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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.

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Krankheiten. Die unzähligen nachtheiligen Einflüsse der
Gemüthsbewegungen, Leidenschaften, Excesse und üblen
Gewohnheiten kommen noch hinzu, und bilden so eine
Summe von Schädlichkeiten, bei denen auch ohne be-
sondere Fehler der Erziehung, das Gleichgewicht und
freie Spiel der Lebenskräfte, die Einheit der Lebensthä-
tigkeit des Organismus, die Gesundheit des Leibes und
der Seele leicht gestört wird. Und ist dann etwa die
weibliche Jugend diesen schädlichen Einflüssen nicht, oder
weniger ausgesetzt? oder läßt sich nicht im Gegentheil
behaupten, daß das weibliche Geschlecht seiner körperli-
chen Constitution, wie seiner Stellung in der Gesellschaft
nach, für diese Schädlichkeiten empfänglicher ist, daß das
weibliche Geschlecht, weil es auf Stillleben im Hause,
auf weibliche Arbeit, auf häufiges andauerndes Sitzen
angewiesen, diesen Jnfluenzen weniger ausweichen kann,
wie das männliche? Ueberdies ist das Gewebe des
weiblichen Körpers zarter und feiner, und daher zu jener
langen Reihe von Krankheiten geneigter, die aus Er-
schlaffung der Faser entspringen. Daher sehen wir denn
auch so häufig das Siechthum der Muskel- und Nerven-
Schwäche, jene mangelhafte Entwicklung des Knochenge-
rüstes, des Brustkastens, des Rückgrats, Beckens, die
sich in höheren Graden als Rhachitis und Knochen-Er-
weichung äußert; daher jene mangelhafte Säfte-Mischung
und Blut-Bereitung, die, vollkommen ausgebildet, sich als
Bleichsucht äußert, in niederen Graden aber viel häufiger
auftritt, und in erdfahler, blasser, schmutzig grauer Haut-
farbe sich kund gibt; daher jene Leiden der Schleimhäute,
die sich als Catarrhe aller Art, als Verdauungsstörungen
aussprechen, jene Drüsen-Stockungen, die sich zu Scro-
pheln und Tuberkeln heranbilden; daher endlich jene
ganze Reihe von Zuständen, die in einem gestörten Ner-
ven- und Sexual-Leben, vor, während, und nach der
Pubertät wurzeln, Gesundheit und Wohlbefinden stören.

Jst nun das weibliche Geschlecht im Allgemeinen
besonders zu jenen Krankheiten disponirt, so ist dieses

Krankheiten. Die unzähligen nachtheiligen Einflüſſe der
Gemüthsbewegungen, Leidenſchaften, Exceſſe und üblen
Gewohnheiten kommen noch hinzu, und bilden ſo eine
Summe von Schädlichkeiten, bei denen auch ohne be-
ſondere Fehler der Erziehung, das Gleichgewicht und
freie Spiel der Lebenskräfte, die Einheit der Lebensthä-
tigkeit des Organismus, die Geſundheit des Leibes und
der Seele leicht geſtört wird. Und iſt dann etwa die
weibliche Jugend dieſen ſchädlichen Einflüſſen nicht, oder
weniger ausgeſetzt? oder läßt ſich nicht im Gegentheil
behaupten, daß das weibliche Geſchlecht ſeiner körperli-
chen Conſtitution, wie ſeiner Stellung in der Geſellſchaft
nach, für dieſe Schädlichkeiten empfänglicher iſt, daß das
weibliche Geſchlecht, weil es auf Stillleben im Hauſe,
auf weibliche Arbeit, auf häufiges andauerndes Sitzen
angewieſen, dieſen Jnfluenzen weniger ausweichen kann,
wie das männliche? Ueberdies iſt das Gewebe des
weiblichen Körpers zarter und feiner, und daher zu jener
langen Reihe von Krankheiten geneigter, die aus Er-
ſchlaffung der Faſer entſpringen. Daher ſehen wir denn
auch ſo häufig das Siechthum der Muskel- und Nerven-
Schwäche, jene mangelhafte Entwicklung des Knochenge-
rüſtes, des Bruſtkaſtens, des Rückgrats, Beckens, die
ſich in höheren Graden als Rhachitis und Knochen-Er-
weichung äußert; daher jene mangelhafte Säfte-Miſchung
und Blut-Bereitung, die, vollkommen ausgebildet, ſich als
Bleichſucht äußert, in niederen Graden aber viel häufiger
auftritt, und in erdfahler, blaſſer, ſchmutzig grauer Haut-
farbe ſich kund gibt; daher jene Leiden der Schleimhäute,
die ſich als Catarrhe aller Art, als Verdauungsſtörungen
ausſprechen, jene Drüſen-Stockungen, die ſich zu Scro-
pheln und Tuberkeln heranbilden; daher endlich jene
ganze Reihe von Zuſtänden, die in einem geſtörten Ner-
ven- und Sexual-Leben, vor, während, und nach der
Pubertät wurzeln, Geſundheit und Wohlbefinden ſtören.

Jſt nun das weibliche Geſchlecht im Allgemeinen
beſonders zu jenen Krankheiten disponirt, ſo iſt dieſes

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[100/0104] Krankheiten. Die unzähligen nachtheiligen Einflüſſe der Gemüthsbewegungen, Leidenſchaften, Exceſſe und üblen Gewohnheiten kommen noch hinzu, und bilden ſo eine Summe von Schädlichkeiten, bei denen auch ohne be- ſondere Fehler der Erziehung, das Gleichgewicht und freie Spiel der Lebenskräfte, die Einheit der Lebensthä- tigkeit des Organismus, die Geſundheit des Leibes und der Seele leicht geſtört wird. Und iſt dann etwa die weibliche Jugend dieſen ſchädlichen Einflüſſen nicht, oder weniger ausgeſetzt? oder läßt ſich nicht im Gegentheil behaupten, daß das weibliche Geſchlecht ſeiner körperli- chen Conſtitution, wie ſeiner Stellung in der Geſellſchaft nach, für dieſe Schädlichkeiten empfänglicher iſt, daß das weibliche Geſchlecht, weil es auf Stillleben im Hauſe, auf weibliche Arbeit, auf häufiges andauerndes Sitzen angewieſen, dieſen Jnfluenzen weniger ausweichen kann, wie das männliche? Ueberdies iſt das Gewebe des weiblichen Körpers zarter und feiner, und daher zu jener langen Reihe von Krankheiten geneigter, die aus Er- ſchlaffung der Faſer entſpringen. Daher ſehen wir denn auch ſo häufig das Siechthum der Muskel- und Nerven- Schwäche, jene mangelhafte Entwicklung des Knochenge- rüſtes, des Bruſtkaſtens, des Rückgrats, Beckens, die ſich in höheren Graden als Rhachitis und Knochen-Er- weichung äußert; daher jene mangelhafte Säfte-Miſchung und Blut-Bereitung, die, vollkommen ausgebildet, ſich als Bleichſucht äußert, in niederen Graden aber viel häufiger auftritt, und in erdfahler, blaſſer, ſchmutzig grauer Haut- farbe ſich kund gibt; daher jene Leiden der Schleimhäute, die ſich als Catarrhe aller Art, als Verdauungsſtörungen ausſprechen, jene Drüſen-Stockungen, die ſich zu Scro- pheln und Tuberkeln heranbilden; daher endlich jene ganze Reihe von Zuſtänden, die in einem geſtörten Ner- ven- und Sexual-Leben, vor, während, und nach der Pubertät wurzeln, Geſundheit und Wohlbefinden ſtören. Jſt nun das weibliche Geſchlecht im Allgemeinen beſonders zu jenen Krankheiten disponirt, ſo iſt dieſes

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/104>, abgerufen am 23.11.2024.