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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XLIII, 23. Woche, Erfurt (Thüringen), 1. Juni 1744.

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hen? oder wird vielleicht Printz Carl gar mit einer Capriole und
geschickten Contretems über den Rhein gehen? Von allen diesen
kan man eben nichts gewisses sagen, so wenig es ausgemacht, ob
die Frantzösischen Tantzmeister eine Allemande oder Folie d' Espa-
gne
aufführen werden. Dieses allein ist gewiß, daß bey diesem
Ball die Englischen Seßgen starck mode werden dörfften. Die
Königin von Ungarn wird gleichfalls la Princesse ungemein gut
tantzen, ob aber den Don Philippo seine Frau Mutter auch so ei-
nem guten Lehrmeister untergeben hat, der ihn in der Menuet
d'Anjou
unterrichtet, solches wird sich beym völligen Ball erst zei-
gen müssen, und wo unser Teutschland nicht bloß zum Zusehen auf
den Ball invitiret worden, welches doch nicht zuvermuthen stehet,
so dörffte es sich doch mit nichts anders, als mit dem vor wenig Jah-
ren erstlich erfundenen Freymäurer-Ballet belustigen. Jhm sey
bey dem allen, wie ihm wolle: In fine videbitur, cujus Toni der
letzte Tact auf dem Ball seyn wird.

Neuigkeiten von Teutschland.

JHro Durchl. der Printz Carl sind auf Jhrer Reise nach der
Oesterreichischen Armee incognito bey Jhro Churfürstl. Gna-
den zu Mayntz gewesen, und haben die Visite gemacht, und soll von
daraus bis zur Armee ein Commando Husaren von Station zu
Station auf Sie gewartet, und vor allen feindlichen Nachstellun-
gen, die man starck vermuthet hatte, sicher gestellet haben. Dieses
ist von Franckfurth unterm 16. Maji geschrieben: Die Utrechter
Gazette hingegen berichtet unterm Articul Hannover den 12. Ma-
ji, hochgedachter Printz sey gedachten Tages früh halb 8. Uhr un-
ter Loßbrennung des Geschützes im Post-Hause angekommen, und
so bald sie im Post-Hause angelangt, hätten sie an den Ungarischen
Minister Baron von Jaxtheim folgend Billet geschrieben: "Jch
"bin nur allhier angekommen, durch zu paßiren, und mich nur so
"lange aufzuhalten, als Zeit erfordert wird, die Pferde umzuwech-
"seln: Jch sähe es gern, wenn ich sie einen Augenblick sprechen
"könte, und bitte, meine Ankunfft keinem Menschen kund werden
"zu lassen, damit man dieserhalb nicht in Unruhe in Hannover ge-
"setzt werde." Der Herr Baron begab sich alsobald zu Höchst-De-

hen? oder wird vielleicht Printz Carl gar mit einer Capriole und
geschickten Contretems über den Rhein gehen? Von allen diesen
kan man eben nichts gewisses sagen, so wenig es ausgemacht, ob
die Frantzösischen Tantzmeister eine Allemande oder Folie d' Eſpa-
gne
aufführen werden. Dieses allein ist gewiß, daß bey diesem
Ball die Englischen Seßgen starck mode werden dörfften. Die
Königin von Ungarn wird gleichfalls la Princeſſe ungemein gut
tantzen, ob aber den Don Philippo seine Frau Mutter auch so ei-
nem guten Lehrmeister untergeben hat, der ihn in der Menuet
d'Anjou
unterrichtet, solches wird sich beym völligen Ball erst zei-
gen müssen, und wo unser Teutschland nicht bloß zum Zusehen auf
den Ball invitiret worden, welches doch nicht zuvermuthen stehet,
so dörffte es sich doch mit nichts anders, als mit dem vor wenig Jah-
ren erstlich erfundenen Freymäurer-Ballet belustigen. Jhm sey
bey dem allen, wie ihm wolle: In fine videbitur, cujus Toni der
letzte Tact auf dem Ball seyn wird.

Neuigkeiten von Teutschland.

JHro Durchl. der Printz Carl sind auf Jhrer Reise nach der
Oesterreichischen Armee incognito bey Jhro Churfürstl. Gna-
den zu Mayntz gewesen, und haben die Visite gemacht, und soll von
daraus bis zur Armee ein Commando Husaren von Station zu
Station auf Sie gewartet, und vor allen feindlichen Nachstellun-
gen, die man starck vermuthet hatte, sicher gestellet haben. Dieses
ist von Franckfurth unterm 16. Maji geschrieben: Die Utrechter
Gazette hingegen berichtet unterm Articul Hannover den 12. Ma-
ji, hochgedachter Printz sey gedachten Tages früh halb 8. Uhr un-
ter Loßbrennung des Geschützes im Post-Hause angekommen, und
so bald sie im Post-Hause angelangt, hätten sie an den Ungarischen
Minister Baron von Jaxtheim folgend Billet geschrieben: „Jch
„bin nur allhier angekommen, durch zu paßiren, und mich nur so
„lange aufzuhalten, als Zeit erfordert wird, die Pferde umzuwech-
„seln: Jch sähe es gern, wenn ich sie einen Augenblick sprechen
„könte, und bitte, meine Ankunfft keinem Menschen kund werden
„zu lassen, damit man dieserhalb nicht in Unruhe in Hannover ge-
„setzt werde.„ Der Herr Baron begab sich alsobald zu Höchst-De-

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[338/0002] hen? oder wird vielleicht Printz Carl gar mit einer Capriole und geschickten Contretems über den Rhein gehen? Von allen diesen kan man eben nichts gewisses sagen, so wenig es ausgemacht, ob die Frantzösischen Tantzmeister eine Allemande oder Folie d' Eſpa- gne aufführen werden. Dieses allein ist gewiß, daß bey diesem Ball die Englischen Seßgen starck mode werden dörfften. Die Königin von Ungarn wird gleichfalls la Princeſſe ungemein gut tantzen, ob aber den Don Philippo seine Frau Mutter auch so ei- nem guten Lehrmeister untergeben hat, der ihn in der Menuet d'Anjou unterrichtet, solches wird sich beym völligen Ball erst zei- gen müssen, und wo unser Teutschland nicht bloß zum Zusehen auf den Ball invitiret worden, welches doch nicht zuvermuthen stehet, so dörffte es sich doch mit nichts anders, als mit dem vor wenig Jah- ren erstlich erfundenen Freymäurer-Ballet belustigen. Jhm sey bey dem allen, wie ihm wolle: In fine videbitur, cujus Toni der letzte Tact auf dem Ball seyn wird. Neuigkeiten von Teutschland. JHro Durchl. der Printz Carl sind auf Jhrer Reise nach der Oesterreichischen Armee incognito bey Jhro Churfürstl. Gna- den zu Mayntz gewesen, und haben die Visite gemacht, und soll von daraus bis zur Armee ein Commando Husaren von Station zu Station auf Sie gewartet, und vor allen feindlichen Nachstellun- gen, die man starck vermuthet hatte, sicher gestellet haben. Dieses ist von Franckfurth unterm 16. Maji geschrieben: Die Utrechter Gazette hingegen berichtet unterm Articul Hannover den 12. Ma- ji, hochgedachter Printz sey gedachten Tages früh halb 8. Uhr un- ter Loßbrennung des Geschützes im Post-Hause angekommen, und so bald sie im Post-Hause angelangt, hätten sie an den Ungarischen Minister Baron von Jaxtheim folgend Billet geschrieben: „Jch „bin nur allhier angekommen, durch zu paßiren, und mich nur so „lange aufzuhalten, als Zeit erfordert wird, die Pferde umzuwech- „seln: Jch sähe es gern, wenn ich sie einen Augenblick sprechen „könte, und bitte, meine Ankunfft keinem Menschen kund werden „zu lassen, damit man dieserhalb nicht in Unruhe in Hannover ge- „setzt werde.„ Der Herr Baron begab sich alsobald zu Höchst-De-

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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XLIII, 23. Woche, Erfurt (Thüringen), 1. Juni 1744, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0243_1744/2>, abgerufen am 28.03.2024.