St. Galler Volksblatt. Nr. 62, Uznach, 04. 08. 1897.[Spaltenumbruch]
-- In Küßnacht soll z. Z ein reger Fremdenverkehr -- March. Die Klauenseuche hat an Intensivität nach- -- Tendenziöse Berichterstattung. Der liberale Nidwalden. Als letzten Dienstag in Stans die erste Glarus. In Netstal ist in einem Stalle der sogenannte -- Der glarnerische Katholikentag findet am 5. Sept. statt. -- Klausenpaß. Nach dem Stand der Arbeiten darf Freiburg, 31. Juli. Die freiburgische Anklagekammer -- In der kathol. Buchhandlung, Reichengasse, Nr. 13, zu Solothurn. An dem zum Oberingenieur der Zentral- Graubünden. Die Notiz, daß in Gondo (Wallis) -- Das Restaurant auf dem Piz Lanquard ist am Freitag -- Uhrenmacher Risch aus Chur der am 1. d. die Hoch- Aargau. Jüngst war die Wahl der Bezirlsschulräte, Thurgau. Das Hagelwetter vom letzten Mittwoch hat Appenzell A.-Rh. Ein junger Mann namens Walser Waadt. Unweit des bestrenommierten Weingeländes von -- Im kantonalen Museum in Lausanne wurde Den Steuerzahlern hat die städtische Bauverwaltung in drei Ausland. Vom Tage. In Bulgarien hat ein Skandalprozeß Als bereits die Friedensunterhandlungen zwischen Der Kündigung des deutsch-englischen und Deutschland. In Baiern ist ein Rückgang des bäuer- -- Die protestantische Regierung von Baden behandelt -- Berlin, 3. August. Die Abendblätter veröffentlichen Italien. Ein Mordprozeß mit politischem Rom, 2. August. Unter gestrigem Datum richtetete der -- In Novara wurde bei der plötzlichen Revision der Amerika. Das neuentdeckte Goldland in Britisch Columbia Belgien. Die streikenden Bergleute suchten in Paturages Türkei. Es verlautet, etwa 60 tüchtige Notabeln, die Afrika. Eine offizielle Depesche aus Laurenzo-Marquez [Spaltenumbruch] Verschiedenes. -- Wenn man vergeßlich ist! Ein Meraner Bergsteiger -- Prag, die Hauptstadt Böhmens, wächst sich seit einigen -- Chinesenfurcht. Diejenigen welche eine Invasion der -- In Pontoise (bei Paris) wurde einem armen Teufel, -- In Thas (Ungarn) haben ein 12jähriger und ein -- Wien, 30. Juli. Infolge des Austritts der Wien -- Erzieherisches! Ein merkwürdiges Aufsatz-Thema: -- Streikbrecher. Im Braunkohlenwerk von Altrohau -- In den Weinbergen von Tremona und Morbio inferiore Literarisches. -- Kalender-Litteratur. Als der erste Bote des kommenden Jahres Sein besonderes Gepräge erhält er durch eine ausführliche Dar- -- Durch die Zeitungen lief vor einigen Wochen die beunruhigende Butterpreis in Uznach, den 31. Juli 1897. Preis per halb Kilo Fr. 1.20 bis Fr. 1. 30. [irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
— In Küßnacht ſoll z. Z ein reger Fremdenverkehr — March. Die Klauenſeuche hat an Intenſivität nach- — Tendenziöſe Berichterſtattung. Der liberale Nidwalden. Als letzten Dienstag in Stans die erſte Glarus. In Netſtal iſt in einem Stalle der ſogenannte — Der glarneriſche Katholikentag findet am 5. Sept. ſtatt. — Klauſenpaß. Nach dem Stand der Arbeiten darf Freiburg, 31. Juli. Die freiburgiſche Anklagekammer — In der kathol. Buchhandlung, Reichengaſſe, Nr. 13, zu Solothurn. An dem zum Oberingenieur der Zentral- Graubünden. Die Notiz, daß in Gondo (Wallis) — Das Reſtaurant auf dem Piz Lanquard iſt am Freitag — Uhrenmacher Riſch aus Chur der am 1. d. die Hoch- Aargau. Jüngſt war die Wahl der Bezirlsſchulräte, Thurgau. Das Hagelwetter vom letzten Mittwoch hat Appenzell A.-Rh. Ein junger Mann namens Walſer Waadt. Unweit des beſtrenommierten Weingeländes von — Im kantonalen Muſeum in Lauſanne wurde Den Steuerzahlern hat die ſtädtiſche Bauverwaltung in drei Ausland. Vom Tage. In Bulgarien hat ein Skandalprozeß Als bereits die Friedensunterhandlungen zwiſchen Der Kündigung des deutſch-engliſchen und Deutſchland. In Baiern iſt ein Rückgang des bäuer- — Die proteſtantiſche Regierung von Baden behandelt — Berlin, 3. Auguſt. Die Abendblätter veröffentlichen Italien. Ein Mordprozeß mit politiſchem Rom, 2. Auguſt. Unter geſtrigem Datum richtetete der — In Novara wurde bei der plötzlichen Reviſion der Amerika. Das neuentdeckte Goldland in Britiſch Columbıa Belgien. Die ſtreikenden Bergleute ſuchten in Paturages Türkei. Es verlautet, etwa 60 tüchtige Notabeln, die Afrika. Eine offizielle Depeſche aus Laurenzo-Marquez [Spaltenumbruch] Verſchiedenes. — Wenn man vergeßlich iſt! Ein Meraner Bergſteiger — Prag, die Hauptſtadt Böhmens, wächſt ſich ſeit einigen — Chineſenfurcht. Diejenigen welche eine Invaſion der — In Pontoiſe (bei Paris) wurde einem armen Teufel, — In Thas (Ungarn) haben ein 12jähriger und ein — Wien, 30. Juli. Infolge des Austritts der Wien — Erzieheriſches! Ein merkwürdiges Aufſatz-Thema: — Streikbrecher. Im Braunkohlenwerk von Altrohau — In den Weinbergen von Tremona und Morbio inferiore Literariſches. — Kalender-Litteratur. Als der erſte Bote des kommenden Jahres Sein beſonderes Gepräge erhält er durch eine ausführliche Dar- — Durch die Zeitungen lief vor einigen Wochen die beunruhigende Butterpreis in Uznach, den 31. Juli 1897. Preis per halb Kilo Fr. 1.20 bis Fr. 1. 30. [irrelevantes Material]
<TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <pb facs="#f0003" n="3"/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In <hi rendition="#g">Küßnacht</hi> ſoll z. Z ein reger Fremdenverkehr<lb/> herrſchen. Deutſche, Fran<supplied>z</supplied>oſen, Engländer und Amerikaner ſind<lb/> zur Erhohlung in den Penſionen abgeſtiegen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">March</hi>.</head> <p>Die Klauenſeuche hat an Intenſivität nach-<lb/> gelaſſen. An einigen Orten konnte der Bann aufgehoben werden,<lb/> dagegen ſcheint die Seuche an räumlicher Ausdehnung zu gewinnen.<lb/> Nunmehr ſoll ſie auch in der Alp G’würz ausgebrochen ſein.<lb/> Am Fluhbrig tötete jüngſt der Blitzſchlag ein Rudel Schafe,<lb/> 35 Stück zählend.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Tendenziöſe Berichterſtattung</hi>.</head> <p>Der liberale<lb/> „Schwyzer Volksfreund“ bewundert die Feſtrede des radikalen<lb/> Kulturkämpfers und Reformpaſtors Heß am Schützenfeſte in<lb/> Lichtenſteig. Die anſtößigen Stellen ſind aber <hi rendition="#g">umgeändert</hi>.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nidwalden.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Als letzten Dienstag in Stans die erſte<lb/> Lokomotive für den Bau der Engelberger-Bahn auf vierſpännigem<lb/> Wagen eintraf, meinte ein Bauer: „Die bringid jetzt der Dorrofä,<lb/> bevor Birli zytig ſind“</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Glarus.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>In Netſtal iſt in einem Stalle der ſogenannte<lb/> gelbe Galt ausgebrochen. Die mit dieſer gefährlichen Krankheit<lb/> behafteten Tiere geben eine ſchleimige unbrauchbare Milch. 4 Kühe<lb/> wurden abgetan.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Der glarneriſche Katholikentag findet am 5. Sept. ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— <hi rendition="#g">Klauſenpaß</hi>. Nach dem Stand der Arbeiten darf<lb/> angenommen werden, daß die Straße über den Urnerboden bis<lb/> zum Herbſte fahrbar wird. Indem Glarus ſeinen Straßenteil<lb/> bis zum nämlichen Zeitpunkte vollenden wird, kann nächſtes Jahr<lb/> von Linthal aus der Urnerboden mit einer Kutſche bequem er-<lb/> reicht werden. Dem Vernehmen nach gedenkt die eidgen. Poſt-<lb/> verwaltung ſchon nächſtes Jahr einen Fahrpoſtdienſt Linthal-<lb/> Urnerboden einzurichten.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Freiburg,</hi> 31. Juli.</dateline> <p>Die freiburgiſche Anklagekammer<lb/> wird ſich Samstag den 7. Auguſt mit der <hi rendition="#g">Angelegenheit</hi><lb/> Huber befaſſen und für dieſen einen amtlichen Verteidiger bezeichnen,<lb/> da Huber ſich bisher geweigert hat, einen ſolchen zu erwählen.<lb/> Der Prozeß vor dem Geſchwornengericht wird nicht vor der<lb/> erſten Hälften September beginnen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In der kathol. Buchhandlung, Reichengaſſe, Nr. 13, zu<lb/> Freiburg ſind Medaillen und Feſtandenken zur Erinnerung an<lb/> das Feſt des ſel. Petrus <hi rendition="#g">Caniſius</hi> zu haben.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Solothurn.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>An dem zum Oberingenieur der Zentral-<lb/> bahn erwählten Herrn Euſeb. Vogt verliert der Kanton und ſpeziell<lb/> die Stadt Solothurn eine ſehr tüchtige Kraft, die Oppoſition<lb/> einen ihrer ſchneidigſten Führer.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Graubünden.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Die Notiz, daß in Gondo (Wallis)<lb/> einzig in der Schweiz Gold gewonnen und daraus Münzen ge-<lb/> prägt wurde, iſt nicht richtig. Bei Felsberg, eine Stunde<lb/> von Chur, wurde früher lange Zeit am Kalanda ein Goldberg-<lb/> werk betrieben. Es exiſtieren aus dem Jahre 1813 noch bünd-<lb/> neriſche Golddukaten, welche auf Grund eines Vertrages zwiſchen<lb/> Bergwerkgeſellſchaft und Kanton aus Kalandagold geprägt wurden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Das Reſtaurant auf dem Piz Lanquard iſt am Freitag<lb/> total abgebrannt. Die Brandurſache iſt eine teilweiſe Exploſion<lb/> eines Kochapparates.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Uhrenmacher Riſch aus Chur der am 1. d. die Hoch-<lb/> wangſpitze beſtieg, wird vermißt.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Aargau.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Jüngſt war die Wahl der Bezirlsſchulräte,<lb/> dabei wurde für den Bezirk Laufenburg Herr Bezirksarzt Mettauer<lb/> in Frick, ein bei allen Parteien beliebter, loyaler Mann, der ſeit<lb/> zwölf Jahren ein fleißiges und treues Mitglied des Bezirksſchul-<lb/> rates war, mit empörender Brutalität weggewählt und zwar mit<lb/> der Begründung, er ſei als Arzt durch ſeine Berufsgeſchäfte ſonſt<lb/> ſchon zu ſtark in Anſpruch genommen und Frick ſei durch zwei<lb/> andere Mitglieder ſchon mehr als genügend vertreten. Für ihn<lb/> wurde nun aber gewählt — Herr Unterlehrer Mettauer von Frick.<lb/> Alſo der Herr Bezirksarzt iſt zu viel für Frick, für ihn aber wählt<lb/> man — wieder einen Fricker. Erſterer iſt als Arzt zu viel be-<lb/> ſchäftigt, dafür wählt man einen Lehrer, der zugleich Landwirt<lb/> iſt und dazu Mobiliarverſicherungsagent, Feuerwehrhauptmann,<lb/> und gelegentlich Spritzeninſpektor, Turn-Experte und Turnlehrer<lb/> an der Bezirksſchule, Kommiſſionsmitglied und Inſpektor des<lb/> Armenerziehungsvereins, Schönſchreiblehrer und Zeichnungslehrer<lb/> an der Bezirksſchule, Konferenzdirektor und vielleicht noch manches<lb/> andere. Aber das Rätſel löſt ſich wenn man durch das „Badener<lb/> Volksblatt“ erfährt, daß dieſer Unterlehrer radikaler Proteſtant,<lb/> der Bezirksarzt aber konſervativer Katholik iſt.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Thurgau.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Das Hagelwetter vom letzten Mittwoch hat<lb/> größere Ausdehnung angenommen, als berichtet wurde. Betreffen<lb/> iſt der Landſtrich von Wigoldingen-Homburg über Märſtetten<lb/> bis an den Ottenberg hinauf und auf der andern Seite bis über<lb/> Mettlen hinaus, und zwar iſt merkwürdigerweiſe der Schaden<lb/> am Rande der Hagelzone größer als im Zentrum; den er wird<lb/> in der Gegend von Boltshauſen einen Drittel, in Wigoldingen<lb/> ſogar bis auf 70% der erhofften Weinernte geſchätzt, während<lb/> er bei Märſtetten nur etwa einen Fünftel betragen ſoll.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Appenzell A.-Rh.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Ein junger Mann namens Walſer<lb/> von Gais ſtürzte am 1. ds. früh vom Hohen Kaſten; er wurde<lb/> ſchwer verwundet auf der Solalp gefunden.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Waadt.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Unweit des beſtrenommierten Weingeländes von<lb/> Maleſſert (La C<hi rendition="#aq">ô</hi>te) iſt ein fünfzig Rebſtöcke umfaſſender Reblaus-<lb/> herd entdeckt worden. Weitere neue Herde wurden bei Nyon<lb/> entdeckt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Im <hi rendition="#g">kantonalen Muſeum</hi> in Lauſanne wurde<lb/> am 1. d. ein großer Diebſtahl begangen. Er betrifft goldene<lb/> Medaillen vom eidgen. Jubiläum und von der Landesausſtellung<lb/> in Genf, einen goldenen Taler von Kardinal Schinner und<lb/> ſchweiz. Schützentaler, ſowie goldene Gegenſtände aus der Bur-<lb/> gunderzeit.</p><lb/> <p>Den Steuerzahlern hat die ſtädtiſche Bauverwaltung in drei<lb/> vorgekommenen Fällen Schmerzen bereitet. Dieſelbe ſoll nämlich<lb/> Bauprojekten die Genehmigung erteilt haben, ohne zu prüfen, ov<lb/> ſie den von der Stadt planierten Bauten im Wege ſtehen, ſo<lb/> daß die ſchon angefangenen Bauten entfernt werden mußten. —<lb/> Gibt’s keine Beamtenverantwortlichkeit?</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Ausland.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vom Tage.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>In Bulgarien hat ein Skandalprozeß<lb/> ſeinen Abſchluß gefunden. An ſich beſchlägt der Handel<lb/> nur ein modernes Romanthema: Ein junger Lebemann läßt<lb/> ſeine Geliebte, die Mutter ſeines Kindes, aus der Welt ſchaffen.<lb/> Was aber hier die blutige Tat noch beſonderlich widerlich<lb/> macht, iſt das, daß der Mörder ein Beamter des Fürſten<lb/> und ſeine Helfershelfer Organe der Juſtizverwaltung waren.<lb/> Wenn die ausländiſche Preſſe nicht gegen den frechen Mord<lb/><cb/> energiſch aufgetreten und nicht die Intervention einer aus-<lb/> ländiſchen Macht (die Ermordete war eine Ungarin) zu be-<lb/> fürchten geweſen wäre, ſo hätten die Gerichte nicht eınmal<lb/> eingegriffen. Das Urteil iſt milde ausgefallen, in einem<lb/> Lande, wo man ſo ſchnell mit dem Galgen bereit iſt:<lb/> lebenslängliche Haft, aus der man den Verurteilten an<lb/> einem ſchönen Tage heimlich laufenlaſſen wird.</p><lb/> <p>Als bereits die Friedensunterhandlungen zwiſchen<lb/> Griechen und Türken fertig waren, warf Deutſchland noch<lb/> eine Schwierigkeit hinein, indem es die Frage der Regelung<lb/> der frühern griechiſchen Staatsſchuld aufs Tapet brachte.<lb/> Es wollte zeigen, daß trotz des vorherrſchenden Einfluſſes<lb/> die übrigen Mächte es auch noch ein Wort mit zu reden habe.<lb/> In dieſem Sinne hatte es bisher jene Politik angewandt,<lb/> die man des Syſtem der verſpäteten Inſtruktionen genannt<lb/> hat. Sein Botſchafter war nie zur Zeit mit ſeinen Befehlen<lb/> ausgerüſtet.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Kündigung des deutſch-engliſchen und<lb/> engliſch-belgiſchen Handelsvertrages</hi> durch die<lb/> Engländer wird große Bedeutung beigemeſſen. Da nämlich<lb/> dieſe Verträge die einzigen waren, welche die ſog. Meiſt-<lb/> begünſtigungsklauſeln enthielten, wodurch England den Bel-<lb/> giern und Deutſchen alle handelspolitiſchen Vorteile ein-<lb/> räumte, welche dem meiſtbegünſtigten Staate zugeſtanden<lb/> waren, ſo begreift man die Tragweite der Kündigung für<lb/> Handel und Induſtrie des ganzen Feſtlandes. Man muß<lb/> annehmen, England ſei im Begriffe, vom Freihandelsſyſtem<lb/> zum Schutzzoll überzugehen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſchland.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>In <hi rendition="#g">Baiern</hi> iſt ein Rückgang des bäuer-<lb/> lichen Vermögens neuerdings in bedenklichen Zahlen feſtgeſtellt<lb/> worden. Letztes Jahr iſt der Privatwaldbeſitz zurückgegangen,<lb/> die Auffaſſungen ſind hinter den Abholzungen um 11,000<lb/> Morgen zurückgeblieben. Der Bauernſtand weiß ſich in ſeiner<lb/> Not nicht mehr zu helfen, er greift den Waldbeſitz an. Die<lb/> Hypothekenſchulden ſind im rechtsrheiniſchen Bayern pro 1895<lb/> um 129 Millionen geſtiegen. Der Jahresbericht der Central-<lb/> darlehenskaſſe conſtatiert auch eine bedeutende Zunahme der Perſo-<lb/> nal-Verſchuldung. Von Schulden wegen Bodenverbeſſerungen<lb/> weiß man nichts, die Ganten vermehren ſich täglich … Trau-<lb/> riges Bild!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Die proteſtantiſche Regierung von <hi rendition="#g">Baden</hi> behandelt<lb/> die altkatholiſche Sekte immer noch hartnäckig aus Bosheit als<lb/> zur kath. Kirche gehörend. Der zur altkath. Sekte abgefallene<lb/> Bunkofer erklärte jedoch, anläßlich dieſes Abfalles ſeinen „Austritt“<lb/> aus der kath. Kirche. Wäre Katholizismus mit der altkatholiſchen<lb/> Sekte gleichbedeutend, ſo hätte es keines „Austrittes“ bedurft.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>— <hi rendition="#g">Berlin,</hi> 3. Auguſt.</dateline> <p>Die Abendblätter veröffentlichen<lb/> ergreifende Details über die Hochwaſſer. Der Schaden in<lb/> Preußiſch Schleſien beträgt ca. 12 Millionen Mark; dort ſind<lb/> 38 Perſonen ertrunken, in Sachſen über 60.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Italien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p><hi rendition="#g">Ein Mordprozeß mit politiſchem<lb/> Hintergrund</hi> iſt vor dem Schwurgericht der italieniſchen Stadt<lb/><hi rendition="#g">Potenza</hi> (bei Neapel) ſeit zwei Wochen verhandelt worden.<lb/> Acht Grundbeſitzer aus Givia dell Calle, unter ihnen der Oheim<lb/> eines zur Regierungspartei gehörigen Abgeordneten, waren ange-<lb/> klagt, ihren politiſchen Gegner Vincenzo Taranto ermordet zu<lb/> haben. Die einflußreichen Verwandten der Angeklagten ſetzten<lb/> alle Hebel in Bewegung, um eine Freiſprechung zu erlangen.<lb/> Unter anderm erreichten ſie vom Juſtizminiſter zwer Tage vor<lb/> Beginn der Verhandlungen die Verſetzung des Staatsanwalts,<lb/> der im Prozeß die Anklage führen ſollte und ſich während<lb/> anderthalb Jahren in den Prozeß eingearbeitet hatte. Ferner<lb/> wurden in Potenza eigens Blätter gegründet, um die öffentliche<lb/> Meinung zu Gunſten der Angeklagten zu beeinfluſſen. Aber<lb/> alles blieb erfalglos. Die Geſchworenen erklärten die Angeklagten<lb/> mit ſieben gegen zwei Stimmen und drei Stimmenthaltungen<lb/> für ſchuldig. Als der Obmann der Geſchworenen den Wahrſpruch<lb/> verlas, drangen die Anhänger der Angeklagten, die den Saal<lb/> beſetzt hielten, unter Wutgeſchrei auf die Geſchworenen und die<lb/> Richter ein und drohten, ſie niederzuſtechen und alle Verwandten<lb/> des Ermordeten aus Rache umzubringen. Inzwiſchen begann<lb/> einer der Verurteilten, weil er ſich verloren glaubte, Einzelheiten<lb/> des Verbrechens in den Saal hinauszuſchreien und andere hoch-<lb/> geſtellte Mitſchuldige namhaft zu machen. Endlich beantragte ein<lb/> Verteidiger, die Geſchworenen ſollten ſich noch einmal in ihr<lb/> Zimmer begeben und einen neuen Wahrſpruch faſſen. Der<lb/> Präſident willigte ein, und die zu Tode erſchrockenen Geſchwornen<lb/> gehorchten. Die wütende Menge drängte ſich vor der Tür ihres<lb/> Zimmers und an den Fenſtern. Schon nach zwei Minuten<lb/> kehrten die Geſchwornen zurück und erklärten die Angeklagten<lb/> einſtimmig unſchuldig!</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Rom</hi>, 2. Auguſt.</dateline> <p>Unter geſtrigem Datum richtetete der<lb/> Papſt eine <hi rendition="#g">Eneyklika</hi> an die Biſchöfe von Oeſterreich-Ungarn,<lb/> Deutſchland und <hi rendition="#g">Schweiz</hi> anläßlich des dreihundertjährigen<lb/> Jubiläums des ſeligen Pater <hi rendition="#g">Caniſius</hi>. Die Eneyklika er-<lb/> innert an ſeinen Kampf gegen die Glaubensirrtümer und ermahnt<lb/> die Biſchöfe ſeinem Beiſpiel nachzueifern, dann vor allem ihre<lb/> Sorgfalt auf die Erziehung der Jugend zu verwenden. Sie<lb/> ermuntert die Biſchöfe Schulen zu gründen, die ausſchließlich<lb/> für die Katholiken beſtimmt wären und ſie mit vortrefflichen<lb/> Lehrern zu verſehen. Der Papſt empfiehlt den Biſchöfen, ge-<lb/> meinſam zu handeln, alle Parteikämpfe zu vermeiden und alle<lb/> ihre Sorge auf die Kirche zu verwenden, damit ſich alle Katho-<lb/> liken fur dasſelbe Ziel einigten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In Novara wurde bei der plötzlichen Reviſion der<lb/> Hauptkaſſe ein Fehlbetrag von 400 000 Lire entdeckt und<lb/> der Stadtkaſſier, welcher eingeſtand, ſämtliche als Kautionen<lb/> hinterlegte Wertpapiere unterſchlagen zu haben, verhaftet.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Amerika.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Das neuentdeckte Goldland in Britiſch Columbıa<lb/> muß ein fürchterlich rauhes Klima beſitzen. Die Schrecken der<lb/> Klondyke-Gegend ſind der lange entſetzlich kalte Winter, die<lb/> gewaltigen Stürme, der Mangel an Lebensmittel. Ueber 2000<lb/> Goldgräber ſind bereits in den letzten 3 Jahren umgekommen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Belgien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Die ſtreikenden Bergleute ſuchten in Paturages<lb/> das Gebäude der katholiſchen Kooperativgenoſſenſchaft in die Luft<lb/> zu ſprengen. Das Dynamitattentat beſchädigte das Haus und<lb/> die 4 angrenzenden Gebäude.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Türkei.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Es verlautet, etwa 60 tüchtige Notabeln, die<lb/> unter dem Verdachte ſtanden, mit den Jungtürken in Beziehung<lb/> zu ſtehen, ſeien auf Wink des Kriegsminiſteriums beiſeite ge-<lb/> ſchafft worden.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Afrika.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Eine offizielle Depeſche aus Laurenzo-Marquez<lb/> vom 30. ds. meldet, die portugieſiſchen Truppen hätten die Re-<lb/> bellen des Gazalandes blutig geſchlagen und ıhnen einen Verluſt<lb/> von 300 Mann beigebracht.</p><lb/> <cb/> </div> </div> </div> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Verſchiedenes.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Wenn man vergeßlich iſt!</hi> </head> <p>Ein Meraner Bergſteiger<lb/> verirrte ſich unlängſt bei einer Ifingerpartie und mußte eine<lb/> Viertelſtunde einen Felsgrat rittlings paſſieren, was ſehr lebens-<lb/> gefährlich war. Nachdem er eine weitere Viertelſtunde auf beſſerem<lb/> Terrain gemacht, bemerkte er, daß ſein Rock, den er auf den<lb/> Schnurſack aufgebunden hatte, abhanden gekommen ſei. Da er<lb/> denſelben nicht zurücklaſſen wollte, ging er wieder zurück, paſſierte<lb/> nochmals die gefährliche Stelle und fand, drüben angekommen,<lb/> daß er den Rock — am Leibe trug.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— <hi rendition="#g">Prag,</hi> die Hauptſtadt Böhmens, wächſt ſich ſeit einigen<lb/> Jahren kurios genug aus. Das deutſche Staatsgymnaſium in<lb/> der Altſtadt zählte in dieſem Jahre unter ſeinen Schülern 31<lb/> Katholiken, 4 Proteſtanten und 163 (!) Juden; das Neuſtädter<lb/> Gymnaſium 143 Katholiken, 18 Proteſtanten und 217 Juden;<lb/> das Gymnaſium in der Stephansgaſſe 196 Katholiken, 18<lb/> Proteſtanten und 193 Juden. — Schöne Ausſichten! Da be-<lb/> greift man vieles aus dieſem Judenreich.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Chineſenfurcht</hi>.</head> <p>Diejenigen welche eine Invaſion der<lb/> Chineſen und Verdrängung der abendländiſchen Induſtrie durch<lb/> die Chineſen befürchten, werden ſich beruhigen, wenn ſie Chinas<lb/> 1896ger Handelsbilanz betrachten. Die Einfuhr des Jahres<lb/> 1896 erreichte die Höhe von 202,6 Mill. Haikwan-Ta<hi rendition="#aq">ë</hi>ls, d.<lb/> h. 31 Millionen mehr als im Jahr 1895. Zugenommen hat<lb/> beſonders die Einfuhr von Baumwollgeweben (15 Mill.), Baum-<lb/> wollengarnen (faſt 11 Mill.), Wollwaren (1,8 Mill.), Metall-<lb/> waren (2½ Mill). Die Ausfuhr iſt indeſſen von 143,3 Mill.<lb/> Ta<hi rendition="#aq">ë</hi>ls 1895 auf 131,1 Mill. Hk.-Ta<hi rendition="#aq">ë</hi>ls in 1896 zurückge-<lb/> gangen; beſonders bemerkbar hat ſich dies bei Rohbaumwolle,<lb/> Seide und Thee gemacht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— In <hi rendition="#g">Pontoiſe</hi> (bei Paris) wurde einem armen Teufel,<lb/> der auf einer Straßenbank ſchlıef, die Halsader durchſchnitten,<lb/> nachdem man ihn einiger Franken beraubt hatte. Der ſcheußliche<lb/> Mord hat die Bevölkerung in ungeheure Aufregung verſetzt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— In <hi rendition="#g">Thas</hi> (Ungarn) haben ein 12jähriger und ein<lb/> 13jähriger Knabe ein Kind, aus purer Luſt zum Töten, ermordet.<lb/> Jugenderziehung!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>— <hi rendition="#g">Wien,</hi> 30. Juli.</dateline> <p>Infolge des Austritts der Wien<lb/> ſtürzte an der Schwarzenbergbrücke ein Gerüſt, auf dem ſich etwa<lb/> fünfzehn Arbeiter befanden, ein. Es konnten nur fünf gerettet<lb/> werden, die übrigen verſchwanden in den Fluten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Erzieheriſches!</hi> </head> <p>Ein merkwürdiges Aufſatz-Thema:<lb/> In Toulouſe wurde den Abiturienten für die Maturitätsprüfung<lb/> das Thema geſtellt: „Die Liebeserklärung der Phädra an Hippolit.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Streikbrecher</hi>.</head> <p>Im Braunkohlenwerk von Altrohau<lb/> (Böhmen) wurden an Stelle ausſtändiger Belegſchaften Italiener<lb/> angeworben Darauf verſammelten ſich die Ausſtändigen und<lb/> warfen in den Wohnungen der Italiener die Fenſter ein und<lb/> bedrohten die Arbeiter und den Direktor. Die Gendarmie zer-<lb/> ſtreute die Menge und nahm 10 Verhaftungen vor. Die Italiener<lb/> haben Altrohlau verlaſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— In den Weinbergen von Tremona und Morbio inferiore<lb/> ſind Reblausherde entdeckt worden.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Literariſches</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Kalender-Litteratur. Als der erſte Bote des kommenden Jahres<lb/> erſcheint auf unſerem Redaktionstiſche der altbekannte und beliebte <hi rendition="#g">St.<lb/> Urſen-Kalender</hi> aus Solothurn und zwar diesmal an Text und<lb/> Illuſtrationen beſonders reichhaltig.</p><lb/> <p>Sein beſonderes Gepräge erhält er durch eine ausführliche Dar-<lb/> ſtellung des Einfalls der Franzoſen in die Schweiz und in Solothurn<lb/> im beſondern, das gerade vor hundert Jahren ſtattgefunden hat. Mehrere<lb/> intereſſante Illuſtrationen, der heutigen Welt größtenteils unbekannte Bild-<lb/> niſſe der hervorragendſten Männer aus jener denkwürdigen Epoche, zieren<lb/> die Schilderung. Unterhaltende, ernſte und heitere Erzählungen werden<lb/> gerne geleſen werden, und an kleinen Anekdoten und Schwänken fehlt<lb/> es nicht, ebenſo wenig als an belehrenden Mitteilungen. Den Anfang<lb/> des Kalenders bildet wie gewohnt die ausführlıche Weltchronik, den Schluß<lb/> der an Namen reiche Totenkalender, u. A. auch die Biographie des „Welt-<lb/> überblickers.“ Darum ſei der neue Kalender nah und fern auf’s beſte<lb/> empfohlen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Durch die Zeitungen lief vor einigen Wochen die beunruhigende<lb/> Nachricht, daß unſern Kirſchbäumen in dieſem Jahre eine Epidemie drohe,<lb/> indem der bekannte Pilz <hi rendition="#aq">Monilia</hi> ſtellenweiſe ſo maſſenhaft auftrete, daß<lb/> die Kirſchbäume daran einzugehen drohen. Auf Veranlaſſung der Re-<lb/> daktion ſpricht ſich in der neueſten Nummer des praktiſchen Ratgebers<lb/> der bekannte Profeſſor Dr. Paul Sorauer über dieſe <hi rendition="#aq">Monilia</hi>-Epidemie<lb/> aus und zwar im allgemeinen beruhigend. Er weiſt nach, daß an dem<lb/> maſſenhaften Auftreten des in jedem Jahr: und an allen Obſtſorten<lb/> vorhandenen Pilzes <hi rendition="#aq">Monilia</hi> die naſſe Witterung ſchuld ſei und daß<lb/> man dieſes epidemiſche Auftreten in jedem naſſen Jahr beobachtet habe.<lb/> Die Nummer des praktiſchen Ratgebers mit dem betreffenden Aufſatze<lb/> des Herrn Profeſſor Sorauer wird Intereſſenten gern auf Verlangen<lb/> umſonſt zugeſchickt von der Verlagshandlung <hi rendition="#g">Trowitzſch und Sohn</hi><lb/> in Frankfurt d. Oder.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <byline> <hi rendition="#red">Redaktion: <hi rendition="#aq">Dr. jur.</hi> <hi rendition="#b">U. Lampert,</hi> Fürſprech.</hi> </byline> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><hi rendition="#b">Butterpreis in Uznach,</hi> den 31. Juli 1897.</p><lb/> <p>Preis per halb Kilo Fr. 1.20 bis Fr. 1. 30.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
— In Küßnacht ſoll z. Z ein reger Fremdenverkehr
herrſchen. Deutſche, Franzoſen, Engländer und Amerikaner ſind
zur Erhohlung in den Penſionen abgeſtiegen.
— March. Die Klauenſeuche hat an Intenſivität nach-
gelaſſen. An einigen Orten konnte der Bann aufgehoben werden,
dagegen ſcheint die Seuche an räumlicher Ausdehnung zu gewinnen.
Nunmehr ſoll ſie auch in der Alp G’würz ausgebrochen ſein.
Am Fluhbrig tötete jüngſt der Blitzſchlag ein Rudel Schafe,
35 Stück zählend.
— Tendenziöſe Berichterſtattung. Der liberale
„Schwyzer Volksfreund“ bewundert die Feſtrede des radikalen
Kulturkämpfers und Reformpaſtors Heß am Schützenfeſte in
Lichtenſteig. Die anſtößigen Stellen ſind aber umgeändert.
Nidwalden.
Als letzten Dienstag in Stans die erſte
Lokomotive für den Bau der Engelberger-Bahn auf vierſpännigem
Wagen eintraf, meinte ein Bauer: „Die bringid jetzt der Dorrofä,
bevor Birli zytig ſind“
Glarus.
In Netſtal iſt in einem Stalle der ſogenannte
gelbe Galt ausgebrochen. Die mit dieſer gefährlichen Krankheit
behafteten Tiere geben eine ſchleimige unbrauchbare Milch. 4 Kühe
wurden abgetan.
— Der glarneriſche Katholikentag findet am 5. Sept. ſtatt.
— Klauſenpaß. Nach dem Stand der Arbeiten darf
angenommen werden, daß die Straße über den Urnerboden bis
zum Herbſte fahrbar wird. Indem Glarus ſeinen Straßenteil
bis zum nämlichen Zeitpunkte vollenden wird, kann nächſtes Jahr
von Linthal aus der Urnerboden mit einer Kutſche bequem er-
reicht werden. Dem Vernehmen nach gedenkt die eidgen. Poſt-
verwaltung ſchon nächſtes Jahr einen Fahrpoſtdienſt Linthal-
Urnerboden einzurichten.
Freiburg, 31. Juli. Die freiburgiſche Anklagekammer
wird ſich Samstag den 7. Auguſt mit der Angelegenheit
Huber befaſſen und für dieſen einen amtlichen Verteidiger bezeichnen,
da Huber ſich bisher geweigert hat, einen ſolchen zu erwählen.
Der Prozeß vor dem Geſchwornengericht wird nicht vor der
erſten Hälften September beginnen.
— In der kathol. Buchhandlung, Reichengaſſe, Nr. 13, zu
Freiburg ſind Medaillen und Feſtandenken zur Erinnerung an
das Feſt des ſel. Petrus Caniſius zu haben.
Solothurn.
An dem zum Oberingenieur der Zentral-
bahn erwählten Herrn Euſeb. Vogt verliert der Kanton und ſpeziell
die Stadt Solothurn eine ſehr tüchtige Kraft, die Oppoſition
einen ihrer ſchneidigſten Führer.
Graubünden.
Die Notiz, daß in Gondo (Wallis)
einzig in der Schweiz Gold gewonnen und daraus Münzen ge-
prägt wurde, iſt nicht richtig. Bei Felsberg, eine Stunde
von Chur, wurde früher lange Zeit am Kalanda ein Goldberg-
werk betrieben. Es exiſtieren aus dem Jahre 1813 noch bünd-
neriſche Golddukaten, welche auf Grund eines Vertrages zwiſchen
Bergwerkgeſellſchaft und Kanton aus Kalandagold geprägt wurden.
— Das Reſtaurant auf dem Piz Lanquard iſt am Freitag
total abgebrannt. Die Brandurſache iſt eine teilweiſe Exploſion
eines Kochapparates.
— Uhrenmacher Riſch aus Chur der am 1. d. die Hoch-
wangſpitze beſtieg, wird vermißt.
Aargau.
Jüngſt war die Wahl der Bezirlsſchulräte,
dabei wurde für den Bezirk Laufenburg Herr Bezirksarzt Mettauer
in Frick, ein bei allen Parteien beliebter, loyaler Mann, der ſeit
zwölf Jahren ein fleißiges und treues Mitglied des Bezirksſchul-
rates war, mit empörender Brutalität weggewählt und zwar mit
der Begründung, er ſei als Arzt durch ſeine Berufsgeſchäfte ſonſt
ſchon zu ſtark in Anſpruch genommen und Frick ſei durch zwei
andere Mitglieder ſchon mehr als genügend vertreten. Für ihn
wurde nun aber gewählt — Herr Unterlehrer Mettauer von Frick.
Alſo der Herr Bezirksarzt iſt zu viel für Frick, für ihn aber wählt
man — wieder einen Fricker. Erſterer iſt als Arzt zu viel be-
ſchäftigt, dafür wählt man einen Lehrer, der zugleich Landwirt
iſt und dazu Mobiliarverſicherungsagent, Feuerwehrhauptmann,
und gelegentlich Spritzeninſpektor, Turn-Experte und Turnlehrer
an der Bezirksſchule, Kommiſſionsmitglied und Inſpektor des
Armenerziehungsvereins, Schönſchreiblehrer und Zeichnungslehrer
an der Bezirksſchule, Konferenzdirektor und vielleicht noch manches
andere. Aber das Rätſel löſt ſich wenn man durch das „Badener
Volksblatt“ erfährt, daß dieſer Unterlehrer radikaler Proteſtant,
der Bezirksarzt aber konſervativer Katholik iſt.
Thurgau.
Das Hagelwetter vom letzten Mittwoch hat
größere Ausdehnung angenommen, als berichtet wurde. Betreffen
iſt der Landſtrich von Wigoldingen-Homburg über Märſtetten
bis an den Ottenberg hinauf und auf der andern Seite bis über
Mettlen hinaus, und zwar iſt merkwürdigerweiſe der Schaden
am Rande der Hagelzone größer als im Zentrum; den er wird
in der Gegend von Boltshauſen einen Drittel, in Wigoldingen
ſogar bis auf 70% der erhofften Weinernte geſchätzt, während
er bei Märſtetten nur etwa einen Fünftel betragen ſoll.
Appenzell A.-Rh.
Ein junger Mann namens Walſer
von Gais ſtürzte am 1. ds. früh vom Hohen Kaſten; er wurde
ſchwer verwundet auf der Solalp gefunden.
Waadt.
Unweit des beſtrenommierten Weingeländes von
Maleſſert (La Côte) iſt ein fünfzig Rebſtöcke umfaſſender Reblaus-
herd entdeckt worden. Weitere neue Herde wurden bei Nyon
entdeckt.
— Im kantonalen Muſeum in Lauſanne wurde
am 1. d. ein großer Diebſtahl begangen. Er betrifft goldene
Medaillen vom eidgen. Jubiläum und von der Landesausſtellung
in Genf, einen goldenen Taler von Kardinal Schinner und
ſchweiz. Schützentaler, ſowie goldene Gegenſtände aus der Bur-
gunderzeit.
Den Steuerzahlern hat die ſtädtiſche Bauverwaltung in drei
vorgekommenen Fällen Schmerzen bereitet. Dieſelbe ſoll nämlich
Bauprojekten die Genehmigung erteilt haben, ohne zu prüfen, ov
ſie den von der Stadt planierten Bauten im Wege ſtehen, ſo
daß die ſchon angefangenen Bauten entfernt werden mußten. —
Gibt’s keine Beamtenverantwortlichkeit?
Ausland.
Vom Tage.
In Bulgarien hat ein Skandalprozeß
ſeinen Abſchluß gefunden. An ſich beſchlägt der Handel
nur ein modernes Romanthema: Ein junger Lebemann läßt
ſeine Geliebte, die Mutter ſeines Kindes, aus der Welt ſchaffen.
Was aber hier die blutige Tat noch beſonderlich widerlich
macht, iſt das, daß der Mörder ein Beamter des Fürſten
und ſeine Helfershelfer Organe der Juſtizverwaltung waren.
Wenn die ausländiſche Preſſe nicht gegen den frechen Mord
energiſch aufgetreten und nicht die Intervention einer aus-
ländiſchen Macht (die Ermordete war eine Ungarin) zu be-
fürchten geweſen wäre, ſo hätten die Gerichte nicht eınmal
eingegriffen. Das Urteil iſt milde ausgefallen, in einem
Lande, wo man ſo ſchnell mit dem Galgen bereit iſt:
lebenslängliche Haft, aus der man den Verurteilten an
einem ſchönen Tage heimlich laufenlaſſen wird.
Als bereits die Friedensunterhandlungen zwiſchen
Griechen und Türken fertig waren, warf Deutſchland noch
eine Schwierigkeit hinein, indem es die Frage der Regelung
der frühern griechiſchen Staatsſchuld aufs Tapet brachte.
Es wollte zeigen, daß trotz des vorherrſchenden Einfluſſes
die übrigen Mächte es auch noch ein Wort mit zu reden habe.
In dieſem Sinne hatte es bisher jene Politik angewandt,
die man des Syſtem der verſpäteten Inſtruktionen genannt
hat. Sein Botſchafter war nie zur Zeit mit ſeinen Befehlen
ausgerüſtet.
Der Kündigung des deutſch-engliſchen und
engliſch-belgiſchen Handelsvertrages durch die
Engländer wird große Bedeutung beigemeſſen. Da nämlich
dieſe Verträge die einzigen waren, welche die ſog. Meiſt-
begünſtigungsklauſeln enthielten, wodurch England den Bel-
giern und Deutſchen alle handelspolitiſchen Vorteile ein-
räumte, welche dem meiſtbegünſtigten Staate zugeſtanden
waren, ſo begreift man die Tragweite der Kündigung für
Handel und Induſtrie des ganzen Feſtlandes. Man muß
annehmen, England ſei im Begriffe, vom Freihandelsſyſtem
zum Schutzzoll überzugehen.
Deutſchland.
In Baiern iſt ein Rückgang des bäuer-
lichen Vermögens neuerdings in bedenklichen Zahlen feſtgeſtellt
worden. Letztes Jahr iſt der Privatwaldbeſitz zurückgegangen,
die Auffaſſungen ſind hinter den Abholzungen um 11,000
Morgen zurückgeblieben. Der Bauernſtand weiß ſich in ſeiner
Not nicht mehr zu helfen, er greift den Waldbeſitz an. Die
Hypothekenſchulden ſind im rechtsrheiniſchen Bayern pro 1895
um 129 Millionen geſtiegen. Der Jahresbericht der Central-
darlehenskaſſe conſtatiert auch eine bedeutende Zunahme der Perſo-
nal-Verſchuldung. Von Schulden wegen Bodenverbeſſerungen
weiß man nichts, die Ganten vermehren ſich täglich … Trau-
riges Bild!
— Die proteſtantiſche Regierung von Baden behandelt
die altkatholiſche Sekte immer noch hartnäckig aus Bosheit als
zur kath. Kirche gehörend. Der zur altkath. Sekte abgefallene
Bunkofer erklärte jedoch, anläßlich dieſes Abfalles ſeinen „Austritt“
aus der kath. Kirche. Wäre Katholizismus mit der altkatholiſchen
Sekte gleichbedeutend, ſo hätte es keines „Austrittes“ bedurft.
— Berlin, 3. Auguſt. Die Abendblätter veröffentlichen
ergreifende Details über die Hochwaſſer. Der Schaden in
Preußiſch Schleſien beträgt ca. 12 Millionen Mark; dort ſind
38 Perſonen ertrunken, in Sachſen über 60.
Italien.
Ein Mordprozeß mit politiſchem
Hintergrund iſt vor dem Schwurgericht der italieniſchen Stadt
Potenza (bei Neapel) ſeit zwei Wochen verhandelt worden.
Acht Grundbeſitzer aus Givia dell Calle, unter ihnen der Oheim
eines zur Regierungspartei gehörigen Abgeordneten, waren ange-
klagt, ihren politiſchen Gegner Vincenzo Taranto ermordet zu
haben. Die einflußreichen Verwandten der Angeklagten ſetzten
alle Hebel in Bewegung, um eine Freiſprechung zu erlangen.
Unter anderm erreichten ſie vom Juſtizminiſter zwer Tage vor
Beginn der Verhandlungen die Verſetzung des Staatsanwalts,
der im Prozeß die Anklage führen ſollte und ſich während
anderthalb Jahren in den Prozeß eingearbeitet hatte. Ferner
wurden in Potenza eigens Blätter gegründet, um die öffentliche
Meinung zu Gunſten der Angeklagten zu beeinfluſſen. Aber
alles blieb erfalglos. Die Geſchworenen erklärten die Angeklagten
mit ſieben gegen zwei Stimmen und drei Stimmenthaltungen
für ſchuldig. Als der Obmann der Geſchworenen den Wahrſpruch
verlas, drangen die Anhänger der Angeklagten, die den Saal
beſetzt hielten, unter Wutgeſchrei auf die Geſchworenen und die
Richter ein und drohten, ſie niederzuſtechen und alle Verwandten
des Ermordeten aus Rache umzubringen. Inzwiſchen begann
einer der Verurteilten, weil er ſich verloren glaubte, Einzelheiten
des Verbrechens in den Saal hinauszuſchreien und andere hoch-
geſtellte Mitſchuldige namhaft zu machen. Endlich beantragte ein
Verteidiger, die Geſchworenen ſollten ſich noch einmal in ihr
Zimmer begeben und einen neuen Wahrſpruch faſſen. Der
Präſident willigte ein, und die zu Tode erſchrockenen Geſchwornen
gehorchten. Die wütende Menge drängte ſich vor der Tür ihres
Zimmers und an den Fenſtern. Schon nach zwei Minuten
kehrten die Geſchwornen zurück und erklärten die Angeklagten
einſtimmig unſchuldig!
Rom, 2. Auguſt. Unter geſtrigem Datum richtetete der
Papſt eine Eneyklika an die Biſchöfe von Oeſterreich-Ungarn,
Deutſchland und Schweiz anläßlich des dreihundertjährigen
Jubiläums des ſeligen Pater Caniſius. Die Eneyklika er-
innert an ſeinen Kampf gegen die Glaubensirrtümer und ermahnt
die Biſchöfe ſeinem Beiſpiel nachzueifern, dann vor allem ihre
Sorgfalt auf die Erziehung der Jugend zu verwenden. Sie
ermuntert die Biſchöfe Schulen zu gründen, die ausſchließlich
für die Katholiken beſtimmt wären und ſie mit vortrefflichen
Lehrern zu verſehen. Der Papſt empfiehlt den Biſchöfen, ge-
meinſam zu handeln, alle Parteikämpfe zu vermeiden und alle
ihre Sorge auf die Kirche zu verwenden, damit ſich alle Katho-
liken fur dasſelbe Ziel einigten.
— In Novara wurde bei der plötzlichen Reviſion der
Hauptkaſſe ein Fehlbetrag von 400 000 Lire entdeckt und
der Stadtkaſſier, welcher eingeſtand, ſämtliche als Kautionen
hinterlegte Wertpapiere unterſchlagen zu haben, verhaftet.
Amerika.
Das neuentdeckte Goldland in Britiſch Columbıa
muß ein fürchterlich rauhes Klima beſitzen. Die Schrecken der
Klondyke-Gegend ſind der lange entſetzlich kalte Winter, die
gewaltigen Stürme, der Mangel an Lebensmittel. Ueber 2000
Goldgräber ſind bereits in den letzten 3 Jahren umgekommen.
Belgien.
Die ſtreikenden Bergleute ſuchten in Paturages
das Gebäude der katholiſchen Kooperativgenoſſenſchaft in die Luft
zu ſprengen. Das Dynamitattentat beſchädigte das Haus und
die 4 angrenzenden Gebäude.
Türkei.
Es verlautet, etwa 60 tüchtige Notabeln, die
unter dem Verdachte ſtanden, mit den Jungtürken in Beziehung
zu ſtehen, ſeien auf Wink des Kriegsminiſteriums beiſeite ge-
ſchafft worden.
Afrika.
Eine offizielle Depeſche aus Laurenzo-Marquez
vom 30. ds. meldet, die portugieſiſchen Truppen hätten die Re-
bellen des Gazalandes blutig geſchlagen und ıhnen einen Verluſt
von 300 Mann beigebracht.
Verſchiedenes.
— Wenn man vergeßlich iſt! Ein Meraner Bergſteiger
verirrte ſich unlängſt bei einer Ifingerpartie und mußte eine
Viertelſtunde einen Felsgrat rittlings paſſieren, was ſehr lebens-
gefährlich war. Nachdem er eine weitere Viertelſtunde auf beſſerem
Terrain gemacht, bemerkte er, daß ſein Rock, den er auf den
Schnurſack aufgebunden hatte, abhanden gekommen ſei. Da er
denſelben nicht zurücklaſſen wollte, ging er wieder zurück, paſſierte
nochmals die gefährliche Stelle und fand, drüben angekommen,
daß er den Rock — am Leibe trug.
— Prag, die Hauptſtadt Böhmens, wächſt ſich ſeit einigen
Jahren kurios genug aus. Das deutſche Staatsgymnaſium in
der Altſtadt zählte in dieſem Jahre unter ſeinen Schülern 31
Katholiken, 4 Proteſtanten und 163 (!) Juden; das Neuſtädter
Gymnaſium 143 Katholiken, 18 Proteſtanten und 217 Juden;
das Gymnaſium in der Stephansgaſſe 196 Katholiken, 18
Proteſtanten und 193 Juden. — Schöne Ausſichten! Da be-
greift man vieles aus dieſem Judenreich.
— Chineſenfurcht. Diejenigen welche eine Invaſion der
Chineſen und Verdrängung der abendländiſchen Induſtrie durch
die Chineſen befürchten, werden ſich beruhigen, wenn ſie Chinas
1896ger Handelsbilanz betrachten. Die Einfuhr des Jahres
1896 erreichte die Höhe von 202,6 Mill. Haikwan-Taëls, d.
h. 31 Millionen mehr als im Jahr 1895. Zugenommen hat
beſonders die Einfuhr von Baumwollgeweben (15 Mill.), Baum-
wollengarnen (faſt 11 Mill.), Wollwaren (1,8 Mill.), Metall-
waren (2½ Mill). Die Ausfuhr iſt indeſſen von 143,3 Mill.
Taëls 1895 auf 131,1 Mill. Hk.-Taëls in 1896 zurückge-
gangen; beſonders bemerkbar hat ſich dies bei Rohbaumwolle,
Seide und Thee gemacht.
— In Pontoiſe (bei Paris) wurde einem armen Teufel,
der auf einer Straßenbank ſchlıef, die Halsader durchſchnitten,
nachdem man ihn einiger Franken beraubt hatte. Der ſcheußliche
Mord hat die Bevölkerung in ungeheure Aufregung verſetzt.
— In Thas (Ungarn) haben ein 12jähriger und ein
13jähriger Knabe ein Kind, aus purer Luſt zum Töten, ermordet.
Jugenderziehung!
— Wien, 30. Juli. Infolge des Austritts der Wien
ſtürzte an der Schwarzenbergbrücke ein Gerüſt, auf dem ſich etwa
fünfzehn Arbeiter befanden, ein. Es konnten nur fünf gerettet
werden, die übrigen verſchwanden in den Fluten.
— Erzieheriſches! Ein merkwürdiges Aufſatz-Thema:
In Toulouſe wurde den Abiturienten für die Maturitätsprüfung
das Thema geſtellt: „Die Liebeserklärung der Phädra an Hippolit.“
— Streikbrecher. Im Braunkohlenwerk von Altrohau
(Böhmen) wurden an Stelle ausſtändiger Belegſchaften Italiener
angeworben Darauf verſammelten ſich die Ausſtändigen und
warfen in den Wohnungen der Italiener die Fenſter ein und
bedrohten die Arbeiter und den Direktor. Die Gendarmie zer-
ſtreute die Menge und nahm 10 Verhaftungen vor. Die Italiener
haben Altrohlau verlaſſen.
— In den Weinbergen von Tremona und Morbio inferiore
ſind Reblausherde entdeckt worden.
Literariſches.
— Kalender-Litteratur. Als der erſte Bote des kommenden Jahres
erſcheint auf unſerem Redaktionstiſche der altbekannte und beliebte St.
Urſen-Kalender aus Solothurn und zwar diesmal an Text und
Illuſtrationen beſonders reichhaltig.
Sein beſonderes Gepräge erhält er durch eine ausführliche Dar-
ſtellung des Einfalls der Franzoſen in die Schweiz und in Solothurn
im beſondern, das gerade vor hundert Jahren ſtattgefunden hat. Mehrere
intereſſante Illuſtrationen, der heutigen Welt größtenteils unbekannte Bild-
niſſe der hervorragendſten Männer aus jener denkwürdigen Epoche, zieren
die Schilderung. Unterhaltende, ernſte und heitere Erzählungen werden
gerne geleſen werden, und an kleinen Anekdoten und Schwänken fehlt
es nicht, ebenſo wenig als an belehrenden Mitteilungen. Den Anfang
des Kalenders bildet wie gewohnt die ausführlıche Weltchronik, den Schluß
der an Namen reiche Totenkalender, u. A. auch die Biographie des „Welt-
überblickers.“ Darum ſei der neue Kalender nah und fern auf’s beſte
empfohlen.
— Durch die Zeitungen lief vor einigen Wochen die beunruhigende
Nachricht, daß unſern Kirſchbäumen in dieſem Jahre eine Epidemie drohe,
indem der bekannte Pilz Monilia ſtellenweiſe ſo maſſenhaft auftrete, daß
die Kirſchbäume daran einzugehen drohen. Auf Veranlaſſung der Re-
daktion ſpricht ſich in der neueſten Nummer des praktiſchen Ratgebers
der bekannte Profeſſor Dr. Paul Sorauer über dieſe Monilia-Epidemie
aus und zwar im allgemeinen beruhigend. Er weiſt nach, daß an dem
maſſenhaften Auftreten des in jedem Jahr: und an allen Obſtſorten
vorhandenen Pilzes Monilia die naſſe Witterung ſchuld ſei und daß
man dieſes epidemiſche Auftreten in jedem naſſen Jahr beobachtet habe.
Die Nummer des praktiſchen Ratgebers mit dem betreffenden Aufſatze
des Herrn Profeſſor Sorauer wird Intereſſenten gern auf Verlangen
umſonſt zugeſchickt von der Verlagshandlung Trowitzſch und Sohn
in Frankfurt d. Oder.
Redaktion: Dr. jur. U. Lampert, Fürſprech.
Butterpreis in Uznach, den 31. Juli 1897.
Preis per halb Kilo Fr. 1.20 bis Fr. 1. 30.
_
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |