Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

Stadt setzten mehrere, besonders eifrige Schüler des
Gymnasiums das Turnen 1820 bis 1822 auf dem
Riedhofe, dann 1823 und 1824 in dem am Wege nach
dem Kirschenwäldchen vor dem Eschenheimerthore gelege-
nen, damals Wagner'schen, Garten privatim noch fort.
Auch an der Musterschule kam das Turnen unter Acker-
mann bald wieder in Aufnahme, und schon 1824 fan-
den die hohen Behörden für dienlich, die Vornahme
körperlicher Uebungen in den Lehrplan (§. 8) der hiesigen
drei evangelisch-protestantischen Volksschulen aufzunehmen.
Da jedoch der wirkliche Beginn dieser Uebungen von der
Ermittelung eines hierzu geeigneten Platzes abhängig
war, ein solcher Raum aber nicht alsbald aufgefunden
werden konnte, so kam dieser wohlmeinende Beschluß
leider nicht zur Ausführung.

Von 1825 bis 1829 fanden unter den Schülern
des Gymnasiums keine gemeinsamen Turnübungen statt;
dagegen nahm die Sache 1830 in einem an der Pfingst-
weide errichteten Turnplatze wieder einen namhaften
Aufschwung; 1831 wurde der Turnplatz an den Eschers-
heimer Weg, 1832 an die ehemaligen Zimmerplätze
verlegt. Die Zahl der Theilnehmer schwankte in diesem
Zeitraume zwischen 60, 80 bis zu 120. Allmälig aber
verringerte sich diese Zahl wieder bis auf zehn Schüler
(1834), denen es, bei allem Eifer für die Sache,
dennoch schwierig wurde, den auf den ehemaligen Zim-
merplätzen an der Mainzer Landstraße noch innehabenden
Turnplatz für sich allein aufrecht zu erhalten. Unter
diesen Umständen trat der später näher zu erwähnende
Privat-Turnverein in das Mittel, indem letzterer den
gedachten Turnplatz für seine Rechnung übernahm, den
Schülern des Gymnasiums dessen fortgesetzte Benutzung
aber gegen einen jährlichen (die Wintermonate natürlich
ausgeschlossen) Beitrag von 2 fl. per Kopf überließ.
Letztere behielten ihre frühere Gesellschaftsverfassung bei
und nahmen an Zahl auch wieder zu, so daß man 1835
schon 28, 1836 45 und 1837 sogar 53 Turner zählte.

Jahrb. d. Turnkunst. II. 2

Stadt ſetzten mehrere, beſonders eifrige Schüler des
Gymnaſiums das Turnen 1820 bis 1822 auf dem
Riedhofe, dann 1823 und 1824 in dem am Wege nach
dem Kirſchenwäldchen vor dem Eſchenheimerthore gelege-
nen, damals Wagner’ſchen, Garten privatim noch fort.
Auch an der Muſterſchule kam das Turnen unter Acker-
mann bald wieder in Aufnahme, und ſchon 1824 fan-
den die hohen Behörden für dienlich, die Vornahme
körperlicher Uebungen in den Lehrplan (§. 8) der hieſigen
drei evangeliſch-proteſtantiſchen Volksſchulen aufzunehmen.
Da jedoch der wirkliche Beginn dieſer Uebungen von der
Ermittelung eines hierzu geeigneten Platzes abhängig
war, ein ſolcher Raum aber nicht alsbald aufgefunden
werden konnte, ſo kam dieſer wohlmeinende Beſchluß
leider nicht zur Ausführung.

Von 1825 bis 1829 fanden unter den Schülern
des Gymnaſiums keine gemeinſamen Turnübungen ſtatt;
dagegen nahm die Sache 1830 in einem an der Pfingſt-
weide errichteten Turnplatze wieder einen namhaften
Aufſchwung; 1831 wurde der Turnplatz an den Eſchers-
heimer Weg, 1832 an die ehemaligen Zimmerplätze
verlegt. Die Zahl der Theilnehmer ſchwankte in dieſem
Zeitraume zwiſchen 60, 80 bis zu 120. Allmälig aber
verringerte ſich dieſe Zahl wieder bis auf zehn Schüler
(1834), denen es, bei allem Eifer für die Sache,
dennoch ſchwierig wurde, den auf den ehemaligen Zim-
merplätzen an der Mainzer Landſtraße noch innehabenden
Turnplatz für ſich allein aufrecht zu erhalten. Unter
dieſen Umſtänden trat der ſpäter näher zu erwähnende
Privat-Turnverein in das Mittel, indem letzterer den
gedachten Turnplatz für ſeine Rechnung übernahm, den
Schülern des Gymnaſiums deſſen fortgeſetzte Benutzung
aber gegen einen jährlichen (die Wintermonate natürlich
ausgeſchloſſen) Beitrag von 2 fl. per Kopf überließ.
Letztere behielten ihre frühere Geſellſchaftsverfaſſung bei
und nahmen an Zahl auch wieder zu, ſo daß man 1835
ſchon 28, 1836 45 und 1837 ſogar 53 Turner zählte.

Jahrb. d. Turnkunſt. II. 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0029" n="25"/>
Stadt &#x017F;etzten mehrere, be&#x017F;onders eifrige Schüler des<lb/>
Gymna&#x017F;iums das Turnen 1820 bis 1822 auf dem<lb/>
Riedhofe, dann 1823 und 1824 in dem am Wege nach<lb/>
dem Kir&#x017F;chenwäldchen vor dem E&#x017F;chenheimerthore gelege-<lb/>
nen, damals Wagner&#x2019;&#x017F;chen, Garten privatim noch fort.<lb/>
Auch an der Mu&#x017F;ter&#x017F;chule kam das Turnen unter Acker-<lb/>
mann bald wieder in Aufnahme, und &#x017F;chon 1824 fan-<lb/>
den die hohen Behörden für dienlich, die Vornahme<lb/>
körperlicher Uebungen in den Lehrplan (§. 8) der hie&#x017F;igen<lb/>
drei evangeli&#x017F;ch-prote&#x017F;tanti&#x017F;chen Volks&#x017F;chulen aufzunehmen.<lb/>
Da jedoch der wirkliche Beginn die&#x017F;er Uebungen von der<lb/>
Ermittelung eines hierzu geeigneten Platzes abhängig<lb/>
war, ein &#x017F;olcher Raum aber nicht alsbald aufgefunden<lb/>
werden konnte, &#x017F;o kam die&#x017F;er wohlmeinende Be&#x017F;chluß<lb/>
leider nicht zur Ausführung.</p><lb/>
          <p>Von 1825 bis 1829 fanden unter den Schülern<lb/>
des Gymna&#x017F;iums keine gemein&#x017F;amen Turnübungen &#x017F;tatt;<lb/>
dagegen nahm die Sache 1830 in einem an der Pfing&#x017F;t-<lb/>
weide errichteten Turnplatze wieder einen namhaften<lb/>
Auf&#x017F;chwung; 1831 wurde der Turnplatz an den E&#x017F;chers-<lb/>
heimer Weg, 1832 an die ehemaligen Zimmerplätze<lb/>
verlegt. Die Zahl der Theilnehmer &#x017F;chwankte in die&#x017F;em<lb/>
Zeitraume zwi&#x017F;chen 60, 80 bis zu 120. Allmälig aber<lb/>
verringerte &#x017F;ich die&#x017F;e Zahl wieder bis auf zehn Schüler<lb/>
(1834), denen es, bei allem Eifer für die Sache,<lb/>
dennoch &#x017F;chwierig wurde, den auf den ehemaligen Zim-<lb/>
merplätzen an der Mainzer Land&#x017F;traße noch innehabenden<lb/>
Turnplatz für &#x017F;ich allein aufrecht zu erhalten. Unter<lb/>
die&#x017F;en Um&#x017F;tänden trat der &#x017F;päter näher zu erwähnende<lb/>
Privat-Turnverein in das Mittel, indem letzterer den<lb/>
gedachten Turnplatz für &#x017F;eine Rechnung übernahm, den<lb/>
Schülern des Gymna&#x017F;iums de&#x017F;&#x017F;en fortge&#x017F;etzte Benutzung<lb/>
aber gegen einen jährlichen (die Wintermonate natürlich<lb/>
ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en) Beitrag von 2 fl. per Kopf überließ.<lb/>
Letztere behielten ihre frühere Ge&#x017F;ell&#x017F;chaftsverfa&#x017F;&#x017F;ung bei<lb/>
und nahmen an Zahl auch wieder zu, &#x017F;o daß man 1835<lb/>
&#x017F;chon 28, 1836 45 und 1837 &#x017F;ogar 53 Turner zählte.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Jahrb. d. Turnkun&#x017F;t. <hi rendition="#aq">II.</hi> 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0029] Stadt ſetzten mehrere, beſonders eifrige Schüler des Gymnaſiums das Turnen 1820 bis 1822 auf dem Riedhofe, dann 1823 und 1824 in dem am Wege nach dem Kirſchenwäldchen vor dem Eſchenheimerthore gelege- nen, damals Wagner’ſchen, Garten privatim noch fort. Auch an der Muſterſchule kam das Turnen unter Acker- mann bald wieder in Aufnahme, und ſchon 1824 fan- den die hohen Behörden für dienlich, die Vornahme körperlicher Uebungen in den Lehrplan (§. 8) der hieſigen drei evangeliſch-proteſtantiſchen Volksſchulen aufzunehmen. Da jedoch der wirkliche Beginn dieſer Uebungen von der Ermittelung eines hierzu geeigneten Platzes abhängig war, ein ſolcher Raum aber nicht alsbald aufgefunden werden konnte, ſo kam dieſer wohlmeinende Beſchluß leider nicht zur Ausführung. Von 1825 bis 1829 fanden unter den Schülern des Gymnaſiums keine gemeinſamen Turnübungen ſtatt; dagegen nahm die Sache 1830 in einem an der Pfingſt- weide errichteten Turnplatze wieder einen namhaften Aufſchwung; 1831 wurde der Turnplatz an den Eſchers- heimer Weg, 1832 an die ehemaligen Zimmerplätze verlegt. Die Zahl der Theilnehmer ſchwankte in dieſem Zeitraume zwiſchen 60, 80 bis zu 120. Allmälig aber verringerte ſich dieſe Zahl wieder bis auf zehn Schüler (1834), denen es, bei allem Eifer für die Sache, dennoch ſchwierig wurde, den auf den ehemaligen Zim- merplätzen an der Mainzer Landſtraße noch innehabenden Turnplatz für ſich allein aufrecht zu erhalten. Unter dieſen Umſtänden trat der ſpäter näher zu erwähnende Privat-Turnverein in das Mittel, indem letzterer den gedachten Turnplatz für ſeine Rechnung übernahm, den Schülern des Gymnaſiums deſſen fortgeſetzte Benutzung aber gegen einen jährlichen (die Wintermonate natürlich ausgeſchloſſen) Beitrag von 2 fl. per Kopf überließ. Letztere behielten ihre frühere Geſellſchaftsverfaſſung bei und nahmen an Zahl auch wieder zu, ſo daß man 1835 ſchon 28, 1836 45 und 1837 ſogar 53 Turner zählte. Jahrb. d. Turnkunſt. II. 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/29
Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/29>, abgerufen am 23.11.2024.