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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

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9) Daß die Braut, die schlanke Venetianerin,
Du mir führst, als hochzeitlicher Schwager
.

Ohne Zweifel, weil es ehemals immer ein Bruder des
Bräutigams war, der das Amt des Brautführers zu über-
nehmen hatte, wie er es noch heut zu Tage fast immer ist,
haben die Serben keine eigne Benennung für die Rolle des-
jenigen, dem die Braut zuerst überliefert wird, und der sie
bedient und unterstützt; (s. Anmerkung 3) sondern nennen
ihn Djewer, Schwager, (Mannesbruder), zur genauern
Bestimmung bisweilen rutschni djewer -- etwa Hand-
Schwager, weil er das Mädchen bei der Hand führt. Auch
wenn, in Ermanglung eines leiblichen Bruders, einem
Neffen, Pobratim (s. Anmerkung 19), oder sonst einem
guten Freund des Bräutigams dieß Amt zu Theil wird, tritt
er zu der Neuvermählten in die Rechte eines Schwagers,
und bleibt nebst dem Pathen durch das ganze Leben, gleichsam
ihr legitimer Freund. Sie nennen einander snaa, Schwä-
gerin, und djewer, Schwager, d. h. Mannsbruder, denn
dem Ehemann ist der Frauen Bruder schura. Gleicher-
weise bedeutet auch snaa nur Brudersfrau; für jedes ver-
schiedne verwandtschaftliche Verhältniß existirt auch ein ver-
schiedner Name.
10) Wer ein gutes Roß hat, dreht es kunstvoll,
Freut am Spiel sich, mit dem Wurfstock
schleudernd
.

Noch heut zu Tage ein Lieblingsspiel unter Türken und
Serben. Die Reiter theilen sich in zwei Partheien, jeder
Einzelne einen Wurfstock haltend. In ganz horizontaler
Richtung, werfen sie ihn nach ihrem Gegner, der ihn
aufzufangen sucht. Dabei fehlt es nicht an anderweitigen
gymnastischen Uebungen. Auch zwei und zwei spielen dieß
Spiel. Ein solcher 4 Fuß langer Stab. heißt dshilit. --
9) Daß die Braut, die schlanke Venetianerin,
Du mir führst, als hochzeitlicher Schwager
.

Ohne Zweifel, weil es ehemals immer ein Bruder des
Bräutigams war, der das Amt des Brautführers zu über-
nehmen hatte, wie er es noch heut zu Tage fast immer ist,
haben die Serben keine eigne Benennung für die Rolle des-
jenigen, dem die Braut zuerst überliefert wird, und der sie
bedient und unterstützt; (s. Anmerkung 3) sondern nennen
ihn Djewer, Schwager, (Mannesbruder), zur genauern
Bestimmung bisweilen rutschni djewer — etwa Hand-
Schwager, weil er das Mädchen bei der Hand führt. Auch
wenn, in Ermanglung eines leiblichen Bruders, einem
Neffen, Pobratim (s. Anmerkung 19), oder sonst einem
guten Freund des Bräutigams dieß Amt zu Theil wird, tritt
er zu der Neuvermählten in die Rechte eines Schwagers,
und bleibt nebst dem Pathen durch das ganze Leben, gleichsam
ihr legitimer Freund. Sie nennen einander snaa, Schwä-
gerin, und djewer, Schwager, d. h. Mannsbruder, denn
dem Ehemann ist der Frauen Bruder schura. Gleicher-
weise bedeutet auch snaa nur Brudersfrau; für jedes ver-
schiedne verwandtschaftliche Verhältniß existirt auch ein ver-
schiedner Name.
10) Wer ein gutes Roß hat, dreht es kunstvoll,
Freut am Spiel sich, mit dem Wurfstock
schleudernd
.

Noch heut zu Tage ein Lieblingsspiel unter Türken und
Serben. Die Reiter theilen sich in zwei Partheien, jeder
Einzelne einen Wurfstock haltend. In ganz horizontaler
Richtung, werfen sie ihn nach ihrem Gegner, der ihn
aufzufangen sucht. Dabei fehlt es nicht an anderweitigen
gymnastischen Uebungen. Auch zwei und zwei spielen dieß
Spiel. Ein solcher 4 Fuß langer Stab. heißt dshilit.
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[277/0343] ⁹⁾ Daß die Braut, die schlanke Venetianerin, Du mir führst, als hochzeitlicher Schwager. Ohne Zweifel, weil es ehemals immer ein Bruder des Bräutigams war, der das Amt des Brautführers zu über- nehmen hatte, wie er es noch heut zu Tage fast immer ist, haben die Serben keine eigne Benennung für die Rolle des- jenigen, dem die Braut zuerst überliefert wird, und der sie bedient und unterstützt; (s. Anmerkung 3) sondern nennen ihn Djewer, Schwager, (Mannesbruder), zur genauern Bestimmung bisweilen rutschni djewer — etwa Hand- Schwager, weil er das Mädchen bei der Hand führt. Auch wenn, in Ermanglung eines leiblichen Bruders, einem Neffen, Pobratim (s. Anmerkung 19), oder sonst einem guten Freund des Bräutigams dieß Amt zu Theil wird, tritt er zu der Neuvermählten in die Rechte eines Schwagers, und bleibt nebst dem Pathen durch das ganze Leben, gleichsam ihr legitimer Freund. Sie nennen einander snaa, Schwä- gerin, und djewer, Schwager, d. h. Mannsbruder, denn dem Ehemann ist der Frauen Bruder schura. Gleicher- weise bedeutet auch snaa nur Brudersfrau; für jedes ver- schiedne verwandtschaftliche Verhältniß existirt auch ein ver- schiedner Name. ¹⁰⁾ Wer ein gutes Roß hat, dreht es kunstvoll, Freut am Spiel sich, mit dem Wurfstock schleudernd. Noch heut zu Tage ein Lieblingsspiel unter Türken und Serben. Die Reiter theilen sich in zwei Partheien, jeder Einzelne einen Wurfstock haltend. In ganz horizontaler Richtung, werfen sie ihn nach ihrem Gegner, der ihn aufzufangen sucht. Dabei fehlt es nicht an anderweitigen gymnastischen Uebungen. Auch zwei und zwei spielen dieß Spiel. Ein solcher 4 Fuß langer Stab. heißt dshilit. —

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Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/343>, abgerufen am 22.11.2024.