Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Locke mich -- ich komme. Fleht zu Gott ein junger Knabe: "Gieb, o Gott, mir goldne Hörner! Gieb mir silbernes Geweihe! Daß ich, dieser Kiefer Rinde Spaltend, sehe, was darinnen!" Gab ihm Gott die goldnen Hörner, Gab das silberne Geweih' ihm. Und er spaltete die Rinde. Saß ein junges Mädchen drinnen, Das gleich einer Sonne strahlte. Sprach entzückt der junge Knabe: "O, ich möchte um Dich werben! Doch man wird mich Dir nicht geben; Dich mir rauben, -- kann's allein nicht, Locken Dich, -- Du wirst nicht kommen!" -- Ihm erwiederte die Jungfrau: "Wirb nicht um mich, junger Knabe! Denn man wird mich Dir nicht geben. Raub' mich auch nicht! -- Du wirst fallen, Denn ich hab' der Brüder neune, Und von Vettern eine Heerschaar. Wenn auf schwarzem Roß sie sitzen, Mit dem scharfen Schwerdt gegürtet, 3*
Locke mich — ich komme. Fleht zu Gott ein junger Knabe: „Gieb, o Gott, mir goldne Hörner! Gieb mir silbernes Geweihe! Daß ich, dieser Kiefer Rinde Spaltend, sehe, was darinnen!“ Gab ihm Gott die goldnen Hörner, Gab das silberne Geweih' ihm. Und er spaltete die Rinde. Saß ein junges Mädchen drinnen, Das gleich einer Sonne strahlte. Sprach entzückt der junge Knabe: „O, ich möchte um Dich werben! Doch man wird mich Dir nicht geben; Dich mir rauben, — kann's allein nicht, Locken Dich, — Du wirst nicht kommen!“ — Ihm erwiederte die Jungfrau: „Wirb nicht um mich, junger Knabe! Denn man wird mich Dir nicht geben. Raub' mich auch nicht! — Du wirst fallen, Denn ich hab' der Brüder neune, Und von Vettern eine Heerschaar. Wenn auf schwarzem Roß sie sitzen, Mit dem scharfen Schwerdt gegürtet, 3*
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Locke mich — ich komme.
Fleht zu Gott ein junger Knabe:
„Gieb, o Gott, mir goldne Hörner!
Gieb mir silbernes Geweihe!
Daß ich, dieser Kiefer Rinde
Spaltend, sehe, was darinnen!“
Gab ihm Gott die goldnen Hörner,
Gab das silberne Geweih' ihm.
Und er spaltete die Rinde.
Saß ein junges Mädchen drinnen,
Das gleich einer Sonne strahlte.
Sprach entzückt der junge Knabe:
„O, ich möchte um Dich werben!
Doch man wird mich Dir nicht geben;
Dich mir rauben, — kann's allein nicht,
Locken Dich, — Du wirst nicht kommen!“ —
Ihm erwiederte die Jungfrau:
„Wirb nicht um mich, junger Knabe!
Denn man wird mich Dir nicht geben.
Raub' mich auch nicht! — Du wirst fallen,
Denn ich hab' der Brüder neune,
Und von Vettern eine Heerschaar.
Wenn auf schwarzem Roß sie sitzen,
Mit dem scharfen Schwerdt gegürtet,
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