St. Galler Volksblatt. Nr. 103, Uznach, 24. 12. 1885.[Spaltenumbruch]
strenge Wintertage mit wacker Schneegestöber und jetzt Appropos! Weißt Du kein gutes Mittel für die Kühe, Doch jetzt will ich aufhören mit meiner langen Jere- So will ich denn noch von etwas Anderem berichten, Auf Seite 318 werden die Jesuiten hergenommen, Auf Seite 309 wird dann der Martin Luther Mit solchen und ähnlichen freimaurerischen Geschichts- Was ich noch hab' fragen wollen. Hast Du das Ding Also warum solche kostspieligen Neuerungen? Hoffentlich Aber jetzt ist's Zeit, daß ich aufhöre mit meinem Lieber Anton! Berichte mir bald wie's im St. Galler- Grüß' mir den auch von Herzen alle St. Gallerbauern, Also Gott befohlen. Er mög' Alles leiten und führen! Eidgenössisches. -- Bundesversammlung. 21. Dezember. National- Das Präsidium beantragt, von einer Frühjahrssession Die Zolltarif-Petitionen werden abgewiesen. Tieferlegung des Merjelensee's. In Ueber- Ständerath. Als neue Traktanden werden ange- Ueber die Münzkonvention referiren Blumer in deutscher Ueber das Konzessionsgesuch für die Eisenbahn Maloja Der Auslieferungsvertrag mit dem Fürstenthum Mo- -- 23. Dezember. Ständerath. Für die Rhein- -- Piusverein. Das Zentralkomite hat als Ort St. Gallisches. -- Regierungsraths-Verhandlungen. Genehmigt werden: Der Bericht des Departements Die Gesellschaft "Frohsinn" in St. Gallen übermittelt Ebenso wird verdankt eine testamentarische Vergabung Zwei liederliche Individuen von Jonschwil und Watt- Dem Herrn C. Schindler in Ragaz wird für seine -- Rorschach. Montag Morgen verunglückte im -- In Altstätten beschäftigt man sich lebhaft mit -- Mels. Beim Schattenberg ob Mühleboden, un- [Spaltenumbruch] Kantonales. Zürich. -- Zürich. Die Meldung deutscher Blätter, Professor -- Das Hotel Baur au lac wurde vom bisherigen Bern. -- Pruntrut, 21. Dez. Eine große imposante -- Zwei bedauerliche Unglücksfälle mit den Dresch- Glarus. -- Die Familie von Hrn. Johannes Wunderly-Zollinger Freiburg. -- * Irrthum zählt nicht. Am Tage vor St. Nikolaus Ausland. Deutsches Reich. -- * Das "Heil dir im Siegeskranz" ist bei den [Spaltenumbruch]
ſtrenge Wintertage mit wacker Schneegeſtöber und jetzt Appropos! Weißt Du kein gutes Mittel für die Kühe, Doch jetzt will ich aufhören mit meiner langen Jere- So will ich denn noch von etwas Anderem berichten, Auf Seite 318 werden die Jeſuiten hergenommen, Auf Seite 309 wird dann der Martin Luther Mit ſolchen und ähnlichen freimaureriſchen Geſchichts- Was ich noch hab’ fragen wollen. Haſt Du das Ding Alſo warum ſolche koſtſpieligen Neuerungen? Hoffentlich Aber jetzt iſt’s Zeit, daß ich aufhöre mit meinem Lieber Anton! Berichte mir bald wie’s im St. Galler- Grüß’ mir den auch von Herzen alle St. Gallerbauern, Alſo Gott befohlen. Er mög’ Alles leiten und führen! Eidgenöſſiſches. — Bundesverſammlung. 21. Dezember. National- Das Präſidium beantragt, von einer Frühjahrsſeſſion Die Zolltarif-Petitionen werden abgewieſen. Tieferlegung des Merjelenſee’s. In Ueber- Ständerath. Als neue Traktanden werden ange- Ueber die Münzkonvention referiren Blumer in deutſcher Ueber das Konzeſſionsgeſuch für die Eiſenbahn Maloja Der Auslieferungsvertrag mit dem Fürſtenthum Mo- — 23. Dezember. Ständerath. Für die Rhein- — Piusverein. Das Zentralkomite hat als Ort St. Galliſches. — Regierungsraths-Verhandlungen. Genehmigt werden: Der Bericht des Departements Die Geſellſchaft „Frohſinn“ in St. Gallen übermittelt Ebenſo wird verdankt eine teſtamentariſche Vergabung Zwei liederliche Individuen von Jonſchwil und Watt- Dem Herrn C. Schindler in Ragaz wird für ſeine — Rorſchach. Montag Morgen verunglückte im — In Altſtätten beſchäftigt man ſich lebhaft mit — Mels. Beim Schattenberg ob Mühleboden, un- [Spaltenumbruch] Kantonales. Zürich. — Zürich. Die Meldung deutſcher Blätter, Profeſſor — Das Hotel Baur au lac wurde vom bisherigen Bern. — Pruntrut, 21. Dez. Eine große impoſante — Zwei bedauerliche Unglücksfälle mit den Dreſch- Glarus. — Die Familie von Hrn. Johannes Wunderly-Zollinger Freiburg. — * Irrthum zählt nicht. Am Tage vor St. Nikolaus Ausland. Deutſches Reich. — * Das „Heil dir im Siegeskranz“ iſt bei den <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0002" n="2"/><cb/> ſtrenge Wintertage mit wacker Schneegeſtöber und jetzt<lb/> haben wir geradezu wieder warme, ſonnige Tage, was<lb/> leider die für die Saaten wohlthätige Schneedecke wieder<lb/> wegfegt.</p><lb/> <p>Appropos! Weißt Du kein gutes Mittel für die Kühe,<lb/> welche am Rheumatismus leiden? Schon Wochen lang<lb/> habe ich zwei rothe „hinkende Küh’“, ſie mögen bloß zum<lb/> Brunnen tappen. Bei einer dritten Kuh hat das Uebel<lb/> auch anfangen wollen, da hab’ ich dieſelbe noch rechtzeitig<lb/> einem jüdiſchen „Schmuli“ angehenkt, der nur an einem<lb/> Aug’ ſieht. Wegen dem vielen Futter, wie geſagt, könnt’<lb/> ich noch viel Vieh losſchlagen, aber es gilt eben nur ein<lb/> Spottpreis und das Heukaufen iſt ſo horrent, daß einem<lb/> die Haare zu Berge ſtehen. Denk’ Dir, letzte Woche hab’<lb/> ich ein Wägeli voll Heu kauft, das Kläfterli für 58 Fr.<lb/> Iſt das nicht unerhört? Das iſt jetzt thatſächlich der Futter-<lb/> preis bei uns im Jura. Wenn da dem Bauer die Luſt<lb/> zum „Tanzen und Gumpen“ nicht vergeht, dann will ich<lb/> „Joggeli“ heißen.</p><lb/> <p>Doch jetzt will ich aufhören mit meiner langen Jere-<lb/> miade, ſonſt wirfſt Du mir vor Aerger den Brief ins Hoſen-<lb/> loch, ohne daß ihn Deine Frau zu leſen bekommt.</p><lb/> <p>So will ich denn noch von etwas Anderem berichten,<lb/> was etwa bei uns im Jura und im Bernerbiet überhaupt<lb/> „gäng und gäb iſt.“ Viel Neues iſt nicht los und das<lb/> iſt juſtement nicht das Bedauerlichſte. Im Oktober hat<lb/> bei uns der neue Hochwſt. Biſchof gefirmt. Da ich auch<lb/> das Glück hatte, als „Götti“ mit zwei Buben aufzumar-<lb/> ſchiren, ſo habe ich den neuen Oberhirten auch gehörig<lb/> angeſchaut. Er iſt ein alter, ſehr frommer und liebens-<lb/> würdiger Herr, den der Hergott uns recht lange zum<lb/> Segen und Frieden erhalten möge. Unſere reformirte<lb/> Regierung hat ſogar eine zweiſpännige Kutſche dem Biſchof<lb/> zur Firmungsreiſe im Jura zur Verfügung geſtellt und<lb/> ſo meinten wir Katholiken voll Freude, daß es mit dem<lb/> kirchlichen Frieden wieder Ernſt gelte. Jetzt aber hat der<lb/> Erziehungsdirektor Gobat ſchon wieder ſo ein launiges<lb/> Schulbuch herausgegeben, welches in unſere Schulen auf<lb/> Neujahr obligatoriſch, d. h. mit „Befehl“ eingeführt<lb/> werden ſoll und das unſere hl. Religion und deßhalb uns<lb/> Katholiken auf’s Tiefſte verhöhnt und kränkt. So wird<lb/> zum Beiſpiel in dem Buch der Ablaß der kathol. Kirche<lb/> als eine „Geldmühle“ der Päpſte bezeichnet. Auf Seite<lb/> 310 heißt es wörtlich: „Das Aergſte von der Lehre der<lb/> Kirche ſei <hi rendition="#g">die Lehre vom Ablaſſe</hi> d. h. von der<lb/><hi rendition="#g">Vergebung der Sünden durch die Prieſter<lb/> gegen Bezahlung</hi>.“ „Sobald das Geld im Kaſten<lb/> klingt, die Seele aus dem Fegfeuer ſpringt.“</p><lb/> <p>Auf Seite 318 werden die Jeſuiten hergenommen,<lb/> welche in die Schweiz berufen worden ſeien, um die<lb/> Reformirten ausrotten zu helfen und welche ſich der ſchlech-<lb/> teſten Mittel bedienen nach dem bekannten Grundſatze: „Der<lb/> Zweck heiliget die Mittel.“</p><lb/> <p>Auf Seite 309 wird dann der Martin Luther<lb/> als Marthrer des wahren, reinen Glaubens auf den Schild<lb/> erhoben und auf Seite 313 ſein Seitenſtück „Zwingli“<lb/> nach Einſiedeln berufen, der als reiner Sittenprediger<lb/> gegen die Mißbräuche und den Unfug der Wallfahrer und<lb/> die verkommene Einſiedlerbevölkerung zu Felde zieht.“</p><lb/> <p>Mit ſolchen und ähnlichen freimaureriſchen Geſchichts-<lb/> lügen, hiſtoriſchen Entſtellungen, kraſſen Fälſchungen, per-<lb/> fiden Angriffen und niederträchtigen Verleumdungen gegen<lb/> unſere katholiſche Religion iſt nun das neue Leſebuch ge-<lb/> ſpickt und mit ſolchem erbärmlichen Zeug ſoll nun künftig<lb/> unſere katholiſche Jugend gefüttert, gebildet und vergiftet<lb/> werden? Gut, daß ich nicht in Bern wohne, ſonſt wollte<lb/> ich dem Urheber dieſes ſchändlichen Lügenmachwerkes ſeine<lb/> Schattenſeite verſalzen und verpfeffern, daß dem Patron<lb/> ſieben Wochen lang „Hören und Sehen“ verginge. Doch<lb/> das katholiſche Juraſſiervolk wird die Sache nicht ſo leicht<lb/> hinnehmen und ſchon die rechte Antwort in einer Maſſen-<lb/> proteſtation an die Bundesverſammlung geben. Vorläufig<lb/> ſchneiden wir das verlogene Geſchmier einfach aus dem<lb/> Buch heraus und werfen es durch das bekannte, lange,<lb/> viereckige Rohr herunter. —</p><lb/> <p>Was ich noch hab’ fragen wollen. Haſt Du das Ding<lb/> von der „Landesbefeſtigung“ auch geleſen, lieber Anton?<lb/> Was doch die auf den grünen Seſſeln ſchnarchenden und<lb/> träumenden Bundesväter bei einander nicht alles Teufels<lb/> zum Ruin unſeres Vaterlandes aushecken. Alſo wieder<lb/> für Millionen eine Landesbefeſtigung, wie in den monar-<lb/> chiſchen König- und Kaiſerſtaaten? Ein ſchönes Neujahrs-<lb/> geſchenk fürwahr! Zu der „Befeſtigung“ können wir<lb/> Bauern wieder unſer Geld ſchwitzen und Buben liefern<lb/> zum „Militärlen und Todtſchießen.“ Biſt Du einverſtanden<lb/> mit dieſem neueſten Herrenbeſchluß? Ich keineswegs. Die<lb/> beſte Landesbefeſtigung für unſer Ländchen meine ich, ſind<lb/> Glauben und Religion, Tugend und gute Sitte, Bruder-<lb/> liebe und Eintracht unter den verſchiedenen Konfeſſionen,<lb/> Duldſamkeit und Gerechtigkeit für alle Landeskinder. Dieſe<lb/> Landesbefeſtigung hat ſich vor Jahrhunderten an unſern<lb/> tapfern Vorvätern, bewieſen bei Morgarten, Laupen, Murten,<lb/> Grandſon, am Stoß, bei Sempach u. ſ. w.</p><lb/> <p>Alſo warum ſolche koſtſpieligen Neuerungen? Hoffentlich<lb/> fort damit durch’s Referendum. Sapperſtrenz! Nix da<lb/> Paſtete! Wird nicht geſchnupft!</p><lb/> <p>Aber jetzt iſt’s Zeit, daß ich aufhöre mit meinem<lb/> Brief, der Poſtbub kommt daher, darum nur noch das<lb/> Nothwendigſte.</p><lb/> <p>Lieber Anton! Berichte mir bald wie’s im St. Galler-<lb/> ländli dato ſteht! Ich habe immer ſo halb Mucken im Kopf,<lb/> wenn’s im Spiegelberg nicht mehr „hotten“ will, in der<lb/> Oſtſchweiz auf ein „Heimetli“ zu gehen. Ich war ſchon<lb/> im Mai um euere Reſidenz herum und hab’ im Toggen-<lb/><cb/> burg übernachtet an einem Ort, wo ihnen die neue Kirche<lb/> hat wöllen zuſammenfallen, aber ich hab’ damals kein<lb/> rechtes Heimweſen ausfindig machen können. Paß ein wenig<lb/> auf und wenn Du etwas weißt für mich, ſo ſchreib’. Es<lb/> muß aber ein ordentliches „Gſchöchli ſi“, nüd ein ver-<lb/> lottertes Heimweſen, wo man Anfangs ſcho kei Luſt und<lb/> Lieb’ haben kann und daß einem das Schaffen verleidet.<lb/> Wenn ich auch bereits das Schwabenalter hinter mir habe,<lb/> ſo bin ich doch noch nicht katzgrau und ſchaff’ und arbeit’<lb/> gern, wo etwas für Seel’ und Leib herauslugt.</p><lb/> <p>Grüß’ mir den auch von Herzen alle St. Gallerbauern,<lb/> denen ich ebenfalls ein recht gutes, neues Jahr wünſche<lb/> und gute Milchküh’. Die Herren Bauernkollegen ſollen auf<lb/> das neue Jahr gute, konſervative, katholiſche Zeitungen<lb/> abonniren, die ſchlechten aus dem Haus werfen. Oder was<lb/> nützen denn alle die beſtändigen Mahnworte der Biſchöfe<lb/> und Geiſtlichen, wenn wir nicht folgen und ſelbſt immer<lb/> zu unſerem und zum Verderben unſerer Kinder durch<lb/> Haltung liederlicher Zeitungen die ſchlechte Preſſe unter-<lb/> ſtützen?</p><lb/> <p>Alſo Gott befohlen. Er mög’ Alles leiten und führen!<lb/> Mit dieſem Gruße ſcheidet im alten Jahre Dein allzeit<lb/> treuer <hi rendition="#g">Ulrich</hi> auf dem Spiegelberg im Berner Jura.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Eidgenöſſiſches.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Bundesverſammlung.</hi> </head> <dateline>21. Dezember.</dateline> <p><hi rendition="#g">National-<lb/> rath</hi>. Eine Petition der Wittwe Suter-Tanner wird der<lb/> Petitionskommiſſion überwieſen.</p><lb/> <p>Das Präſidium beantragt, von einer Frühjahrsſeſſion<lb/> abzuſehen. Es wird ohne Einſprache beſchloſſen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Die Zolltarif-Petitionen</hi> werden abgewieſen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Tieferlegung des Merjelenſee’s</hi>. In Ueber-<lb/> einſtimmung mit dem Ständerath wird die Friſtverlängerung<lb/> um ein Jahr für Leiſtung des Finanzausweiſes bewilligt.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Ständerath</hi>. Als neue Traktanden werden ange-<lb/> zeigt: 1. Konzeſſionsgeſuch einer Straßenbahn von Luzern<lb/> nach Kriens. 2. Konzeſſionsgeſuch für die Erſtellung einer<lb/> direkten Linie (Normalbahn) van Renan nach Chauxdefonds.<lb/> Beide Geſchäfte werden an die Eiſenbahnkommiſſion gewieſen.</p><lb/> <p>Ueber die Münzkonvention referiren Blumer in deutſcher<lb/> und Gavard in franzöſiſcher Sprache und empfehlen An-<lb/> nahme. Letztere erfolgt einſtimmig</p><lb/> <p>Ueber das Konzeſſionsgeſuch für die Eiſenbahn Maloja<lb/> Caſtaſegna referirt Herzog und es wird dasſelbe, nachdem<lb/> auch noch Peterelli dafür geſprochen, der aber eine Ab-<lb/> änderung in Artikel 12 verlangte mit dieſer Abänderung,<lb/> bewilligt.</p><lb/> <p>Der Auslieferungsvertrag mit dem Fürſtenthum Mo-<lb/> naco wird genehmigt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>— 23. Dezember.</dateline> <head><hi rendition="#g">Ständerath</hi>.</head> <p>Für die <hi rendition="#g">Rhein-<lb/> korrektion</hi> wurde infolge des betr. Subventionsgeſuches<lb/> von St. Gallen eine ſiebengliedrige Kommiſſion, welche<lb/> gleichzeitig die zürcheriſche See-Abflußkorrektion vorzube-<lb/> rathen hat und für die Rhonekorrektion eine fünfgliedrige<lb/> Kommiſſion beſtellt. — Die Beſchwerde der Frau Suter-<lb/> Tanner in Ragaz wegen angeblicher Rechtsverweigerung<lb/> der St. Galliſchen Behörden wurde <hi rendition="#aq">ad acta</hi> gelegt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Piusverein</hi>.</head> <p>Das Zentralkomite hat als Ort<lb/> der Generalverſammlung für das Jahr 1886 <hi rendition="#g">Altdorf</hi><lb/> gewählt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Verein<lb/> vom Urner Volke, in deſſen Mitte er ſeit 1867 nie mehr<lb/> getagt hat, mit Sympathie begrüßt wird.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">St. Galliſches.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Regierungsraths-Verhandlungen</hi>.</head><lb/> <p>Genehmigt werden: Der Bericht des Departements<lb/> des Innern in Bezug auf die Kommunalunterſuchung<lb/> der Gemeinde Kirchberg; der Waldwirthſchaftsplan der<lb/> zweiten Abtheilung der Staatswaldungen im Forſtbezirk<lb/> St. Gallen (Tablat-Goßau); ferner das abgeänderte Reg-<lb/> lement der Ortsgemeinde Tſcherlach; die Feuerwehrordnung<lb/> der politiſchen Gemeinde Sennwald; ein Liegenſchafts-<lb/> verkauf der Ortsgemeinde Maſeltrangen, und eine Anzahl<lb/> von Handänderungen der Ortsgemeinde Berneck.</p><lb/> <p>Die Geſellſchaft „Frohſinn“ in St. Gallen übermittelt<lb/> zu Gunſten eines „Aſyls für Unheilbare und Alters-<lb/> ſchwache“ die Summe von Fr. 529. 60 Rp. als Ertrag<lb/> ihres jüngſthin zu gedachtem Zwecke gegebenen Konzertes.</p><lb/> <p>Ebenſo wird verdankt eine teſtamentariſche Vergabung<lb/> von 1000 Fr. von Herrn alt-Bierbrauer Kurer ſel. in<lb/> St. Gallen zu Gunſten des Kantonsſpitalfondes.</p><lb/> <p>Zwei liederliche Individuen von Jonſchwil und Watt-<lb/> wil wandern für je ein Jahr nach der Bizi.</p><lb/> <p>Dem Herrn C. Schindler in Ragaz wird für ſeine<lb/> Schiefertafelfabrik verlängerte Arbeitszeit für einen weitern<lb/> Monat bewilliget.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Rorſchach</hi>.</head> <p>Montag Morgen verunglückte im<lb/> äußern Bahnhof Wagenkontroleur <hi rendition="#g">Meierhans</hi>.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— In <hi rendition="#g">Altſtätten</hi> beſchäftigt man ſich lebhaft mit<lb/> dem vielfach angeregten Gedanken, das prächtige vater-<lb/> ländiſche Schauſpiel: „Die Schlacht am Stoß“ nächſte<lb/> Faſtnacht nochmals aufzuführen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Mels</hi>.</head> <p>Beim Schattenberg ob Mühleboden, un-<lb/> mittelbar an der Weißtannerſtraße, verunglückte letzten<lb/> Freitag beim ſog. „Riſſen“ ein junger Mann Pfiffner in<lb/> einer ſchrecklichen Weiſe, indem ihm von einem über-<lb/> wallenden Stück Holz, dem er nicht mehr ausweichen<lb/> konnte, ſowohl der Kopf zerſchmettert, als ein Bein ab-<lb/> geſchlagen wurde. Derſelbe war ſeines Berufes Sticker,<lb/> wollte ſein Holzloos holen und iſt nun ſo traurig um’s<lb/> Leben und Frau und vier unmündige Kinder um ihren<lb/> Ernährer gekommen. Ein doppelt traurig Loos!</p><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Kantonales.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zürich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— <hi rendition="#g">Zürich</hi>. Die Meldung deutſcher Blätter, Profeſſor<lb/><hi rendition="#g">Horner</hi> ſei geſtorben, iſt unrichtig. Der Zuſtand desſelben<lb/> iſt auf der Beſſerung begriffen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Das Hotel Baur au lac wurde vom bisherigen<lb/> Beſitzer Hrn. Th. Baur aus Geſundheitsrückſichten ſeiner<lb/> Tochter zum alleinigen Fortbetrieb übergeben.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bern.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>— <hi rendition="#g">Pruntrut,</hi> 21. Dez.</dateline> <p>Eine große impoſante<lb/> Verſammlung katholiſcher Hausväter beſchloß heute, gegen<lb/> die Einführung obligatoriſcher Schulbücher, welche das<lb/> Gewiſſen katholiſcher Eltern verletzen, einen Proteſt nach<lb/> Bern zu ſchicken, und ernannte eine Kommiſſion, welche<lb/> die nöthigen Schritte thun ſoll, um die unverletzlichen<lb/> Rechte der Eltern zu wahren. „Ehre und Anerkennung<lb/> der Feſtigkeit dieſer Hausväter, an welcher auch wir<lb/> Proteſtanten gegenüber der heilloſen Neuerungsſucht in<lb/> Sachen der obligatoriſchen Schulbücher ein Beiſpiel nehmen<lb/> ſollten“, ſchreibt die proteſtantiſche „Berner Volksztg.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Zwei bedauerliche Unglücksfälle mit den Dreſch-<lb/> maſchinen haben ſich letzte Woche ereignet, der eine in<lb/><hi rendition="#g">Gondiswyl,</hi> der andere in <hi rendition="#g">Urſenbach</hi>. In Gonbis-<lb/> wyl wurde dem 22jährigen Friedr. Nyffeler, Schmied,<lb/> vom Göpelwerk beide Beine verſtümmelt; er wurde in den<lb/> Spital nach Langenthal gebracht. In Urſenbach wurde die<lb/> 18jährige Marie Benz, bei Hr. Sager Brand, vom Ge-<lb/> triebe erfaßt; ſie erlitt einen Armbruch und mehrere<lb/> Quetſchungen. Ein Knabe in <hi rendition="#g">Bleienbach</hi> wurde von<lb/> einer Schneeballe ſo unglücklich an’s Auge getroffen, daß<lb/> dasſelbe wahrſcheinlich verloren iſt.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Glarus.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Die Familie von Hrn. Johannes Wunderly-Zollinger<lb/> in Zürich überraſchte die 81 älteſten Arbeiter in der<lb/> Spinnerei des Hrn. Hrch. Kunz in <hi rendition="#g">Linththal</hi> unerwartet<lb/> mit der ſo ſchönen Weinhachtsgabe von Fr. 2,800.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Freiburg.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— * Irrthum zählt nicht. Am Tage vor St. Nikolaus<lb/> paſſirte an einem Bezirkshauptorte dieſes Kantons folgende<lb/> ergötzliche Solovorſtellung nach dem Texte des Liedes<lb/> „Grad aus dem Wirthshaus ꝛc.“ Ein Arbeiter trat auf<lb/> dem Heimwege in ein Cafe, wo es ihm ſo wohl gefiel,<lb/> daß er ſich einen tüchtigen Rauſch anſchnallte und ſchließ-<lb/> lich ohne Abſchiedsgruß vor die Thüre geſetzt wurde.<lb/> Wüthend über die Undankbarkeit des Wirthes, beſchloß<lb/> der Gekränkte, ſich an den Scheiben der Wirthſchaft zu<lb/> rächen. Es war 10 Uhr vorbei und die Nacht ſehr dunkel.<lb/> Unſer Catilina ſtellte gravitätiſch ſeinen Stock an die<lb/> Hausmauer und hielt ſich inſtinktiv in der Nähe derſelben,<lb/> weil ihm das Gleichgewicht von einem unſichtbaren Geiſte<lb/> bedenklich geſtört ſchien. Dann fing er an, alle Kieſelſteine,<lb/> deren er habhaft werden konnte, zuſammenzuraffen, und<lb/> nachdem er einen reſpektabeln Lärm verübt, warf er den<lb/> erſten, dann den zweiten, dann den dritten und ſofort.<lb/> Nur hatte unſer Mann beim Sammeln ſeiner Wurf-<lb/> geſchoſſe ſo viele Wendungen gemacht, und war ſein Kopf<lb/> in einem ſolchen Zuſtande, daß er nicht einmal bemerkte,<lb/> wie ſein Rücken dem Hotel zugekehrt iſt und die Kieſel-<lb/> ſteine auf die prächtige Vorderſeite eines Barbierladens<lb/> zufliegen. Der Haarkünſtler tritt heraus und ſchreit um<lb/> Hülfe. Der Arbeiter reißt aus und verſucht, ſich in Sicher-<lb/> heit zu bringen. Aber ach! die Beine ſind ſchwach, und<lb/> der Kopf iſt ſchwer. Es gelang ohne Schwierigkeit, ihn<lb/> einzufangen und nach Numero Sicher zu verbringen, wo<lb/> er Zeit bekam, über ſein ſchwaches Orientirungsvermögen<lb/> ungeſtört nachzudenken.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Ausland.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſches Reich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— * Das „Heil dir im Siegeskranz“ iſt bei den<lb/> „Mußpreußen“ Deutſchlands ſeit Jahren außer Kurs ge-<lb/> kommen. Die kleinen Staaten, die 1871 mehr oder<lb/> weniger freiwillig ihre Selbſtſtändigkeit auf dem Altar<lb/> der preußiſchen Hegemonie (Führerſchaft) opferten, fühlen<lb/> ſich unter dem Schwergewicht dieſer Militärdiktatur immer<lb/> unbehaglicher; faſt alles politiſche Leben Deutſchlands kon-<lb/> zentrirt ſich ſeit jenem verhängnißvollen Schritte in Berlin,<lb/> wie das Leben des Menſchen ſeinen Sitz im Herzen hat.<lb/> Verfaſſung hin, Verfaſſung her — Preußen regiert in<lb/> alle Verhältniſſe der deutſchen Kleinſtaaten hinein. Man<lb/> glaubt ſich öfters in jene Zeit hineinverſetzt, wo der<lb/> cäſoropapiſtiſche Kaiſer Friedrich <hi rendition="#aq">II.</hi> in ſeinem Streit mit<lb/> dem Papſt den Satz anführte: <hi rendition="#aq">„Princeps legibus solutus<lb/> est“</hi> — der Fürſt iſt von allen Geſetzen entbunden (Soll<lb/> das auf den Fürſten Bismarck geſpitzt ſein? Der Setzer.)<lb/> oder wie ſpäter Ludwig der Bayer erklärte: <hi rendition="#aq">„nos qui<lb/> sumus supra jus“</hi> — ich, der ich über dem Rechte<lb/> ſtehe.“ — Wenn doch dieſe Staaten als Entgelt für ihre<lb/> politiſche Bevormundung wenigſtens volkswirthſchaftlich und<lb/> moraliſch profitiren; aber nein, — mit den preußiſchen<lb/> Drillmeiſtern ſind auch die militäriſchen Untugenden ein-<lb/> gedrungen. Die Duellwuth z. B. hat mit dem aufgedrungenen<lb/> Militarismus neue Nahrung erhalten. Neulich erklärte in<lb/> der baieriſchen Kammer der liberale Schauß, das Duell<lb/> ſei unter gegenwärtigen Verhältniſſen für die nationale<lb/> Erziehung unumgänglich nothwendig! Dieſe Herren Liberalen<lb/> ſchimpfen aus vollem Halſe auf das Mittelalter und ſeine<lb/> barbariſchen Sitten, machen ſich dann aber ohne alle Ge-<lb/> wiſſensbiſſe zu Lobredner ſeiner barbariſchten Sitte. Es<lb/> wurde übrigens dem duellfreundlichen Abgeordneten von<lb/> anderer Seite erwidert, ſo lange man auf dieſe Art die<lb/> militäriſche Bravour glaube aufrecht erhalten zu ſollen,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
ſtrenge Wintertage mit wacker Schneegeſtöber und jetzt
haben wir geradezu wieder warme, ſonnige Tage, was
leider die für die Saaten wohlthätige Schneedecke wieder
wegfegt.
Appropos! Weißt Du kein gutes Mittel für die Kühe,
welche am Rheumatismus leiden? Schon Wochen lang
habe ich zwei rothe „hinkende Küh’“, ſie mögen bloß zum
Brunnen tappen. Bei einer dritten Kuh hat das Uebel
auch anfangen wollen, da hab’ ich dieſelbe noch rechtzeitig
einem jüdiſchen „Schmuli“ angehenkt, der nur an einem
Aug’ ſieht. Wegen dem vielen Futter, wie geſagt, könnt’
ich noch viel Vieh losſchlagen, aber es gilt eben nur ein
Spottpreis und das Heukaufen iſt ſo horrent, daß einem
die Haare zu Berge ſtehen. Denk’ Dir, letzte Woche hab’
ich ein Wägeli voll Heu kauft, das Kläfterli für 58 Fr.
Iſt das nicht unerhört? Das iſt jetzt thatſächlich der Futter-
preis bei uns im Jura. Wenn da dem Bauer die Luſt
zum „Tanzen und Gumpen“ nicht vergeht, dann will ich
„Joggeli“ heißen.
Doch jetzt will ich aufhören mit meiner langen Jere-
miade, ſonſt wirfſt Du mir vor Aerger den Brief ins Hoſen-
loch, ohne daß ihn Deine Frau zu leſen bekommt.
So will ich denn noch von etwas Anderem berichten,
was etwa bei uns im Jura und im Bernerbiet überhaupt
„gäng und gäb iſt.“ Viel Neues iſt nicht los und das
iſt juſtement nicht das Bedauerlichſte. Im Oktober hat
bei uns der neue Hochwſt. Biſchof gefirmt. Da ich auch
das Glück hatte, als „Götti“ mit zwei Buben aufzumar-
ſchiren, ſo habe ich den neuen Oberhirten auch gehörig
angeſchaut. Er iſt ein alter, ſehr frommer und liebens-
würdiger Herr, den der Hergott uns recht lange zum
Segen und Frieden erhalten möge. Unſere reformirte
Regierung hat ſogar eine zweiſpännige Kutſche dem Biſchof
zur Firmungsreiſe im Jura zur Verfügung geſtellt und
ſo meinten wir Katholiken voll Freude, daß es mit dem
kirchlichen Frieden wieder Ernſt gelte. Jetzt aber hat der
Erziehungsdirektor Gobat ſchon wieder ſo ein launiges
Schulbuch herausgegeben, welches in unſere Schulen auf
Neujahr obligatoriſch, d. h. mit „Befehl“ eingeführt
werden ſoll und das unſere hl. Religion und deßhalb uns
Katholiken auf’s Tiefſte verhöhnt und kränkt. So wird
zum Beiſpiel in dem Buch der Ablaß der kathol. Kirche
als eine „Geldmühle“ der Päpſte bezeichnet. Auf Seite
310 heißt es wörtlich: „Das Aergſte von der Lehre der
Kirche ſei die Lehre vom Ablaſſe d. h. von der
Vergebung der Sünden durch die Prieſter
gegen Bezahlung.“ „Sobald das Geld im Kaſten
klingt, die Seele aus dem Fegfeuer ſpringt.“
Auf Seite 318 werden die Jeſuiten hergenommen,
welche in die Schweiz berufen worden ſeien, um die
Reformirten ausrotten zu helfen und welche ſich der ſchlech-
teſten Mittel bedienen nach dem bekannten Grundſatze: „Der
Zweck heiliget die Mittel.“
Auf Seite 309 wird dann der Martin Luther
als Marthrer des wahren, reinen Glaubens auf den Schild
erhoben und auf Seite 313 ſein Seitenſtück „Zwingli“
nach Einſiedeln berufen, der als reiner Sittenprediger
gegen die Mißbräuche und den Unfug der Wallfahrer und
die verkommene Einſiedlerbevölkerung zu Felde zieht.“
Mit ſolchen und ähnlichen freimaureriſchen Geſchichts-
lügen, hiſtoriſchen Entſtellungen, kraſſen Fälſchungen, per-
fiden Angriffen und niederträchtigen Verleumdungen gegen
unſere katholiſche Religion iſt nun das neue Leſebuch ge-
ſpickt und mit ſolchem erbärmlichen Zeug ſoll nun künftig
unſere katholiſche Jugend gefüttert, gebildet und vergiftet
werden? Gut, daß ich nicht in Bern wohne, ſonſt wollte
ich dem Urheber dieſes ſchändlichen Lügenmachwerkes ſeine
Schattenſeite verſalzen und verpfeffern, daß dem Patron
ſieben Wochen lang „Hören und Sehen“ verginge. Doch
das katholiſche Juraſſiervolk wird die Sache nicht ſo leicht
hinnehmen und ſchon die rechte Antwort in einer Maſſen-
proteſtation an die Bundesverſammlung geben. Vorläufig
ſchneiden wir das verlogene Geſchmier einfach aus dem
Buch heraus und werfen es durch das bekannte, lange,
viereckige Rohr herunter. —
Was ich noch hab’ fragen wollen. Haſt Du das Ding
von der „Landesbefeſtigung“ auch geleſen, lieber Anton?
Was doch die auf den grünen Seſſeln ſchnarchenden und
träumenden Bundesväter bei einander nicht alles Teufels
zum Ruin unſeres Vaterlandes aushecken. Alſo wieder
für Millionen eine Landesbefeſtigung, wie in den monar-
chiſchen König- und Kaiſerſtaaten? Ein ſchönes Neujahrs-
geſchenk fürwahr! Zu der „Befeſtigung“ können wir
Bauern wieder unſer Geld ſchwitzen und Buben liefern
zum „Militärlen und Todtſchießen.“ Biſt Du einverſtanden
mit dieſem neueſten Herrenbeſchluß? Ich keineswegs. Die
beſte Landesbefeſtigung für unſer Ländchen meine ich, ſind
Glauben und Religion, Tugend und gute Sitte, Bruder-
liebe und Eintracht unter den verſchiedenen Konfeſſionen,
Duldſamkeit und Gerechtigkeit für alle Landeskinder. Dieſe
Landesbefeſtigung hat ſich vor Jahrhunderten an unſern
tapfern Vorvätern, bewieſen bei Morgarten, Laupen, Murten,
Grandſon, am Stoß, bei Sempach u. ſ. w.
Alſo warum ſolche koſtſpieligen Neuerungen? Hoffentlich
fort damit durch’s Referendum. Sapperſtrenz! Nix da
Paſtete! Wird nicht geſchnupft!
Aber jetzt iſt’s Zeit, daß ich aufhöre mit meinem
Brief, der Poſtbub kommt daher, darum nur noch das
Nothwendigſte.
Lieber Anton! Berichte mir bald wie’s im St. Galler-
ländli dato ſteht! Ich habe immer ſo halb Mucken im Kopf,
wenn’s im Spiegelberg nicht mehr „hotten“ will, in der
Oſtſchweiz auf ein „Heimetli“ zu gehen. Ich war ſchon
im Mai um euere Reſidenz herum und hab’ im Toggen-
burg übernachtet an einem Ort, wo ihnen die neue Kirche
hat wöllen zuſammenfallen, aber ich hab’ damals kein
rechtes Heimweſen ausfindig machen können. Paß ein wenig
auf und wenn Du etwas weißt für mich, ſo ſchreib’. Es
muß aber ein ordentliches „Gſchöchli ſi“, nüd ein ver-
lottertes Heimweſen, wo man Anfangs ſcho kei Luſt und
Lieb’ haben kann und daß einem das Schaffen verleidet.
Wenn ich auch bereits das Schwabenalter hinter mir habe,
ſo bin ich doch noch nicht katzgrau und ſchaff’ und arbeit’
gern, wo etwas für Seel’ und Leib herauslugt.
Grüß’ mir den auch von Herzen alle St. Gallerbauern,
denen ich ebenfalls ein recht gutes, neues Jahr wünſche
und gute Milchküh’. Die Herren Bauernkollegen ſollen auf
das neue Jahr gute, konſervative, katholiſche Zeitungen
abonniren, die ſchlechten aus dem Haus werfen. Oder was
nützen denn alle die beſtändigen Mahnworte der Biſchöfe
und Geiſtlichen, wenn wir nicht folgen und ſelbſt immer
zu unſerem und zum Verderben unſerer Kinder durch
Haltung liederlicher Zeitungen die ſchlechte Preſſe unter-
ſtützen?
Alſo Gott befohlen. Er mög’ Alles leiten und führen!
Mit dieſem Gruße ſcheidet im alten Jahre Dein allzeit
treuer Ulrich auf dem Spiegelberg im Berner Jura.
Eidgenöſſiſches.
— Bundesverſammlung. 21. Dezember. National-
rath. Eine Petition der Wittwe Suter-Tanner wird der
Petitionskommiſſion überwieſen.
Das Präſidium beantragt, von einer Frühjahrsſeſſion
abzuſehen. Es wird ohne Einſprache beſchloſſen.
Die Zolltarif-Petitionen werden abgewieſen.
Tieferlegung des Merjelenſee’s. In Ueber-
einſtimmung mit dem Ständerath wird die Friſtverlängerung
um ein Jahr für Leiſtung des Finanzausweiſes bewilligt.
Ständerath. Als neue Traktanden werden ange-
zeigt: 1. Konzeſſionsgeſuch einer Straßenbahn von Luzern
nach Kriens. 2. Konzeſſionsgeſuch für die Erſtellung einer
direkten Linie (Normalbahn) van Renan nach Chauxdefonds.
Beide Geſchäfte werden an die Eiſenbahnkommiſſion gewieſen.
Ueber die Münzkonvention referiren Blumer in deutſcher
und Gavard in franzöſiſcher Sprache und empfehlen An-
nahme. Letztere erfolgt einſtimmig
Ueber das Konzeſſionsgeſuch für die Eiſenbahn Maloja
Caſtaſegna referirt Herzog und es wird dasſelbe, nachdem
auch noch Peterelli dafür geſprochen, der aber eine Ab-
änderung in Artikel 12 verlangte mit dieſer Abänderung,
bewilligt.
Der Auslieferungsvertrag mit dem Fürſtenthum Mo-
naco wird genehmigt.
— 23. Dezember. Ständerath. Für die Rhein-
korrektion wurde infolge des betr. Subventionsgeſuches
von St. Gallen eine ſiebengliedrige Kommiſſion, welche
gleichzeitig die zürcheriſche See-Abflußkorrektion vorzube-
rathen hat und für die Rhonekorrektion eine fünfgliedrige
Kommiſſion beſtellt. — Die Beſchwerde der Frau Suter-
Tanner in Ragaz wegen angeblicher Rechtsverweigerung
der St. Galliſchen Behörden wurde ad acta gelegt.
— Piusverein. Das Zentralkomite hat als Ort
der Generalverſammlung für das Jahr 1886 Altdorf
gewählt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Verein
vom Urner Volke, in deſſen Mitte er ſeit 1867 nie mehr
getagt hat, mit Sympathie begrüßt wird.
St. Galliſches.
— Regierungsraths-Verhandlungen.
Genehmigt werden: Der Bericht des Departements
des Innern in Bezug auf die Kommunalunterſuchung
der Gemeinde Kirchberg; der Waldwirthſchaftsplan der
zweiten Abtheilung der Staatswaldungen im Forſtbezirk
St. Gallen (Tablat-Goßau); ferner das abgeänderte Reg-
lement der Ortsgemeinde Tſcherlach; die Feuerwehrordnung
der politiſchen Gemeinde Sennwald; ein Liegenſchafts-
verkauf der Ortsgemeinde Maſeltrangen, und eine Anzahl
von Handänderungen der Ortsgemeinde Berneck.
Die Geſellſchaft „Frohſinn“ in St. Gallen übermittelt
zu Gunſten eines „Aſyls für Unheilbare und Alters-
ſchwache“ die Summe von Fr. 529. 60 Rp. als Ertrag
ihres jüngſthin zu gedachtem Zwecke gegebenen Konzertes.
Ebenſo wird verdankt eine teſtamentariſche Vergabung
von 1000 Fr. von Herrn alt-Bierbrauer Kurer ſel. in
St. Gallen zu Gunſten des Kantonsſpitalfondes.
Zwei liederliche Individuen von Jonſchwil und Watt-
wil wandern für je ein Jahr nach der Bizi.
Dem Herrn C. Schindler in Ragaz wird für ſeine
Schiefertafelfabrik verlängerte Arbeitszeit für einen weitern
Monat bewilliget.
— Rorſchach. Montag Morgen verunglückte im
äußern Bahnhof Wagenkontroleur Meierhans.
— In Altſtätten beſchäftigt man ſich lebhaft mit
dem vielfach angeregten Gedanken, das prächtige vater-
ländiſche Schauſpiel: „Die Schlacht am Stoß“ nächſte
Faſtnacht nochmals aufzuführen.
— Mels. Beim Schattenberg ob Mühleboden, un-
mittelbar an der Weißtannerſtraße, verunglückte letzten
Freitag beim ſog. „Riſſen“ ein junger Mann Pfiffner in
einer ſchrecklichen Weiſe, indem ihm von einem über-
wallenden Stück Holz, dem er nicht mehr ausweichen
konnte, ſowohl der Kopf zerſchmettert, als ein Bein ab-
geſchlagen wurde. Derſelbe war ſeines Berufes Sticker,
wollte ſein Holzloos holen und iſt nun ſo traurig um’s
Leben und Frau und vier unmündige Kinder um ihren
Ernährer gekommen. Ein doppelt traurig Loos!
Kantonales.
Zürich.
— Zürich. Die Meldung deutſcher Blätter, Profeſſor
Horner ſei geſtorben, iſt unrichtig. Der Zuſtand desſelben
iſt auf der Beſſerung begriffen.
— Das Hotel Baur au lac wurde vom bisherigen
Beſitzer Hrn. Th. Baur aus Geſundheitsrückſichten ſeiner
Tochter zum alleinigen Fortbetrieb übergeben.
Bern.
— Pruntrut, 21. Dez. Eine große impoſante
Verſammlung katholiſcher Hausväter beſchloß heute, gegen
die Einführung obligatoriſcher Schulbücher, welche das
Gewiſſen katholiſcher Eltern verletzen, einen Proteſt nach
Bern zu ſchicken, und ernannte eine Kommiſſion, welche
die nöthigen Schritte thun ſoll, um die unverletzlichen
Rechte der Eltern zu wahren. „Ehre und Anerkennung
der Feſtigkeit dieſer Hausväter, an welcher auch wir
Proteſtanten gegenüber der heilloſen Neuerungsſucht in
Sachen der obligatoriſchen Schulbücher ein Beiſpiel nehmen
ſollten“, ſchreibt die proteſtantiſche „Berner Volksztg.“
— Zwei bedauerliche Unglücksfälle mit den Dreſch-
maſchinen haben ſich letzte Woche ereignet, der eine in
Gondiswyl, der andere in Urſenbach. In Gonbis-
wyl wurde dem 22jährigen Friedr. Nyffeler, Schmied,
vom Göpelwerk beide Beine verſtümmelt; er wurde in den
Spital nach Langenthal gebracht. In Urſenbach wurde die
18jährige Marie Benz, bei Hr. Sager Brand, vom Ge-
triebe erfaßt; ſie erlitt einen Armbruch und mehrere
Quetſchungen. Ein Knabe in Bleienbach wurde von
einer Schneeballe ſo unglücklich an’s Auge getroffen, daß
dasſelbe wahrſcheinlich verloren iſt.
Glarus.
— Die Familie von Hrn. Johannes Wunderly-Zollinger
in Zürich überraſchte die 81 älteſten Arbeiter in der
Spinnerei des Hrn. Hrch. Kunz in Linththal unerwartet
mit der ſo ſchönen Weinhachtsgabe von Fr. 2,800.
Freiburg.
— * Irrthum zählt nicht. Am Tage vor St. Nikolaus
paſſirte an einem Bezirkshauptorte dieſes Kantons folgende
ergötzliche Solovorſtellung nach dem Texte des Liedes
„Grad aus dem Wirthshaus ꝛc.“ Ein Arbeiter trat auf
dem Heimwege in ein Cafe, wo es ihm ſo wohl gefiel,
daß er ſich einen tüchtigen Rauſch anſchnallte und ſchließ-
lich ohne Abſchiedsgruß vor die Thüre geſetzt wurde.
Wüthend über die Undankbarkeit des Wirthes, beſchloß
der Gekränkte, ſich an den Scheiben der Wirthſchaft zu
rächen. Es war 10 Uhr vorbei und die Nacht ſehr dunkel.
Unſer Catilina ſtellte gravitätiſch ſeinen Stock an die
Hausmauer und hielt ſich inſtinktiv in der Nähe derſelben,
weil ihm das Gleichgewicht von einem unſichtbaren Geiſte
bedenklich geſtört ſchien. Dann fing er an, alle Kieſelſteine,
deren er habhaft werden konnte, zuſammenzuraffen, und
nachdem er einen reſpektabeln Lärm verübt, warf er den
erſten, dann den zweiten, dann den dritten und ſofort.
Nur hatte unſer Mann beim Sammeln ſeiner Wurf-
geſchoſſe ſo viele Wendungen gemacht, und war ſein Kopf
in einem ſolchen Zuſtande, daß er nicht einmal bemerkte,
wie ſein Rücken dem Hotel zugekehrt iſt und die Kieſel-
ſteine auf die prächtige Vorderſeite eines Barbierladens
zufliegen. Der Haarkünſtler tritt heraus und ſchreit um
Hülfe. Der Arbeiter reißt aus und verſucht, ſich in Sicher-
heit zu bringen. Aber ach! die Beine ſind ſchwach, und
der Kopf iſt ſchwer. Es gelang ohne Schwierigkeit, ihn
einzufangen und nach Numero Sicher zu verbringen, wo
er Zeit bekam, über ſein ſchwaches Orientirungsvermögen
ungeſtört nachzudenken.
Ausland.
Deutſches Reich.
— * Das „Heil dir im Siegeskranz“ iſt bei den
„Mußpreußen“ Deutſchlands ſeit Jahren außer Kurs ge-
kommen. Die kleinen Staaten, die 1871 mehr oder
weniger freiwillig ihre Selbſtſtändigkeit auf dem Altar
der preußiſchen Hegemonie (Führerſchaft) opferten, fühlen
ſich unter dem Schwergewicht dieſer Militärdiktatur immer
unbehaglicher; faſt alles politiſche Leben Deutſchlands kon-
zentrirt ſich ſeit jenem verhängnißvollen Schritte in Berlin,
wie das Leben des Menſchen ſeinen Sitz im Herzen hat.
Verfaſſung hin, Verfaſſung her — Preußen regiert in
alle Verhältniſſe der deutſchen Kleinſtaaten hinein. Man
glaubt ſich öfters in jene Zeit hineinverſetzt, wo der
cäſoropapiſtiſche Kaiſer Friedrich II. in ſeinem Streit mit
dem Papſt den Satz anführte: „Princeps legibus solutus
est“ — der Fürſt iſt von allen Geſetzen entbunden (Soll
das auf den Fürſten Bismarck geſpitzt ſein? Der Setzer.)
oder wie ſpäter Ludwig der Bayer erklärte: „nos qui
sumus supra jus“ — ich, der ich über dem Rechte
ſtehe.“ — Wenn doch dieſe Staaten als Entgelt für ihre
politiſche Bevormundung wenigſtens volkswirthſchaftlich und
moraliſch profitiren; aber nein, — mit den preußiſchen
Drillmeiſtern ſind auch die militäriſchen Untugenden ein-
gedrungen. Die Duellwuth z. B. hat mit dem aufgedrungenen
Militarismus neue Nahrung erhalten. Neulich erklärte in
der baieriſchen Kammer der liberale Schauß, das Duell
ſei unter gegenwärtigen Verhältniſſen für die nationale
Erziehung unumgänglich nothwendig! Dieſe Herren Liberalen
ſchimpfen aus vollem Halſe auf das Mittelalter und ſeine
barbariſchen Sitten, machen ſich dann aber ohne alle Ge-
wiſſensbiſſe zu Lobredner ſeiner barbariſchten Sitte. Es
wurde übrigens dem duellfreundlichen Abgeordneten von
anderer Seite erwidert, ſo lange man auf dieſe Art die
militäriſche Bravour glaube aufrecht erhalten zu ſollen,
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