An der Früh', der greise Klosterbruder, In der Früh' geht er zur kalten Donau, Wasser aus der Donau will er schöpfen. Sich zu waschen, und zu Gott zu beten. Sieh, da leitete den Greis der Zufall, 5 Daß ein bleiern Kistchen er gewahr wird, Von den Wellen an den Strand geworfen. Und er meint, es sey drinn Geld verborgen, Trägt das Kistchen fort nach seinem Kloster; Aber als im Kloster er es öffnet, 10 Findet er darin nicht Geld verborgen, Ihm entgegen lacht ein junges Knäblein, Junges Knäblein von kaum sieben Tagen, Neben ihm die heilgen Evangelien.
Und er nimmt das Kindlein aus der Truhe, 15 Giebt die heil'ge Taufe ihm im Kloster, Findet für das Kindlein einen Namen, Nennet ihn zum schönsten: Fündling Simon. Keine Amme giebt der Mönch dem Knaben, Selbst erzieht er ihn in seinem Kloster, 20 Nähret ihn mit Honig und mit Zucker. Als ein einzig Jahr der Knab' erreichet, War er, wie ein ander Kind von dreien;
Der Fündling Simon.
An der Früh', der greise Klosterbruder, In der Früh' geht er zur kalten Donau, Wasser aus der Donau will er schöpfen. Sich zu waschen, und zu Gott zu beten. Sieh, da leitete den Greis der Zufall, 5 Daß ein bleiern Kistchen er gewahr wird, Von den Wellen an den Strand geworfen. Und er meint, es sey drinn Geld verborgen, Trägt das Kistchen fort nach seinem Kloster; Aber als im Kloster er es öffnet, 10 Findet er darin nicht Geld verborgen, Ihm entgegen lacht ein junges Knäblein, Junges Knäblein von kaum sieben Tagen, Neben ihm die heilgen Evangelien.
Und er nimmt das Kindlein aus der Truhe, 15 Giebt die heil'ge Taufe ihm im Kloster, Findet für das Kindlein einen Namen, Nennet ihn zum schönsten: Fündling Simon. Keine Amme giebt der Mönch dem Knaben, Selbst erzieht er ihn in seinem Kloster, 20 Nähret ihn mit Honig und mit Zucker. Als ein einzig Jahr der Knab' erreichet, War er, wie ein ander Kind von dreien;
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Der Fündling Simon.
An der Früh', der greise Klosterbruder,
In der Früh' geht er zur kalten Donau,
Wasser aus der Donau will er schöpfen.
Sich zu waschen, und zu Gott zu beten.
Sieh, da leitete den Greis der Zufall,
Daß ein bleiern Kistchen er gewahr wird,
Von den Wellen an den Strand geworfen.
Und er meint, es sey drinn Geld verborgen,
Trägt das Kistchen fort nach seinem Kloster;
Aber als im Kloster er es öffnet,
Findet er darin nicht Geld verborgen,
Ihm entgegen lacht ein junges Knäblein,
Junges Knäblein von kaum sieben Tagen,
Neben ihm die heilgen Evangelien.
Und er nimmt das Kindlein aus der Truhe,
Giebt die heil'ge Taufe ihm im Kloster,
Findet für das Kindlein einen Namen,
Nennet ihn zum schönsten: Fündling Simon.
Keine Amme giebt der Mönch dem Knaben,
Selbst erzieht er ihn in seinem Kloster,
Nähret ihn mit Honig und mit Zucker.
Als ein einzig Jahr der Knab' erreichet,
War er, wie ein ander Kind von dreien;
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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/205>, abgerufen am 16.02.2025.
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