Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Da er niemand drum befragen konnte? Als das zehnte Jahr nun angebrochen, Kam es in den Sinn dem Fündling Simon, Einmal nach dem Kloster rückzukehren, 80 Und er wendete sogleich sein Roß um. Eines Morgens ritt er in der Frühe, Grade auf die weiße Feste Buda. Hoch herangewachsen war der Jüngling, Schön und blühend war er, wie ein Mädchen, 85 Wohl gepflegt sein gutes, weißes Rößlein. Munter auf den Budischen Gefilden Sprang er hin, und sang aus weißem Halse. Sah ihn so die Königin von Buda, Aber als sie ernstlich ihn betrachtet, 90 Rief sie also ihrer schlanken Sclavin: "Hurtig geh' hinunter, schlanke Sclavin! Halt das weiße Roß an jenes Reiters, Sage ihm: die Königin verlangt Dich, Hat mit Dir ein gutes Wort zu reden!" --95 Hurtig gieng dahin die schlanke Sclavin, Und des Simons Roß am Zügel fassend, Sprach sie also flüsternd zu dem Reiter: "Halt, o Held! die Königin verlangt Dich, Hat mit Dir ein gutes Wort zu reden!" --100 Simon wendete sogleich sein Roß um, Und in dem Gehöf' des weißen Thurmes, Da er niemand drum befragen konnte? Als das zehnte Jahr nun angebrochen, Kam es in den Sinn dem Fündling Simon, Einmal nach dem Kloster rückzukehren, 80 Und er wendete sogleich sein Roß um. Eines Morgens ritt er in der Frühe, Grade auf die weiße Feste Buda. Hoch herangewachsen war der Jüngling, Schön und blühend war er, wie ein Mädchen, 85 Wohl gepflegt sein gutes, weißes Rößlein. Munter auf den Budischen Gefilden Sprang er hin, und sang aus weißem Halse. Sah ihn so die Königin von Buda, Aber als sie ernstlich ihn betrachtet, 90 Rief sie also ihrer schlanken Sclavin: „Hurtig geh' hinunter, schlanke Sclavin! Halt das weiße Roß an jenes Reiters, Sage ihm: die Königin verlangt Dich, Hat mit Dir ein gutes Wort zu reden!“ —95 Hurtig gieng dahin die schlanke Sclavin, Und des Simons Roß am Zügel fassend, Sprach sie also flüsternd zu dem Reiter: „Halt, o Held! die Königin verlangt Dich, Hat mit Dir ein gutes Wort zu reden!“ —100 Simon wendete sogleich sein Roß um, Und in dem Gehöf' des weißen Thurmes, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0208" n="142"/> <lg> <l>Da er niemand drum befragen konnte?</l><lb/> <l>Als das zehnte Jahr nun angebrochen,</l><lb/> <l>Kam es in den Sinn dem Fündling Simon,</l><lb/> <l>Einmal nach dem Kloster rückzukehren, <note place="right">80</note></l><lb/> <l>Und er wendete sogleich sein Roß um.</l><lb/> <l>Eines Morgens ritt er in der Frühe,</l><lb/> <l>Grade auf die weiße Feste Buda.</l><lb/> <l>Hoch herangewachsen war der Jüngling,</l><lb/> <l>Schön und blühend war er, wie ein Mädchen, <note place="right">85</note></l><lb/> <l>Wohl gepflegt sein gutes, weißes Rößlein.</l><lb/> <l>Munter auf den Budischen Gefilden</l><lb/> <l>Sprang er hin, und sang aus weißem Halse.</l><lb/> <l>Sah ihn so die Königin von Buda,</l><lb/> <l>Aber als sie ernstlich ihn betrachtet, <note place="right">90</note></l><lb/> <l>Rief sie also ihrer schlanken Sclavin:</l> </lg><lb/> <lg> <l>„Hurtig geh' hinunter, schlanke Sclavin!</l><lb/> <l>Halt das weiße Roß an jenes Reiters,</l><lb/> <l>Sage ihm: die Königin verlangt Dich,</l><lb/> <l>Hat mit Dir ein gutes Wort zu reden!“ —<note place="right">95</note></l> </lg><lb/> <lg> <l>Hurtig gieng dahin die schlanke Sclavin,</l><lb/> <l>Und des Simons Roß am Zügel fassend,</l><lb/> <l>Sprach sie also flüsternd zu dem Reiter:</l><lb/> <l>„Halt, o Held! die Königin verlangt Dich,</l><lb/> <l>Hat mit Dir ein gutes Wort zu reden!“ —<note place="right">100</note></l><lb/> <l>Simon wendete sogleich sein Roß um,</l><lb/> <l>Und in dem Gehöf' des weißen Thurmes,</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [142/0208]
Da er niemand drum befragen konnte?
Als das zehnte Jahr nun angebrochen,
Kam es in den Sinn dem Fündling Simon,
Einmal nach dem Kloster rückzukehren,
Und er wendete sogleich sein Roß um.
Eines Morgens ritt er in der Frühe,
Grade auf die weiße Feste Buda.
Hoch herangewachsen war der Jüngling,
Schön und blühend war er, wie ein Mädchen,
Wohl gepflegt sein gutes, weißes Rößlein.
Munter auf den Budischen Gefilden
Sprang er hin, und sang aus weißem Halse.
Sah ihn so die Königin von Buda,
Aber als sie ernstlich ihn betrachtet,
Rief sie also ihrer schlanken Sclavin:
„Hurtig geh' hinunter, schlanke Sclavin!
Halt das weiße Roß an jenes Reiters,
Sage ihm: die Königin verlangt Dich,
Hat mit Dir ein gutes Wort zu reden!“ —
Hurtig gieng dahin die schlanke Sclavin,
Und des Simons Roß am Zügel fassend,
Sprach sie also flüsternd zu dem Reiter:
„Halt, o Held! die Königin verlangt Dich,
Hat mit Dir ein gutes Wort zu reden!“ —
Simon wendete sogleich sein Roß um,
Und in dem Gehöf' des weißen Thurmes,
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Zitationshilfe: | Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/208>, abgerufen am 16.02.2025. |