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St. Galler Volksblatt. Nr. 2, Uznach, 06. 01. 1900.

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Nr. 2. Uznach, Samstag den 6. Januar 1900. 45. Jahrgang.


St. Galler Volksblatt.
Publikations-Organ der Bezirke See und Gaster.
Obligatorisch in Uznach, Jona, Gommiswald, St. Gallenkappel Rapperswil, Schmerikon, Eschenbach, Ernetswil und Goldingen.

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Erscheint Mittwoch und Samstag.


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Druck und Verlag von K. Oberholzers Buchdruckerei in Uznach.

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Wöchentl. Gratisbeilage "Linth-Blätter".




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Ungeahnte Antwort.



Da hatt' ich einen guten Freund,
Der wohnte in der Ferne,
Doch ob uns Berg und Thal getrennt,
Ich dachte sein so gerne.
Ich sandte ihm zum neuen Jahr
Ein Kärtchen als mein Grüßchen,
Mit einem muntern Scherz darauf,
In leichten Jamben-Füßchen.
Ich dachte mir, der liebe Freund,
Wie wird er wieder lachen,
Wie wird er dann als Widerpart
Mir auch ein Reimchen machen!
Mein Kärtchen flog hinaus nach West,
Es fand den Freund -- -- am Leben?
Ach nein! Ihm hat das alte Jahr
Den Todesstoß gegeben.
Zur gleichen Stund', da ich ihm schrieb,
Lag krank er in den Zügen;
Als ich ihn neckte, mußt' er schon
Tot in die Bahre liegen.
Statt muntrer Scherz, wie ich gehofft,
Kam mir die Trauerkunde;
Ich seufzte: Welch' ein Gegensatz
Ein- und dieselbe Stunde!
Ich fröhlich und des Witzes voll,
Der Freund jäh am Erbleichen --
Sylvestertag, wie warst du doch
Für mich ein mahnend Zeichen!
So wie es meinem Freunde ging,
Kann's auch mit mir geschehen;
D'rum schließ' die Rechnung täglich ab
Und rüste dich zum Gehen!



Römischer Wochenbrief.




Rom scheint seine "Befreiung", welche vor nunmehr 30
Jahren erfolgt sein soll, momentan vollständig vergessen zu haben.
Seit der Eröffnung des Jubiläumsjahres spricht und hört man
von nichts weiter als diesem. Sei es nun, daß bei dem einen
dieser etwas plötzliche Gesinnungswechsel durch wirklich kirchlichen
Sinn, bei dem andern vielleicht durch den nüchtern rechnenden
Verstand oder sogar durch ein gewisses Geschäftsinteresse hervor-
gerufen wurde: die Thatsache steht fest, daß die Römer noch nie-
mals mit soviel Ehrfurcht vom Papste und den Institutionen
unserer heiligen Kirche gesprochen haben, als jetzt, und daß ihr
Kirchenbesuch ein geradezu großartiger genannt werden kann.
Durch die Heilige Pforte der Peterskirche ziehen tagtäglich hun-
derte und tausende Einheimischer und Fremder. -- Einer Ein-
ladung der Rektoren unserer beiden deutschen Nationalstiftungen,
der Anima und des Campo Santo folgend. hatten am 27. Dez.
etwa 500 Personen, allen hier vertretenen Kreisen und Berufs-
klassen angehörend, sich um 8 Uhr früh im Portikus der Peters-
kirche eingefunden, um in feierlicher Prozession gemeinschaftlich
durch die Heilige Pforte zu ziehen. Der gelehrte Rektor des
altehrwürdigen Campo Santo, Monsignot de Waal, traf selbst
die Anordnungen bei der Aufstellung der Prozession. Diese selbst,
unter Vortritt weißgekleideter, junger Mädchen, setzte sich mit
hier in Italien ungewohnter Pünktlichkeit in Bewegung. Es
waren u. A. erschienen: die Kapläne der Anima und des Campo
Santo, in corpore. Die rotgekleideten Zöglinge des Collegium
Germanicum mit ihrem neuen Rektor, P. Biederlack, die Priester
und Alumnen der Gesellschaft des göttlichen Heilands (Jordanisten),
die ehrw. Bruderschaft des Campo Santo in ihrer originellen
Tracht und mit ihren Abzeichen; der deutsche katholische Gesellen-
verein mit seiner Fahne; die Frauenkongregationen der sogen.
Kreuzschwestern und der grauen Schwestern. An diese schloß sich
nun die große Reihe der in Rom dauernd oder vorübergehend
anwesenden Deutschen und Oesterreicher, sowie die nicht minder
zahlreich vertretenen Schweizer an. Am Altar der Cathedra,
hinter dem Grabe des Apostelfürsten, machte der imposante Zug
Halt und Seine Eminenz, Kardinal Fürst. Erzbischof Missia von
Görz las die Messe, hielt eine Ansprache und spendete fast allen
Anwesenden die heilige Kommunion. Zu Seiten des Altares
hatten die Monsignori von Montel, de Waal, apostolischer Proto-
notar Dr. Nagl, Rektor der Anima, sowie Graf T'Serclaes,
Präsident des belgischen Collegiums, Platz genommen. Während
des Gottesdienstes sang der Chor des Germanicums und der-
jenige der Gesellschaft des göttlichen Heilands, letzterer unter der
Leitung des eifrigen P. Gregorius Gasser, sehr exakt und har-
monisch einige auserwählte Stücke. Trotz des strömenden Regens
machten sich viele der Anwesenden auf den Weg zum vorge-
schriebenen Besuche der drei übrigen großen Basiliken. Leider
ist der Weg vom Lateran zur Paulskirche, welche bekanntlich
weit von der Stadt liegt; noch immer nicht fertig. Eine direkte
elektrische oder Pferdebahn wäre hier von großem Werte, zumal
bereits eine direkte Verbindung zwischen der Peterskirche und
Lateran besteht. Allen denen, welche der Zeremonie der Oeffnung
des Heiligen Thores der Peterskirche beigewohnt haben, schenkte
Leo XIII. eine bronzene Erinnerungs-Medaille in der Größe
eines Zweifrankenstückes, mit dem päpstlichen Bildnis und der
Unterschrift Leo XIII. Pont. Max. An. XXII. Die andere
Seite zeigt Christus in Wolken über der Porta Sancta schwebend,
[Spaltenumbruch] sowie die Zahl MCM. Hier lautet die Unterschrift: Venite ad
me omnes -- Haec est porta Domini.

Der greise Papst hat die vielen Aufregungen und An-
strengungen der letzten Tage nicht nur aufs beste ertragen, sondern
auch nicht die geringsten Folgen davon zu spüren gehabt. Am
Weihnachtstage zelebrierte Leo XIII. die drei heiligen Messen in
ununterbrochener Reihenfolge hintereinander, während er sonst
regelmäßig eine Pause von einer Stunde zwischen den einzelnen
Messen machte. -- Die Kardinäle Missia und Coublie, Erz-
bischof von Lyon, wurden von Seiner Heiligkeit in Abschieds-
audienz empfangen, desgleichen erschienen vorgestern im Vatikan,
um dem Heiligen Vater ihre Aufwartung zu machen: die
Schwester der Raiserin Elisabeth, Gräfin von Trani, sowie deren
Schwager, der Herzog von Alencon. -- In fast allen römischen
Kirchen wurden in verflossener Nacht Messen, zumteil auch Hoch-
ämter zelebriert. In der Peterskirche wurde dasselbe, sowie das
Tedeum vom Canonicus di Visogno abgehalten. In der
Paulinischen Kapelle zelebrierte der Sakristan der apostolischen
Paläste. Die Kirchen waren alle überfüllt. Es herrschte schönes,
windstilles Wetter.




Der Krieg in Südafrika.



Der neue Geueralstabschef der englischen Armee in Süd-
afrika, Lord Kitschener, hat sich dem Mitarbeiter eines deutschen
Blattes über den Krieg wie folgt ausgesprochen. Es sei bemerkt,
daß Lord Kitschener der Sieger über den Mahdi und die Der-
wische in Egypten ist, die er letztes Jahr endlich zu Paaren ge-
trieben. Er sagte dem Vertreter des deutschen Blattes:

"Alle unsere Generale in Südafrika sind tüchtige und be-
währte Offiziere fast ohne Ausnahme; an ihren Niederlagen sind
nicht sie, sondern die jingoistische Presse in England schuld!
Diese Leute, gewisse Minister voran, haben sich den Krieg in
Südafrika als einen militärischen Spaziergang vorgestellt; sie
haben den braven Sir Buller beinahe gesteinigt, als er zur Mäßi-
gung ermahnte und auf den Ernst der Lage hinwies. Ihr thö-
richtes Geschrei hat unsere braven Generale verwirrt gemacht, hat
unsere heldenmütigen Offiziere und Truppen, die mit aller Ge-
walt für eine Börsenclique Erfolge erringen sollten, in den Tod
getrieben. Sie haben Truppen nach Afrika geworfen, ohne Vor-
kehrungen für ihre Verpflegung und ihren Zusammenhang zu
treffen; sie haben gemeint, gegen Wilde zu kämpfen, wo wir es
mit einem furchtbaren, gänzlich militärisch organisierten Gegner,
mit einem "Preußen in Südafrika" zu thun haben. Es ist ganz
verkehrt, wenn geglaubt wird, in London hätte man nichts von
den Rüstungen des Transvaals gewußt; man hat nur die Be-
richte, welche Sir Buller sandte, gar nicht gelesen! Es zeigt sich
hier dieselbe Erscheinung, wie vor dem Falle von Khartum. Auch
damals ein Verkennen der Gefährlichkeit des Gegners, ein Sich-
selbstbelügen, bis Gordon gefallen war und die schwarze Fahne
des Propheten auf den Zinnen von Khartum wehte. Aber ich
glaube zuversichtlich, daß es auch in Südafrika noch nicht zu spät
sein wird. Nachdem die Truppen konzentriert sein werden, wird
es meine Hauptaufgabe sein, die Truppen und Offiziere zunächst
an eine bedächtige und vorsichtige Kampfesweise zu gewöhnen, die
allein dem beweglichen Gegner gegenüber Erfolg versprechen kann.
Transvaal muß in eiserner Umschnürung erdrückt werden, anders
ist ihm nicht beizukommen. Langsam, langsam werden die mili-
tärischen Operationen vor sich gehen, auf das Geschrei der Lon-
doner Presse wird gar nicht mehr gehört werden. Sie werden
schon Geduld lernen, und Geduld wird England haben müssen;
denn ich glaube nicht, daß vor einem Jahre die Republiken nieder-
gerungen sein werden. An die Kampfesweise der Buren werde
ich unsere Leute schon gewöhnen können. Der Zug nach Karthum
war auch kein Kinderspiel, das kann ich Ihnen sagen; da galt
es auch, erst zu lernen, und auch in Südafrika muß die Lehrzeit
jetzt vorüber sein. Natal ist kein geeignetes Feld für einen Vor-
stoß mit großen Massen: Gebirgige Gegenden zersplittern immer
und erlauben selten wuchtige, mit voller Kraft geführte Stöße.
Freilich halten sich dort noch 9000 -- 10,000 Mann, und ich
weiß jetzt noch nicht, was ich, an Ort und Stelle angekommen,
thun werde. Das hängt ganz von den Umständen ab. ...
Mißmutig sprang der General auf, als er soweit gekommen war:
"Es ist Zeit, meine Herren, ich bedaure, es ist Zeit. Ich sage
Ihnen, das Kriegführen ist ein undankbares Geschäft, am undank-
barsten aber ist es, einen Karren aus dem Sumpf ziehen. Die
ganze Geschichte in Südafrika ist verfahren, alles verpfuscht. ...
Mit der Hälfte an Zeit, Geld und Blut hätten wir Südafrika
beruhigen können, wäre die Sache gleich von Anbeginn richtig
angefangen worden. Jetzt braucht man 150,000 Mann und ein
ganzes Jahr, ein ganzes Jahr!"

-- Die letzten Nachrichten vom Kriegsschauplatze klingen
rätselhaft. General French, der mit seiner Division noch nicht im
Feuer gewesen und deshalb ob seiner Unthätigkeit heftig ange-
griffen wurde, soll nun die Buren aus der wichtigen Stadt Coles-
berg "hinausmanöveriert" haben. Daß er die Buren geschlagen,
wagen auch die englischen Zeitungen nicht zu behaupten. Nun,
das wäre ja schon ein Erfolg, wenn French die Buren hätte ver-
anlassen können, Colesberg zu verlassen. French hat dann freien
Weg bis zum Fluß Oranje, welcher die Grenze zwischen England
und der Oranjerepublik bildet. Aber bisher ist noch keine offizielle
Bestätigung dieses "Hinausmanöverierens" erfolgt. Dagegen lassen
[Spaltenumbruch] andere Nachrichten darauf schließen, daß General French in eine
sehr üble Lage geraten kann, wenn er sich nicht schon in derselben
befindet. --

Der am Tugelaflusse am 15. Dezember geschlagene General
Buller bereitet sich zu einer neuen Schlacht vor; er will die er-
littene Niederlage gut machen, bevor General Roberts ihm das
Oberkommando abnimmt. --

Die englischen Zeitungen hatten großen Lärm gemacht und
gejubelt, weil die englischen Kolonien Kanada und Australien
Freiwillige England zur Verfügung stellen. Nun stellt es sich
heraus, daß in Kanada und Australien einfach die Zuchthäuser
geöffnet wurden, die Zuchthäusler wurden dann zu "Freiwilligen"
gemacht und nach Südafrika spediert. So wurden zwei gute
Geschäfte auf einmal gemacht: man war die Zuchthäusler los
und konnte sich England gegenüber rühmen, "Freiwillige" gestellt
zu haben. Praktische Leute, diese Kanadier und Australier! Die
haben von ihren Herren, den Engländern, etwas gelernt.

Transvaal. Gegenüber den schönfärberischen Berichten
englischer Blätter von der Flucht der Buren bei Colesberg wird
telegraphisch bekannt, daß sich die Lage bei Colesberg unerwartet
geändert habe. Die Buren besetzten im Laufe der Nacht die
Stellungen wieder, von denen sie gestern durch General French
vertrieben worden waren.

-- Englische Militärärzte.

Welche ungeheure Summen
die Engländer im Kriege bloß für die Aerzte auszugeben haben
erhellt aus der Thatsache, daß die Regierung dreien derselben je
eine jährliche Summe von 125,000 Franken zu bezahlen hat.
Da dieselben bis jetzt schlecht gestellt waren und wahre Hunger-
löhne ausbezahlt erhielten, mußte die britische Regierung auf
diesem Wege einem schon längst bestehenden Uebelstande abhelfen.
Sie scheinen indes ihre Batzen verdienen zu müssen, da, wie ein
Arzt aus Pretoria, im Burenlazaret, an die holländische Zeit-
schrift für Medizin berichtet, die Verluste und Verwundungen
auf Seite der Engländer das Zehnfache von dem der Buren be-
trage. In den Burenlazareten sei deshalb, und weil die Buren
alle englischen Verwundeten so schnell als möglich nach dem eng-
lischen Lager schicken, damit die Aerzte dort ihre Arbeit mit ihnen
haben, ihre Verbandstoffe an ihnen verbrauchen und den Engländern
den Proviant aufessen, verhältnismäßig wenig Arbeit.




Eidgenössisches.



-- Die Maul- und Klauenseuche richtet wieder große
Verheerungen an. Was nützen alle die Subventionen für die
Landwirtschaft, wenn durch eine mangelhafte Viehseuchenpolizei
die Bauern jährlich um Millionen geschädigt werden. Nun hat
der Bundesrat wieder einen Schritt gethan, welchen er schon
längst hätte thun sollen, der aber noch lange nicht genügt. Die
Einfuhr von Vieh aus der Provinz Mailand ist verboten
worden, weil konstatiert wurde, daß gerade aus dieser Provinz
verseuchtes Vieh eingeführt wurde. Das nützt aber sehr wenig,
da ja die Einfuhr aus anderen italienischen Provinzen gestattet
ist. In Italien herrscht eben auch inbezug auf die Seuchen-
polizei wie überall keine Ordnung, und es wird doch niemand
glauben, daß die pfiffigen Italiener es nicht verstehen, Vieh aus
der Provinz Mailand als aus einer andern Provinz kommend
einzuführen. Auf italienische amtliche Ausweispapiere ist in
solchen Dingen nicht viel zu geben, da hilft alles einander, Be-
hörden und Private, namentlich wenn es sich darum handelt, die
Ausländer zu betrügen.

Nun soll im Großen Rate von Bern, nach einem bernischen
Blatte, die Regierung scharf zur Rede gestellt werden, und
namentlich auch die Entschädigungspflicht des Staates für
mangelhafte Viehseuchenpolizei zur Sprache kommen. Recht so,
der Staat mit seinem teuren Beamtentum behauptet alles zu
können; nun soll er für seine Unfähigkeit und Nachlässigkeit auch
büßen, selbstverständlich mit Rückgriffsrecht auf die fehlbaren Be-
amten. Sobald das Beamtentum einmal weiß, daß es für seine
Handlungen verantwortlich ist, wird es auch sich besser zusammen-
nehmen.

-- Referendumsfrist.

Das Bundesblatt publiziert den
Bundesbeschluß betreffend die Besoldungen des Bundesrates und
das Bundesgesetz über Bau und Betrieb der schweizerischen Neben-
bahnen. Für beide Erlasse geht die Referendumsfrist am 27.
März 1900 zu Ende. Durch den ersterwähnten Beschluß werden
die Besoldungen der Bundesräte auf 15 000, diejenige des Bundes-
präsidenten auf 17 000 Fr. festgesetzt. Der Zweck des Neben-
bahnengesetzes ist, den Bau von solchen Eisenbahnen, "die vor-
zugsweise dem Lokalverkehr oder speziellen Verkehrszwecken dienen
und nicht den großen Durchgangsverkehr für Personen und Güter
vermitteln", dadurch zu erleichtern, daß für Bau, Betrieb und
das Rechnungswesen gewisse Erleichterungen und Vereinfachungen
gestattet werden.

-- Referendum.

Betreffend die Versicherungsgesetze waren
bis gestern bei der Bundeskanzlei 25 736 Unterschriften einge-
gangen, darunter 7086 aus der Waadt, 5400 aus dem Kanton
Bern, 2000 aus Neuenburg, 1050 aus Graubünden etc. Im
Waadtland allein sollen 14 000 zusammenkommen. Die Gesamt-
zahl der Unterschriften dürfte bis Ablauf der Frist (9. Jan.)
die Ziffer von 60 000 -- 70 000 erreichen, so daß das Referendum
mit aller Sicherheit schon jetzt als zustande gekommen zu be-

Nr. 2. Uznach, Samstag den 6. Januar 1900. 45. Jahrgang.


St. Galler Volksblatt.
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Ungeahnte Antwort.



Da hatt’ ich einen guten Freund,
Der wohnte in der Ferne,
Doch ob uns Berg und Thal getrennt,
Ich dachte ſein ſo gerne.
Ich ſandte ihm zum neuen Jahr
Ein Kärtchen als mein Grüßchen,
Mit einem muntern Scherz darauf,
In leichten Jamben-Füßchen.
Ich dachte mir, der liebe Freund,
Wie wird er wieder lachen,
Wie wird er dann als Widerpart
Mir auch ein Reimchen machen!
Mein Kärtchen flog hinaus nach Weſt,
Es fand den Freund — — am Leben?
Ach nein! Ihm hat das alte Jahr
Den Todesſtoß gegeben.
Zur gleichen Stund’, da ich ihm ſchrieb,
Lag krank er in den Zügen;
Als ich ihn neckte, mußt’ er ſchon
Tot in die Bahre liegen.
Statt muntrer Scherz, wie ich gehofft,
Kam mir die Trauerkunde;
Ich ſeufzte: Welch’ ein Gegenſatz
Ein- und dieſelbe Stunde!
Ich fröhlich und des Witzes voll,
Der Freund jäh am Erbleichen —
Sylveſtertag, wie warſt du doch
Für mich ein mahnend Zeichen!
So wie es meinem Freunde ging,
Kann’s auch mit mir geſchehen;
D’rum ſchließ’ die Rechnung täglich ab
Und rüſte dich zum Gehen!



Römiſcher Wochenbrief.




Rom ſcheint ſeine „Befreiung“, welche vor nunmehr 30
Jahren erfolgt ſein ſoll, momentan vollſtändig vergeſſen zu haben.
Seit der Eröffnung des Jubiläumsjahres ſpricht und hört man
von nichts weiter als dieſem. Sei es nun, daß bei dem einen
dieſer etwas plötzliche Geſinnungswechſel durch wirklich kirchlichen
Sinn, bei dem andern vielleicht durch den nüchtern rechnenden
Verſtand oder ſogar durch ein gewiſſes Geſchäftsintereſſe hervor-
gerufen wurde: die Thatſache ſteht feſt, daß die Römer noch nie-
mals mit ſoviel Ehrfurcht vom Papſte und den Inſtitutionen
unſerer heiligen Kirche geſprochen haben, als jetzt, und daß ihr
Kirchenbeſuch ein geradezu großartiger genannt werden kann.
Durch die Heilige Pforte der Peterskirche ziehen tagtäglich hun-
derte und tauſende Einheimiſcher und Fremder. — Einer Ein-
ladung der Rektoren unſerer beiden deutſchen Nationalſtiftungen,
der Anima und des Campo Santo folgend. hatten am 27. Dez.
etwa 500 Perſonen, allen hier vertretenen Kreiſen und Berufs-
klaſſen angehörend, ſich um 8 Uhr früh im Portikus der Peters-
kirche eingefunden, um in feierlicher Prozeſſion gemeinſchaftlich
durch die Heilige Pforte zu ziehen. Der gelehrte Rektor des
altehrwürdigen Campo Santo, Monſignot de Waal, traf ſelbſt
die Anordnungen bei der Aufſtellung der Prozeſſion. Dieſe ſelbſt,
unter Vortritt weißgekleideter, junger Mädchen, ſetzte ſich mit
hier in Italien ungewohnter Pünktlichkeit in Bewegung. Es
waren u. A. erſchienen: die Kapläne der Anima und des Campo
Santo, in corpore. Die rotgekleideten Zöglinge des Collegium
Germanicum mit ihrem neuen Rektor, P. Biederlack, die Prieſter
und Alumnen der Geſellſchaft des göttlichen Heilands (Jordaniſten),
die ehrw. Bruderſchaft des Campo Santo in ihrer originellen
Tracht und mit ihren Abzeichen; der deutſche katholiſche Geſellen-
verein mit ſeiner Fahne; die Frauenkongregationen der ſogen.
Kreuzſchweſtern und der grauen Schweſtern. An dieſe ſchloß ſich
nun die große Reihe der in Rom dauernd oder vorübergehend
anweſenden Deutſchen und Oeſterreicher, ſowie die nicht minder
zahlreich vertretenen Schweizer an. Am Altar der Cathedra,
hinter dem Grabe des Apoſtelfürſten, machte der impoſante Zug
Halt und Seine Eminenz, Kardinal Fürſt. Erzbiſchof Miſſia von
Görz las die Meſſe, hielt eine Anſprache und ſpendete faſt allen
Anweſenden die heilige Kommunion. Zu Seiten des Altares
hatten die Monſignori von Montel, de Waal, apoſtoliſcher Proto-
notar Dr. Nagl, Rektor der Anima, ſowie Graf T’Serclaes,
Präſident des belgiſchen Collegiums, Platz genommen. Während
des Gottesdienſtes ſang der Chor des Germanicums und der-
jenige der Geſellſchaft des göttlichen Heilands, letzterer unter der
Leitung des eifrigen P. Gregorius Gaſſer, ſehr exakt und har-
moniſch einige auserwählte Stücke. Trotz des ſtrömenden Regens
machten ſich viele der Anweſenden auf den Weg zum vorge-
ſchriebenen Beſuche der drei übrigen großen Baſiliken. Leider
iſt der Weg vom Lateran zur Paulskirche, welche bekanntlich
weit von der Stadt liegt; noch immer nicht fertig. Eine direkte
elektriſche oder Pferdebahn wäre hier von großem Werte, zumal
bereits eine direkte Verbindung zwiſchen der Peterskirche und
Lateran beſteht. Allen denen, welche der Zeremonie der Oeffnung
des Heiligen Thores der Peterskirche beigewohnt haben, ſchenkte
Leo XIII. eine bronzene Erinnerungs-Medaille in der Größe
eines Zweifrankenſtückes, mit dem päpſtlichen Bildnis und der
Unterſchrift Leo XIII. Pont. Max. An. XXII. Die andere
Seite zeigt Chriſtus in Wolken über der Porta Sancta ſchwebend,
[Spaltenumbruch] ſowie die Zahl MCM. Hier lautet die Unterſchrift: Venite ad
me omnes — Hæc est porta Domini.

Der greiſe Papſt hat die vielen Aufregungen und An-
ſtrengungen der letzten Tage nicht nur aufs beſte ertragen, ſondern
auch nicht die geringſten Folgen davon zu ſpüren gehabt. Am
Weihnachtstage zelebrierte Leo XIII. die drei heiligen Meſſen in
ununterbrochener Reihenfolge hintereinander, während er ſonſt
regelmäßig eine Pauſe von einer Stunde zwiſchen den einzelnen
Meſſen machte. — Die Kardinäle Miſſia und Coublié, Erz-
biſchof von Lyon, wurden von Seiner Heiligkeit in Abſchieds-
audienz empfangen, desgleichen erſchienen vorgeſtern im Vatikan,
um dem Heiligen Vater ihre Aufwartung zu machen: die
Schweſter der Raiſerin Eliſabeth, Gräfin von Trani, ſowie deren
Schwager, der Herzog von Alençon. — In faſt allen römiſchen
Kirchen wurden in verfloſſener Nacht Meſſen, zumteil auch Hoch-
ämter zelebriert. In der Peterskirche wurde dasſelbe, ſowie das
Tedeum vom Canonicus di Viſogno abgehalten. In der
Pauliniſchen Kapelle zelebrierte der Sakriſtan der apoſtoliſchen
Paläſte. Die Kirchen waren alle überfüllt. Es herrſchte ſchönes,
windſtilles Wetter.




Der Krieg in Südafrika.



Der neue Geueralſtabschef der engliſchen Armee in Süd-
afrika, Lord Kitſchener, hat ſich dem Mitarbeiter eines deutſchen
Blattes über den Krieg wie folgt ausgeſprochen. Es ſei bemerkt,
daß Lord Kitſchener der Sieger über den Mahdi und die Der-
wiſche in Egypten iſt, die er letztes Jahr endlich zu Paaren ge-
trieben. Er ſagte dem Vertreter des deutſchen Blattes:

„Alle unſere Generale in Südafrika ſind tüchtige und be-
währte Offiziere faſt ohne Ausnahme; an ihren Niederlagen ſind
nicht ſie, ſondern die jingoiſtiſche Preſſe in England ſchuld!
Dieſe Leute, gewiſſe Miniſter voran, haben ſich den Krieg in
Südafrika als einen militäriſchen Spaziergang vorgeſtellt; ſie
haben den braven Sir Buller beinahe geſteinigt, als er zur Mäßi-
gung ermahnte und auf den Ernſt der Lage hinwies. Ihr thö-
richtes Geſchrei hat unſere braven Generale verwirrt gemacht, hat
unſere heldenmütigen Offiziere und Truppen, die mit aller Ge-
walt für eine Börſenclique Erfolge erringen ſollten, in den Tod
getrieben. Sie haben Truppen nach Afrika geworfen, ohne Vor-
kehrungen für ihre Verpflegung und ihren Zuſammenhang zu
treffen; ſie haben gemeint, gegen Wilde zu kämpfen, wo wir es
mit einem furchtbaren, gänzlich militäriſch organiſierten Gegner,
mit einem „Preußen in Südafrika“ zu thun haben. Es iſt ganz
verkehrt, wenn geglaubt wird, in London hätte man nichts von
den Rüſtungen des Transvaals gewußt; man hat nur die Be-
richte, welche Sir Buller ſandte, gar nicht geleſen! Es zeigt ſich
hier dieſelbe Erſcheinung, wie vor dem Falle von Khartum. Auch
damals ein Verkennen der Gefährlichkeit des Gegners, ein Sich-
ſelbſtbelügen, bis Gordon gefallen war und die ſchwarze Fahne
des Propheten auf den Zinnen von Khartum wehte. Aber ich
glaube zuverſichtlich, daß es auch in Südafrika noch nicht zu ſpät
ſein wird. Nachdem die Truppen konzentriert ſein werden, wird
es meine Hauptaufgabe ſein, die Truppen und Offiziere zunächſt
an eine bedächtige und vorſichtige Kampfesweiſe zu gewöhnen, die
allein dem beweglichen Gegner gegenüber Erfolg verſprechen kann.
Transvaal muß in eiſerner Umſchnürung erdrückt werden, anders
iſt ihm nicht beizukommen. Langſam, langſam werden die mili-
täriſchen Operationen vor ſich gehen, auf das Geſchrei der Lon-
doner Preſſe wird gar nicht mehr gehört werden. Sie werden
ſchon Geduld lernen, und Geduld wird England haben müſſen;
denn ich glaube nicht, daß vor einem Jahre die Republiken nieder-
gerungen ſein werden. An die Kampfesweiſe der Buren werde
ich unſere Leute ſchon gewöhnen können. Der Zug nach Karthum
war auch kein Kinderſpiel, das kann ich Ihnen ſagen; da galt
es auch, erſt zu lernen, und auch in Südafrika muß die Lehrzeit
jetzt vorüber ſein. Natal iſt kein geeignetes Feld für einen Vor-
ſtoß mit großen Maſſen: Gebirgige Gegenden zerſplittern immer
und erlauben ſelten wuchtige, mit voller Kraft geführte Stöße.
Freilich halten ſich dort noch 9000 — 10,000 Mann, und ich
weiß jetzt noch nicht, was ich, an Ort und Stelle angekommen,
thun werde. Das hängt ganz von den Umſtänden ab. …
Mißmutig ſprang der General auf, als er ſoweit gekommen war:
„Es iſt Zeit, meine Herren, ich bedaure, es iſt Zeit. Ich ſage
Ihnen, das Kriegführen iſt ein undankbares Geſchäft, am undank-
barſten aber iſt es, einen Karren aus dem Sumpf ziehen. Die
ganze Geſchichte in Südafrika iſt verfahren, alles verpfuſcht. …
Mit der Hälfte an Zeit, Geld und Blut hätten wir Südafrika
beruhigen können, wäre die Sache gleich von Anbeginn richtig
angefangen worden. Jetzt braucht man 150,000 Mann und ein
ganzes Jahr, ein ganzes Jahr!“

— Die letzten Nachrichten vom Kriegsſchauplatze klingen
rätſelhaft. General French, der mit ſeiner Diviſion noch nicht im
Feuer geweſen und deshalb ob ſeiner Unthätigkeit heftig ange-
griffen wurde, ſoll nun die Buren aus der wichtigen Stadt Coles-
berg „hinausmanöveriert“ haben. Daß er die Buren geſchlagen,
wagen auch die engliſchen Zeitungen nicht zu behaupten. Nun,
das wäre ja ſchon ein Erfolg, wenn French die Buren hätte ver-
anlaſſen können, Colesberg zu verlaſſen. French hat dann freien
Weg bis zum Fluß Oranje, welcher die Grenze zwiſchen England
und der Oranjerepublik bildet. Aber bisher iſt noch keine offizielle
Beſtätigung dieſes „Hinausmanöverierens“ erfolgt. Dagegen laſſen
[Spaltenumbruch] andere Nachrichten darauf ſchließen, daß General French in eine
ſehr üble Lage geraten kann, wenn er ſich nicht ſchon in derſelben
befindet. —

Der am Tugelafluſſe am 15. Dezember geſchlagene General
Buller bereitet ſich zu einer neuen Schlacht vor; er will die er-
littene Niederlage gut machen, bevor General Roberts ihm das
Oberkommando abnimmt. —

Die engliſchen Zeitungen hatten großen Lärm gemacht und
gejubelt, weil die engliſchen Kolonien Kanada und Auſtralien
Freiwillige England zur Verfügung ſtellen. Nun ſtellt es ſich
heraus, daß in Kanada und Auſtralien einfach die Zuchthäuſer
geöffnet wurden, die Zuchthäusler wurden dann zu „Freiwilligen“
gemacht und nach Südafrika ſpediert. So wurden zwei gute
Geſchäfte auf einmal gemacht: man war die Zuchthäusler los
und konnte ſich England gegenüber rühmen, „Freiwillige“ geſtellt
zu haben. Praktiſche Leute, dieſe Kanadier und Auſtralier! Die
haben von ihren Herren, den Engländern, etwas gelernt.

Transvaal. Gegenüber den ſchönfärberiſchen Berichten
engliſcher Blätter von der Flucht der Buren bei Colesberg wird
telegraphiſch bekannt, daß ſich die Lage bei Colesberg unerwartet
geändert habe. Die Buren beſetzten im Laufe der Nacht die
Stellungen wieder, von denen ſie geſtern durch General French
vertrieben worden waren.

Engliſche Militärärzte.

Welche ungeheure Summen
die Engländer im Kriege bloß für die Aerzte auszugeben haben
erhellt aus der Thatſache, daß die Regierung dreien derſelben je
eine jährliche Summe von 125,000 Franken zu bezahlen hat.
Da dieſelben bis jetzt ſchlecht geſtellt waren und wahre Hunger-
löhne ausbezahlt erhielten, mußte die britiſche Regierung auf
dieſem Wege einem ſchon längſt beſtehenden Uebelſtande abhelfen.
Sie ſcheinen indes ihre Batzen verdienen zu müſſen, da, wie ein
Arzt aus Pretoria, im Burenlazaret, an die holländiſche Zeit-
ſchrift für Medizin berichtet, die Verluſte und Verwundungen
auf Seite der Engländer das Zehnfache von dem der Buren be-
trage. In den Burenlazareten ſei deshalb, und weil die Buren
alle engliſchen Verwundeten ſo ſchnell als möglich nach dem eng-
liſchen Lager ſchicken, damit die Aerzte dort ihre Arbeit mit ihnen
haben, ihre Verbandſtoffe an ihnen verbrauchen und den Engländern
den Proviant aufeſſen, verhältnismäßig wenig Arbeit.




Eidgenöſſiſches.



— Die Maul- und Klauenſeuche richtet wieder große
Verheerungen an. Was nützen alle die Subventionen für die
Landwirtſchaft, wenn durch eine mangelhafte Viehſeuchenpolizei
die Bauern jährlich um Millionen geſchädigt werden. Nun hat
der Bundesrat wieder einen Schritt gethan, welchen er ſchon
längſt hätte thun ſollen, der aber noch lange nicht genügt. Die
Einfuhr von Vieh aus der Provinz Mailand iſt verboten
worden, weil konſtatiert wurde, daß gerade aus dieſer Provinz
verſeuchtes Vieh eingeführt wurde. Das nützt aber ſehr wenig,
da ja die Einfuhr aus anderen italieniſchen Provinzen geſtattet
iſt. In Italien herrſcht eben auch inbezug auf die Seuchen-
polizei wie überall keine Ordnung, und es wird doch niemand
glauben, daß die pfiffigen Italiener es nicht verſtehen, Vieh aus
der Provinz Mailand als aus einer andern Provinz kommend
einzuführen. Auf italieniſche amtliche Ausweispapiere iſt in
ſolchen Dingen nicht viel zu geben, da hilft alles einander, Be-
hörden und Private, namentlich wenn es ſich darum handelt, die
Ausländer zu betrügen.

Nun ſoll im Großen Rate von Bern, nach einem berniſchen
Blatte, die Regierung ſcharf zur Rede geſtellt werden, und
namentlich auch die Entſchädigungspflicht des Staates für
mangelhafte Viehſeuchenpolizei zur Sprache kommen. Recht ſo,
der Staat mit ſeinem teuren Beamtentum behauptet alles zu
können; nun ſoll er für ſeine Unfähigkeit und Nachläſſigkeit auch
büßen, ſelbſtverſtändlich mit Rückgriffsrecht auf die fehlbaren Be-
amten. Sobald das Beamtentum einmal weiß, daß es für ſeine
Handlungen verantwortlich iſt, wird es auch ſich beſſer zuſammen-
nehmen.

Referendumsfriſt.

Das Bundesblatt publiziert den
Bundesbeſchluß betreffend die Beſoldungen des Bundesrates und
das Bundesgeſetz über Bau und Betrieb der ſchweizeriſchen Neben-
bahnen. Für beide Erlaſſe geht die Referendumsfriſt am 27.
März 1900 zu Ende. Durch den erſterwähnten Beſchluß werden
die Beſoldungen der Bundesräte auf 15 000, diejenige des Bundes-
präſidenten auf 17 000 Fr. feſtgeſetzt. Der Zweck des Neben-
bahnengeſetzes iſt, den Bau von ſolchen Eiſenbahnen, „die vor-
zugsweiſe dem Lokalverkehr oder ſpeziellen Verkehrszwecken dienen
und nicht den großen Durchgangsverkehr für Perſonen und Güter
vermitteln“, dadurch zu erleichtern, daß für Bau, Betrieb und
das Rechnungsweſen gewiſſe Erleichterungen und Vereinfachungen
geſtattet werden.

Referendum.

Betreffend die Verſicherungsgeſetze waren
bis geſtern bei der Bundeskanzlei 25 736 Unterſchriften einge-
gangen, darunter 7086 aus der Waadt, 5400 aus dem Kanton
Bern, 2000 aus Neuenburg, 1050 aus Graubünden etc. Im
Waadtland allein ſollen 14 000 zuſammenkommen. Die Geſamt-
zahl der Unterſchriften dürfte bis Ablauf der Friſt (9. Jan.)
die Ziffer von 60 000 — 70 000 erreichen, ſo daß das Referendum
mit aller Sicherheit ſchon jetzt als zuſtande gekommen zu be-

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[1/0001] Nr. 2. Uznach, Samstag den 6. Januar 1900. 45. Jahrgang. St. Galler Volksblatt. Publikations-Organ der Bezirke See und Gaster. Obligatorisch in Uznach, Jona, Gommiswald, St. Gallenkappel Rapperswil, Schmerikon, Eschenbach, Ernetswil und Goldingen. [Abbildung] Abonnements-Preis [Abbildung] Bei den Verträgern und mit Adresse in der Schweiz halbjährlich Fr. 2. 50, vierteljährlich Fr. 1.30. Bei der eidgen. Poſt jährlich Fr. 5.—, halbjährlich Fr. 2.60, vierteljährlich Fr. 1.40. Für das Ausland (Postverein) jede Nummer mit Adresse halbjährlich Fr. 5.—, wöchentlich ein Mal halbjährlich Fr. 3.50. [Abbildung] [Abbildung] Telephon [Abbildung] [Abbildung] Insertions-Gebühren [Abbildung] für den Seebezirk und Gaster (ohne Vermittlung der Inseratenbureaux) die kleinspaltige Petitzeile oder deren Raum 10 Rp. Für die übrigen Inserenten kostet die kleinspaltige Petitzeile oder deren Raum 15 Rp. Bei Wiederholungen Rabatt. — Inserate müssen bis jeweilen spätestens Dienstag und Freitag vormittags 10 Uhr abgegeben werden. Erscheint Mittwoch und Samstag. Druck und Verlag von K. Oberholzers Buchdruckerei in Uznach. Wöchentl. Gratisbeilage „Linth-Blätter“. Ungeahnte Antwort. Da hatt’ ich einen guten Freund, Der wohnte in der Ferne, Doch ob uns Berg und Thal getrennt, Ich dachte ſein ſo gerne. Ich ſandte ihm zum neuen Jahr Ein Kärtchen als mein Grüßchen, Mit einem muntern Scherz darauf, In leichten Jamben-Füßchen. Ich dachte mir, der liebe Freund, Wie wird er wieder lachen, Wie wird er dann als Widerpart Mir auch ein Reimchen machen! Mein Kärtchen flog hinaus nach Weſt, Es fand den Freund — — am Leben? Ach nein! Ihm hat das alte Jahr Den Todesſtoß gegeben. Zur gleichen Stund’, da ich ihm ſchrieb, Lag krank er in den Zügen; Als ich ihn neckte, mußt’ er ſchon Tot in die Bahre liegen. Statt muntrer Scherz, wie ich gehofft, Kam mir die Trauerkunde; Ich ſeufzte: Welch’ ein Gegenſatz Ein- und dieſelbe Stunde! Ich fröhlich und des Witzes voll, Der Freund jäh am Erbleichen — Sylveſtertag, wie warſt du doch Für mich ein mahnend Zeichen! So wie es meinem Freunde ging, Kann’s auch mit mir geſchehen; D’rum ſchließ’ die Rechnung täglich ab Und rüſte dich zum Gehen! Römiſcher Wochenbrief. Rom, den 1. Januar 1900. Rom ſcheint ſeine „Befreiung“, welche vor nunmehr 30 Jahren erfolgt ſein ſoll, momentan vollſtändig vergeſſen zu haben. Seit der Eröffnung des Jubiläumsjahres ſpricht und hört man von nichts weiter als dieſem. Sei es nun, daß bei dem einen dieſer etwas plötzliche Geſinnungswechſel durch wirklich kirchlichen Sinn, bei dem andern vielleicht durch den nüchtern rechnenden Verſtand oder ſogar durch ein gewiſſes Geſchäftsintereſſe hervor- gerufen wurde: die Thatſache ſteht feſt, daß die Römer noch nie- mals mit ſoviel Ehrfurcht vom Papſte und den Inſtitutionen unſerer heiligen Kirche geſprochen haben, als jetzt, und daß ihr Kirchenbeſuch ein geradezu großartiger genannt werden kann. Durch die Heilige Pforte der Peterskirche ziehen tagtäglich hun- derte und tauſende Einheimiſcher und Fremder. — Einer Ein- ladung der Rektoren unſerer beiden deutſchen Nationalſtiftungen, der Anima und des Campo Santo folgend. hatten am 27. Dez. etwa 500 Perſonen, allen hier vertretenen Kreiſen und Berufs- klaſſen angehörend, ſich um 8 Uhr früh im Portikus der Peters- kirche eingefunden, um in feierlicher Prozeſſion gemeinſchaftlich durch die Heilige Pforte zu ziehen. Der gelehrte Rektor des altehrwürdigen Campo Santo, Monſignot de Waal, traf ſelbſt die Anordnungen bei der Aufſtellung der Prozeſſion. Dieſe ſelbſt, unter Vortritt weißgekleideter, junger Mädchen, ſetzte ſich mit hier in Italien ungewohnter Pünktlichkeit in Bewegung. Es waren u. A. erſchienen: die Kapläne der Anima und des Campo Santo, in corpore. Die rotgekleideten Zöglinge des Collegium Germanicum mit ihrem neuen Rektor, P. Biederlack, die Prieſter und Alumnen der Geſellſchaft des göttlichen Heilands (Jordaniſten), die ehrw. Bruderſchaft des Campo Santo in ihrer originellen Tracht und mit ihren Abzeichen; der deutſche katholiſche Geſellen- verein mit ſeiner Fahne; die Frauenkongregationen der ſogen. Kreuzſchweſtern und der grauen Schweſtern. An dieſe ſchloß ſich nun die große Reihe der in Rom dauernd oder vorübergehend anweſenden Deutſchen und Oeſterreicher, ſowie die nicht minder zahlreich vertretenen Schweizer an. Am Altar der Cathedra, hinter dem Grabe des Apoſtelfürſten, machte der impoſante Zug Halt und Seine Eminenz, Kardinal Fürſt. Erzbiſchof Miſſia von Görz las die Meſſe, hielt eine Anſprache und ſpendete faſt allen Anweſenden die heilige Kommunion. Zu Seiten des Altares hatten die Monſignori von Montel, de Waal, apoſtoliſcher Proto- notar Dr. Nagl, Rektor der Anima, ſowie Graf T’Serclaes, Präſident des belgiſchen Collegiums, Platz genommen. Während des Gottesdienſtes ſang der Chor des Germanicums und der- jenige der Geſellſchaft des göttlichen Heilands, letzterer unter der Leitung des eifrigen P. Gregorius Gaſſer, ſehr exakt und har- moniſch einige auserwählte Stücke. Trotz des ſtrömenden Regens machten ſich viele der Anweſenden auf den Weg zum vorge- ſchriebenen Beſuche der drei übrigen großen Baſiliken. Leider iſt der Weg vom Lateran zur Paulskirche, welche bekanntlich weit von der Stadt liegt; noch immer nicht fertig. Eine direkte elektriſche oder Pferdebahn wäre hier von großem Werte, zumal bereits eine direkte Verbindung zwiſchen der Peterskirche und Lateran beſteht. Allen denen, welche der Zeremonie der Oeffnung des Heiligen Thores der Peterskirche beigewohnt haben, ſchenkte Leo XIII. eine bronzene Erinnerungs-Medaille in der Größe eines Zweifrankenſtückes, mit dem päpſtlichen Bildnis und der Unterſchrift Leo XIII. Pont. Max. An. XXII. Die andere Seite zeigt Chriſtus in Wolken über der Porta Sancta ſchwebend, ſowie die Zahl MCM. Hier lautet die Unterſchrift: Venite ad me omnes — Hæc est porta Domini. Der greiſe Papſt hat die vielen Aufregungen und An- ſtrengungen der letzten Tage nicht nur aufs beſte ertragen, ſondern auch nicht die geringſten Folgen davon zu ſpüren gehabt. Am Weihnachtstage zelebrierte Leo XIII. die drei heiligen Meſſen in ununterbrochener Reihenfolge hintereinander, während er ſonſt regelmäßig eine Pauſe von einer Stunde zwiſchen den einzelnen Meſſen machte. — Die Kardinäle Miſſia und Coublié, Erz- biſchof von Lyon, wurden von Seiner Heiligkeit in Abſchieds- audienz empfangen, desgleichen erſchienen vorgeſtern im Vatikan, um dem Heiligen Vater ihre Aufwartung zu machen: die Schweſter der Raiſerin Eliſabeth, Gräfin von Trani, ſowie deren Schwager, der Herzog von Alençon. — In faſt allen römiſchen Kirchen wurden in verfloſſener Nacht Meſſen, zumteil auch Hoch- ämter zelebriert. In der Peterskirche wurde dasſelbe, ſowie das Tedeum vom Canonicus di Viſogno abgehalten. In der Pauliniſchen Kapelle zelebrierte der Sakriſtan der apoſtoliſchen Paläſte. Die Kirchen waren alle überfüllt. Es herrſchte ſchönes, windſtilles Wetter. Der Krieg in Südafrika. Der neue Geueralſtabschef der engliſchen Armee in Süd- afrika, Lord Kitſchener, hat ſich dem Mitarbeiter eines deutſchen Blattes über den Krieg wie folgt ausgeſprochen. Es ſei bemerkt, daß Lord Kitſchener der Sieger über den Mahdi und die Der- wiſche in Egypten iſt, die er letztes Jahr endlich zu Paaren ge- trieben. Er ſagte dem Vertreter des deutſchen Blattes: „Alle unſere Generale in Südafrika ſind tüchtige und be- währte Offiziere faſt ohne Ausnahme; an ihren Niederlagen ſind nicht ſie, ſondern die jingoiſtiſche Preſſe in England ſchuld! Dieſe Leute, gewiſſe Miniſter voran, haben ſich den Krieg in Südafrika als einen militäriſchen Spaziergang vorgeſtellt; ſie haben den braven Sir Buller beinahe geſteinigt, als er zur Mäßi- gung ermahnte und auf den Ernſt der Lage hinwies. Ihr thö- richtes Geſchrei hat unſere braven Generale verwirrt gemacht, hat unſere heldenmütigen Offiziere und Truppen, die mit aller Ge- walt für eine Börſenclique Erfolge erringen ſollten, in den Tod getrieben. Sie haben Truppen nach Afrika geworfen, ohne Vor- kehrungen für ihre Verpflegung und ihren Zuſammenhang zu treffen; ſie haben gemeint, gegen Wilde zu kämpfen, wo wir es mit einem furchtbaren, gänzlich militäriſch organiſierten Gegner, mit einem „Preußen in Südafrika“ zu thun haben. Es iſt ganz verkehrt, wenn geglaubt wird, in London hätte man nichts von den Rüſtungen des Transvaals gewußt; man hat nur die Be- richte, welche Sir Buller ſandte, gar nicht geleſen! Es zeigt ſich hier dieſelbe Erſcheinung, wie vor dem Falle von Khartum. Auch damals ein Verkennen der Gefährlichkeit des Gegners, ein Sich- ſelbſtbelügen, bis Gordon gefallen war und die ſchwarze Fahne des Propheten auf den Zinnen von Khartum wehte. Aber ich glaube zuverſichtlich, daß es auch in Südafrika noch nicht zu ſpät ſein wird. Nachdem die Truppen konzentriert ſein werden, wird es meine Hauptaufgabe ſein, die Truppen und Offiziere zunächſt an eine bedächtige und vorſichtige Kampfesweiſe zu gewöhnen, die allein dem beweglichen Gegner gegenüber Erfolg verſprechen kann. Transvaal muß in eiſerner Umſchnürung erdrückt werden, anders iſt ihm nicht beizukommen. Langſam, langſam werden die mili- täriſchen Operationen vor ſich gehen, auf das Geſchrei der Lon- doner Preſſe wird gar nicht mehr gehört werden. Sie werden ſchon Geduld lernen, und Geduld wird England haben müſſen; denn ich glaube nicht, daß vor einem Jahre die Republiken nieder- gerungen ſein werden. An die Kampfesweiſe der Buren werde ich unſere Leute ſchon gewöhnen können. Der Zug nach Karthum war auch kein Kinderſpiel, das kann ich Ihnen ſagen; da galt es auch, erſt zu lernen, und auch in Südafrika muß die Lehrzeit jetzt vorüber ſein. Natal iſt kein geeignetes Feld für einen Vor- ſtoß mit großen Maſſen: Gebirgige Gegenden zerſplittern immer und erlauben ſelten wuchtige, mit voller Kraft geführte Stöße. Freilich halten ſich dort noch 9000 — 10,000 Mann, und ich weiß jetzt noch nicht, was ich, an Ort und Stelle angekommen, thun werde. Das hängt ganz von den Umſtänden ab. … Mißmutig ſprang der General auf, als er ſoweit gekommen war: „Es iſt Zeit, meine Herren, ich bedaure, es iſt Zeit. Ich ſage Ihnen, das Kriegführen iſt ein undankbares Geſchäft, am undank- barſten aber iſt es, einen Karren aus dem Sumpf ziehen. Die ganze Geſchichte in Südafrika iſt verfahren, alles verpfuſcht. … Mit der Hälfte an Zeit, Geld und Blut hätten wir Südafrika beruhigen können, wäre die Sache gleich von Anbeginn richtig angefangen worden. Jetzt braucht man 150,000 Mann und ein ganzes Jahr, ein ganzes Jahr!“ — Die letzten Nachrichten vom Kriegsſchauplatze klingen rätſelhaft. General French, der mit ſeiner Diviſion noch nicht im Feuer geweſen und deshalb ob ſeiner Unthätigkeit heftig ange- griffen wurde, ſoll nun die Buren aus der wichtigen Stadt Coles- berg „hinausmanöveriert“ haben. Daß er die Buren geſchlagen, wagen auch die engliſchen Zeitungen nicht zu behaupten. Nun, das wäre ja ſchon ein Erfolg, wenn French die Buren hätte ver- anlaſſen können, Colesberg zu verlaſſen. French hat dann freien Weg bis zum Fluß Oranje, welcher die Grenze zwiſchen England und der Oranjerepublik bildet. Aber bisher iſt noch keine offizielle Beſtätigung dieſes „Hinausmanöverierens“ erfolgt. Dagegen laſſen andere Nachrichten darauf ſchließen, daß General French in eine ſehr üble Lage geraten kann, wenn er ſich nicht ſchon in derſelben befindet. — Der am Tugelafluſſe am 15. 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Die Buren beſetzten im Laufe der Nacht die Stellungen wieder, von denen ſie geſtern durch General French vertrieben worden waren. — Engliſche Militärärzte. Welche ungeheure Summen die Engländer im Kriege bloß für die Aerzte auszugeben haben erhellt aus der Thatſache, daß die Regierung dreien derſelben je eine jährliche Summe von 125,000 Franken zu bezahlen hat. Da dieſelben bis jetzt ſchlecht geſtellt waren und wahre Hunger- löhne ausbezahlt erhielten, mußte die britiſche Regierung auf dieſem Wege einem ſchon längſt beſtehenden Uebelſtande abhelfen. Sie ſcheinen indes ihre Batzen verdienen zu müſſen, da, wie ein Arzt aus Pretoria, im Burenlazaret, an die holländiſche Zeit- ſchrift für Medizin berichtet, die Verluſte und Verwundungen auf Seite der Engländer das Zehnfache von dem der Buren be- trage. In den Burenlazareten ſei deshalb, und weil die Buren alle engliſchen Verwundeten ſo ſchnell als möglich nach dem eng- liſchen Lager ſchicken, damit die Aerzte dort ihre Arbeit mit ihnen haben, ihre Verbandſtoffe an ihnen verbrauchen und den Engländern den Proviant aufeſſen, verhältnismäßig wenig Arbeit. Eidgenöſſiſches. — Die Maul- und Klauenſeuche richtet wieder große Verheerungen an. Was nützen alle die Subventionen für die Landwirtſchaft, wenn durch eine mangelhafte Viehſeuchenpolizei die Bauern jährlich um Millionen geſchädigt werden. Nun hat der Bundesrat wieder einen Schritt gethan, welchen er ſchon längſt hätte thun ſollen, der aber noch lange nicht genügt. Die Einfuhr von Vieh aus der Provinz Mailand iſt verboten worden, weil konſtatiert wurde, daß gerade aus dieſer Provinz verſeuchtes Vieh eingeführt wurde. Das nützt aber ſehr wenig, da ja die Einfuhr aus anderen italieniſchen Provinzen geſtattet iſt. In Italien herrſcht eben auch inbezug auf die Seuchen- polizei wie überall keine Ordnung, und es wird doch niemand glauben, daß die pfiffigen Italiener es nicht verſtehen, Vieh aus der Provinz Mailand als aus einer andern Provinz kommend einzuführen. Auf italieniſche amtliche Ausweispapiere iſt in ſolchen Dingen nicht viel zu geben, da hilft alles einander, Be- hörden und Private, namentlich wenn es ſich darum handelt, die Ausländer zu betrügen. Nun ſoll im Großen Rate von Bern, nach einem berniſchen Blatte, die Regierung ſcharf zur Rede geſtellt werden, und namentlich auch die Entſchädigungspflicht des Staates für mangelhafte Viehſeuchenpolizei zur Sprache kommen. Recht ſo, der Staat mit ſeinem teuren Beamtentum behauptet alles zu können; nun ſoll er für ſeine Unfähigkeit und Nachläſſigkeit auch büßen, ſelbſtverſtändlich mit Rückgriffsrecht auf die fehlbaren Be- amten. Sobald das Beamtentum einmal weiß, daß es für ſeine Handlungen verantwortlich iſt, wird es auch ſich beſſer zuſammen- nehmen. — Referendumsfriſt. Das Bundesblatt publiziert den Bundesbeſchluß betreffend die Beſoldungen des Bundesrates und das Bundesgeſetz über Bau und Betrieb der ſchweizeriſchen Neben- bahnen. Für beide Erlaſſe geht die Referendumsfriſt am 27. März 1900 zu Ende. Durch den erſterwähnten Beſchluß werden die Beſoldungen der Bundesräte auf 15 000, diejenige des Bundes- präſidenten auf 17 000 Fr. feſtgeſetzt. Der Zweck des Neben- bahnengeſetzes iſt, den Bau von ſolchen Eiſenbahnen, „die vor- zugsweiſe dem Lokalverkehr oder ſpeziellen Verkehrszwecken dienen und nicht den großen Durchgangsverkehr für Perſonen und Güter vermitteln“, dadurch zu erleichtern, daß für Bau, Betrieb und das Rechnungsweſen gewiſſe Erleichterungen und Vereinfachungen geſtattet werden. — Referendum. Betreffend die Verſicherungsgeſetze waren bis geſtern bei der Bundeskanzlei 25 736 Unterſchriften einge- gangen, darunter 7086 aus der Waadt, 5400 aus dem Kanton Bern, 2000 aus Neuenburg, 1050 aus Graubünden etc. Im Waadtland allein ſollen 14 000 zuſammenkommen. Die Geſamt- zahl der Unterſchriften dürfte bis Ablauf der Friſt (9. Jan.) die Ziffer von 60 000 — 70 000 erreichen, ſo daß das Referendum mit aller Sicherheit ſchon jetzt als zuſtande gekommen zu be-

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Zitationshilfe: St. Galler Volksblatt. Nr. 2, Uznach, 06. 01. 1900, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_stgaller2_1900/1>, abgerufen am 21.11.2024.