[N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686].Ein anders vom 20. dito. Den 27. Novembr. 1685. arrivirte Solymann Bassa zu Adrianopel von den Moldauischen Frontieren/ allda er eine grosse Vietorie wider die Polen erhalten / und unterredete sich alsbald mit dem Groß-Vezier/ der ihn mit neuen Kleydern beschenckte/ und alsofort zur Audientz bey dem Groß-Sultan brachte/ in Begleitung der Janitscharen und Spahis Agen/ von welchem er mit aller aestim und grosser Ehre empfangen/ und sehr vergnügt wider nach seinem Logement sich begad/ allda er offentlichen Rath hielt/ zu contentement der Gemeine/ und ist von allen Bassen/ wie auch von dem Groß-Sultan selber mit Proesenten verehrt worden/ der Groß-Vezier verehrte ihm 2. schöne montirte Pferd: der Engl. Ambassadeur sandte auch seine Geschencke nach Adrianopel/ darauff ist gedachter Solymann Bassa den 18. Solymann Bassa wird Groß-Vezier. Dec. zum Primo Vezier gemacht worden/ als er gleich die Militz zu bezahlen in dem Divan im Werck begriffen war. Der Capigi Bassa ward durch den Groß-Sultan mit Ordre an den Groß-Vezier gesandt/ das Käyserl. Insigel auszuhändigen/ welchem er auch gehorsamlich nachlebete. Unterdessen ward Solymann Bassa wieder vor den Groß-Sultan gefordert/ und als er dahin kommen/ von demselbigen abermal sehr wol empfangen/ und zum Groß-Vezier ausgeruffen und erkläret/ ihm auch alsobald das grosse Käys. Siegel eingehändiget/ darauff er dem alten Groß-Vezier ansagen ließ/ den Hof zu räumen/ so auch ungesäumt geschabe/ also daß/ da der neue Vezier deß folgenden Tags durch eine Thür in den Hof kam/ gieng der alte zur andern Thür heraus nach seinem Haus. Darauff ließ der neue Groß-Vezier viel Grosse mit neuen Kleydern beschencken/ den Reichs-Cantzler ab- und einen von seinen Creaturen wieder an desselben Stelle einsetzen. Nun erwartet man den alten Groß-Vezier in dieser Stadt/ allda als ein gesessener Burger zu leben. Diese Veränderung gibt der Gemeine grosses Vergnügen/ in Hoffnung/ daß Se. Hoheit ihnen in kurtzem den Frieden wieder zuwege bringen werde/ und das umb soviel mehr/ weil derselbe den Venetian. Dollmetscher vor etlichen Tagen vor sich fordern/ und den Internuntium von Polen/ der biß daher noch gefangen gesessen/ auff freyen Fuß stellen lassen/ dahero man vermuthet/ daß einige Vorträg zum Frieden dörfften auffgesetzt/ und ihren Principalen davon Nachricht geben werden. Den 3. dieses ist deß Hn. Coliers Bruder und der Secretarius Hochepied mit dem Ober-Dollmetscher nach Adrianopel verreiset/ welche etliche köstliche Proesenten vor den neuen primo-Vezier bey sich haben/ welcher dieses Jahr sehr früh wird zu Feld gehen. Was den Teckely betrifft/ ist derselbe zwar durch den Bostangi Bassa von Adrianopel zu Bellgrad arrestirt worden/ aber sobald Soly- Ein anders vom 20. dito. Den 27. Novembr. 1685. arrivirte Solymann Bassa zu Adrianopel von den Moldauischen Frontieren/ allda er eine grosse Vietorie wider die Polen erhalten / und unterredete sich alsbald mit dem Groß-Vezier/ der ihn mit neuen Kleydern beschenckte/ und alsofort zur Audientz bey dem Groß-Sultan brachte/ in Begleitung der Janitscharen und Spahis Agen/ von welchem er mit aller aestim und grosser Ehre empfangen/ und sehr vergnügt wider nach seinem Logement sich begad/ allda er offentlichen Rath hielt/ zu contentement der Gemeine/ und ist von allen Bassen/ wie auch von dem Groß-Sultan selber mit Proesenten verehrt worden/ der Groß-Vezier verehrte ihm 2. schöne montirte Pferd: der Engl. Ambassadeur sandte auch seine Geschencke nach Adrianopel/ darauff ist gedachter Solymann Bassa den 18. Solymann Bassa wird Groß-Vezier. Dec. zum Primo Vezier gemacht worden/ als er gleich die Militz zu bezahlen in dem Divan im Werck begriffen war. Der Capigi Bassa ward durch den Groß-Sultan mit Ordre an den Groß-Vezier gesandt/ das Käyserl. Insigel auszuhändigen/ welchem er auch gehorsamlich nachlebete. Unterdessen ward Solymann Bassa wieder vor den Groß-Sultan gefordert/ und als er dahin kommen/ von demselbigen abermal sehr wol empfangen/ und zum Groß-Vezier ausgeruffen und erkläret/ ihm auch alsobald das grosse Käys. Siegel eingehändiget/ darauff er dem alten Groß-Vezier ansagen ließ/ den Hof zu räumen/ so auch ungesäumt geschabe/ also daß/ da der neue Vezier deß folgenden Tags durch eine Thür in den Hof kam/ gieng der alte zur andern Thür heraus nach seinem Haus. Darauff ließ der neue Groß-Vezier viel Grosse mit neuen Kleydern beschencken/ den Reichs-Cantzler ab- und einen von seinen Creaturen wieder an desselben Stelle einsetzen. Nun erwartet man den alten Groß-Vezier in dieser Stadt/ allda als ein gesessener Burger zu leben. Diese Veränderung gibt der Gemeine grosses Vergnügen/ in Hoffnung/ daß Se. Hoheit ihnen in kurtzem den Frieden wieder zuwegë bringen werde/ und das umb soviel mehr/ weil derselbe den Venetian. Dollmetscher vor etlichen Tagen vor sich fordern/ und den Internuntium von Polen/ der biß daher noch gefangen gesessen/ auff freyen Fuß stellen lassen/ dahero man vermuthet/ daß einige Vorträg zum Frieden dörfften auffgesetzt/ und ihren Principalen davon Nachricht geben werden. Den 3. dieses ist deß Hn. Coliers Bruder und der Secretarius Hochepied mit dem Ober-Dollmetscher nach Adrianopel verreiset/ welche etliche köstliche Proesenten vor den neuen primo-Vezier bey sich haben/ welcher dieses Jahr sehr früh wird zu Feld gehen. Was den Teckely betrifft/ ist derselbe zwar durch den Bostangi Bassa von Adrianopel zu Bellgrad arrestirt worden/ aber sobald Soly- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0054" n="42"/> <p>Ein anders vom 20. dito.</p> <p>Den 27. Novembr. 1685. arrivirte Solymann Bassa zu Adrianopel von den Moldauischen Frontieren/ allda er eine grosse Vietorie wider die Polen erhalten / und unterredete sich alsbald mit dem Groß-Vezier/ der ihn mit neuen Kleydern beschenckte/ und alsofort zur Audientz bey dem Groß-Sultan brachte/ in Begleitung der Janitscharen und Spahis Agen/ von welchem er mit aller aestim und grosser Ehre empfangen/ und sehr vergnügt wider nach seinem Logement sich begad/ allda er offentlichen Rath hielt/ zu contentement der Gemeine/ und ist von allen Bassen/ wie auch von dem Groß-Sultan selber mit Proesenten verehrt worden/ der Groß-Vezier verehrte ihm 2. schöne montirte Pferd: der Engl. Ambassadeur sandte auch seine Geschencke nach Adrianopel/ darauff ist gedachter Solymann Bassa den 18. <note place="left">Solymann Bassa wird Groß-Vezier.</note> Dec. zum Primo Vezier gemacht worden/ als er gleich die Militz zu bezahlen in dem Divan im Werck begriffen war. Der Capigi Bassa ward durch den Groß-Sultan mit Ordre an den Groß-Vezier gesandt/ das Käyserl. Insigel auszuhändigen/ welchem er auch gehorsamlich nachlebete. Unterdessen ward Solymann Bassa wieder vor den Groß-Sultan gefordert/ und als er dahin kommen/ von demselbigen abermal sehr wol empfangen/ und zum Groß-Vezier ausgeruffen und erkläret/ ihm auch alsobald das grosse Käys. Siegel eingehändiget/ darauff er dem alten Groß-Vezier ansagen ließ/ den Hof zu räumen/ so auch ungesäumt geschabe/ also daß/ da der neue Vezier deß folgenden Tags durch eine Thür in den Hof kam/ gieng der alte zur andern Thür heraus nach seinem Haus. Darauff ließ der neue Groß-Vezier viel Grosse mit neuen Kleydern beschencken/ den Reichs-Cantzler ab- und einen von seinen Creaturen wieder an desselben Stelle einsetzen. Nun erwartet man den alten Groß-Vezier in dieser Stadt/ allda als ein gesessener Burger zu leben. Diese Veränderung gibt der Gemeine grosses Vergnügen/ in Hoffnung/ daß Se. Hoheit ihnen in kurtzem den Frieden wieder zuwegë bringen werde/ und das umb soviel mehr/ weil derselbe den Venetian. Dollmetscher vor etlichen Tagen vor sich fordern/ und den Internuntium von Polen/ der biß daher noch gefangen gesessen/ auff freyen Fuß stellen lassen/ dahero man vermuthet/ daß einige Vorträg zum Frieden dörfften auffgesetzt/ und ihren Principalen davon Nachricht geben werden. Den 3. dieses ist deß Hn. Coliers Bruder und der Secretarius Hochepied mit dem Ober-Dollmetscher nach Adrianopel verreiset/ welche etliche köstliche Proesenten vor den neuen primo-Vezier bey sich haben/ welcher dieses Jahr sehr früh wird zu Feld gehen. Was den Teckely betrifft/ ist derselbe zwar durch den Bostangi Bassa von Adrianopel zu Bellgrad arrestirt worden/ aber sobald Soly- </p> </div> </body> </text> </TEI> [42/0054]
Ein anders vom 20. dito.
Den 27. Novembr. 1685. arrivirte Solymann Bassa zu Adrianopel von den Moldauischen Frontieren/ allda er eine grosse Vietorie wider die Polen erhalten / und unterredete sich alsbald mit dem Groß-Vezier/ der ihn mit neuen Kleydern beschenckte/ und alsofort zur Audientz bey dem Groß-Sultan brachte/ in Begleitung der Janitscharen und Spahis Agen/ von welchem er mit aller aestim und grosser Ehre empfangen/ und sehr vergnügt wider nach seinem Logement sich begad/ allda er offentlichen Rath hielt/ zu contentement der Gemeine/ und ist von allen Bassen/ wie auch von dem Groß-Sultan selber mit Proesenten verehrt worden/ der Groß-Vezier verehrte ihm 2. schöne montirte Pferd: der Engl. Ambassadeur sandte auch seine Geschencke nach Adrianopel/ darauff ist gedachter Solymann Bassa den 18. Dec. zum Primo Vezier gemacht worden/ als er gleich die Militz zu bezahlen in dem Divan im Werck begriffen war. Der Capigi Bassa ward durch den Groß-Sultan mit Ordre an den Groß-Vezier gesandt/ das Käyserl. Insigel auszuhändigen/ welchem er auch gehorsamlich nachlebete. Unterdessen ward Solymann Bassa wieder vor den Groß-Sultan gefordert/ und als er dahin kommen/ von demselbigen abermal sehr wol empfangen/ und zum Groß-Vezier ausgeruffen und erkläret/ ihm auch alsobald das grosse Käys. Siegel eingehändiget/ darauff er dem alten Groß-Vezier ansagen ließ/ den Hof zu räumen/ so auch ungesäumt geschabe/ also daß/ da der neue Vezier deß folgenden Tags durch eine Thür in den Hof kam/ gieng der alte zur andern Thür heraus nach seinem Haus. Darauff ließ der neue Groß-Vezier viel Grosse mit neuen Kleydern beschencken/ den Reichs-Cantzler ab- und einen von seinen Creaturen wieder an desselben Stelle einsetzen. Nun erwartet man den alten Groß-Vezier in dieser Stadt/ allda als ein gesessener Burger zu leben. Diese Veränderung gibt der Gemeine grosses Vergnügen/ in Hoffnung/ daß Se. Hoheit ihnen in kurtzem den Frieden wieder zuwegë bringen werde/ und das umb soviel mehr/ weil derselbe den Venetian. Dollmetscher vor etlichen Tagen vor sich fordern/ und den Internuntium von Polen/ der biß daher noch gefangen gesessen/ auff freyen Fuß stellen lassen/ dahero man vermuthet/ daß einige Vorträg zum Frieden dörfften auffgesetzt/ und ihren Principalen davon Nachricht geben werden. Den 3. dieses ist deß Hn. Coliers Bruder und der Secretarius Hochepied mit dem Ober-Dollmetscher nach Adrianopel verreiset/ welche etliche köstliche Proesenten vor den neuen primo-Vezier bey sich haben/ welcher dieses Jahr sehr früh wird zu Feld gehen. Was den Teckely betrifft/ ist derselbe zwar durch den Bostangi Bassa von Adrianopel zu Bellgrad arrestirt worden/ aber sobald Soly-
Solymann Bassa wird Groß-Vezier.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686], S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686/54>, abgerufen am 03.07.2024. |