[N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686].und kommen dahin sehr wenig Leuth ausser Reisende/ so aus Curiofität bißweilen hinauff steigen/ die niedere Jöcher dieses Gebürgs aber seynd wandel- und gangbahrer/ und mit Bäumen besetzet: haben auch ihre unterschidliche Nahmen/ als der Scheuerberg/ der Vatter/ die Mutter/ der Gärtner/ der Auershorn/ der Ochsenberg/ der Purtzelgrund/ die Hölle/ der Münch/ Wilde Pferd. der Würtzgarten/ die Jabluncke. Man findet in diesem Gebürg wilde Pferd / welche von denen herkommen/ so zu zeiten Königs Belae IV. als die Tartarn Ungarn in 3. Jahr lang verwüsteten/ Herrenloß und endlich in dem sie frey umbgeloffen wild worden seynd. Es gibt auch viel Bähren daselbst. Dicke Wälder gibt es gnug in Ungarn/ und darin Wildpret die Menge/ an Wiesen und herrlicher Weyde hat das Land auch keinen Mangel/ wie dann das Graß eine halbe Mannslänge hat/ und theils Orthen gar über die Wägen gehet/ daher dann soviel Ochsen [es wollen einige von 100000. Bed 100000. Ochsen werden jährlich nacher Teutsch- und Welschland gesübret. sagen] jährlich nacher Teutschland/ Italien und andere Oerther verführet werden/ besagte Ochsen seynd Tag und Nacht auff der Weyde/ dahero sie so Wetterfarb außsehen. Ferner seynd allda Büffel/ mit welchen die Ungarn in Verpflügung ihrer Felder guten Nutzen schaffen/ insonderheit/ da der Grund hart und sandich ist/ allda sie sonsten wohl 5. Joch Ochsen gebrauchen müssen/ nicht weniger gibt es daselbsten stattliche Pferd/ welche zwar nicht schön vom Leib/ aber doch sehr schneil und dauerhafft seynd; weiters ist das Reich gleichsamb angefüllet mit Hasel-Hünern / Capaunen/ Calicuten/ Parteysen oder Feld-Hünern/ Fasahnen/ Schafen und dergleichen. Uber dieses seynd die Ströhm so voll Fisch/ daß Die Theiß ist der fisch. reichste Fluß in Europa. kaum zu glauben / wie man dann sagt/ daß die Theisse vor den fischreichsten Fluß in Europa/ wo nicht in der gantzen Welt gehalten werde/ so daß man in Ungarn ein gemeines Sprichwort hat/ daß dieser Strohm bestehe in 2. Theilen/ Wasser und einen Fisch: der Fluß Bodrak, so in die gemeldte Theisse seinen Einfluß hat/ ist nicht weit von Tockay von Fischen so angefüllet/ daß das Wasser bey Sommerszeiten/ wann der Strohm nidrig ist/ nach den Fischen riechet; besagter Fluß ist 13. Klaffter breit und 9. und eine halbe Klafftet tieff/ und weiln er eine Figur oder Gestalt formiret/ wie ein Lateinisches V. als kan man mit Netzen und Garnen nicht wohl darinnen fischen/ welche sonderbahre Fruchtbarkeit dieses Flusses/ so es jemand wolte zuschreiben den Saltz-Tincturen/ sowohl seines eigenen Wassers/ als auch die von andern Flüssen darzu kommen/ als welche unten im Grund an viel natürliche Saltzgäng lecken/ und also auff solche Weiß einigen Anfang ihrer Fruchtbarkeit mit sich nehmen/ so ist es eine Sache / welche verdienet und würdig ist/ angemercket und kommen dahin sehr wenig Leuth ausser Reisende/ so aus Curiofität bißweilen hinauff steigen/ die niedere Jöcher dieses Gebürgs aber seynd wandel- und gangbahrer/ und mit Bäumen besetzet: haben auch ihre unterschidliche Nahmen/ als der Scheuerberg/ der Vatter/ die Mutter/ der Gärtner/ der Auershorn/ der Ochsenberg/ der Purtzelgrund/ die Hölle/ der Münch/ Wilde Pferd. der Würtzgarten/ die Jabluncke. Man findet in diesem Gebürg wilde Pferd / welche von denen herkommen/ so zu zeiten Königs Belae IV. als die Tartarn Ungarn in 3. Jahr lang verwüsteten/ Herrenloß und endlich in dem sie frey umbgeloffen wild worden seynd. Es gibt auch viel Bähren daselbst. Dicke Wälder gibt es gnug in Ungarn/ und darin Wildpret die Menge/ an Wiesen und herrlicher Weyde hat das Land auch keinen Mangel/ wie dann das Graß eine halbe Mannslänge hat/ und theils Orthen gar über die Wägen gehet/ daher dann soviel Ochsen [es wollen einige von 100000. Bed 100000. Ochsen werden jährlich nacher Teutsch- und Welschland gesübret. sagen] jährlich nacher Teutschland/ Italien und andere Oerther verführet werden/ besagte Ochsen seynd Tag und Nacht auff der Weyde/ dahero sie so Wetterfarb außsehen. Ferner seynd allda Büffel/ mit welchen die Ungarn in Verpflügung ihrer Felder guten Nutzen schaffen/ insonderheit/ da der Grund hart und sandich ist/ allda sie sonsten wohl 5. Joch Ochsen gebrauchen müssen/ nicht weniger gibt es daselbsten stattliche Pferd/ welche zwar nicht schön vom Leib/ aber doch sehr schneil und dauerhafft seynd; weiters ist das Reich gleichsamb angefüllet mit Hasel-Hünern / Capaunen/ Calicuten/ Parteysen oder Feld-Hünern/ Fasahnen/ Schafen und dergleichen. Uber dieses seynd die Ströhm so voll Fisch/ daß Die Theiß ist der fisch. reichste Fluß in Europa. kaum zu glauben / wie man dann sagt/ daß die Theisse vor den fischreichsten Fluß in Europa/ wo nicht in der gantzen Welt gehalten werde/ so daß man in Ungarn ein gemeines Sprichwort hat/ daß dieser Strohm bestehe in 2. Theilen/ Wasser und einen Fisch: der Fluß Bodrak, so in die gemeldte Theisse seinen Einfluß hat/ ist nicht weit von Tockay von Fischen so angefüllet/ daß das Wasser bey Sommerszeiten/ wann der Strohm nidrig ist/ nach den Fischen riechet; besagter Fluß ist 13. Klaffter breit und 9. und eine halbe Klafftet tieff/ und weiln er eine Figur oder Gestalt formiret/ wie ein Lateinisches V. als kan man mit Netzen und Garnen nicht wohl darinnen fischen/ welche sonderbahre Fruchtbarkeit dieses Flusses/ so es jemand wolte zuschreiben den Saltz-Tincturen/ sowohl seines eigenen Wassers/ als auch die von andern Flüssen darzu kommen/ als welche unten im Grund an viel natürliche Saltzgäng lecken/ und also auff solche Weiß einigen Anfang ihrer Fruchtbarkeit mit sich nehmen/ so ist es eine Sache / welche verdienet und würdig ist/ angemercket <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0028" n="16"/> und kommen dahin sehr wenig Leuth ausser Reisende/ so aus Curiofität bißweilen hinauff steigen/ die niedere Jöcher dieses Gebürgs aber seynd wandel- und gangbahrer/ und mit Bäumen besetzet: haben auch ihre unterschidliche Nahmen/ als der Scheuerberg/ der Vatter/ die Mutter/ der Gärtner/ der Auershorn/ der Ochsenberg/ der Purtzelgrund/ die Hölle/ der Münch/ <note place="left">Wilde Pferd.</note> der Würtzgarten/ die Jabluncke. Man findet in diesem Gebürg wilde Pferd / welche von denen herkommen/ so zu zeiten Königs Belae IV. als die Tartarn Ungarn in 3. Jahr lang verwüsteten/ Herrenloß und endlich in dem sie frey umbgeloffen wild worden seynd. Es gibt auch viel Bähren daselbst. Dicke Wälder gibt es gnug in Ungarn/ und darin Wildpret die Menge/ an Wiesen und herrlicher Weyde hat das Land auch keinen Mangel/ wie dann das Graß eine halbe Mannslänge hat/ und theils Orthen gar über die Wägen gehet/ daher dann soviel Ochsen [es wollen einige von 100000. <note place="left">Bed 100000. Ochsen werden jährlich nacher Teutsch- und Welschland gesübret.</note> sagen] jährlich nacher Teutschland/ Italien und andere Oerther verführet werden/ besagte Ochsen seynd Tag und Nacht auff der Weyde/ dahero sie so Wetterfarb außsehen. Ferner seynd allda Büffel/ mit welchen die Ungarn in Verpflügung ihrer Felder guten Nutzen schaffen/ insonderheit/ da der Grund hart und sandich ist/ allda sie sonsten wohl 5. Joch Ochsen gebrauchen müssen/ nicht weniger gibt es daselbsten stattliche Pferd/ welche zwar nicht schön vom Leib/ aber doch sehr schneil und dauerhafft seynd; weiters ist das Reich gleichsamb angefüllet mit Hasel-Hünern / Capaunen/ Calicuten/ Parteysen oder Feld-Hünern/ Fasahnen/ Schafen und dergleichen. Uber dieses seynd die Ströhm so voll Fisch/ daß <note place="left">Die Theiß ist der fisch. reichste Fluß in Europa.</note> kaum zu glauben / wie man dann sagt/ daß die Theisse vor den fischreichsten Fluß in Europa/ wo nicht in der gantzen Welt gehalten werde/ so daß man in Ungarn ein gemeines Sprichwort hat/ daß dieser Strohm bestehe in 2. Theilen/ Wasser und einen Fisch: der Fluß Bodrak, so in die gemeldte Theisse seinen Einfluß hat/ ist nicht weit von Tockay von Fischen so angefüllet/ daß das Wasser bey Sommerszeiten/ wann der Strohm nidrig ist/ nach den Fischen riechet; besagter Fluß ist 13. Klaffter breit und 9. und eine halbe Klafftet tieff/ und weiln er eine Figur oder Gestalt formiret/ wie ein Lateinisches V. als kan man mit Netzen und Garnen nicht wohl darinnen fischen/ welche sonderbahre Fruchtbarkeit dieses Flusses/ so es jemand wolte zuschreiben den Saltz-Tincturen/ sowohl seines eigenen Wassers/ als auch die von andern Flüssen darzu kommen/ als welche unten im Grund an viel natürliche Saltzgäng lecken/ und also auff solche Weiß einigen Anfang ihrer Fruchtbarkeit mit sich nehmen/ so ist es eine Sache / welche verdienet und würdig ist/ angemercket </p> </div> </body> </text> </TEI> [16/0028]
und kommen dahin sehr wenig Leuth ausser Reisende/ so aus Curiofität bißweilen hinauff steigen/ die niedere Jöcher dieses Gebürgs aber seynd wandel- und gangbahrer/ und mit Bäumen besetzet: haben auch ihre unterschidliche Nahmen/ als der Scheuerberg/ der Vatter/ die Mutter/ der Gärtner/ der Auershorn/ der Ochsenberg/ der Purtzelgrund/ die Hölle/ der Münch/ der Würtzgarten/ die Jabluncke. Man findet in diesem Gebürg wilde Pferd / welche von denen herkommen/ so zu zeiten Königs Belae IV. als die Tartarn Ungarn in 3. Jahr lang verwüsteten/ Herrenloß und endlich in dem sie frey umbgeloffen wild worden seynd. Es gibt auch viel Bähren daselbst. Dicke Wälder gibt es gnug in Ungarn/ und darin Wildpret die Menge/ an Wiesen und herrlicher Weyde hat das Land auch keinen Mangel/ wie dann das Graß eine halbe Mannslänge hat/ und theils Orthen gar über die Wägen gehet/ daher dann soviel Ochsen [es wollen einige von 100000. sagen] jährlich nacher Teutschland/ Italien und andere Oerther verführet werden/ besagte Ochsen seynd Tag und Nacht auff der Weyde/ dahero sie so Wetterfarb außsehen. Ferner seynd allda Büffel/ mit welchen die Ungarn in Verpflügung ihrer Felder guten Nutzen schaffen/ insonderheit/ da der Grund hart und sandich ist/ allda sie sonsten wohl 5. Joch Ochsen gebrauchen müssen/ nicht weniger gibt es daselbsten stattliche Pferd/ welche zwar nicht schön vom Leib/ aber doch sehr schneil und dauerhafft seynd; weiters ist das Reich gleichsamb angefüllet mit Hasel-Hünern / Capaunen/ Calicuten/ Parteysen oder Feld-Hünern/ Fasahnen/ Schafen und dergleichen. Uber dieses seynd die Ströhm so voll Fisch/ daß kaum zu glauben / wie man dann sagt/ daß die Theisse vor den fischreichsten Fluß in Europa/ wo nicht in der gantzen Welt gehalten werde/ so daß man in Ungarn ein gemeines Sprichwort hat/ daß dieser Strohm bestehe in 2. Theilen/ Wasser und einen Fisch: der Fluß Bodrak, so in die gemeldte Theisse seinen Einfluß hat/ ist nicht weit von Tockay von Fischen so angefüllet/ daß das Wasser bey Sommerszeiten/ wann der Strohm nidrig ist/ nach den Fischen riechet; besagter Fluß ist 13. Klaffter breit und 9. und eine halbe Klafftet tieff/ und weiln er eine Figur oder Gestalt formiret/ wie ein Lateinisches V. als kan man mit Netzen und Garnen nicht wohl darinnen fischen/ welche sonderbahre Fruchtbarkeit dieses Flusses/ so es jemand wolte zuschreiben den Saltz-Tincturen/ sowohl seines eigenen Wassers/ als auch die von andern Flüssen darzu kommen/ als welche unten im Grund an viel natürliche Saltzgäng lecken/ und also auff solche Weiß einigen Anfang ihrer Fruchtbarkeit mit sich nehmen/ so ist es eine Sache / welche verdienet und würdig ist/ angemercket
Wilde Pferd.
Bed 100000. Ochsen werden jährlich nacher Teutsch- und Welschland gesübret.
Die Theiß ist der fisch. reichste Fluß in Europa.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686], S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686/28>, abgerufen am 22.07.2024. |