Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Glückliches Finden. Durch den Wald, durch einen zweiten, dritten, Gieng ich bis zum vierten Kiefernwalde. Grünbelaubt stand dorten eine Kiefer, Unterm Baume war ein weiches Lager, Aber auf dem Lager schlief mein Liebchen. Allzu leid that mir's, sie aufzuwecken, Allzu freudig war ich, sie zu küssen. Da begann zum Himmel ich zu beten: "Gott, gieb einen Windstoß mir vom Meere, Der ein Zweiglein von der Kiefer schlage, Meinem Liebchen führe auf das Antlitz!" Gott gab einen Windstoß mir vom Meere, Und es fiel ein Zweiglein von der Kiefer, Meinem Liebchen fiel es auf das Antlitz. Da erwachte die Geliebt' und Theure! Herzten uns nun bis zur Morgenröthe; Weder wußt' es mein' noch ihre Mutter, Ueber uns nur wußt's der helle Himmel, Und das weiche Lager unter uns. Glückliches Finden. Durch den Wald, durch einen zweiten, dritten, Gieng ich bis zum vierten Kiefernwalde. Grünbelaubt stand dorten eine Kiefer, Unterm Baume war ein weiches Lager, Aber auf dem Lager schlief mein Liebchen. Allzu leid that mir's, sie aufzuwecken, Allzu freudig war ich, sie zu küssen. Da begann zum Himmel ich zu beten: „Gott, gieb einen Windstoß mir vom Meere, Der ein Zweiglein von der Kiefer schlage, Meinem Liebchen führe auf das Antlitz!“ Gott gab einen Windstoß mir vom Meere, Und es fiel ein Zweiglein von der Kiefer, Meinem Liebchen fiel es auf das Antlitz. Da erwachte die Geliebt' und Theure! Herzten uns nun bis zur Morgenröthe; Weder wußt' es mein' noch ihre Mutter, Ueber uns nur wußt's der helle Himmel, Und das weiche Lager unter uns. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0113" n="47"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Glückli</hi>ch<hi rendition="#g">es Finden</hi>.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <lg> <l><hi rendition="#in">D</hi>urch den Wald, durch einen zweiten, dritten,</l><lb/> <l>Gieng ich bis zum vierten Kiefernwalde.</l><lb/> <l>Grünbelaubt stand dorten eine Kiefer,</l><lb/> <l>Unterm Baume war ein weiches Lager,</l><lb/> <l>Aber auf dem Lager schlief mein Liebchen.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Allzu leid that mir's, sie aufzuwecken,</l><lb/> <l>Allzu freudig war ich, sie zu küssen.</l><lb/> <l>Da begann zum Himmel ich zu beten:</l><lb/> <l>„Gott, gieb einen Windstoß mir vom Meere,</l><lb/> <l>Der ein Zweiglein von der Kiefer schlage,</l><lb/> <l>Meinem Liebchen führe auf das Antlitz!“</l><lb/> <l>Gott gab einen Windstoß mir vom Meere,</l><lb/> <l>Und es fiel ein Zweiglein von der Kiefer,</l><lb/> <l>Meinem Liebchen fiel es auf das Antlitz.</l><lb/> <l>Da erwachte die Geliebt' und Theure!</l><lb/> <l>Herzten uns nun bis zur Morgenröthe;</l><lb/> <l>Weder wußt' es mein' noch ihre Mutter,</l><lb/> <l>Ueber uns nur wußt's der helle Himmel,</l><lb/> <l>Und das weiche Lager unter uns.</l> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [47/0113]
Glückliches Finden.
Durch den Wald, durch einen zweiten, dritten,
Gieng ich bis zum vierten Kiefernwalde.
Grünbelaubt stand dorten eine Kiefer,
Unterm Baume war ein weiches Lager,
Aber auf dem Lager schlief mein Liebchen.
Allzu leid that mir's, sie aufzuwecken,
Allzu freudig war ich, sie zu küssen.
Da begann zum Himmel ich zu beten:
„Gott, gieb einen Windstoß mir vom Meere,
Der ein Zweiglein von der Kiefer schlage,
Meinem Liebchen führe auf das Antlitz!“
Gott gab einen Windstoß mir vom Meere,
Und es fiel ein Zweiglein von der Kiefer,
Meinem Liebchen fiel es auf das Antlitz.
Da erwachte die Geliebt' und Theure!
Herzten uns nun bis zur Morgenröthe;
Weder wußt' es mein' noch ihre Mutter,
Ueber uns nur wußt's der helle Himmel,
Und das weiche Lager unter uns.
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