[N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686].hen kan/ betrifft/ so werden wir uns nimmermehr von dem Gehorsam und Pflicht/ so wir E. Maj. schuldig seynd / entziehen. Es wollen aber E. Maj. allergnädigst bedencken/ daß die Gewissens- und Religions-Sachen Jhre Antwort. GOtt allein zugehören/ worüber man ihme Red und Antwort geben soll/ und sich also kein Mensch derselben anmassen soll/ also daß E. Maj. nicht begehren wird/ daß wir wider unser Gewissen/ und solcher gestalt auch zugleich wider unsere Ehre handlen. Denn es geschicht gewißlich auß keiner Eigensinnigkeit/ noch irgend aus einem menschlichen oder weltlichen Absehen/ daß wir E. Maj. Willen und Besehl nicht erfüllen können/ sondern einig und allein aus dieser Ursach/ daß wir annoch biß auff diese Stunde/ ungeachtet alles dessen/ was man uns gesagt / und zu Gemüth führen wollen/ nichts desto weniger dessen in unserm Gewissen nicht also überzeuget seyn/ als von welchem wir GOtt allein/ vor deme wir / wegen unsers hohen und abgelebten Alters bald zu erscheinen haben/ werden Rechenschafft geben/ und seinen Zorn höher achten müssen/ als alles das/ was in der gantzen Welt zu fürchten seyn mag. Dannenhero ersuchen Ew. Majest. wir in tieffster Demuth und sußfälligst/ die geruhen allergnädigst/ uns die noch wenige übrige Tage/ so wir noch zu leben haben/ bey der Freyheit unsers Gewissens und unserer Religion zu lassen/ und uns an demselben keinen Gewalt anthun/ sondern uns einen Weg wie den andern für dero allerdemüthigste und getreueste Diener zu halten/ bey allem deme/ was für das Heiligste und Höchste gehalten werden mag/ betheurend/ daß wann wir in unserm Gewissen eines andern beredet befinden werden/ wir mit Freuden die Warheit und Gelegenheit/ E. Maj. Verlangen ein Gnügen zu thun/ annehmen wollen. Es ist aber der Glaub/ wie die bescheidene Herren Geistliche Ew. Majest. selber sagen werden/ ein für allemal ein Gnadengeschenck Gottes/ von welchem man die Erleuchtung erwarten muß. Man kan zwar nicht eigentlich wissen/ was für eine Antwort der König ihnen darauff mag gegeben haben/ allein sie seynd mit einem sehr bewegten und verwirrten Gesicht aus dieser Audientz gegangen. Dann vielleicht hat der König zu ihnen gesagt/ ob sie sich dann klüger/ als so viel heilige Altvätter/ und alle unsere Vor-Eltern vor zweyhundert Jahren/ und so viel fromme und gelehrte Geistliche und Theologi deß Königreichs/ wie auch weyland der Marschall von Turenne gewesen/ zu seyn bedüncken liesen/ welcher doch anderst nicht/ als nach einem sanfftmüthigen und sittsamen Unterricht endlich der Warheit und Vernunfft statt und Platz gegeben. Scheine also/ daß sie bloß umb deßwillen ihnen bey den Ihrigen hen kan/ betrifft/ so werden wir uns nimmermehr von dem Gehorsam und Pflicht/ so wir E. Maj. schuldig seynd / entziehen. Es wollen aber E. Maj. allergnädigst bedencken/ daß die Gewissens- und Religions-Sachen Jhre Antwort. GOtt allein zugehören/ worüber man ihme Red und Antwort geben soll/ und sich also kein Mensch derselben anmassen soll/ also daß E. Maj. nicht begehren wird/ daß wir wider unser Gewissen/ und solcher gestalt auch zugleich wider unsere Ehre handlen. Denn es geschicht gewißlich auß keiner Eigensinnigkeit/ noch irgend aus einem menschlichen oder weltlichen Absehen/ daß wir E. Maj. Willen und Besehl nicht erfüllen können/ sondern einig und allein aus dieser Ursach/ daß wir annoch biß auff diese Stunde/ ungeachtet alles dessen/ was man uns gesagt / und zu Gemüth führen wollen/ nichts desto weniger dessen in unserm Gewissen nicht also überzeuget seyn/ als von welchem wir GOtt allein/ vor deme wir / wegen unsers hohen und abgelebten Alters bald zu erscheinen haben/ werden Rechenschafft geben/ und seinen Zorn höher achten müssen/ als alles das/ was in der gantzen Welt zu fürchten seyn mag. Dannenhero ersuchen Ew. Majest. wir in tieffster Demuth und sußfälligst/ die geruhen allergnädigst/ uns die noch wenige übrige Tage/ so wir noch zu leben haben/ bey der Freyheit unsers Gewissens und unserer Religion zu lassen/ und uns an demselben keinen Gewalt anthun/ sondern uns einen Weg wie den andern für dero allerdemüthigste und getreueste Diener zu halten/ bey allem deme/ was für das Heiligste und Höchste gehalten werden mag/ betheurend/ daß wann wir in unserm Gewissen eines andern beredet befinden werden/ wir mit Freuden die Warheit und Gelegenheit/ E. Maj. Verlangen ein Gnügen zu thun/ annehmen wollen. Es ist aber der Glaub/ wie die bescheidene Herren Geistliche Ew. Majest. selber sagen werden/ ein für allemal ein Gnadengeschenck Gottes/ von welchem man die Erleuchtung erwarten muß. Man kan zwar nicht eigentlich wissen/ was für eine Antwort der König ihnen darauff mag gegeben haben/ allein sie seynd mit einem sehr bewegten und verwirrten Gesicht aus dieser Audientz gegangen. Dann vielleicht hat der König zu ihnen gesagt/ ob sie sich dann klüger/ als so viel heilige Altvätter/ und alle unsere Vor-Eltern vor zweyhundert Jahren/ und so viel fromme und gelehrte Geistliche und Theologi deß Königreichs/ wie auch weyland der Marschall von Turenne gewesen/ zu seyn bedüncken liesen/ welcher doch anderst nicht/ als nach einem sanfftmüthigen und sittsamen Unterricht endlich der Warheit und Vernunfft statt und Platz gegeben. Scheine also/ daß sie bloß umb deßwillen ihnen bey den Ihrigen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0086" n="74"/> hen kan/ betrifft/ so werden wir uns nimmermehr von dem Gehorsam und Pflicht/ so wir E. Maj. schuldig seynd / entziehen. Es wollen aber E. Maj. allergnädigst bedencken/ daß die Gewissens- und Religions-Sachen <note place="left">Jhre Antwort.</note> GOtt allein zugehören/ worüber man ihme Red und Antwort geben soll/ und sich also kein Mensch derselben anmassen soll/ also daß E. Maj. nicht begehren wird/ daß wir wider unser Gewissen/ und solcher gestalt auch zugleich wider unsere Ehre handlen. Denn es geschicht gewißlich auß keiner Eigensinnigkeit/ noch irgend aus einem menschlichen oder weltlichen Absehen/ daß wir E. Maj. Willen und Besehl nicht erfüllen können/ sondern einig und allein aus dieser Ursach/ daß wir annoch biß auff diese Stunde/ ungeachtet alles dessen/ was man uns gesagt / und zu Gemüth führen wollen/ nichts desto weniger dessen in unserm Gewissen nicht also überzeuget seyn/ als von welchem wir GOtt allein/ vor deme wir / wegen unsers hohen und abgelebten Alters bald zu erscheinen haben/ werden Rechenschafft geben/ und seinen Zorn höher achten müssen/ als alles das/ was in der gantzen Welt zu fürchten seyn mag. Dannenhero ersuchen Ew. Majest. wir in tieffster Demuth und sußfälligst/ die geruhen allergnädigst/ uns die noch wenige übrige Tage/ so wir noch zu leben haben/ bey der Freyheit unsers Gewissens und unserer Religion zu lassen/ und uns an demselben keinen Gewalt anthun/ sondern uns einen Weg wie den andern für dero allerdemüthigste und getreueste Diener zu halten/ bey allem deme/ was für das Heiligste und Höchste gehalten werden mag/ betheurend/ daß wann wir in unserm Gewissen eines andern beredet befinden werden/ wir mit Freuden die Warheit und Gelegenheit/ E. Maj. Verlangen ein Gnügen zu thun/ annehmen wollen. Es ist aber der Glaub/ wie die bescheidene Herren Geistliche Ew. Majest. selber sagen werden/ ein für allemal ein Gnadengeschenck Gottes/ von welchem man die Erleuchtung erwarten muß.</p> <p>Man kan zwar nicht eigentlich wissen/ was für eine Antwort der König ihnen darauff mag gegeben haben/ allein sie seynd mit einem sehr bewegten und verwirrten Gesicht aus dieser Audientz gegangen. Dann vielleicht hat der König zu ihnen gesagt/ ob sie sich dann klüger/ als so viel heilige Altvätter/ und alle unsere Vor-Eltern vor zweyhundert Jahren/ und so viel fromme und gelehrte Geistliche und Theologi deß Königreichs/ wie auch weyland der Marschall von Turenne gewesen/ zu seyn bedüncken liesen/ welcher doch anderst nicht/ als nach einem sanfftmüthigen und sittsamen Unterricht endlich der Warheit und Vernunfft statt und Platz gegeben. Scheine also/ daß sie bloß umb deßwillen ihnen bey den Ihrigen </p> </div> </body> </text> </TEI> [74/0086]
hen kan/ betrifft/ so werden wir uns nimmermehr von dem Gehorsam und Pflicht/ so wir E. Maj. schuldig seynd / entziehen. Es wollen aber E. Maj. allergnädigst bedencken/ daß die Gewissens- und Religions-Sachen GOtt allein zugehören/ worüber man ihme Red und Antwort geben soll/ und sich also kein Mensch derselben anmassen soll/ also daß E. Maj. nicht begehren wird/ daß wir wider unser Gewissen/ und solcher gestalt auch zugleich wider unsere Ehre handlen. Denn es geschicht gewißlich auß keiner Eigensinnigkeit/ noch irgend aus einem menschlichen oder weltlichen Absehen/ daß wir E. Maj. Willen und Besehl nicht erfüllen können/ sondern einig und allein aus dieser Ursach/ daß wir annoch biß auff diese Stunde/ ungeachtet alles dessen/ was man uns gesagt / und zu Gemüth führen wollen/ nichts desto weniger dessen in unserm Gewissen nicht also überzeuget seyn/ als von welchem wir GOtt allein/ vor deme wir / wegen unsers hohen und abgelebten Alters bald zu erscheinen haben/ werden Rechenschafft geben/ und seinen Zorn höher achten müssen/ als alles das/ was in der gantzen Welt zu fürchten seyn mag. Dannenhero ersuchen Ew. Majest. wir in tieffster Demuth und sußfälligst/ die geruhen allergnädigst/ uns die noch wenige übrige Tage/ so wir noch zu leben haben/ bey der Freyheit unsers Gewissens und unserer Religion zu lassen/ und uns an demselben keinen Gewalt anthun/ sondern uns einen Weg wie den andern für dero allerdemüthigste und getreueste Diener zu halten/ bey allem deme/ was für das Heiligste und Höchste gehalten werden mag/ betheurend/ daß wann wir in unserm Gewissen eines andern beredet befinden werden/ wir mit Freuden die Warheit und Gelegenheit/ E. Maj. Verlangen ein Gnügen zu thun/ annehmen wollen. Es ist aber der Glaub/ wie die bescheidene Herren Geistliche Ew. Majest. selber sagen werden/ ein für allemal ein Gnadengeschenck Gottes/ von welchem man die Erleuchtung erwarten muß.
Jhre Antwort. Man kan zwar nicht eigentlich wissen/ was für eine Antwort der König ihnen darauff mag gegeben haben/ allein sie seynd mit einem sehr bewegten und verwirrten Gesicht aus dieser Audientz gegangen. Dann vielleicht hat der König zu ihnen gesagt/ ob sie sich dann klüger/ als so viel heilige Altvätter/ und alle unsere Vor-Eltern vor zweyhundert Jahren/ und so viel fromme und gelehrte Geistliche und Theologi deß Königreichs/ wie auch weyland der Marschall von Turenne gewesen/ zu seyn bedüncken liesen/ welcher doch anderst nicht/ als nach einem sanfftmüthigen und sittsamen Unterricht endlich der Warheit und Vernunfft statt und Platz gegeben. Scheine also/ daß sie bloß umb deßwillen ihnen bey den Ihrigen
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686], S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686/86>, abgerufen am 03.07.2024. |