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[N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686].

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andern hinein gehen darff. Sonst hat diese Cron vorbedeuteter massen auch noch 2. absonderliche Cron-Verwahrer. An ihr selber ist die Cron auff ein besondere Art gemacht/ gantz nidrig/ und darauff stehet ein Creutz mit vielerley Laubwerck rund umbher. Man mag es vor eine besondere Ehr schätzen/ diese Cron zu Preßburg zu sehen. Zu Wien in der Käyserl. Kunstkammer soll man davon sehen ein Modell / welches auch eine gantz güldene Crone ist/ besetzt mit mannigfaltigen edlen Steinen/ gar eigentlich gemacht nach der Ungarischen Crone/ und vielleicht an Edelgesteinen reicher als das Original.

Vngarische Waven. Vorzeiten führte Ungarn in seinem Wapen ein ungezaumtes Roß/ wie auch grosse ausgebreitete Adlersflügel/ bald hernach einen Löwen mit einem Schwerdt/ bald eine Rabe/ das rechte Wapen aber machen vier quer-fliessende Ströhme/ wordurch die Donau/ Drab/ Sau und Theiß bedeutet werden. Attila führte umbs Jahr 400. einen gekrönten Adler zum Wapen / darinn ihm seine Successores gefolget/ biß zum Anfang deß neunten Seculi, nachmals ist dieser Adler in ein zweyfaches rothes Creutz verändert/ so aber vom Pabst zu Zeiten Stephani Sancti mit einer Crone vermehret worden. Diese Könige schreiben sich König von Ungarn/ Dalmatien/ Croatien/ Sclavonien / Servien/ Bulgarien/ und Boßnien; wiewol sich die letztere König von den drey letzten Landschafften nunmehro gar selten schreiben.

Grosse Ein-[unleserliches Material]künfften der Ertzgruben und Zöllen. Die König von Ungarn erheben aus den Ertzgruben ihr meiste Intraden/ welche man jährlich auff 160000. Ducaten rechnen kan/ andern theils fallen solche auch aus den Zöllen/ welche sich jährlich auff 33000. Ducaten berechnen lassen/ der extraordinari Gefällen/ Tributs/ Steuren/ Anlagen/ sc. nicht zugedencken. Der Groß-Türck aber empfängt seinen Carras, nemlich von jedem Kopff seiner Unterthanen in Ungarn zwey Rheinische Gulden/ doch seynd weder die Christliche noch Türckische Ungarische Intraden erklecklich zu Abtilgung der Kosten/ die zum Schutz deß Landes verwendet werden müssen: dahero von beyden Theilen aus andern Vngarische Kriegsmacht bestehet meistens in Dussaren und Heyducken. Gefällen ein mercklicher Zuschuß geschehen muß. Anreichend die Kriegsmacht/ so können die Ungarn ihrem König gar leicht eine Reuterey von achttausend Köpffen auff die Beine stellen/ ohne die rechte Hussaren und Heyducken/ deren Anzahl sich wohl auff dreyssigtausend Mann rechnen lässet/ worvon diese zu Fuß/ jene aber zu Pferd dienen/ sie wohnen in den Gräntz-Vestungen/ und werden zum theil vom Römischen Käyser besoldet/ die jenigen aber/ so sich freye Gräntz-Hussaren nennen lassen/ machen sich durch Beuten bey dem Erbfeind selber bezahlt /

andern hinein gehen darff. Sonst hat diese Cron vorbedeuteter massen auch noch 2. absonderliche Cron-Verwahrer. An ihr selber ist die Cron auff ein besondere Art gemacht/ gantz nidrig/ und darauff stehet ein Creutz mit vielerley Laubwerck rund umbher. Man mag es vor eine besondere Ehr schätzen/ diese Cron zu Preßburg zu sehen. Zu Wien in der Käyserl. Kunstkammer soll man davon sehen ein Modell / welches auch eine gantz güldene Crone ist/ besetzt mit mannigfaltigen edlen Steinen/ gar eigentlich gemacht nach der Ungarischen Crone/ und vielleicht an Edelgesteinen reicher als das Original.

Vngarische Waven. Vorzeiten führte Ungarn in seinem Wapen ein ungezaumtes Roß/ wie auch grosse ausgebreitete Adlersflügel/ bald hernach einen Löwen mit einem Schwerdt/ bald eine Rabe/ das rechte Wapen aber machen vier quer-fliessende Ströhme/ wordurch die Donau/ Drab/ Sau und Theiß bedeutet werden. Attila führte umbs Jahr 400. einen gekrönten Adler zum Wapen / darinn ihm seine Successores gefolget/ biß zum Anfang deß neunten Seculi, nachmals ist dieser Adler in ein zweyfaches rothes Creutz verändert/ so aber vom Pabst zu Zeiten Stephani Sancti mit einer Crone vermehret worden. Diese Könige schreiben sich König von Ungarn/ Dalmatien/ Croatien/ Sclavonien / Servien/ Bulgarien/ und Boßnien; wiewol sich die letztere König von den drey letzten Landschafften nunmehro gar selten schreiben.

Grosse Ein-[unleserliches Material]künfften der Ertzgruben und Zöllen. Die König von Ungarn erheben aus den Ertzgruben ihr meiste Intraden/ welche man jährlich auff 160000. Ducaten rechnen kan/ andern theils fallen solche auch aus den Zöllen/ welche sich jährlich auff 33000. Ducaten berechnen lassen/ der extraordinari Gefällen/ Tributs/ Steuren/ Anlagen/ sc. nicht zugedencken. Der Groß-Türck aber empfängt seinen Carras, nemlich von jedem Kopff seiner Unterthanen in Ungarn zwey Rheinische Gulden/ doch seynd weder die Christliche noch Türckische Ungarische Intraden erklecklich zu Abtilgung der Kosten/ die zum Schutz deß Landes verwendet werden müssen: dahero von beyden Theilen aus andern Vngarische Kriegsmacht bestehet meistens in Dussaren und Heyducken. Gefällen ein mercklicher Zuschuß geschehen muß. Anreichend die Kriegsmacht/ so können die Ungarn ihrem König gar leicht eine Reuterey von achttausend Köpffen auff die Beine stellen/ ohne die rechte Hussaren und Heyducken/ deren Anzahl sich wohl auff dreyssigtausend Mann rechnen lässet/ worvon diese zu Fuß/ jene aber zu Pferd dienen/ sie wohnen in den Gräntz-Vestungen/ und werden zum theil vom Römischen Käyser besoldet/ die jenigen aber/ so sich freye Gräntz-Hussaren nennen lassen/ machen sich durch Beuten bey dem Erbfeind selber bezahlt /

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[25/0037] andern hinein gehen darff. Sonst hat diese Cron vorbedeuteter massen auch noch 2. absonderliche Cron-Verwahrer. An ihr selber ist die Cron auff ein besondere Art gemacht/ gantz nidrig/ und darauff stehet ein Creutz mit vielerley Laubwerck rund umbher. Man mag es vor eine besondere Ehr schätzen/ diese Cron zu Preßburg zu sehen. Zu Wien in der Käyserl. Kunstkammer soll man davon sehen ein Modell / welches auch eine gantz güldene Crone ist/ besetzt mit mannigfaltigen edlen Steinen/ gar eigentlich gemacht nach der Ungarischen Crone/ und vielleicht an Edelgesteinen reicher als das Original. Vorzeiten führte Ungarn in seinem Wapen ein ungezaumtes Roß/ wie auch grosse ausgebreitete Adlersflügel/ bald hernach einen Löwen mit einem Schwerdt/ bald eine Rabe/ das rechte Wapen aber machen vier quer-fliessende Ströhme/ wordurch die Donau/ Drab/ Sau und Theiß bedeutet werden. Attila führte umbs Jahr 400. einen gekrönten Adler zum Wapen / darinn ihm seine Successores gefolget/ biß zum Anfang deß neunten Seculi, nachmals ist dieser Adler in ein zweyfaches rothes Creutz verändert/ so aber vom Pabst zu Zeiten Stephani Sancti mit einer Crone vermehret worden. Diese Könige schreiben sich König von Ungarn/ Dalmatien/ Croatien/ Sclavonien / Servien/ Bulgarien/ und Boßnien; wiewol sich die letztere König von den drey letzten Landschafften nunmehro gar selten schreiben. Vngarische Waven. Die König von Ungarn erheben aus den Ertzgruben ihr meiste Intraden/ welche man jährlich auff 160000. Ducaten rechnen kan/ andern theils fallen solche auch aus den Zöllen/ welche sich jährlich auff 33000. Ducaten berechnen lassen/ der extraordinari Gefällen/ Tributs/ Steuren/ Anlagen/ sc. nicht zugedencken. Der Groß-Türck aber empfängt seinen Carras, nemlich von jedem Kopff seiner Unterthanen in Ungarn zwey Rheinische Gulden/ doch seynd weder die Christliche noch Türckische Ungarische Intraden erklecklich zu Abtilgung der Kosten/ die zum Schutz deß Landes verwendet werden müssen: dahero von beyden Theilen aus andern Gefällen ein mercklicher Zuschuß geschehen muß. Anreichend die Kriegsmacht/ so können die Ungarn ihrem König gar leicht eine Reuterey von achttausend Köpffen auff die Beine stellen/ ohne die rechte Hussaren und Heyducken/ deren Anzahl sich wohl auff dreyssigtausend Mann rechnen lässet/ worvon diese zu Fuß/ jene aber zu Pferd dienen/ sie wohnen in den Gräntz-Vestungen/ und werden zum theil vom Römischen Käyser besoldet/ die jenigen aber/ so sich freye Gräntz-Hussaren nennen lassen/ machen sich durch Beuten bey dem Erbfeind selber bezahlt / Grosse Ein-_ künfften der Ertzgruben und Zöllen. Vngarische Kriegsmacht bestehet meistens in Dussaren und Heyducken.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686], S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686/37>, abgerufen am 04.05.2024.