Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

Bild:
<< vorherige Seite
Doch das Glück war's, das den Abt Basilius 130
Jetzt daher vom Berge Athos führte,
Von der weißen Chilindarerkirche,
Im Geleit' Isajas, seines Schülers.
Als der Abt den Marko nun bemerkte,
Winkt er mit der rechten Hand dem Schüler: 135
"Leise, Söhnchen, daß Du ihn nicht weckest!
Uebellaunig ist er beim Erwachen,
Leicht könnt er uns alle Beide tödten!"
Aber wie er also ihn betrachtet,
Sieht den Brief er in den Tannenzweigen, 140
Liest des Briefes Inhalt aus der Ferne,
Der ihm sagt, der Marko sey gestorben.
Steigt das Mönchlein ab von seinem Pferde,
Rührt den Marko an mit seinen Händen;
Aber längst gestorben schon ist Marko. 145
Thränen füllten da des Abtes Augen,
Leid that ihm es um den Helden Marko.
Aus dem Gürtel nahm er ihm die Beutel,
Und verwahrte sie in seinem Gürtel.
Hin und her sinnt drauf der Abt Basilius, 150
Wo den todten Marko er begrabe,
Sinnt und sinnt, bis er das Ein' ersonnen.
Auf sein Roß lädt er den todten Helden,
Bringt hinunter ihn an's Meergestade,
Schiffet ein sich nach dem Berge Athos, 155
Landet an der Chilindarerkirche.
Drauf bracht' er ihn in die weiße Kirche,
Doch das Glück war's, das den Abt Basilius 130
Jetzt daher vom Berge Athos führte,
Von der weißen Chilindarerkirche,
Im Geleit' Isajas, seines Schülers.
Als der Abt den Marko nun bemerkte,
Winkt er mit der rechten Hand dem Schüler: 135
„Leise, Söhnchen, daß Du ihn nicht weckest!
Uebellaunig ist er beim Erwachen,
Leicht könnt er uns alle Beide tödten!“
Aber wie er also ihn betrachtet,
Sieht den Brief er in den Tannenzweigen, 140
Liest des Briefes Inhalt aus der Ferne,
Der ihm sagt, der Marko sey gestorben.
Steigt das Mönchlein ab von seinem Pferde,
Rührt den Marko an mit seinen Händen;
Aber längst gestorben schon ist Marko. 145
Thränen füllten da des Abtes Augen,
Leid that ihm es um den Helden Marko.
Aus dem Gürtel nahm er ihm die Beutel,
Und verwahrte sie in seinem Gürtel.
Hin und her sinnt drauf der Abt Basilius, 150
Wo den todten Marko er begrabe,
Sinnt und sinnt, bis er das Ein' ersonnen.
Auf sein Roß lädt er den todten Helden,
Bringt hinunter ihn an's Meergestade,
Schiffet ein sich nach dem Berge Athos, 155
Landet an der Chilindarerkirche.
Drauf bracht' er ihn in die weiße Kirche,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0311" n="245"/>
            <lg>
              <l>Doch das Glück war's, das den Abt Basilius <note place="right">130</note></l><lb/>
              <l>Jetzt daher vom Berge Athos führte,</l><lb/>
              <l>Von der weißen Chilindarerkirche,</l><lb/>
              <l>Im Geleit' Isajas, seines Schülers.</l><lb/>
              <l>Als der Abt den Marko nun bemerkte,</l><lb/>
              <l>Winkt er mit der rechten Hand dem Schüler: <note place="right">135</note></l><lb/>
              <l>&#x201E;Leise, Söhnchen, daß Du ihn nicht weckest!</l><lb/>
              <l>Uebellaunig ist er beim Erwachen,</l><lb/>
              <l>Leicht könnt er uns alle Beide tödten!&#x201C;</l><lb/>
              <l>Aber wie er also ihn betrachtet,</l><lb/>
              <l>Sieht den Brief er in den Tannenzweigen, <note place="right">140</note></l><lb/>
              <l>Liest des Briefes Inhalt aus der Ferne,</l><lb/>
              <l>Der ihm sagt, der Marko sey gestorben.</l><lb/>
              <l>Steigt das Mönchlein ab von seinem Pferde,</l><lb/>
              <l>Rührt den Marko an mit seinen Händen;</l><lb/>
              <l>Aber längst gestorben schon ist Marko. <note place="right">145</note></l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Thränen füllten da des Abtes Augen,</l><lb/>
              <l>Leid that ihm es um den Helden Marko.</l><lb/>
              <l>Aus dem Gürtel nahm er ihm die Beutel,</l><lb/>
              <l>Und verwahrte sie in seinem Gürtel.</l><lb/>
              <l>Hin und her sinnt drauf der Abt Basilius, <note place="right">150</note></l><lb/>
              <l>Wo den todten Marko er begrabe,</l><lb/>
              <l>Sinnt und sinnt, bis er das Ein' ersonnen.</l><lb/>
              <l>Auf sein Roß lädt er den todten Helden,</l><lb/>
              <l>Bringt hinunter ihn an's Meergestade,</l><lb/>
              <l>Schiffet ein sich nach dem Berge Athos, <note place="right">155</note></l><lb/>
              <l>Landet an der Chilindarerkirche.</l><lb/>
              <l>Drauf bracht' er ihn in die weiße Kirche,</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[245/0311] Doch das Glück war's, das den Abt Basilius Jetzt daher vom Berge Athos führte, Von der weißen Chilindarerkirche, Im Geleit' Isajas, seines Schülers. Als der Abt den Marko nun bemerkte, Winkt er mit der rechten Hand dem Schüler: „Leise, Söhnchen, daß Du ihn nicht weckest! Uebellaunig ist er beim Erwachen, Leicht könnt er uns alle Beide tödten!“ Aber wie er also ihn betrachtet, Sieht den Brief er in den Tannenzweigen, Liest des Briefes Inhalt aus der Ferne, Der ihm sagt, der Marko sey gestorben. Steigt das Mönchlein ab von seinem Pferde, Rührt den Marko an mit seinen Händen; Aber längst gestorben schon ist Marko. Thränen füllten da des Abtes Augen, Leid that ihm es um den Helden Marko. Aus dem Gürtel nahm er ihm die Beutel, Und verwahrte sie in seinem Gürtel. Hin und her sinnt drauf der Abt Basilius, Wo den todten Marko er begrabe, Sinnt und sinnt, bis er das Ein' ersonnen. Auf sein Roß lädt er den todten Helden, Bringt hinunter ihn an's Meergestade, Schiffet ein sich nach dem Berge Athos, Landet an der Chilindarerkirche. Drauf bracht' er ihn in die weiße Kirche,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-05-30T17:55:01Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/311
Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/311>, abgerufen am 06.05.2024.