Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686].

Bild:
<< vorherige Seite

nen Abscheu haben würden. Nichts destoweniger will gleichwohl solches von den Bekehrern verlauten/ umb Catholische Christen zu machen/ man zweifelt aber nicht/ wann der Aller-Christl. König von diesem abscheulichen Tractament benachrichtiget werden solte/ daß sie die Urheber solchen Verfahrens/ welches umb Rach gen Himmel und Menschen schreyet/ und von keinem Catholischen/ wie unbarmhertzig derselbe auch sonst seyn möchte/ gebilliget Die Frantzösische Flüchtling werden vom Printzen von Oranien und den Hrn. Staaten auffgenommen / und wohl accommodi[unleserliches Material]ret. werden wird/ ernstlich straffen würde. Der Herr Printz von Oranien bezeuget grossen Eyfer und Großmüthigkeit wegen der anhero geflüchteten Officiers/ solche unterzubringen/ und Charges zu verschaffen. wann sie ankommen/ werden selbige 14. Tag lang auff seiner Hoheit Kosten zehrfrey gehalten. Zu Middelburg in Seeland ist ein Reformirter Pfarrer / Herr Casamalot genant/ und biß 92. Jahr alt/ angelangt: als er zu Bayonne zu Schiff gesessen/ hat man ihme alles genommen/ so er sich auff der Reise bedienen wollen/ und ihme nichts gelassen/ als seine Frau und ein Kind / dergestalten/ daß sie nichts/ dann was sie am Leib gekleydet gehabt/ erhalten / und ihnen nicht einmal so viel übrig gelassen worden/ daß sie ihr Fuhrlohn bezahlen können/ unerachtel gedachter Pfarrer 18. a 20000. Gulden an Gütern in Franckreich hinterlassen hat: nichts desto weniger ist er so vergnügt und befriediget/ als wann er nicht einen Stüber verlohren hätte. Der Herr Wilhelm Baron von Diepe hat von denen Dragonern allerhand Oual ausgestanden und erduldet / und haben sie ihme auch unter andern den Bart mit einem Liecht abgebrant/ er bleibt aber dannoch bey der Reformirten Religion beständig und fest. Der Herr von Starenberg/ dieses Staats Ambassadeur in Franckreich hat von Jhro Hochmögenheit Erlaubnuß erhalten/ seiner eigenen Geschäfften wegen anhero zu kommen; solle aber vorhero bey Sr. Aller - Christlichsten Majest. nochmalen anhalten/ umb Paßporten vor die Holländische Protestanten in selbigem Reich zu überkommen. Seine Hoheit hält nebst zwey Deputirten und dem Schwedischen Envoye fleissig Conferentz/ und arbeitet man an einer Alliantz zwischen den Evangelischen Potentaten gar sehr/ zu welchem Ende mit einigen die alten Tractaten verneuert/ und mit einigen neue Articul vorgenommen werden/ und seynd darzu schon die Consenten von den Provintzien Gröningen/ Omelanden und Frießland eingekommen/ und werden von den andern stündlich erwartet: Wegen dieser und andern nachdencklichen Ursachen in Religions - Sachen ist der Frantzösische Ambassadeur Comte d' Avaux sehr jelaux, und hat deßwegen cito einen Expressen an seinen König gesandt/ auch mündlich versichert/ daß mit der Verfolgung nicht mehr so scharpff verfahren werden solle/ als vor diesem geschehen.

nen Abscheu haben würden. Nichts destoweniger will gleichwohl solches von den Bekehrern verlauten/ umb Catholische Christen zu machen/ man zweifelt aber nicht/ wann der Aller-Christl. König von diesem abscheulichen Tractament benachrichtiget werden solte/ daß sie die Urheber solchen Verfahrens/ welches umb Rach gen Himmel und Menschen schreyet/ und von keinem Catholischen/ wie unbarmhertzig derselbe auch sonst seyn möchte/ gebilliget Die Frantzösische Flüchtling werden vom Printzen von Oranien und den Hrn. Staaten auffgenommen / und wohl accommodi[unleserliches Material]ret. werden wird/ ernstlich straffen würde. Der Herr Printz von Oranien bezeuget grossen Eyfer und Großmüthigkeit wegen der anhero geflüchteten Officiers/ solche unterzubringen/ und Charges zu verschaffen. wann sie ankommen/ werden selbige 14. Tag lang auff seiner Hoheit Kosten zehrfrey gehalten. Zu Middelburg in Seeland ist ein Reformirter Pfarrer / Herr Casamalot genant/ und biß 92. Jahr alt/ angelangt: als er zu Bayonne zu Schiff gesessen/ hat man ihme alles genommen/ so er sich auff der Reise bedienen wollen/ und ihme nichts gelassen/ als seine Frau und ein Kind / dergestalten/ daß sie nichts/ dann was sie am Leib gekleydet gehabt/ erhalten / und ihnen nicht einmal so viel übrig gelassen worden/ daß sie ihr Fuhrlohn bezahlen können/ unerachtel gedachter Pfarrer 18. à 20000. Gulden an Gütern in Franckreich hinterlassen hat: nichts desto weniger ist er so vergnügt und befriediget/ als wann er nicht einen Stüber verlohren hätte. Der Herr Wilhelm Baron von Diepe hat von denen Dragonern allerhand Oual ausgestanden und erduldet / und haben sie ihme auch unter andern den Bart mit einem Liecht abgebrant/ er bleibt aber dannoch bey der Reformirten Religion beständig und fest. Der Herr von Starenberg/ dieses Staats Ambassadeur in Franckreich hat von Jhro Hochmögenheit Erlaubnuß erhalten/ seiner eigenen Geschäfften wegen anhero zu kommen; solle aber vorhero bey Sr. Aller - Christlichsten Majest. nochmalen anhalten/ umb Paßporten vor die Holländische Protestanten in selbigem Reich zu überkommen. Seine Hoheit hält nebst zwey Deputirten und dem Schwedischen Envoye fleissig Conferentz/ und arbeitet man an einer Alliantz zwischen den Evangelischen Potentaten gar sehr/ zu welchem Ende mit einigen die alten Tractaten verneuert/ und mit einigen neue Articul vorgenommen werden/ und seynd darzu schon die Consenten von den Provintzien Gröningen/ Omelanden und Frießland eingekommen/ und werden von den andern stündlich erwartet: Wegen dieser und andern nachdencklichen Ursachen in Religions - Sachen ist der Frantzösische Ambassadeur Comte d' Avaux sehr jelaux, und hat deßwegen citò einen Expressen an seinen König gesandt/ auch mündlich versichert/ daß mit der Verfolgung nicht mehr so scharpff verfahren werden solle/ als vor diesem geschehen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0133" n="121"/>
nen Abscheu haben würden. Nichts                      destoweniger will gleichwohl solches von den Bekehrern verlauten/ umb                      Catholische Christen zu machen/ man zweifelt aber nicht/ wann der                      Aller-Christl. König von diesem abscheulichen Tractament benachrichtiget werden                      solte/ daß sie die Urheber solchen Verfahrens/ welches umb Rach gen Himmel und                      Menschen schreyet/ und von keinem Catholischen/ wie unbarmhertzig derselbe                      auch sonst seyn möchte/ gebilliget <note place="right">Die Frantzösische                          Flüchtling werden vom Printzen von Oranien und den Hrn. Staaten auffgenommen                         / und wohl accommodi<gap reason="illegible"/>ret.</note> werden wird/ ernstlich straffen würde.                      Der Herr Printz von Oranien bezeuget grossen Eyfer und Großmüthigkeit wegen der                      anhero geflüchteten Officiers/ solche unterzubringen/ und Charges zu                      verschaffen. wann sie ankommen/ werden selbige 14. Tag lang auff seiner Hoheit                      Kosten zehrfrey gehalten. Zu Middelburg in Seeland ist ein Reformirter Pfarrer /                      Herr Casamalot genant/ und biß 92. Jahr alt/ angelangt: als er zu Bayonne zu                      Schiff gesessen/ hat man ihme alles genommen/ so er sich auff der Reise                      bedienen wollen/ und ihme nichts gelassen/ als seine Frau und ein Kind /                      dergestalten/ daß sie nichts/ dann was sie am Leib gekleydet gehabt/ erhalten                     / und ihnen nicht einmal so viel übrig gelassen worden/ daß sie ihr Fuhrlohn                      bezahlen können/ unerachtel gedachter Pfarrer 18. à 20000. Gulden an Gütern in                      Franckreich hinterlassen hat: nichts desto weniger ist er so vergnügt und                      befriediget/ als wann er nicht einen Stüber verlohren hätte. Der Herr Wilhelm                      Baron von Diepe hat von denen Dragonern allerhand Oual ausgestanden und erduldet                     / und haben sie ihme auch unter andern den Bart mit einem Liecht abgebrant/ er                      bleibt aber dannoch bey der Reformirten Religion beständig und fest. Der Herr                      von Starenberg/ dieses Staats Ambassadeur in Franckreich hat von Jhro                      Hochmögenheit Erlaubnuß erhalten/ seiner eigenen Geschäfften wegen anhero zu                      kommen; solle aber vorhero bey Sr. Aller - Christlichsten Majest. nochmalen                      anhalten/ umb Paßporten vor die Holländische Protestanten in selbigem Reich zu                      überkommen. Seine Hoheit hält nebst zwey Deputirten und dem Schwedischen Envoye                      fleissig Conferentz/ und arbeitet man an einer Alliantz zwischen den                      Evangelischen Potentaten gar sehr/ zu welchem Ende mit einigen die alten                      Tractaten verneuert/ und mit einigen neue Articul vorgenommen werden/ und                      seynd darzu schon die Consenten von den Provintzien Gröningen/ Omelanden und                      Frießland eingekommen/ und werden von den andern stündlich erwartet: Wegen                      dieser und andern nachdencklichen Ursachen in Religions - Sachen ist der                      Frantzösische Ambassadeur Comte d' Avaux sehr jelaux, und hat deßwegen citò                      einen Expressen an seinen König gesandt/ auch mündlich versichert/ daß mit der                      Verfolgung nicht mehr so scharpff verfahren werden solle/ als vor diesem                          geschehen.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0133] nen Abscheu haben würden. Nichts destoweniger will gleichwohl solches von den Bekehrern verlauten/ umb Catholische Christen zu machen/ man zweifelt aber nicht/ wann der Aller-Christl. König von diesem abscheulichen Tractament benachrichtiget werden solte/ daß sie die Urheber solchen Verfahrens/ welches umb Rach gen Himmel und Menschen schreyet/ und von keinem Catholischen/ wie unbarmhertzig derselbe auch sonst seyn möchte/ gebilliget werden wird/ ernstlich straffen würde. Der Herr Printz von Oranien bezeuget grossen Eyfer und Großmüthigkeit wegen der anhero geflüchteten Officiers/ solche unterzubringen/ und Charges zu verschaffen. wann sie ankommen/ werden selbige 14. Tag lang auff seiner Hoheit Kosten zehrfrey gehalten. Zu Middelburg in Seeland ist ein Reformirter Pfarrer / Herr Casamalot genant/ und biß 92. Jahr alt/ angelangt: als er zu Bayonne zu Schiff gesessen/ hat man ihme alles genommen/ so er sich auff der Reise bedienen wollen/ und ihme nichts gelassen/ als seine Frau und ein Kind / dergestalten/ daß sie nichts/ dann was sie am Leib gekleydet gehabt/ erhalten / und ihnen nicht einmal so viel übrig gelassen worden/ daß sie ihr Fuhrlohn bezahlen können/ unerachtel gedachter Pfarrer 18. à 20000. Gulden an Gütern in Franckreich hinterlassen hat: nichts desto weniger ist er so vergnügt und befriediget/ als wann er nicht einen Stüber verlohren hätte. Der Herr Wilhelm Baron von Diepe hat von denen Dragonern allerhand Oual ausgestanden und erduldet / und haben sie ihme auch unter andern den Bart mit einem Liecht abgebrant/ er bleibt aber dannoch bey der Reformirten Religion beständig und fest. Der Herr von Starenberg/ dieses Staats Ambassadeur in Franckreich hat von Jhro Hochmögenheit Erlaubnuß erhalten/ seiner eigenen Geschäfften wegen anhero zu kommen; solle aber vorhero bey Sr. Aller - Christlichsten Majest. nochmalen anhalten/ umb Paßporten vor die Holländische Protestanten in selbigem Reich zu überkommen. Seine Hoheit hält nebst zwey Deputirten und dem Schwedischen Envoye fleissig Conferentz/ und arbeitet man an einer Alliantz zwischen den Evangelischen Potentaten gar sehr/ zu welchem Ende mit einigen die alten Tractaten verneuert/ und mit einigen neue Articul vorgenommen werden/ und seynd darzu schon die Consenten von den Provintzien Gröningen/ Omelanden und Frießland eingekommen/ und werden von den andern stündlich erwartet: Wegen dieser und andern nachdencklichen Ursachen in Religions - Sachen ist der Frantzösische Ambassadeur Comte d' Avaux sehr jelaux, und hat deßwegen citò einen Expressen an seinen König gesandt/ auch mündlich versichert/ daß mit der Verfolgung nicht mehr so scharpff verfahren werden solle/ als vor diesem geschehen. Die Frantzösische Flüchtling werden vom Printzen von Oranien und den Hrn. Staaten auffgenommen / und wohl accommodi_ ret.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686/133
Zitationshilfe: [N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686], S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686/133>, abgerufen am 18.05.2024.