 1850. Die heutigen Morgenzeitungen haben von dem schmach- vollen Angriffe berichtet, welcher gegen Seine Excellenz den Herrn Feldzeugmeister Freiherrn v. Haynau, verübt worden ist, als er gestern, in Begleitung seiner beiden Adjutanten, die Brauerei der Herren Barclay, Perkins und Comp. besuchte, um diese Anstalt in Augenschein zu nehmen. Der General hat heute vor seiner Abreise nach Dover, wo er sich morgen nach Ostende einzuschiffen beabsichtigt, erklärt, eine gerichtliche Klage nicht erheben zu wollen. Da jedoch die Beleidigung gegen einen Oesterreichischen General gerichtet war, so hält es der unterzeichnete kai- serlich Oesterr. Geschäftsträger für seine Pflicht, an Seine Excellenz den Herrn Viscount Palmerston das Ersuchen zu stellen, daß auch in Ermanglung einer in der gesetzlichen Form erhobenen Anklage, Nachforschun- gen in der Anstalt der Herren Barclay, Perkins und Comp. angeordnet werden, deren Unterbeamte die Anstifter von Handlungen wilder Rohheit gewesen zu sein scheinen, welche ohne das zufällige Einschreiten der Polizei traurige Folgen nach sich gezogen hätten. Der Unterzeichnete hält sich im Voraus überzeugt von dem aufrichtigen Bedauern, mit welchem Se. Excellenz diese schmähliche That vernommen haben wird; sie wider- strebt dem altgewohnten Freiheitssinne dieses Landes und dessen unbeschränkter Gastfreundschaft; sie hatte ihren Ursprung in den verläumderischen Uebertreibungen, wo- durch einige Zeitungen und der Haß einer Partei einen berühmten Namen verunglimpft haben, und sie hätte Demjenigen beinahe das Leben gekostet, gegen den sie verübt wurde. Der Unterzeichnete hat die Ehre u. s. w. ( gez. ) Koller. II. Note von Lord Palmerston an Freiherrn v. Koller. Foreign Office, 14. September 1850. Der unterzeichnete Erste Staats=Secretär Jhrer Majestät für die auswärtigen Angelegenheiten hat die Ehre, den Empfang der amtlichen Note zu bestätigen, welche unterm 5. d. M. von dem Geschäftsträger Sr. Majestät des Kai- sers von Oesterreich an ihn gerichtet worden ist, um seine Aufmerksamkeit auf den an General Haynau, bei Ge- legenheit dessen Besuches in der Brauerei der HH. Barclay, Perkins und Comp. verübten Angriff zu lenken, und das Ansinnen zu stellen, daß über die näheren Umstände dieses Angriffs eine Untersuchung ein- geleitet werde. Jn Erwiderung hierauf beehrt sich der Unterzeichnete dem Freiherrn v. Koller zu erklären, daß J. M. Regierung tief bedauert, daß ein im militärischen Dienste des Kaisers von Oesterreich stehender Officier in diesem Lande einer so schändlichen Mißhandlung ausgesetzt war, als jene ist, welche General Haynau bei dem in der Zuschrift des Freiherrn v. Koller erwähnten Anlasse erfahren hat, und der Unterzeichnete wird nicht erman- geln, Baron Koller's Wunsche gemäß, seine Note an den Staats=Secretär für das Jnnere zu leiten. Der Unterzeichnete benutzt diese Veranlassung, die Versicherung seiner ausgezeichneten Hochachtung zu er- neuern. ( gez. ) Palmerston. III. Weisung des kaiserl. Ministers der aus- wärtigen Angelegenheiten, Hrn. Fürsten v. Schwarzenberg, an den kaiserl. Ge- schäftsträger in London, Freiherrn v. Koller. Wien den 12. September 1850. Jch beehre mich Eu. den Empfang Jhrer Berichte vom 5ten und 6ten d. M. zu bestätigen, in welchen Sie mir von den Schritten Anzeige machen, die Sie aus An- laß des gegen den F. Z. M. Freih. v. Haynau ver- übten schändlichen Attentates, bei der Regierung Jhrer Großbritanischen Majestät zu thun sich bestimmt gefun- den haben. Wir wollen hier den schmachvollen und empörenden Charakter des dem berühmten Feldherrn gelegten Hin- terhaltes nicht hervorheben; die öffentliche Meinung Eng- lands und der ganzen civilisirten Welt, hat über diese unerhörte Verletzung des Gastrechtes ihr Urtheil gespro- chen. Aber darauf allein darf sich die Genugthunng nicht beschränken, die wir von dem Gerechtigkeitsgefühl und der Loyalität der kön. Großbritanischen Regierung zu erwarten berechtigt sind. Wir können nicht umhin bei ihr darauf zu dringen, daß die Untersuchung, auf welche Eu. bereits durch Jhre Note an Lord Pal- merston vom 5ten dieses angetragen haben, mit allem Nachdrucke und in der Art geführt werde, daß nicht nur die materiellen Thäter eine der Schwere des Attentats angemessene Strafe treffe, sondern, daß der unerbittliche Arm der Gerechtigkeit auch die eigentlichen Urheber des Verbrechens erreiche, welche aller Wahrscheinlichkeit nach sich im Finstern verborgen gehalten und nur von Wei- tem die Hand der unmittelbaren Werkzeuge geleitet haben. Jhrer königl. Großbritanischen Majestät Regierung muß einer Seits zu sehr daran gelegen sein, daß der schwere Schlag, welchen der von England immer so sorg- fältig bewahrte Ruf der Gastfreundlichkeit seines Bodens erlitten hat, in glänzender Weise gerächt werde, und sie ist anderer Seits eine zu eifrige Hüterin der Sicherheit ihrer eigenen Unterthanen im Auslande, als daß wir nicht im Voraus überzeugt sein sollten, daß dem von Euer zu stellenden Verlangen schleunig und vollständig wird ent- sprochen werden. Euer sind beauftragt, Jhrer Majestät erstem Staats- Secretär die gegenwärtige Depesche vorzulesen. Empfangen ( gez. ) F. Schwarzenberg. IV. Note von Lord Palmerston an Baron Koller. Foreign Office, 30. September 1850. Nachdem der unterzeichnete Erste Staats=Secretär Jhrer Majestät für die auswärtigen Angelegenheiten, die Mit- theilung des kaiserl. Oesterr. Geschäftsträgers, Freiherrn v. Koller, vom 5ten d. M., welche zum Zwecke hatte eine Untersuchung über die näheren Umstände des gegen General Haynau bei Gelegenheit dessen Besuches in der Brauerei der HH. Barclay, Perkins et Comp.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_wiener302_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_wiener302_1850/1
Zitationshilfe: Wiener Zeitung. Nr. 302. [Wien], 19. Dezember 1850, S. [3847]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_wiener302_1850/1>, abgerufen am 03.12.2024.