Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Auch Woiwode Milosch steht und sieht es, 1050 Und er ruft lautlachend ihm entgegen: "Nun, Gott sey gepriesen, der Wahrhaftge! Wohin stürzt denn der Maxim so eilig?" -- Unversehens trifft ihn das Verderben, Denn als rasend nun Maxim daher stürmt, 1055 Schleudert er nach Milosch seinen Kampfspeer, Trifft ihn grade unter der Tschelenka, Trifft ihn zwischen beiden schwarzen Augen, Daß die Augen aus der Stirn ihm springen Und er todt herabstürzt von dem Braunen. 1060 Milosch fällt; Maxim, sich auf ihn werfend, Wuth-entbrannt nach seinem Blute dürstend, Schwingt den Säbel, hauet ihm das Haupt ab, Wirft es in den Hafersack dem Rappen, Dann entreißt die Jungfrau er dem Führer, 1065 Jagt zur Mutter nach dem Botenlohne. Lieber Gott! in Allem Preis und Dank Dir! Wer da gegenwärtig wär' gewesen, Und den Jammer hätt' mit angesehen, Wie das schöne Stammeshaupt dahin sank, 1070 Wie sich ansahn all' die Stammverwandten! Plötzlich siedet auf das Blut der Helden Und begannen Gaben sich zu geben. Aber keine Liebesgaben warens: Tod und Wunde, aus Gewehres Munde! 1075 Bis der Flinten Feuer all' verglommen, Auch Woiwode Milosch steht und sieht es, 1050 Und er ruft lautlachend ihm entgegen: „Nun, Gott sey gepriesen, der Wahrhaftge! Wohin stürzt denn der Maxim so eilig?“ — Unversehens trifft ihn das Verderben, Denn als rasend nun Maxim daher stürmt, 1055 Schleudert er nach Milosch seinen Kampfspeer, Trifft ihn grade unter der Tschelenka, Trifft ihn zwischen beiden schwarzen Augen, Daß die Augen aus der Stirn ihm springen Und er todt herabstürzt von dem Braunen. 1060 Milosch fällt; Maxim, sich auf ihn werfend, Wuth-entbrannt nach seinem Blute dürstend, Schwingt den Säbel, hauet ihm das Haupt ab, Wirft es in den Hafersack dem Rappen, Dann entreißt die Jungfrau er dem Führer, 1065 Jagt zur Mutter nach dem Botenlohne. Lieber Gott! in Allem Preis und Dank Dir! Wer da gegenwärtig wär' gewesen, Und den Jammer hätt' mit angesehen, Wie das schöne Stammeshaupt dahin sank, 1070 Wie sich ansahn all' die Stammverwandten! Plötzlich siedet auf das Blut der Helden Und begannen Gaben sich zu geben. Aber keine Liebesgaben warens: Tod und Wunde, aus Gewehres Munde! 1075 Bis der Flinten Feuer all' verglommen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg> <pb facs="#f0176" n="110"/> <lg> <l>Auch Woiwode Milosch steht und sieht es, <note place="right">1050</note></l><lb/> <l>Und er ruft lautlachend ihm entgegen:</l><lb/> <l>„Nun, Gott sey gepriesen, der Wahrhaftge!</l><lb/> <l>Wohin stürzt denn der Maxim so eilig?“ —</l><lb/> <l>Unversehens trifft ihn das Verderben,</l><lb/> <l>Denn als rasend nun Maxim daher stürmt, <note place="right">1055</note></l><lb/> <l>Schleudert er nach Milosch seinen Kampfspeer,</l><lb/> <l>Trifft ihn grade unter der Tschelenka,</l><lb/> <l>Trifft ihn zwischen beiden schwarzen Augen,</l><lb/> <l>Daß die Augen aus der Stirn ihm springen</l><lb/> <l>Und er todt herabstürzt von dem Braunen. <note place="right">1060</note></l> </lg><lb/> <lg> <l>Milosch fällt; Maxim, sich auf ihn werfend,</l><lb/> <l>Wuth-entbrannt nach seinem Blute dürstend,</l><lb/> <l>Schwingt den Säbel, hauet ihm das Haupt ab,</l><lb/> <l>Wirft es in den Hafersack dem Rappen,</l><lb/> <l>Dann entreißt die Jungfrau er dem Führer, <note place="right">1065</note></l><lb/> <l>Jagt zur Mutter nach dem Botenlohne.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Lieber Gott! in Allem Preis und Dank Dir!</l><lb/> <l>Wer da gegenwärtig wär' gewesen,</l><lb/> <l>Und den Jammer hätt' mit angesehen,</l><lb/> <l>Wie das schöne Stammeshaupt dahin sank, <note place="right">1070</note></l><lb/> <l>Wie sich ansahn all' die Stammverwandten!</l><lb/> <l>Plötzlich siedet auf das Blut der Helden</l><lb/> <l>Und begannen Gaben sich zu geben.</l><lb/> <l>Aber keine Liebesgaben warens:</l><lb/> <l>Tod und Wunde, aus Gewehres Munde! <note place="right">1075</note></l><lb/> <l>Bis der Flinten Feuer all' verglommen,</l> </lg><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0176]
Auch Woiwode Milosch steht und sieht es,
Und er ruft lautlachend ihm entgegen:
„Nun, Gott sey gepriesen, der Wahrhaftge!
Wohin stürzt denn der Maxim so eilig?“ —
Unversehens trifft ihn das Verderben,
Denn als rasend nun Maxim daher stürmt,
Schleudert er nach Milosch seinen Kampfspeer,
Trifft ihn grade unter der Tschelenka,
Trifft ihn zwischen beiden schwarzen Augen,
Daß die Augen aus der Stirn ihm springen
Und er todt herabstürzt von dem Braunen.
Milosch fällt; Maxim, sich auf ihn werfend,
Wuth-entbrannt nach seinem Blute dürstend,
Schwingt den Säbel, hauet ihm das Haupt ab,
Wirft es in den Hafersack dem Rappen,
Dann entreißt die Jungfrau er dem Führer,
Jagt zur Mutter nach dem Botenlohne.
Lieber Gott! in Allem Preis und Dank Dir!
Wer da gegenwärtig wär' gewesen,
Und den Jammer hätt' mit angesehen,
Wie das schöne Stammeshaupt dahin sank,
Wie sich ansahn all' die Stammverwandten!
Plötzlich siedet auf das Blut der Helden
Und begannen Gaben sich zu geben.
Aber keine Liebesgaben warens:
Tod und Wunde, aus Gewehres Munde!
Bis der Flinten Feuer all' verglommen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-05-30T17:55:01Z)
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |