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Wiener Zeitung. Nr. 244. [Wien], 12. Oktober 1850.

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[Beginn Spaltensatz]

Zur Realisirung derselben hat der Herr Erzpriester in
der Sitzung des dasigen Gemeinderathes vom 23. Sep-
tember mehrere normalmäßig gesicherte Privatschuldver-
schreibungen im Gesammtbetrage von 1000 fl. C. M. er-
legt, und die Bestimmung getroffen, daß die von diesem
Capital jährlich abfallenden Zinsen auf ewige Zeiten
zur Verpflegung armer Kranker der Stadt Sternberg
verwendet werden sollen.

Die Auswahl der Hilfsbedürftigen wurde dem jewei-
ligen Sernberger Gemeinderathe übertragen, der hiebei
lediglich die Vorschläge der Ortsgeistlichkeit zu berück-
sichtigen haben wird.

Preßburg, 8. October. Der gestern im hiesigen
Theater von dem Redacteur der "Preßb. Ztg.", Herrn
Rotter, veranstalteten Akademie zu Gunsten der wis-
senschaftlichen Ausstattung der Oberrealschule wurde von
Seite des Publicums eine erfreuliche Theilnahme geschenkt,
von Seite der Mitwirkenden aber Alles aufgeboten, um
ersterem einen erfreulichen Abend zu bereiten.

-- Gestern Nachmittags ist mit dem Pesther Boote Dr.
Sepp, Professor an der Münchner Hochschule und Ab-
geordneter aus München bei der diesjährigen Versamm-
lung der Katholikenvereine Deutschlands in Linz von sei-
nem Ausfluge in die Hauptstadt Ungarns hier angekom-
men. Nach einem kurzen Aufenthalte, während welchem
er die Mehrzahl unserer Kirchen besichtigte, setzte er
Abends seine Reise nach Wien fort. Dem Vernehmen.
nach beabsichtigt er die berühmten Oesterreichischen Stifte:
Göttweih, Heiligenkreuz, Klosterneuburg, Kremsmün-
ster, Mölk zu besuchen und dann seine Rückreise nach
München anzutreten. [Abbildung]

Pesth, 8. October. Nach der "Pesth. Ztg." berich-
tigen wir das Verzeichniß der Mitglieder der Pesth-
Ofner Handelskammer dahin: daß unter A. die Herren
Franz Aigner, Vorsteher des Pesther bürg. priv. Han-
delsstandes, und Rudolph Fuchs, Tabakfabrikant, --
als Mitglieder für die Handels=Section; und unter B.
Herr Naum Bozda, Wollhändler -- als Ersatzmann
aus dem Handelsstande, zuzufügen sind.

-- Nach einem Berichte des Herrn Dr. Tormay
hat sich im Pesth=Ofner k.k. Militär=District die Rin-
derpest vom August bis Ende September, nach den bis
7. October ämtlich eingelaufenen Berichten in den Regie-
rungsbezirken Pesth, Kalocsa, Heves=Szolnok, Heves-
Erlau, Stuhlweißenburg, Jazygien und Kumanien, in
den Städten Pesth und Alt=Ofen, in 29 Ortschaften ver-
breitet, und es sind bei einem Viehstande der Ortschaf-
ten von 23.476 Stück Hornvieh, 7539 erkrankt, 3749
genesen, 2730 gefallen; erschlagen wurden 22. Es ist
somit jedes 3. Stück erkrankt. Die Gefallenen verhalten
sich zum früheren Viehstande ( vor dem Ausbruche der
Seuche ) wie 1:8 1 / 2; es wird sich aber leider im Ver-
laufe der Seuche dieses Verhältniß weit schlimmer stel-
len; denn z. B. in St. Jstvan -- bei Baja -- sind von
1289 Stück Hornvieh 848 erkrankt und 578 gefallen; in
Dusnok von 1736 Stück 1101 erkrankt, und 659 ge-
fallen. Der Schaden kann an gefallenem Vieh allein --
ohne was dadurch der Ackerbau litt -- gering gerechnet
auf 110.000 fl. C. M. angeschlagen werden.

Die Seuche wurde im vorigen Jahre durch Russisches
Schlachtvieh nach Siebenbürgen, von da in den Groß-
wardeiner District und aus der Wojwodina in den Pe-
sther District eingeschleppt, indem am 22. Juli viel Vieh,
aus mit der Rinderpest verseuchten Orten -- besonders
Szivacz -- nach Baja zum Markte getrieben, da auf-
gekauft, und so verbreitet wurde.

"Bei der jetzt herrschenden Seuche ( so schließt der Be-
richt ) walten die Ruhrsymptome vor, und nur selten
wird das Futter im Löser trocken gefunden, darum wird
die Krankheit auch häufig für Ruhrseuche verkannt. Der
Sitz des Uebels ist der Labmagen und Zwölffingerdarm,
die immer fast brandig entzündet, die innere Fläche mit
einem gelblichen Schleim bedeckt, darunter oftmals kleine
Geschwüre aufgefunden werden. -- Alle bisher dagegen
angerathenen Mittel nützen nichts, die Absperrung und
Absonderung ist das einzige Vorbauungsmittel gegen die
ansteckende Seuche."

Gratz, 9. October. Gestern Abends langten Jhre
kaiserl. Hoheiten der Erzherzog Franz Carl und die
Erzherzogin Sophie mit dem Erzherzoge Ludwig
auf Jhrer Durchreise nach Triest mit einem Separat-
zuge nach 6 Uhr Abends hier an. Der Herr Statthalter
Dr. Friedrich Burger war den hohen Gästen bis
Bruck entgegengereist. Am Bahnhofe wurden Höchstdie-
selben von Sr. Excellenz dem commandirenden Genera-
len F. M. L. Grafen von Thurn, dem Hrn. Landes-
hauptmann, Sr. Excellenz Grafen v. Attems, dem
Fürstbischofe von Seckau nebst vielen Generalen und
Stabsofficieren und den Commandanten der vereinigten
Bürgerwehr bewillkommt. Eine Compagnie der National-
garde, eine Compagnie des Bürgercorps, so wie die bür-
gerl. Cavallerie waren mit Musikcorps aufgestellt. Eine
[Spaltenumbruch] große Menschenmenge füllte den Platz vor dem Bahn-
hofe und alle Straßen bis zur k. k. Burg. Jhre k. Ho-
heiten fuhren, von einer Escorte der Bürgercavallerie
begleitet, und von einem langen Zuge von Equipagen
gefolgt, durch die Schaulustigen, aus deren Reihen Lebe-
hochs ertönten, zu der k. k. Burg, allwo F. Z. M. Ba-
ron Haynau und die Chefs sämmtlicher Behörden
Jhrer warteten, und zur Audienz vorgelassen wurden.

Bei dem Souper, bei welchem die Frau Gräfin Me-
ran
zugegen war, wurde dem Herrn Statthalter und
dessen Frau Gemahlin die hohe Ehre zu Theil, zugezogen
zu werden. Auf dem Platze vor der Burg spielten die
Musik=Capellen des Jnfanterie=Regiments Geppert und
der Bürgergarde abwechselnd.

Heute Früh setzten Jhre kais. Hoheiten nach angehör-
ter Messe in der Burgcapelle gegen 8 Uhr die Reise
nach Triest fort, wo höchstderen durchlauchtigste Söhne,
die k. Hoheiten Erzherzog Ferdinand und Carl,
sie erwarten. Die Rückreise wird dann gemeinschaftlich,
und wie wir mit Freude vernehmen, wieder über Gratz
Statt finden.     ( Gr. Ztg. )

Klagenfurt, 6. October. Gestern Nachmittags
versammelte sich der neugewählte Gemeinderath zur Wahl
des Bürgermeisters. Nach vorhergegangener Debatte, in
welcher dem jeweiligen Bürgermeister eine Functionsge-
bühr von 1000 fl. C. M. bestimmt wurde, ward Herr
Dr. Andreas Koller, Hof= und Gerichts=Advocat, mit
17 Stimmen von 20 zum Bürgermeister und zum Bür-
germeister=Stellvertreter mit 15 Stimmen von 20 Herr
J. Guggitz gewählt.

Salzburg, 7. October. Die Handels= und Ge-
werbekammer des Kronlandes Salzburg wurde von dem
landesfürstlichen Commissär, Herrn Statthaltereirathe
Blaschke, mit einer Ansprache eröffnet, worin er die
gesetzliche Begründung der Handels= und Gewerbekam-
mer, ihren Wirkungs= und Geschäftskreis, ihre Rechte
und Verpflichtungen mit dem Ausdrucke des Vertrauens
entwickelte, daß auch die Handels= und Gewerbekammer
ihre hochwichtige Aufgabe lösen, und das von dem hohen
Ministerium und von den Wählern in sie gesetzte Ver-
trauen zu rechtfertigen wissen werde.

Zum Präsidenten wurde von der Kammer der Handels-
Factor, Hr. Franz Triendl, und der Eisenhammer-
werksbesitzer, Hr. Christian Schwaiger, zum Vice-
Präsidenten gewählt.

Am Schlusse dankte der Herr Vice=Präsident Schwai-
ger
insbesondere ehrfurchtsvollst Sr. k. k. Majestät für
die Allerhöchste Gnade der Creirung einer eigenen Han-
dels- und Gewerbekammer für das Kronland Salzburg,
sprach dem Herrn Statthalter für seine kräftige Unter-
stützung zur Bildung dieser Kammer, und dem Herrn
landesfürstlichen Commissär im Namen der Handels-
und Gewerbekammer seinen Dank für die Eröffnung der-
selben aus, und brachte am Schlusse Sr. k. k. Majestät
unsern allergnädigsten Kaiser Franz Joseph ein drei-
maliges Hoch aus, in welches die ganze Versammlung
mit dem lebhaftesten Enthusiasmus einstimmte.

-- Der erste Vergleich der k. k. Forst=Regulirungs-
Ministerial=Commission ist mit der Ortsgemeinde Eschenau
im Gerichtsbezirke Taxenbach zu Stande gekommen, und
von dem Gemeinde=Ausschusse genehmiget worden. Der
Gemeinde sind in Folge desselben 318 Joch 127 Qua-
drat=Klafter Waldungen und 53 Joch 1065 Quadrat-
Klafter Freiberge und öde Gründe in das Eigenthum
abgetreten worden. Dem Staate verbleiben 301 Joch
205 Quadrat=Klafter unbelasteten Waldgrundes. Ge-
meinde und Eingeforstete haben auf das Beholzungs=,
Streu= und Weiderecht in den dem Staate verbleiben-
den Waldungen gänzlich verzichtet.

-- Nach einem Gemeinderathsbeschlusse vom 7ten
d. M. wurde für den Bürgermeister der Stadt Salz-
burg ein Functions=Gehalt von jährlich 1000 fl. C. M.
W. W. und zur Wahl des Bürgermeisters und Vice-
Bürgermeisters der 14te d. M. bestimmt.

Venedig, 8. October. Gestern als am Jahrestage
des Hinscheidens Sr. kaiserl. Hoheit des Erzherzogs
Friedrich hielt das Corps der k. k. Marine=Officiere
eine kirchliche Todtenfeier zum Andenken dieses ihres ehe-
maligen Commandanten ab. Die Feier wurde in der
dem Maltheser=Orden gehörenden Kirche abgehalten.
Gegenwärtig waren Se. Exc. der Herr General der Ca-
vallerie, Militär=Gouverneur der Stadt und Festung
Venedig, Ritter v. Gorzkowski, in Begleitung eines
zahlreichen Stabes, sämmtliche Generale und Officiere
der Garnison, der Herr Präsident der k. k. Statthalter-
schaft und andere Civil=Würdenträger. Sämmtliche hier
befindliche Angehörige des Maltheser=Ordens erschienen
in Parade=Uniform.

Nach Beendigung der kirchlichen Function defilirten
sämmtliche Corps der Jnfanterie, Marine=Artillerie und
die Matrosen, welche in der Nähe der Kirche aufgestellt
gewesen waren, vor Sr. Exc. dem Herrn Gouverneur.

    ( G. di Venez. )

[Spaltenumbruch]
Deutschland.

Berlin, 9. October. Se. Majestät der König hat
nach Meldung des "St. A." dem bisherigen kaiserlich
Russischen außerordentlichen Gesandten und bevollmäch-
tigten Minister am hiesigen Hofe, Freiherrn v. Meyen-
dorf, den Schwarzen Adler=Orden verliehen.

-- Jhre k. k. Hoheiten die Großfürstin Helene und
deren Tochter, die Großfürstin Katharine, trafen in der
Nacht zum Montag hier ein und stiegen im Palais der
Russischen Gesandtschaft ab. Vorgestern Vormittag um
8 3 / 4 Uhr traf Se. Majestät der König von Potsdam
hier ein und fuhr, nachdem er seine hohen Gäste empfan-
gen, mit denselben um 12 Uhr nach Potsdam zurück.
Die Großfürstin kam mit Jhrer Tochter gestern Nach-
mittag wieder hier an und begab sich nach Stettin, wo-
selbst Höchstdieselben mit Sr. königl. Hoheit dem Erb-
großherzoge von Mecklenburg=Strelitz und dem verlobten
Bräutigam der Großfürstin Katharine, Herzog Georg
v. Mecklenburg Hoheit, zusammentreffen werden. Jn
Swinemünde ist am 5ten das kais. Russische Kriegs-
Dampfschiff "Grosiastschy" von Wismar eingetroffen,
um Jhre kaiserl. Hoheit an Bord zu nehmen und nach
St. Petersburg zu bringen.

-- Von den beim Zeughaussturme im Jahre 1848
aus der Modell=Sammlung verschwundenen fast unersetz-
baren Gegenständen fehlen noch immer gegen 300 Num-
mern. Ungefähr tausend Gegenstände wurden damals
entwendet und davon bis jetzt 700 zurückgegeben.

-- Jn der Polnischen Stadt Raygrod, zwei Meilen
von Lyck, dicht an der Preußischen Gränze, ist die Rin-
derpest ( neben der Lungenseuche ) ausgebrochen und ziem-
lich verbreitet. Die Regierung in Gumbinnen hat daher
für die Gränzstrecke des Lycker Kreises gegen Polen
den §. 4 der Verordnung vom 27. März 1836 in An-
wendung gebracht, somit durch völlige Sperre allen und
jeden Verkehr mit Raygrod und dessen Umgegend auf
seiner Gränzsirecke inhibirt. Für die benachbarten Kreise
Johannisburg und Oletzko ist die strenge Ausführung des
§. 3. jener Verordnung mit Weglassung aller bisher ge-
währten Erleichterungen angeordnet.

Königsberg, 5. October. Ueber den Zustand der
hiesigen Französisch=reformirten Gemeinde, gibt der nach-
folgende Erlaß des evangelischen Ober=Kirchenraths auf
eine Privatbeschwerde die geeignete Aufklärung. Der
gedachte Erlaß lautet wie folgt:

Eu. haben unterm 20. v. M. eine Vorstellung an das
dortige königl. Consistorium gerichtet, in welcher Sie über
eine von dem Prediger Detroit in Beziehung auf die Con-
firmation Jhres Sohnes angeblich begangene Willkür sich
beschweren, und um Schutz in Jhren Rechten bitten.

Das königl. Consistorium hat diese Vorstellung uns über-
reicht und uns die weitere Veranlassung anheimgegeben, da
dasselbe mit dem Detroit in keiner amtlichen Beziehung
mehr stehe.

Nach der eigenthümlichen Stellung, welche der Detroit
und die Gemeinde in neuerer Zeit der evangelischen Landes-
kirche und den Behörden derselben gegenüber eingenommen
haben, sehen auch wir uns außer Stande, in dieser Angele-
genheit irgend etwas zu veranlassen.

Es ist Jhnen bekannt, daß der Detroit, in Folge der
von ihm bekundeten Lossagung von dem apostolischen Glau-
bensbekenntnisse im Jahre 1847, zur Verantwortung gezo-
gen und durch Resolut des königlichen Consistoriums vom
4. August 1847 seines Amtes als Prediger der Französisch-
reformirten Gemeinde zu Königsberg entsetzt worden ist.
Gegen diese Entscheidung legte der Detroit den Recurs
bei dem Minister der geistlichen Angelegenheiten ein. Ehe
aber noch darüber entschieden war, sagte sich die Gemeinde
nachdem sie schon früher, mit Verwerfung des apostolischen
Glaubensbekenntnisses, ein neues Bekenntniß aufgestellt
hatte, sich auch thatsächlich von der Autorität der evangeli-
schen Kirchenbehörde der Provinz los, und instituirte den
Detroit eigenmächtig wieder in seine Functionen. Unterm
27. Mai 1848 hob der Staats=Minister Graf v. Schwerin,
gestützt auf die in der Verordnung vom 6. April 1848 §. 5
enthaltene Bestimmung:

" Die Ausübung staatsbürgerlicher Rechte ist fortan von
dem religiösen Glaubensbekenntniß unabhängig."

das Resolut des Consistoriums vom 4. August wieder auf.

Das Consistorium hat in dieser Verfügung des Ministers
nichts Anderes, als einen Act der Staatsgewalt erkennen
können, dessen Wirkung zwar die kirchliche Behörde zu hin-
dern nicht vermocht hat, welcher aber auch nicht im Stande
gewesen ist, die Grundlage des Glaubens und des Bekennt-
nisses, auf welcher die gesammte evangelische Kirche unseres
Vaterlandes ruht, zu vernichten. Das Consistorium hat da-
her, da es das ihm anvertraute kirchliche Aufsichtsamt nicht
anders, als im Glauben an die großen Thatsachen der gött-
lichen Offenbarung, welche das Apostolische Glaubensbekennt-
niß bezeugt, und an welchen alle christlichen Kirchen seither
festgehalten haben, zu führen vermag, sich nicht ferner für
berufen halten können, mit einem Geistlichen und einer Ge-
meinde in Beziehung zu bleiben, welche diese Thatsachen ver-
läugnet und der geordneten Kirchenbehörde den Gehorsam
aufgekündigt haben, und gegen welchen mit der Strenge der
kirchlichen Disciplin zu verfahren, die Kirchenbehörde durch
einen Act der Staatsgewalt gebindet worden ist.

Wir können dieser Auffassung des Consistoriums nur bei-
pflichten, und sehen auch wir uns außer Stande, eine kirch-
liche Einwirkung in Beziehung auf den Detroit und dessen
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Zur Realisirung derselben hat der Herr Erzpriester in
der Sitzung des dasigen Gemeinderathes vom 23. Sep-
tember mehrere normalmäßig gesicherte Privatschuldver-
schreibungen im Gesammtbetrage von 1000 fl. C. M. er-
legt, und die Bestimmung getroffen, daß die von diesem
Capital jährlich abfallenden Zinsen auf ewige Zeiten
zur Verpflegung armer Kranker der Stadt Sternberg
verwendet werden sollen.

Die Auswahl der Hilfsbedürftigen wurde dem jewei-
ligen Sernberger Gemeinderathe übertragen, der hiebei
lediglich die Vorschläge der Ortsgeistlichkeit zu berück-
sichtigen haben wird.

Preßburg, 8. October. Der gestern im hiesigen
Theater von dem Redacteur der „Preßb. Ztg.“, Herrn
Rotter, veranstalteten Akademie zu Gunsten der wis-
senschaftlichen Ausstattung der Oberrealschule wurde von
Seite des Publicums eine erfreuliche Theilnahme geschenkt,
von Seite der Mitwirkenden aber Alles aufgeboten, um
ersterem einen erfreulichen Abend zu bereiten.

— Gestern Nachmittags ist mit dem Pesther Boote Dr.
Sepp, Professor an der Münchner Hochschule und Ab-
geordneter aus München bei der diesjährigen Versamm-
lung der Katholikenvereine Deutschlands in Linz von sei-
nem Ausfluge in die Hauptstadt Ungarns hier angekom-
men. Nach einem kurzen Aufenthalte, während welchem
er die Mehrzahl unserer Kirchen besichtigte, setzte er
Abends seine Reise nach Wien fort. Dem Vernehmen.
nach beabsichtigt er die berühmten Oesterreichischen Stifte:
Göttweih, Heiligenkreuz, Klosterneuburg, Kremsmün-
ster, Mölk zu besuchen und dann seine Rückreise nach
München anzutreten. [Abbildung]

Pesth, 8. October. Nach der „Pesth. Ztg.“ berich-
tigen wir das Verzeichniß der Mitglieder der Pesth-
Ofner Handelskammer dahin: daß unter A. die Herren
Franz Aigner, Vorsteher des Pesther bürg. priv. Han-
delsstandes, und Rudolph Fuchs, Tabakfabrikant, —
als Mitglieder für die Handels=Section; und unter B.
Herr Naum Bozda, Wollhändler — als Ersatzmann
aus dem Handelsstande, zuzufügen sind.

— Nach einem Berichte des Herrn Dr. Tormay
hat sich im Pesth=Ofner k.k. Militär=District die Rin-
derpest vom August bis Ende September, nach den bis
7. October ämtlich eingelaufenen Berichten in den Regie-
rungsbezirken Pesth, Kalocsa, Heves=Szolnok, Heves-
Erlau, Stuhlweißenburg, Jazygien und Kumanien, in
den Städten Pesth und Alt=Ofen, in 29 Ortschaften ver-
breitet, und es sind bei einem Viehstande der Ortschaf-
ten von 23.476 Stück Hornvieh, 7539 erkrankt, 3749
genesen, 2730 gefallen; erschlagen wurden 22. Es ist
somit jedes 3. Stück erkrankt. Die Gefallenen verhalten
sich zum früheren Viehstande ( vor dem Ausbruche der
Seuche ) wie 1:8 1 / 2; es wird sich aber leider im Ver-
laufe der Seuche dieses Verhältniß weit schlimmer stel-
len; denn z. B. in St. Jstvan — bei Baja — sind von
1289 Stück Hornvieh 848 erkrankt und 578 gefallen; in
Dusnok von 1736 Stück 1101 erkrankt, und 659 ge-
fallen. Der Schaden kann an gefallenem Vieh allein —
ohne was dadurch der Ackerbau litt — gering gerechnet
auf 110.000 fl. C. M. angeschlagen werden.

Die Seuche wurde im vorigen Jahre durch Russisches
Schlachtvieh nach Siebenbürgen, von da in den Groß-
wardeiner District und aus der Wojwodina in den Pe-
sther District eingeschleppt, indem am 22. Juli viel Vieh,
aus mit der Rinderpest verseuchten Orten — besonders
Szivacz — nach Baja zum Markte getrieben, da auf-
gekauft, und so verbreitet wurde.

„Bei der jetzt herrschenden Seuche ( so schließt der Be-
richt ) walten die Ruhrsymptome vor, und nur selten
wird das Futter im Löser trocken gefunden, darum wird
die Krankheit auch häufig für Ruhrseuche verkannt. Der
Sitz des Uebels ist der Labmagen und Zwölffingerdarm,
die immer fast brandig entzündet, die innere Fläche mit
einem gelblichen Schleim bedeckt, darunter oftmals kleine
Geschwüre aufgefunden werden. — Alle bisher dagegen
angerathenen Mittel nützen nichts, die Absperrung und
Absonderung ist das einzige Vorbauungsmittel gegen die
ansteckende Seuche.“

Gratz, 9. October. Gestern Abends langten Jhre
kaiserl. Hoheiten der Erzherzog Franz Carl und die
Erzherzogin Sophie mit dem Erzherzoge Ludwig
auf Jhrer Durchreise nach Triest mit einem Separat-
zuge nach 6 Uhr Abends hier an. Der Herr Statthalter
Dr. Friedrich Burger war den hohen Gästen bis
Bruck entgegengereist. Am Bahnhofe wurden Höchstdie-
selben von Sr. Excellenz dem commandirenden Genera-
len F. M. L. Grafen von Thurn, dem Hrn. Landes-
hauptmann, Sr. Excellenz Grafen v. Attems, dem
Fürstbischofe von Seckau nebst vielen Generalen und
Stabsofficieren und den Commandanten der vereinigten
Bürgerwehr bewillkommt. Eine Compagnie der National-
garde, eine Compagnie des Bürgercorps, so wie die bür-
gerl. Cavallerie waren mit Musikcorps aufgestellt. Eine
[Spaltenumbruch] große Menschenmenge füllte den Platz vor dem Bahn-
hofe und alle Straßen bis zur k. k. Burg. Jhre k. Ho-
heiten fuhren, von einer Escorte der Bürgercavallerie
begleitet, und von einem langen Zuge von Equipagen
gefolgt, durch die Schaulustigen, aus deren Reihen Lebe-
hochs ertönten, zu der k. k. Burg, allwo F. Z. M. Ba-
ron Haynau und die Chefs sämmtlicher Behörden
Jhrer warteten, und zur Audienz vorgelassen wurden.

Bei dem Souper, bei welchem die Frau Gräfin Me-
ran
zugegen war, wurde dem Herrn Statthalter und
dessen Frau Gemahlin die hohe Ehre zu Theil, zugezogen
zu werden. Auf dem Platze vor der Burg spielten die
Musik=Capellen des Jnfanterie=Regiments Geppert und
der Bürgergarde abwechselnd.

Heute Früh setzten Jhre kais. Hoheiten nach angehör-
ter Messe in der Burgcapelle gegen 8 Uhr die Reise
nach Triest fort, wo höchstderen durchlauchtigste Söhne,
die k. Hoheiten Erzherzog Ferdinand und Carl,
sie erwarten. Die Rückreise wird dann gemeinschaftlich,
und wie wir mit Freude vernehmen, wieder über Gratz
Statt finden.     ( Gr. Ztg. )

Klagenfurt, 6. October. Gestern Nachmittags
versammelte sich der neugewählte Gemeinderath zur Wahl
des Bürgermeisters. Nach vorhergegangener Debatte, in
welcher dem jeweiligen Bürgermeister eine Functionsge-
bühr von 1000 fl. C. M. bestimmt wurde, ward Herr
Dr. Andreas Koller, Hof= und Gerichts=Advocat, mit
17 Stimmen von 20 zum Bürgermeister und zum Bür-
germeister=Stellvertreter mit 15 Stimmen von 20 Herr
J. Guggitz gewählt.

Salzburg, 7. October. Die Handels= und Ge-
werbekammer des Kronlandes Salzburg wurde von dem
landesfürstlichen Commissär, Herrn Statthaltereirathe
Blaschke, mit einer Ansprache eröffnet, worin er die
gesetzliche Begründung der Handels= und Gewerbekam-
mer, ihren Wirkungs= und Geschäftskreis, ihre Rechte
und Verpflichtungen mit dem Ausdrucke des Vertrauens
entwickelte, daß auch die Handels= und Gewerbekammer
ihre hochwichtige Aufgabe lösen, und das von dem hohen
Ministerium und von den Wählern in sie gesetzte Ver-
trauen zu rechtfertigen wissen werde.

Zum Präsidenten wurde von der Kammer der Handels-
Factor, Hr. Franz Triendl, und der Eisenhammer-
werksbesitzer, Hr. Christian Schwaiger, zum Vice-
Präsidenten gewählt.

Am Schlusse dankte der Herr Vice=Präsident Schwai-
ger
insbesondere ehrfurchtsvollst Sr. k. k. Majestät für
die Allerhöchste Gnade der Creirung einer eigenen Han-
dels- und Gewerbekammer für das Kronland Salzburg,
sprach dem Herrn Statthalter für seine kräftige Unter-
stützung zur Bildung dieser Kammer, und dem Herrn
landesfürstlichen Commissär im Namen der Handels-
und Gewerbekammer seinen Dank für die Eröffnung der-
selben aus, und brachte am Schlusse Sr. k. k. Majestät
unsern allergnädigsten Kaiser Franz Joseph ein drei-
maliges Hoch aus, in welches die ganze Versammlung
mit dem lebhaftesten Enthusiasmus einstimmte.

— Der erste Vergleich der k. k. Forst=Regulirungs-
Ministerial=Commission ist mit der Ortsgemeinde Eschenau
im Gerichtsbezirke Taxenbach zu Stande gekommen, und
von dem Gemeinde=Ausschusse genehmiget worden. Der
Gemeinde sind in Folge desselben 318 Joch 127 Qua-
drat=Klafter Waldungen und 53 Joch 1065 Quadrat-
Klafter Freiberge und öde Gründe in das Eigenthum
abgetreten worden. Dem Staate verbleiben 301 Joch
205 Quadrat=Klafter unbelasteten Waldgrundes. Ge-
meinde und Eingeforstete haben auf das Beholzungs=,
Streu= und Weiderecht in den dem Staate verbleiben-
den Waldungen gänzlich verzichtet.

— Nach einem Gemeinderathsbeschlusse vom 7ten
d. M. wurde für den Bürgermeister der Stadt Salz-
burg ein Functions=Gehalt von jährlich 1000 fl. C. M.
W. W. und zur Wahl des Bürgermeisters und Vice-
Bürgermeisters der 14te d. M. bestimmt.

Venedig, 8. October. Gestern als am Jahrestage
des Hinscheidens Sr. kaiserl. Hoheit des Erzherzogs
Friedrich hielt das Corps der k. k. Marine=Officiere
eine kirchliche Todtenfeier zum Andenken dieses ihres ehe-
maligen Commandanten ab. Die Feier wurde in der
dem Maltheser=Orden gehörenden Kirche abgehalten.
Gegenwärtig waren Se. Exc. der Herr General der Ca-
vallerie, Militär=Gouverneur der Stadt und Festung
Venedig, Ritter v. Gorzkowski, in Begleitung eines
zahlreichen Stabes, sämmtliche Generale und Officiere
der Garnison, der Herr Präsident der k. k. Statthalter-
schaft und andere Civil=Würdenträger. Sämmtliche hier
befindliche Angehörige des Maltheser=Ordens erschienen
in Parade=Uniform.

Nach Beendigung der kirchlichen Function defilirten
sämmtliche Corps der Jnfanterie, Marine=Artillerie und
die Matrosen, welche in der Nähe der Kirche aufgestellt
gewesen waren, vor Sr. Exc. dem Herrn Gouverneur.

    ( G. di Venez. )

[Spaltenumbruch]
Deutschland.

Berlin, 9. October. Se. Majestät der König hat
nach Meldung des „St. A.“ dem bisherigen kaiserlich
Russischen außerordentlichen Gesandten und bevollmäch-
tigten Minister am hiesigen Hofe, Freiherrn v. Meyen-
dorf, den Schwarzen Adler=Orden verliehen.

— Jhre k. k. Hoheiten die Großfürstin Helene und
deren Tochter, die Großfürstin Katharine, trafen in der
Nacht zum Montag hier ein und stiegen im Palais der
Russischen Gesandtschaft ab. Vorgestern Vormittag um
8 3 / 4 Uhr traf Se. Majestät der König von Potsdam
hier ein und fuhr, nachdem er seine hohen Gäste empfan-
gen, mit denselben um 12 Uhr nach Potsdam zurück.
Die Großfürstin kam mit Jhrer Tochter gestern Nach-
mittag wieder hier an und begab sich nach Stettin, wo-
selbst Höchstdieselben mit Sr. königl. Hoheit dem Erb-
großherzoge von Mecklenburg=Strelitz und dem verlobten
Bräutigam der Großfürstin Katharine, Herzog Georg
v. Mecklenburg Hoheit, zusammentreffen werden. Jn
Swinemünde ist am 5ten das kais. Russische Kriegs-
Dampfschiff „Grosiastschy“ von Wismar eingetroffen,
um Jhre kaiserl. Hoheit an Bord zu nehmen und nach
St. Petersburg zu bringen.

— Von den beim Zeughaussturme im Jahre 1848
aus der Modell=Sammlung verschwundenen fast unersetz-
baren Gegenständen fehlen noch immer gegen 300 Num-
mern. Ungefähr tausend Gegenstände wurden damals
entwendet und davon bis jetzt 700 zurückgegeben.

— Jn der Polnischen Stadt Raygrod, zwei Meilen
von Lyck, dicht an der Preußischen Gränze, ist die Rin-
derpest ( neben der Lungenseuche ) ausgebrochen und ziem-
lich verbreitet. Die Regierung in Gumbinnen hat daher
für die Gränzstrecke des Lycker Kreises gegen Polen
den §. 4 der Verordnung vom 27. März 1836 in An-
wendung gebracht, somit durch völlige Sperre allen und
jeden Verkehr mit Raygrod und dessen Umgegend auf
seiner Gränzsirecke inhibirt. Für die benachbarten Kreise
Johannisburg und Oletzko ist die strenge Ausführung des
§. 3. jener Verordnung mit Weglassung aller bisher ge-
währten Erleichterungen angeordnet.

Königsberg, 5. October. Ueber den Zustand der
hiesigen Französisch=reformirten Gemeinde, gibt der nach-
folgende Erlaß des evangelischen Ober=Kirchenraths auf
eine Privatbeschwerde die geeignete Aufklärung. Der
gedachte Erlaß lautet wie folgt:

Eu. haben unterm 20. v. M. eine Vorstellung an das
dortige königl. Consistorium gerichtet, in welcher Sie über
eine von dem Prediger Detroit in Beziehung auf die Con-
firmation Jhres Sohnes angeblich begangene Willkür sich
beschweren, und um Schutz in Jhren Rechten bitten.

Das königl. Consistorium hat diese Vorstellung uns über-
reicht und uns die weitere Veranlassung anheimgegeben, da
dasselbe mit dem Detroit in keiner amtlichen Beziehung
mehr stehe.

Nach der eigenthümlichen Stellung, welche der Detroit
und die Gemeinde in neuerer Zeit der evangelischen Landes-
kirche und den Behörden derselben gegenüber eingenommen
haben, sehen auch wir uns außer Stande, in dieser Angele-
genheit irgend etwas zu veranlassen.

Es ist Jhnen bekannt, daß der Detroit, in Folge der
von ihm bekundeten Lossagung von dem apostolischen Glau-
bensbekenntnisse im Jahre 1847, zur Verantwortung gezo-
gen und durch Resolut des königlichen Consistoriums vom
4. August 1847 seines Amtes als Prediger der Französisch-
reformirten Gemeinde zu Königsberg entsetzt worden ist.
Gegen diese Entscheidung legte der Detroit den Recurs
bei dem Minister der geistlichen Angelegenheiten ein. Ehe
aber noch darüber entschieden war, sagte sich die Gemeinde
nachdem sie schon früher, mit Verwerfung des apostolischen
Glaubensbekenntnisses, ein neues Bekenntniß aufgestellt
hatte, sich auch thatsächlich von der Autorität der evangeli-
schen Kirchenbehörde der Provinz los, und instituirte den
Detroit eigenmächtig wieder in seine Functionen. Unterm
27. Mai 1848 hob der Staats=Minister Graf v. Schwerin,
gestützt auf die in der Verordnung vom 6. April 1848 §. 5
enthaltene Bestimmung:

„ Die Ausübung staatsbürgerlicher Rechte ist fortan von
dem religiösen Glaubensbekenntniß unabhängig.“

das Resolut des Consistoriums vom 4. August wieder auf.

Das Consistorium hat in dieser Verfügung des Ministers
nichts Anderes, als einen Act der Staatsgewalt erkennen
können, dessen Wirkung zwar die kirchliche Behörde zu hin-
dern nicht vermocht hat, welcher aber auch nicht im Stande
gewesen ist, die Grundlage des Glaubens und des Bekennt-
nisses, auf welcher die gesammte evangelische Kirche unseres
Vaterlandes ruht, zu vernichten. Das Consistorium hat da-
her, da es das ihm anvertraute kirchliche Aufsichtsamt nicht
anders, als im Glauben an die großen Thatsachen der gött-
lichen Offenbarung, welche das Apostolische Glaubensbekennt-
niß bezeugt, und an welchen alle christlichen Kirchen seither
festgehalten haben, zu führen vermag, sich nicht ferner für
berufen halten können, mit einem Geistlichen und einer Ge-
meinde in Beziehung zu bleiben, welche diese Thatsachen ver-
läugnet und der geordneten Kirchenbehörde den Gehorsam
aufgekündigt haben, und gegen welchen mit der Strenge der
kirchlichen Disciplin zu verfahren, die Kirchenbehörde durch
einen Act der Staatsgewalt gebindet worden ist.

Wir können dieser Auffassung des Consistoriums nur bei-
pflichten, und sehen auch wir uns außer Stande, eine kirch-
liche Einwirkung in Beziehung auf den Detroit und dessen
[Ende Spaltensatz]

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[3063/0003] 3063 Zur Realisirung derselben hat der Herr Erzpriester in der Sitzung des dasigen Gemeinderathes vom 23. Sep- tember mehrere normalmäßig gesicherte Privatschuldver- schreibungen im Gesammtbetrage von 1000 fl. C. M. er- legt, und die Bestimmung getroffen, daß die von diesem Capital jährlich abfallenden Zinsen auf ewige Zeiten zur Verpflegung armer Kranker der Stadt Sternberg verwendet werden sollen. Die Auswahl der Hilfsbedürftigen wurde dem jewei- ligen Sernberger Gemeinderathe übertragen, der hiebei lediglich die Vorschläge der Ortsgeistlichkeit zu berück- sichtigen haben wird. Preßburg, 8. October. Der gestern im hiesigen Theater von dem Redacteur der „Preßb. 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Ztg.“ berich- tigen wir das Verzeichniß der Mitglieder der Pesth- Ofner Handelskammer dahin: daß unter A. die Herren Franz Aigner, Vorsteher des Pesther bürg. priv. Han- delsstandes, und Rudolph Fuchs, Tabakfabrikant, — als Mitglieder für die Handels=Section; und unter B. Herr Naum Bozda, Wollhändler — als Ersatzmann aus dem Handelsstande, zuzufügen sind. — Nach einem Berichte des Herrn Dr. Tormay hat sich im Pesth=Ofner k.k. Militär=District die Rin- derpest vom August bis Ende September, nach den bis 7. October ämtlich eingelaufenen Berichten in den Regie- rungsbezirken Pesth, Kalocsa, Heves=Szolnok, Heves- Erlau, Stuhlweißenburg, Jazygien und Kumanien, in den Städten Pesth und Alt=Ofen, in 29 Ortschaften ver- breitet, und es sind bei einem Viehstande der Ortschaf- ten von 23.476 Stück Hornvieh, 7539 erkrankt, 3749 genesen, 2730 gefallen; erschlagen wurden 22. Es ist somit jedes 3. Stück erkrankt. Die Gefallenen verhalten sich zum früheren Viehstande ( vor dem Ausbruche der Seuche ) wie 1:8 1 / 2; es wird sich aber leider im Ver- laufe der Seuche dieses Verhältniß weit schlimmer stel- len; denn z. B. in St. Jstvan — bei Baja — sind von 1289 Stück Hornvieh 848 erkrankt und 578 gefallen; in Dusnok von 1736 Stück 1101 erkrankt, und 659 ge- fallen. Der Schaden kann an gefallenem Vieh allein — ohne was dadurch der Ackerbau litt — gering gerechnet auf 110.000 fl. C. M. angeschlagen werden. Die Seuche wurde im vorigen Jahre durch Russisches Schlachtvieh nach Siebenbürgen, von da in den Groß- wardeiner District und aus der Wojwodina in den Pe- sther District eingeschleppt, indem am 22. Juli viel Vieh, aus mit der Rinderpest verseuchten Orten — besonders Szivacz — nach Baja zum Markte getrieben, da auf- gekauft, und so verbreitet wurde. „Bei der jetzt herrschenden Seuche ( so schließt der Be- richt ) walten die Ruhrsymptome vor, und nur selten wird das Futter im Löser trocken gefunden, darum wird die Krankheit auch häufig für Ruhrseuche verkannt. Der Sitz des Uebels ist der Labmagen und Zwölffingerdarm, die immer fast brandig entzündet, die innere Fläche mit einem gelblichen Schleim bedeckt, darunter oftmals kleine Geschwüre aufgefunden werden. — Alle bisher dagegen angerathenen Mittel nützen nichts, die Absperrung und Absonderung ist das einzige Vorbauungsmittel gegen die ansteckende Seuche.“ Gratz, 9. October. Gestern Abends langten Jhre kaiserl. Hoheiten der Erzherzog Franz Carl und die Erzherzogin Sophie mit dem Erzherzoge Ludwig auf Jhrer Durchreise nach Triest mit einem Separat- zuge nach 6 Uhr Abends hier an. Der Herr Statthalter Dr. Friedrich Burger war den hohen Gästen bis Bruck entgegengereist. Am Bahnhofe wurden Höchstdie- selben von Sr. Excellenz dem commandirenden Genera- len F. M. L. Grafen von Thurn, dem Hrn. Landes- hauptmann, Sr. Excellenz Grafen v. Attems, dem Fürstbischofe von Seckau nebst vielen Generalen und Stabsofficieren und den Commandanten der vereinigten Bürgerwehr bewillkommt. Eine Compagnie der National- garde, eine Compagnie des Bürgercorps, so wie die bür- gerl. Cavallerie waren mit Musikcorps aufgestellt. Eine große Menschenmenge füllte den Platz vor dem Bahn- hofe und alle Straßen bis zur k. k. Burg. Jhre k. Ho- heiten fuhren, von einer Escorte der Bürgercavallerie begleitet, und von einem langen Zuge von Equipagen gefolgt, durch die Schaulustigen, aus deren Reihen Lebe- hochs ertönten, zu der k. k. Burg, allwo F. Z. M. Ba- ron Haynau und die Chefs sämmtlicher Behörden Jhrer warteten, und zur Audienz vorgelassen wurden. Bei dem Souper, bei welchem die Frau Gräfin Me- ran zugegen war, wurde dem Herrn Statthalter und dessen Frau Gemahlin die hohe Ehre zu Theil, zugezogen zu werden. Auf dem Platze vor der Burg spielten die Musik=Capellen des Jnfanterie=Regiments Geppert und der Bürgergarde abwechselnd. Heute Früh setzten Jhre kais. Hoheiten nach angehör- ter Messe in der Burgcapelle gegen 8 Uhr die Reise nach Triest fort, wo höchstderen durchlauchtigste Söhne, die k. Hoheiten Erzherzog Ferdinand und Carl, sie erwarten. Die Rückreise wird dann gemeinschaftlich, und wie wir mit Freude vernehmen, wieder über Gratz Statt finden. ( Gr. Ztg. ) Klagenfurt, 6. October. Gestern Nachmittags versammelte sich der neugewählte Gemeinderath zur Wahl des Bürgermeisters. Nach vorhergegangener Debatte, in welcher dem jeweiligen Bürgermeister eine Functionsge- bühr von 1000 fl. C. M. bestimmt wurde, ward Herr Dr. Andreas Koller, Hof= und Gerichts=Advocat, mit 17 Stimmen von 20 zum Bürgermeister und zum Bür- germeister=Stellvertreter mit 15 Stimmen von 20 Herr J. Guggitz gewählt. Salzburg, 7. October. Die Handels= und Ge- werbekammer des Kronlandes Salzburg wurde von dem landesfürstlichen Commissär, Herrn Statthaltereirathe Blaschke, mit einer Ansprache eröffnet, worin er die gesetzliche Begründung der Handels= und Gewerbekam- mer, ihren Wirkungs= und Geschäftskreis, ihre Rechte und Verpflichtungen mit dem Ausdrucke des Vertrauens entwickelte, daß auch die Handels= und Gewerbekammer ihre hochwichtige Aufgabe lösen, und das von dem hohen Ministerium und von den Wählern in sie gesetzte Ver- trauen zu rechtfertigen wissen werde. Zum Präsidenten wurde von der Kammer der Handels- Factor, Hr. Franz Triendl, und der Eisenhammer- werksbesitzer, Hr. Christian Schwaiger, zum Vice- Präsidenten gewählt. Am Schlusse dankte der Herr Vice=Präsident Schwai- ger insbesondere ehrfurchtsvollst Sr. k. k. Majestät für die Allerhöchste Gnade der Creirung einer eigenen Han- dels- und Gewerbekammer für das Kronland Salzburg, sprach dem Herrn Statthalter für seine kräftige Unter- stützung zur Bildung dieser Kammer, und dem Herrn landesfürstlichen Commissär im Namen der Handels- und Gewerbekammer seinen Dank für die Eröffnung der- selben aus, und brachte am Schlusse Sr. k. k. Majestät unsern allergnädigsten Kaiser Franz Joseph ein drei- maliges Hoch aus, in welches die ganze Versammlung mit dem lebhaftesten Enthusiasmus einstimmte. — Der erste Vergleich der k. k. Forst=Regulirungs- Ministerial=Commission ist mit der Ortsgemeinde Eschenau im Gerichtsbezirke Taxenbach zu Stande gekommen, und von dem Gemeinde=Ausschusse genehmiget worden. Der Gemeinde sind in Folge desselben 318 Joch 127 Qua- drat=Klafter Waldungen und 53 Joch 1065 Quadrat- Klafter Freiberge und öde Gründe in das Eigenthum abgetreten worden. Dem Staate verbleiben 301 Joch 205 Quadrat=Klafter unbelasteten Waldgrundes. Ge- meinde und Eingeforstete haben auf das Beholzungs=, Streu= und Weiderecht in den dem Staate verbleiben- den Waldungen gänzlich verzichtet. — Nach einem Gemeinderathsbeschlusse vom 7ten d. M. wurde für den Bürgermeister der Stadt Salz- burg ein Functions=Gehalt von jährlich 1000 fl. C. M. W. W. und zur Wahl des Bürgermeisters und Vice- Bürgermeisters der 14te d. M. bestimmt. Venedig, 8. October. Gestern als am Jahrestage des Hinscheidens Sr. kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Friedrich hielt das Corps der k. k. Marine=Officiere eine kirchliche Todtenfeier zum Andenken dieses ihres ehe- maligen Commandanten ab. Die Feier wurde in der dem Maltheser=Orden gehörenden Kirche abgehalten. Gegenwärtig waren Se. Exc. der Herr General der Ca- vallerie, Militär=Gouverneur der Stadt und Festung Venedig, Ritter v. Gorzkowski, in Begleitung eines zahlreichen Stabes, sämmtliche Generale und Officiere der Garnison, der Herr Präsident der k. k. Statthalter- schaft und andere Civil=Würdenträger. Sämmtliche hier befindliche Angehörige des Maltheser=Ordens erschienen in Parade=Uniform. Nach Beendigung der kirchlichen Function defilirten sämmtliche Corps der Jnfanterie, Marine=Artillerie und die Matrosen, welche in der Nähe der Kirche aufgestellt gewesen waren, vor Sr. Exc. dem Herrn Gouverneur. ( G. di Venez. ) Deutschland. Berlin, 9. October. Se. Majestät der König hat nach Meldung des „St. A.“ dem bisherigen kaiserlich Russischen außerordentlichen Gesandten und bevollmäch- tigten Minister am hiesigen Hofe, Freiherrn v. Meyen- dorf, den Schwarzen Adler=Orden verliehen. — Jhre k. k. Hoheiten die Großfürstin Helene und deren Tochter, die Großfürstin Katharine, trafen in der Nacht zum Montag hier ein und stiegen im Palais der Russischen Gesandtschaft ab. Vorgestern Vormittag um 8 3 / 4 Uhr traf Se. Majestät der König von Potsdam hier ein und fuhr, nachdem er seine hohen Gäste empfan- gen, mit denselben um 12 Uhr nach Potsdam zurück. Die Großfürstin kam mit Jhrer Tochter gestern Nach- mittag wieder hier an und begab sich nach Stettin, wo- selbst Höchstdieselben mit Sr. königl. Hoheit dem Erb- großherzoge von Mecklenburg=Strelitz und dem verlobten Bräutigam der Großfürstin Katharine, Herzog Georg v. Mecklenburg Hoheit, zusammentreffen werden. Jn Swinemünde ist am 5ten das kais. Russische Kriegs- Dampfschiff „Grosiastschy“ von Wismar eingetroffen, um Jhre kaiserl. Hoheit an Bord zu nehmen und nach St. Petersburg zu bringen. — Von den beim Zeughaussturme im Jahre 1848 aus der Modell=Sammlung verschwundenen fast unersetz- baren Gegenständen fehlen noch immer gegen 300 Num- mern. Ungefähr tausend Gegenstände wurden damals entwendet und davon bis jetzt 700 zurückgegeben. — Jn der Polnischen Stadt Raygrod, zwei Meilen von Lyck, dicht an der Preußischen Gränze, ist die Rin- derpest ( neben der Lungenseuche ) ausgebrochen und ziem- lich verbreitet. Die Regierung in Gumbinnen hat daher für die Gränzstrecke des Lycker Kreises gegen Polen den §. 4 der Verordnung vom 27. März 1836 in An- wendung gebracht, somit durch völlige Sperre allen und jeden Verkehr mit Raygrod und dessen Umgegend auf seiner Gränzsirecke inhibirt. Für die benachbarten Kreise Johannisburg und Oletzko ist die strenge Ausführung des §. 3. jener Verordnung mit Weglassung aller bisher ge- währten Erleichterungen angeordnet. Königsberg, 5. October. Ueber den Zustand der hiesigen Französisch=reformirten Gemeinde, gibt der nach- folgende Erlaß des evangelischen Ober=Kirchenraths auf eine Privatbeschwerde die geeignete Aufklärung. Der gedachte Erlaß lautet wie folgt: Eu. haben unterm 20. v. M. eine Vorstellung an das dortige königl. Consistorium gerichtet, in welcher Sie über eine von dem Prediger Detroit in Beziehung auf die Con- firmation Jhres Sohnes angeblich begangene Willkür sich beschweren, und um Schutz in Jhren Rechten bitten. Das königl. Consistorium hat diese Vorstellung uns über- reicht und uns die weitere Veranlassung anheimgegeben, da dasselbe mit dem Detroit in keiner amtlichen Beziehung mehr stehe. Nach der eigenthümlichen Stellung, welche der Detroit und die Gemeinde in neuerer Zeit der evangelischen Landes- kirche und den Behörden derselben gegenüber eingenommen haben, sehen auch wir uns außer Stande, in dieser Angele- genheit irgend etwas zu veranlassen. Es ist Jhnen bekannt, daß der Detroit, in Folge der von ihm bekundeten Lossagung von dem apostolischen Glau- bensbekenntnisse im Jahre 1847, zur Verantwortung gezo- gen und durch Resolut des königlichen Consistoriums vom 4. August 1847 seines Amtes als Prediger der Französisch- reformirten Gemeinde zu Königsberg entsetzt worden ist. Gegen diese Entscheidung legte der Detroit den Recurs bei dem Minister der geistlichen Angelegenheiten ein. Ehe aber noch darüber entschieden war, sagte sich die Gemeinde nachdem sie schon früher, mit Verwerfung des apostolischen Glaubensbekenntnisses, ein neues Bekenntniß aufgestellt hatte, sich auch thatsächlich von der Autorität der evangeli- schen Kirchenbehörde der Provinz los, und instituirte den Detroit eigenmächtig wieder in seine Functionen. Unterm 27. Mai 1848 hob der Staats=Minister Graf v. Schwerin, gestützt auf die in der Verordnung vom 6. April 1848 §. 5 enthaltene Bestimmung: „ Die Ausübung staatsbürgerlicher Rechte ist fortan von dem religiösen Glaubensbekenntniß unabhängig.“ das Resolut des Consistoriums vom 4. August wieder auf. Das Consistorium hat in dieser Verfügung des Ministers nichts Anderes, als einen Act der Staatsgewalt erkennen können, dessen Wirkung zwar die kirchliche Behörde zu hin- dern nicht vermocht hat, welcher aber auch nicht im Stande gewesen ist, die Grundlage des Glaubens und des Bekennt- nisses, auf welcher die gesammte evangelische Kirche unseres Vaterlandes ruht, zu vernichten. Das Consistorium hat da- her, da es das ihm anvertraute kirchliche Aufsichtsamt nicht anders, als im Glauben an die großen Thatsachen der gött- lichen Offenbarung, welche das Apostolische Glaubensbekennt- niß bezeugt, und an welchen alle christlichen Kirchen seither festgehalten haben, zu führen vermag, sich nicht ferner für berufen halten können, mit einem Geistlichen und einer Ge- meinde in Beziehung zu bleiben, welche diese Thatsachen ver- läugnet und der geordneten Kirchenbehörde den Gehorsam aufgekündigt haben, und gegen welchen mit der Strenge der kirchlichen Disciplin zu verfahren, die Kirchenbehörde durch einen Act der Staatsgewalt gebindet worden ist. Wir können dieser Auffassung des Consistoriums nur bei- pflichten, und sehen auch wir uns außer Stande, eine kirch- liche Einwirkung in Beziehung auf den Detroit und dessen

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Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
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Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Wiener Zeitung. Nr. 244. [Wien], 12. Oktober 1850, S. 3063. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_wiener244_1850/3>, abgerufen am 24.11.2024.