Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843.auch die Gesinnung spannende Tüchtigkeit eines gesun- Bei den Römern endlich erreichte dieser Begriff Wenn endlich auch diese weltüberwindende Kraft auch die Geſinnung ſpannende Tüchtigkeit eines geſun- Bei den Römern endlich erreichte dieſer Begriff Wenn endlich auch dieſe weltüberwindende Kraft <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0086" n="82"/> auch die Geſinnung ſpannende Tüchtigkeit eines geſun-<lb/> den Leibes, daher Platon in ſeinem Staat (B. <hi rendition="#aq">IV.<lb/> p.</hi> 329.) die Jünglinge zu dieſer Tugend auch vor-<lb/> züglich durch Gymnaſtik will erzogen haben.</p><lb/> <p>Bei den Römern endlich erreichte dieſer Begriff<lb/> und damit die ihm entſprechende Entwickelung des Le-<lb/> bens die ganze ihm gebührende Anerkennung. Mann-<lb/> heit (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">virtus</hi></hi> von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">vir,</hi></hi> wie ἀνδρία von ἀνήρ) iſt ihnen<lb/> der Jnbegriff aller ſittlichen Vollkommenheit, die Tu-<lb/> gend ſelbſt. Und wenn Cicero im erſten ſeiner Bücher<lb/> von den Pflichten, nach dem Vorgange der Stoiker<lb/> die <hi rendition="#aq">fortitudo animi, magnitudo</hi> (<hi rendition="#aq">c.</hi> 5.) ſeinem<lb/> Sohne ſchildert, ſo entgeht es ſelbſt ſeinem friedlichen,<lb/> mehr auf dem Forum als im Lager heimiſchen, und<lb/> die Waffen der Toga daher unbedenklich nachſetzenden<lb/> Sinne nicht, daß wir, wie es <hi rendition="#aq">c.</hi> 19. heißt, alles tap-<lb/> fer Vollführte mit einem vollen Munde loben, daß<lb/> Rom (ῤώμη, <hi rendition="#aq">robur,</hi> die Kraft) dieſer Tugend ſeinen<lb/> Namen und allen ſeinen Ruhm verdankt.</p><lb/> <p>Wenn endlich auch dieſe weltüberwindende Kraft<lb/> den gewaltigen Schlägen der vom Norden geſtählten<lb/> Germanen erliegt, ſo iſt ſchon hierdurch die athletiſche<lb/> Anlage unſerer Nation hiſtoriſch beglaubigt; denn giebt<lb/> es eine höhere Gewähr für die Stärke, als den Sieg<lb/> über den Stärkſten? Der deutſchen Nation iſt der ge-<lb/> ſchichtliche Beruf zugefallen, die vom Alterthum einzeln<lb/> entwickelten Hauptſeiten ſittlicher Vollendung als Hinter-<lb/> laſſenſchaft deſſelben eins nach dem andern anzutreten,<lb/> ſich zuzueignen, und dann zu der Einheit eines allſeitig<lb/> entwickelten Lebens, zu einem ſittlichen Jdeal in ſich<lb/> zu verarbeiten. Nun erbte ſie erſt die höchſte Blüthe<lb/> der orientaliſchen Geſchichte, die vollkommenſte Religion<lb/> im Chriſtenthum; aber dieſes, — um als das aufge-<lb/> tragne Pfropfreis eines fremden Baumes mit dem wil-<lb/> den germaniſchen Stamme, auf den es geſetzt iſt, erſt<lb/> zu verwachſen, — beherrſcht den neuen Volksſtamm<lb/> lange (das ganze Mittelalter hindurch) allein, und reißt<lb/> ihn beinahe ganz wieder in die Einſeitigkeit des be-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0086]
auch die Geſinnung ſpannende Tüchtigkeit eines geſun-
den Leibes, daher Platon in ſeinem Staat (B. IV.
p. 329.) die Jünglinge zu dieſer Tugend auch vor-
züglich durch Gymnaſtik will erzogen haben.
Bei den Römern endlich erreichte dieſer Begriff
und damit die ihm entſprechende Entwickelung des Le-
bens die ganze ihm gebührende Anerkennung. Mann-
heit (virtus von vir, wie ἀνδρία von ἀνήρ) iſt ihnen
der Jnbegriff aller ſittlichen Vollkommenheit, die Tu-
gend ſelbſt. Und wenn Cicero im erſten ſeiner Bücher
von den Pflichten, nach dem Vorgange der Stoiker
die fortitudo animi, magnitudo (c. 5.) ſeinem
Sohne ſchildert, ſo entgeht es ſelbſt ſeinem friedlichen,
mehr auf dem Forum als im Lager heimiſchen, und
die Waffen der Toga daher unbedenklich nachſetzenden
Sinne nicht, daß wir, wie es c. 19. heißt, alles tap-
fer Vollführte mit einem vollen Munde loben, daß
Rom (ῤώμη, robur, die Kraft) dieſer Tugend ſeinen
Namen und allen ſeinen Ruhm verdankt.
Wenn endlich auch dieſe weltüberwindende Kraft
den gewaltigen Schlägen der vom Norden geſtählten
Germanen erliegt, ſo iſt ſchon hierdurch die athletiſche
Anlage unſerer Nation hiſtoriſch beglaubigt; denn giebt
es eine höhere Gewähr für die Stärke, als den Sieg
über den Stärkſten? Der deutſchen Nation iſt der ge-
ſchichtliche Beruf zugefallen, die vom Alterthum einzeln
entwickelten Hauptſeiten ſittlicher Vollendung als Hinter-
laſſenſchaft deſſelben eins nach dem andern anzutreten,
ſich zuzueignen, und dann zu der Einheit eines allſeitig
entwickelten Lebens, zu einem ſittlichen Jdeal in ſich
zu verarbeiten. Nun erbte ſie erſt die höchſte Blüthe
der orientaliſchen Geſchichte, die vollkommenſte Religion
im Chriſtenthum; aber dieſes, — um als das aufge-
tragne Pfropfreis eines fremden Baumes mit dem wil-
den germaniſchen Stamme, auf den es geſetzt iſt, erſt
zu verwachſen, — beherrſcht den neuen Volksſtamm
lange (das ganze Mittelalter hindurch) allein, und reißt
ihn beinahe ganz wieder in die Einſeitigkeit des be-
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