Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.zeit- und volksgemäß in unsere Turnkunst übertragen, zeit- und volksgemäß in unſere Turnkunſt übertragen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0014" n="10"/> zeit- und volksgemäß in unſere Turnkunſt übertragen,<lb/> — Springen, Laufen, Ringen, Schocken, Hanteln, Wer-<lb/> fen — theils ſind ſie wie der rauferiſche Fauſtkampf<lb/> mit Recht ganz verbannt. Das Gehen, welches die<lb/> Turnkunſt auch durch Turnfahrten übt, ſetzt nur einen<lb/> Theil der untern Glieder in thätige Bewegung, muß<lb/> auch immer länger dauern, wenn es gleichheilſamen Ein-<lb/> fluß auf den Körper wie das Turnen haben ſoll, als<lb/> es mit den Schularbeiten verträglich iſt. Das Schwim-<lb/> men — auch ein Theil der Turnkunſt, kann die übrigen<lb/> Turnübungen nicht entbehrlich machen, weil es nur eine<lb/> gewiſſe Zeit im Jahre und täglich doch auch nur höch-<lb/> ſtens eine halbe bis eine ganze Stunde dauern und von<lb/> Knaben nur unter Aufſicht getrieben werden kann. Vom<lb/> Reiten, Graben, Rudern und andern nur unter gewiſſen<lb/> Umſtänden und an geeigneten Orten ausführbaren Uebun-<lb/> gen will ich gar nicht reden. Die Spiele der Jugend,<lb/> Ballſpiel, Bärſchlag, ſchwarzer Mann, Barlauf, Fuchs<lb/> in’s Loch u. ſ. w., die zum Theil der Turnplatz auch<lb/> treibt, wird jeder Jugendfreund loben: aber ſie können<lb/> das Turnen nicht erſetzen, da ſie ſämmtlich nicht ſo<lb/> manchfache Bewegungen erfordern, als die vielen Turn-<lb/> übungen. Die Turnübungen dagegen nehmen alle Glie-<lb/> der des Körpers in Anſpruch, wenn auch bei einzelnen<lb/> Uebungen einige vorzugsweiſe thätig ſind. Durch zweck-<lb/> mäßige Anordnungen wechſeln Uebungen für die obern<lb/> und untern Glieder, wodurch auf alle Muskeln belebend<lb/> eingewirkt, das Blut gleichmäßig in alle Theile gelockt,<lb/> und einſeitige Ermattung ganz vermieden wird. Hierzu<lb/> kommt noch, daß der größte Theil der Turnübungen<lb/> auch im Winter in Turnſälen getrieben werden kann,<lb/> während die meiſten angeführten andern Uebungen und<lb/> Spiele hier fortfallen. Der Verbannung aller Einförmig-<lb/> keit und Langeweile will ich gar nicht gedenken, ſondern<lb/> nur noch den heut zu Tage wichtigen Umſtand erwähnen,<lb/> daß gerade die gleichzeitige Beſchäftigung und Anſtren-<lb/> gung beider Körperhälften bei den allermeiſten Turn-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [10/0014]
zeit- und volksgemäß in unſere Turnkunſt übertragen,
— Springen, Laufen, Ringen, Schocken, Hanteln, Wer-
fen — theils ſind ſie wie der rauferiſche Fauſtkampf
mit Recht ganz verbannt. Das Gehen, welches die
Turnkunſt auch durch Turnfahrten übt, ſetzt nur einen
Theil der untern Glieder in thätige Bewegung, muß
auch immer länger dauern, wenn es gleichheilſamen Ein-
fluß auf den Körper wie das Turnen haben ſoll, als
es mit den Schularbeiten verträglich iſt. Das Schwim-
men — auch ein Theil der Turnkunſt, kann die übrigen
Turnübungen nicht entbehrlich machen, weil es nur eine
gewiſſe Zeit im Jahre und täglich doch auch nur höch-
ſtens eine halbe bis eine ganze Stunde dauern und von
Knaben nur unter Aufſicht getrieben werden kann. Vom
Reiten, Graben, Rudern und andern nur unter gewiſſen
Umſtänden und an geeigneten Orten ausführbaren Uebun-
gen will ich gar nicht reden. Die Spiele der Jugend,
Ballſpiel, Bärſchlag, ſchwarzer Mann, Barlauf, Fuchs
in’s Loch u. ſ. w., die zum Theil der Turnplatz auch
treibt, wird jeder Jugendfreund loben: aber ſie können
das Turnen nicht erſetzen, da ſie ſämmtlich nicht ſo
manchfache Bewegungen erfordern, als die vielen Turn-
übungen. Die Turnübungen dagegen nehmen alle Glie-
der des Körpers in Anſpruch, wenn auch bei einzelnen
Uebungen einige vorzugsweiſe thätig ſind. Durch zweck-
mäßige Anordnungen wechſeln Uebungen für die obern
und untern Glieder, wodurch auf alle Muskeln belebend
eingewirkt, das Blut gleichmäßig in alle Theile gelockt,
und einſeitige Ermattung ganz vermieden wird. Hierzu
kommt noch, daß der größte Theil der Turnübungen
auch im Winter in Turnſälen getrieben werden kann,
während die meiſten angeführten andern Uebungen und
Spiele hier fortfallen. Der Verbannung aller Einförmig-
keit und Langeweile will ich gar nicht gedenken, ſondern
nur noch den heut zu Tage wichtigen Umſtand erwähnen,
daß gerade die gleichzeitige Beſchäftigung und Anſtren-
gung beider Körperhälften bei den allermeiſten Turn-
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