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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.

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Wie nothwendig aber für unsere Jugend körperliche
Uebungen sind, geht aus folgenden zwei Ursachen vor-
zugsweise hervor: Jn Preußen sind nur 22 Procent
zum Kriegsdienst tauglich, 78 Procent untauglich. Es
sind Fälle vorgekommen, daß Städte ihr Contingent nicht
stellen konnten. Jn Sachsen waren von 14,000 Ein-
berufenen 11,000 untauglich. Die zweite und zwar die
Hauptursache sind die auf eine unglaubliche Weise im
Volke verbreiteten Skrofeln. Und gerade diese Skrofeln
sind mit die Hauptursache, daß so viele untauglich er-
funden werden für den Dienst des Vaterlandes. Aus-
gemacht ist es aber, daß, wie diese Krankheit die mo-
dernste, vielverbreitetste und vielgestaltigste ist, es kein
wirksamer Mittel gegen sie gibt, als gerade das Turnen
in frischer und freier Luft.

"Derohalben müssen unsere Knaben ernst und streng
auferzogen werden, nicht tändelnd noch spielend, wie
etliche thun. Sie sollen frühzeitig lernen entbehren, die
Arbeit lieben, Beschwerden ertragen und keine Anstren-
gung scheuen; denn sie müssen hinaus in das Leben und
hinfort in den Krieg ziehen; da ist aber eitel Arbeit und
viel Drangsal zu erdulden, die Tugenden, mit welchen
wir unsre Knaben ausrüsten sollen, sind vornehmlich:
Gottesfurcht, Arbeitsamkeit, Vaterlandsliebe,
Mäßigung, Muth
und Demuth. Mit solchen
Waffen sind sie zu jeglichem Kampfe wohl gerüstet, denn
sie haben eine gesunde Seele in einem gesunden
Körper.
" Luther.

3. Bei unsern Altvordern brachte die Braut dem
Manne als Mitgift: Schwert, Speer und Schild, jetzt
dagegen Pantoffeln, Schlafrock und Schlafmütze. *) Die
Burgfräulein trugen wie die Ritter Harnische von Stahl

*) Dotem non uxor marito, sed uxori maritus offert. Intersunt
parenles et propinqui; ac munera probant: Munera non ad delicias
muliebres quasita, uce quibus nora nupta comatur; sed boveset frenatum
equum, el scutum cum framea gladioque. In hacc munera uxor accipitur.
Atque invicem ipsa armorum aliquid narito affert. Tacit.
Germania XVIII.

Wie nothwendig aber für unſere Jugend körperliche
Uebungen ſind, geht aus folgenden zwei Urſachen vor-
zugsweiſe hervor: Jn Preußen ſind nur 22 Procent
zum Kriegsdienſt tauglich, 78 Procent untauglich. Es
ſind Fälle vorgekommen, daß Städte ihr Contingent nicht
ſtellen konnten. Jn Sachſen waren von 14,000 Ein-
berufenen 11,000 untauglich. Die zweite und zwar die
Haupturſache ſind die auf eine unglaubliche Weiſe im
Volke verbreiteten Skrofeln. Und gerade dieſe Skrofeln
ſind mit die Haupturſache, daß ſo viele untauglich er-
funden werden für den Dienſt des Vaterlandes. Aus-
gemacht iſt es aber, daß, wie dieſe Krankheit die mo-
dernſte, vielverbreitetſte und vielgeſtaltigſte iſt, es kein
wirkſamer Mittel gegen ſie gibt, als gerade das Turnen
in friſcher und freier Luft.

„Derohalben müſſen unſere Knaben ernſt und ſtreng
auferzogen werden, nicht tändelnd noch ſpielend, wie
etliche thun. Sie ſollen frühzeitig lernen entbehren, die
Arbeit lieben, Beſchwerden ertragen und keine Anſtren-
gung ſcheuen; denn ſie müſſen hinaus in das Leben und
hinfort in den Krieg ziehen; da iſt aber eitel Arbeit und
viel Drangſal zu erdulden, die Tugenden, mit welchen
wir unſre Knaben ausrüſten ſollen, ſind vornehmlich:
Gottesfurcht, Arbeitſamkeit, Vaterlandsliebe,
Mäßigung, Muth
und Demuth. Mit ſolchen
Waffen ſind ſie zu jeglichem Kampfe wohl gerüſtet, denn
ſie haben eine geſunde Seele in einem geſunden
Körper.
“ Luther.

3. Bei unſern Altvordern brachte die Braut dem
Manne als Mitgift: Schwert, Speer und Schild, jetzt
dagegen Pantoffeln, Schlafrock und Schlafmütze. *) Die
Burgfräulein trugen wie die Ritter Harniſche von Stahl

*) Dotem non uxor marito, sed uxori maritus offert. Intersunt
parenles et propinqui; ac munera probant: Munera non ad delicias
muliebres quasita, uce quibus nora nupta comatur; sed boveset frenatum
equum, el scutum cum framea gladioque. In hacc munera uxor accipitur.
Atque invicem ipsa armorum aliquid narito affert. Tacit.
Germania XVIII.
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[57/0061] Wie nothwendig aber für unſere Jugend körperliche Uebungen ſind, geht aus folgenden zwei Urſachen vor- zugsweiſe hervor: Jn Preußen ſind nur 22 Procent zum Kriegsdienſt tauglich, 78 Procent untauglich. Es ſind Fälle vorgekommen, daß Städte ihr Contingent nicht ſtellen konnten. Jn Sachſen waren von 14,000 Ein- berufenen 11,000 untauglich. Die zweite und zwar die Haupturſache ſind die auf eine unglaubliche Weiſe im Volke verbreiteten Skrofeln. Und gerade dieſe Skrofeln ſind mit die Haupturſache, daß ſo viele untauglich er- funden werden für den Dienſt des Vaterlandes. Aus- gemacht iſt es aber, daß, wie dieſe Krankheit die mo- dernſte, vielverbreitetſte und vielgeſtaltigſte iſt, es kein wirkſamer Mittel gegen ſie gibt, als gerade das Turnen in friſcher und freier Luft. „Derohalben müſſen unſere Knaben ernſt und ſtreng auferzogen werden, nicht tändelnd noch ſpielend, wie etliche thun. Sie ſollen frühzeitig lernen entbehren, die Arbeit lieben, Beſchwerden ertragen und keine Anſtren- gung ſcheuen; denn ſie müſſen hinaus in das Leben und hinfort in den Krieg ziehen; da iſt aber eitel Arbeit und viel Drangſal zu erdulden, die Tugenden, mit welchen wir unſre Knaben ausrüſten ſollen, ſind vornehmlich: Gottesfurcht, Arbeitſamkeit, Vaterlandsliebe, Mäßigung, Muth und Demuth. Mit ſolchen Waffen ſind ſie zu jeglichem Kampfe wohl gerüſtet, denn ſie haben eine geſunde Seele in einem geſunden Körper.“ Luther. 3. Bei unſern Altvordern brachte die Braut dem Manne als Mitgift: Schwert, Speer und Schild, jetzt dagegen Pantoffeln, Schlafrock und Schlafmütze. *) Die Burgfräulein trugen wie die Ritter Harniſche von Stahl *) Dotem non uxor marito, sed uxori maritus offert. Intersunt parenles et propinqui; ac munera probant: Munera non ad delicias muliebres quasita, uce quibus nora nupta comatur; sed boveset frenatum equum, el scutum cum framea gladioque. In hacc munera uxor accipitur. Atque invicem ipsa armorum aliquid narito affert. Tacit. Germania XVIII.

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/61>, abgerufen am 24.11.2024.