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Sonntags-Blatt. Nr. 44. Berlin, 1. November 1868.

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[Beginn Spaltensatz] einem Meer von Licht und Wohlgeruch schwimmenden Straßen
Neapels, umjauchzt und umjubelt von einer stürmisch begeisterten
Menge, dahin fahrend. Es waren dies schimmernde Erinnerungs-
bilder, die, in voller Frische auftauchend, ihn begeisterten und entzückten.
Die von ihrer Mission zurückkehrenden Generale schreckten ihn aus
diesen Träumen auf. Carascosa theilte Murat den in der Casa
Laoza geschlossenen Vertrag mit, der in seinen Hauptzügen folgender-
maßen lautete: Friede zwischen den kriegführenden Heeren. Ueber-
gabe der Festung Capua am 21., der Stadt Neapel sammt den
Kastellen am 23. Mai. Dann Uebergabe des ganzen Königreichs, mit
Ausnahme der Städte Gaeta, Pescara und Ancona. Die aus den
festen Plätzen ausrückenden Truppen sollten militärische Ehren erhalten.
Die Staatsschuld sollte garantirt, der Verkauf der Staatsgüter auf-
rechterhalten, der neue neben dem alten Adel beibehalten, die Militär-
personen, welche freiwillig in die Dienste Ferdinand's I. treten wollten,
nach ihrem geleisteten Treueeid, bei ihren Graden, Ehren und Ge-
halten belassen werden. Ferner war vollständige Amnestie für alle
politischen Handlungen bedingt. Der Kaiser von Oesterreich ertheilte
schließlich dieser Uebereinkunft seine förmliche Gewährleistung.

Schweigend nahm Murat die Mittheilung dieses Vertrages ent-
gegen, kein Wort der Klage kam über seine Lippen; gefaßt ver-
abschiedete er sich von den ihm ergebenen Generalen, die, tiefen Kum-
mer im Herzen, das königliche Schloß verließen. Murat verfügte sich
hierauf zu seiner Gemahlin.

"Carolina", sagte er im Tone der Betrübniß, "ich habe soeben
mein Urtheil vernommen und muß augenblicklich Neapel verlassen,
wenn ich nicht das Aergste befürchten will, denn der fanatisch
aufgeregte Pöbel trachtet mir nach dem Leben. Deshalb muß ich
unerkannt und allein reisen. Dir ein Leid zuzufügen, wird man nicht
wagen; aber an meiner Seite droht Dir Gefahr, und ich habe nicht
Lust, als Objekt rasender Pöbelschaugelüste zu dienen."

"Reise mit Gott, Joachim, wir sehen uns bald wieder", versetzte
die Königin freundlich gefaßt. "Und hege keine Besorgniß meinet-
wegen, ich bin ja eine Bonaparte!"

Mit Thränen in den Augen umarmte und herzte Murat seine
Kinder, ohne Ahnung, daß dies das letzte Mal sei, verließ, geborgen
von dem Dunkel der Nacht des 20. Mai, Neapel, reiste nach Poz-
zuoli und von da zu Schiff nach Jschia.

( Fortsetzung folgt. )



Die erste Allgemeine Frauen=Jndustrie=Ausstellung
in Berlin.

Von
Jenny Hirsch.

Jn den Vormittagsstunden des 1. Oktober wogte eine lebhafte, schau-
lustige Menge in der Leipzigerstraße auf und ab, und faßte in einer die
Passage nicht grade unbedenklich verengenden Weise Posto vor dem neu-
erbauten Hause Leipzigerstraße Nr. 92, das, im Blumen=, Wappen= und
Fahnenschmuck prangend, schon in seiner äußern Erscheinung verkündete,
daß sich in seinem Jnnern eine besondere Feier vorbereite. Von elf Uhr
ab fuhren Equipagen vor, denen Damen in eleganter Toilette, Herren im
schwarzen Frack oder in der Uniform, mit oder ohne Ordensstern, entstie-
gen, und endlich gegen halb ein Uhr erschienen Hofequipagen, welche den
Kronprinzen und die Frau Kronprinzessin mit ihrem Gefolge brachten.

Was war es denn, was diese ansehnliche Versammlung in jenem Hause
vereinigt, die Berliner Schaulustigen in einer solchen respektablen Menge
auf die Beine gebracht hatte? Es war eine Feier, wie sie Berlin noch nie
gesehen, wie sie sich überhaupt noch in keiner deutschen oder außerdeutschen
Stadt vollzogen hat, die Eröffnung der vom Berliner Verein zur För-
derung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts veranstalteten All-
gemeinen Frauen=Jndustrie=Ausstellung, und damit verbunden die Ein-
weihung eines Hauses, das dem Verein zwar nicht gehört, das aber mit
wesentlicher Berücksichtigung seiner Bedürfnisse erbaut ist und das in seinem
überwiegend größten Theile Jnstitute enthält, welche entweder ganz direkt
vom Verein begründet sind und von ihm geleitet werden, oder doch in
engster Beziehung zu ihm und seinen Tendenzen stehen. Werfen wir zu-
vörderst einen Blick auf diese Einrichtungen und ihre Zwecke.

Beim Eintritt in das Vereinshaus -- man gestatte uns diesen Aus-
druck, obgleich er nicht ganz zutreffend ist, da der Verein nicht Eigen-
thümer, sondern nur Miether verschiedener Lokalitäten ist und das Haus
selbst dem Vereinsmitgliede und Seidenwaarenfabrikanten Karl Weiß ge-
hört, dessen Geschäftslokal sich auch in den Parterreräumen befindet --
also beim Eintritt in das Gewerkshaus empfängt uns Blüthenschmuck und
Blumenduft, und zwar nicht nur am festlichen Eröffnungs= und Ein-
weihungstage, sondern auch noch heut, denn eine Frau hat hier, in dem
mit einem Glasdach überwölbtem Hofraum, eine Handlung mit frischen
Blumen und Topfgewächsen etablirt. Die Blumenhalle durchschreitend,
gelangen wir zu einer Thür; doch nicht Jedem ist der Eintritt durch die-
selbe gestattet; bist Du, geehrter Leser, generis masculini, so laß nicht
bloß, wie bei Dante's Hölle, alle Hoffnung draußen, sondern Deine ganze
[Spaltenumbruch] werthe Persönlichkeit. Wir befinden uns nämlich am Eingang einer Re-
stauration für Frauen, eine Einrichtung, die, trotz des Scherzes, den wir
uns soeben erlaubten, von uns in ihrer ernsten, wichtigen Bedeutung sehr
wohl gewürdigt wird. Durch diese Restauration, die unter dem Schutz
des Vereins von einer Frau geleitet wird, ist es nämlich alleinstehenden,
in der Stadt beschäftigten Frauen ermöglicht, ohne sich den an anderen
Orten zu befürchtenden Belästigungen auszusetzen, ohne nach irgend einer
Seite genirt zu sein, ein gesundes, schmackhaftes Mittagsessen für wenige
Groschen zu erhalten. Auch ist ein Zimmer vorhanden, wo sie Zeitungen
lesen, sich erholen und mit Bekannten zu geselligem Verkehr zusammen-
treffen können. Wer die Verhältnisse Berlins und das traurige, freudlose,
entbehrungsreiche Leben, zu dem ehrbare alleinstehende Frauen daselbst oft
verurtheilt sind, kennt, wer da weiß, wie den jungen Mädchen die Ver-
suchung auf Schritt und Tritt nachschleicht, der wird diese Schöpfung
gewiß als eine so zeitgemäße wie segensreiche preisen.

Jm ersten Stockwerk des Hauses befindet sich der Victoria=Bazar, der
im Jahr 1866 zu dem Zweck begründet ward, alle Arten weiblicher Hand-
arbeiten auszustellen und ohne Vermittlung von Zwischenhändlern zu ver-
kaufen, um auf diese Weise den Lohn des Fleißes und der Geschicklichkeit
ungeschmälert an die Arbeiterin gelangen zu lassen, und so mitzuwirken zu
einer für die Arbeiter günstigen Lösung der Lohnfrage. Der Victoria-
Bazar ist von Anfang an von Herrn Karl Weiß geleitet, seit dem April
1867 von ihm für eigene Rechnung übernommen worden, und er ist nun,
nachdem er sich zu einem ansehnlichen Geschäft herangebildet, in diese
neuen, sehr schön ausgestatteten Räume übergesiedelt. Da dem Verein
fortdauernd kontraktlich ein ausgedehntes Aufsichtsrecht zusteht und Herr
Weiß stets das wärmste Jnteresse für das Jnstitut an den Tag gelegt
hat, so ist die Bürgschaft vorhanden, daß dasselbe nie zu einem Spekula-
tions=Unternehmen ausarten, sondern eine Stätte der Humanität sein und
bleiben wird.

Jm zweiten Stock hat der Verein Säle gemiethet, wo er seine Sitzun-
gen abhält, wo in verschiedenen neuen, für Frauen geeigneten, aber ihnen
bisher noch wenig zugänglichen gewerblichen Beschäftigungen Unterricht
ertheilt werden soll, und wo die Vorsteherin des Arbeits=Nachweisungs-
Büreau 's täglich ihre Sprechstunden abhalten wird.

Jm dritten und vierten Stock befindet sich das Victoriastift und Pen-
sionat. Dasselbe wurde im Jahre 1859 hierselbst unter dem Protektorat
der Frau Kronprinzessin begründet, zu dem Zweck, Erzieherinnen, welche
außer Stellung sind, gegen eine sehr mäßige Vergütung Wohnung und
Verpflegung zu gewähren und ihnen zur baldigen Erlangung eines andern
angemessenen Wirkungskreises behilflich zu sein. Auf den Wunsch der
Frau Kronprinzessin, die zugleich Protektorin des Vereins zur Förderung
der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts ist, hat letzterer jetzt die
Verwaltung des Victoriastifts übernommen, es nach jeder Seite gut und
praktisch eingerichtet und damit ein Pensionat verbunden, wo, soweit der
Raum ausreicht, auch andere, nicht dem Erzieherinnenfache angehörige
anständige Mädchen, die sich über ihr Wohlverhalten ausweisen können
und sich der Hausordnung fügen wollen, zu einem sehr mäßigen Preise
Aufnahme für längere oder kürzere Zeit finden. Stift und Pensionat
waren schon wenige Tage nach der Eröffnung völlig besetzt.

Die Jdee zur ersten Allgemeinen Frauen=Jndustrie=Ausstellung wurde
vom Vorstand des Vereins zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weib-
lichen Geschlechts schon im Frühling des Jahres 1867 gefaßt, und die erste
Anregung dazu ging von dem Professor von Holtzendorff aus. Jn Ver-
folgung seiner Bestrebungen, die Arbeitsgebiete der Frauen zu erweitern
und lukrativer zu machen, war der Verein auf alle Arten geahnter und
ungeahnter Schwierigkeiten gestoßen, und hatte namentlich, als eine der
größten Feindinnen seiner Thätigkeit, die Theilnahmlosigkeit der Frauen
selbst, den bei ihnen vielfach herrschenden Mangel alles Verständnisses für
die Forderungen der Zeit erkennen müssen. Weit entfernt, der Frauenwelt
als solcher die Schuld an diesen Uebelständen beizumessen, fand sie der
Verein vielmehr in der Erziehung der Frau, in der ihr durch Herkommen
und Vorurtheil gezogenen Schranke, und erkannte sehr wohl, daß eine
gründliche Umgestaltung und Verbesserung einzig und allein durch eine
Reform der weiblichen Erziehung zu bewirken sei. Da eine solche aber
unter den staatlichen und sozialen Bedingungen unserer Zeit nicht so
schnell durchführbar ist und im allergünstigsten Falle immer erst dem kom-
menden Geschlecht nützlich werden kann, hält es der Verein für seine
Pflicht, kein Mittel unversucht zu lassen, die Frauen zur Selbsthilfe heran-
zuziehen -- ohne dabei das Kind mit dem Bade auszuschütten und die
noch so sehr nöthige Mithülfe der Männer abzuweisen -- und fand die
Veranstaltung einer Allgemeinen Frauen=Jndustrie=Ausstellung dazu sehr
geeignet.

Schon im Sommer 1867 begann der Verein durch eine aus männlichen
und weiblichen Mitgliedern zusammengesetzte und durch einsichtsvolle Fach-
leute verstärkte Kommission seine Thätigkeit und erließ im Herbst des ge-
nannten Jahres Einladungen zur Beschickung der ersten Allgemeinen
Frauen=Jndustrie=Ausstellung durch Deutschland und noch über seine
Grenzen hinaus. Diese Einladung richtete sich an alle Frauen. Nicht
nur die Arbeiterin, welche ein von ihr gefertigtes Stück zu verkaufen
wünschte, nicht nur diejenige, welche für ihre Kunsterzeugnisse einen
größeren Markt zu gewinnen hoffte, wurde zur Betheiligung aufgefordert,
recht dringend legte man auch die Mahnung, die Ausstellung zu beschicken,
den Frauen an's Herz, welche sich Fertigkeiten angeeignet hatten, mit denen
sie nicht direkt an die Oeffentlichkeit traten, die sich bereits als Künst-
lerinnen oder Gewerbtreibende einen Ruf oder eine feste Existenz gegründet
hatten und deshalb einer solchen Schaustellung nicht mehr zu bedürfen
glaubten, endlich solchen Frauen, welche, in guten, gesicherten Verhältnissen
lebend, nur zu ihrem Vergnügen arbeiteten. Nur durch ein Zusammen-
wirken aller dieser Kräfte durfte man hoffen, dem noch vielfach gegen die
Arbeit der Frau für den Erwerb bestehenden Vorurtheil nachdrücklich
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] einem Meer von Licht und Wohlgeruch schwimmenden Straßen
Neapels, umjauchzt und umjubelt von einer stürmisch begeisterten
Menge, dahin fahrend. Es waren dies schimmernde Erinnerungs-
bilder, die, in voller Frische auftauchend, ihn begeisterten und entzückten.
Die von ihrer Mission zurückkehrenden Generale schreckten ihn aus
diesen Träumen auf. Carascosa theilte Murat den in der Casa
Laoza geschlossenen Vertrag mit, der in seinen Hauptzügen folgender-
maßen lautete: Friede zwischen den kriegführenden Heeren. Ueber-
gabe der Festung Capua am 21., der Stadt Neapel sammt den
Kastellen am 23. Mai. Dann Uebergabe des ganzen Königreichs, mit
Ausnahme der Städte Gaëta, Pescara und Ancona. Die aus den
festen Plätzen ausrückenden Truppen sollten militärische Ehren erhalten.
Die Staatsschuld sollte garantirt, der Verkauf der Staatsgüter auf-
rechterhalten, der neue neben dem alten Adel beibehalten, die Militär-
personen, welche freiwillig in die Dienste Ferdinand's I. treten wollten,
nach ihrem geleisteten Treueeid, bei ihren Graden, Ehren und Ge-
halten belassen werden. Ferner war vollständige Amnestie für alle
politischen Handlungen bedingt. Der Kaiser von Oesterreich ertheilte
schließlich dieser Uebereinkunft seine förmliche Gewährleistung.

Schweigend nahm Murat die Mittheilung dieses Vertrages ent-
gegen, kein Wort der Klage kam über seine Lippen; gefaßt ver-
abschiedete er sich von den ihm ergebenen Generalen, die, tiefen Kum-
mer im Herzen, das königliche Schloß verließen. Murat verfügte sich
hierauf zu seiner Gemahlin.

„Carolina“, sagte er im Tone der Betrübniß, „ich habe soeben
mein Urtheil vernommen und muß augenblicklich Neapel verlassen,
wenn ich nicht das Aergste befürchten will, denn der fanatisch
aufgeregte Pöbel trachtet mir nach dem Leben. Deshalb muß ich
unerkannt und allein reisen. Dir ein Leid zuzufügen, wird man nicht
wagen; aber an meiner Seite droht Dir Gefahr, und ich habe nicht
Lust, als Objekt rasender Pöbelschaugelüste zu dienen.“

„Reise mit Gott, Joachim, wir sehen uns bald wieder“, versetzte
die Königin freundlich gefaßt. „Und hege keine Besorgniß meinet-
wegen, ich bin ja eine Bonaparte!“

Mit Thränen in den Augen umarmte und herzte Murat seine
Kinder, ohne Ahnung, daß dies das letzte Mal sei, verließ, geborgen
von dem Dunkel der Nacht des 20. Mai, Neapel, reiste nach Poz-
zuoli und von da zu Schiff nach Jschia.

( Fortsetzung folgt. )



Die erste Allgemeine Frauen=Jndustrie=Ausstellung
in Berlin.

Von
Jenny Hirsch.

Jn den Vormittagsstunden des 1. Oktober wogte eine lebhafte, schau-
lustige Menge in der Leipzigerstraße auf und ab, und faßte in einer die
Passage nicht grade unbedenklich verengenden Weise Posto vor dem neu-
erbauten Hause Leipzigerstraße Nr. 92, das, im Blumen=, Wappen= und
Fahnenschmuck prangend, schon in seiner äußern Erscheinung verkündete,
daß sich in seinem Jnnern eine besondere Feier vorbereite. Von elf Uhr
ab fuhren Equipagen vor, denen Damen in eleganter Toilette, Herren im
schwarzen Frack oder in der Uniform, mit oder ohne Ordensstern, entstie-
gen, und endlich gegen halb ein Uhr erschienen Hofequipagen, welche den
Kronprinzen und die Frau Kronprinzessin mit ihrem Gefolge brachten.

Was war es denn, was diese ansehnliche Versammlung in jenem Hause
vereinigt, die Berliner Schaulustigen in einer solchen respektablen Menge
auf die Beine gebracht hatte? Es war eine Feier, wie sie Berlin noch nie
gesehen, wie sie sich überhaupt noch in keiner deutschen oder außerdeutschen
Stadt vollzogen hat, die Eröffnung der vom Berliner Verein zur För-
derung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts veranstalteten All-
gemeinen Frauen=Jndustrie=Ausstellung, und damit verbunden die Ein-
weihung eines Hauses, das dem Verein zwar nicht gehört, das aber mit
wesentlicher Berücksichtigung seiner Bedürfnisse erbaut ist und das in seinem
überwiegend größten Theile Jnstitute enthält, welche entweder ganz direkt
vom Verein begründet sind und von ihm geleitet werden, oder doch in
engster Beziehung zu ihm und seinen Tendenzen stehen. Werfen wir zu-
vörderst einen Blick auf diese Einrichtungen und ihre Zwecke.

Beim Eintritt in das Vereinshaus — man gestatte uns diesen Aus-
druck, obgleich er nicht ganz zutreffend ist, da der Verein nicht Eigen-
thümer, sondern nur Miether verschiedener Lokalitäten ist und das Haus
selbst dem Vereinsmitgliede und Seidenwaarenfabrikanten Karl Weiß ge-
hört, dessen Geschäftslokal sich auch in den Parterreräumen befindet —
also beim Eintritt in das Gewerkshaus empfängt uns Blüthenschmuck und
Blumenduft, und zwar nicht nur am festlichen Eröffnungs= und Ein-
weihungstage, sondern auch noch heut, denn eine Frau hat hier, in dem
mit einem Glasdach überwölbtem Hofraum, eine Handlung mit frischen
Blumen und Topfgewächsen etablirt. Die Blumenhalle durchschreitend,
gelangen wir zu einer Thür; doch nicht Jedem ist der Eintritt durch die-
selbe gestattet; bist Du, geehrter Leser, generis masculini, so laß nicht
bloß, wie bei Dante's Hölle, alle Hoffnung draußen, sondern Deine ganze
[Spaltenumbruch] werthe Persönlichkeit. Wir befinden uns nämlich am Eingang einer Re-
stauration für Frauen, eine Einrichtung, die, trotz des Scherzes, den wir
uns soeben erlaubten, von uns in ihrer ernsten, wichtigen Bedeutung sehr
wohl gewürdigt wird. Durch diese Restauration, die unter dem Schutz
des Vereins von einer Frau geleitet wird, ist es nämlich alleinstehenden,
in der Stadt beschäftigten Frauen ermöglicht, ohne sich den an anderen
Orten zu befürchtenden Belästigungen auszusetzen, ohne nach irgend einer
Seite genirt zu sein, ein gesundes, schmackhaftes Mittagsessen für wenige
Groschen zu erhalten. Auch ist ein Zimmer vorhanden, wo sie Zeitungen
lesen, sich erholen und mit Bekannten zu geselligem Verkehr zusammen-
treffen können. Wer die Verhältnisse Berlins und das traurige, freudlose,
entbehrungsreiche Leben, zu dem ehrbare alleinstehende Frauen daselbst oft
verurtheilt sind, kennt, wer da weiß, wie den jungen Mädchen die Ver-
suchung auf Schritt und Tritt nachschleicht, der wird diese Schöpfung
gewiß als eine so zeitgemäße wie segensreiche preisen.

Jm ersten Stockwerk des Hauses befindet sich der Victoria=Bazar, der
im Jahr 1866 zu dem Zweck begründet ward, alle Arten weiblicher Hand-
arbeiten auszustellen und ohne Vermittlung von Zwischenhändlern zu ver-
kaufen, um auf diese Weise den Lohn des Fleißes und der Geschicklichkeit
ungeschmälert an die Arbeiterin gelangen zu lassen, und so mitzuwirken zu
einer für die Arbeiter günstigen Lösung der Lohnfrage. Der Victoria-
Bazar ist von Anfang an von Herrn Karl Weiß geleitet, seit dem April
1867 von ihm für eigene Rechnung übernommen worden, und er ist nun,
nachdem er sich zu einem ansehnlichen Geschäft herangebildet, in diese
neuen, sehr schön ausgestatteten Räume übergesiedelt. Da dem Verein
fortdauernd kontraktlich ein ausgedehntes Aufsichtsrecht zusteht und Herr
Weiß stets das wärmste Jnteresse für das Jnstitut an den Tag gelegt
hat, so ist die Bürgschaft vorhanden, daß dasselbe nie zu einem Spekula-
tions=Unternehmen ausarten, sondern eine Stätte der Humanität sein und
bleiben wird.

Jm zweiten Stock hat der Verein Säle gemiethet, wo er seine Sitzun-
gen abhält, wo in verschiedenen neuen, für Frauen geeigneten, aber ihnen
bisher noch wenig zugänglichen gewerblichen Beschäftigungen Unterricht
ertheilt werden soll, und wo die Vorsteherin des Arbeits=Nachweisungs-
Büreau 's täglich ihre Sprechstunden abhalten wird.

Jm dritten und vierten Stock befindet sich das Victoriastift und Pen-
sionat. Dasselbe wurde im Jahre 1859 hierselbst unter dem Protektorat
der Frau Kronprinzessin begründet, zu dem Zweck, Erzieherinnen, welche
außer Stellung sind, gegen eine sehr mäßige Vergütung Wohnung und
Verpflegung zu gewähren und ihnen zur baldigen Erlangung eines andern
angemessenen Wirkungskreises behilflich zu sein. Auf den Wunsch der
Frau Kronprinzessin, die zugleich Protektorin des Vereins zur Förderung
der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts ist, hat letzterer jetzt die
Verwaltung des Victoriastifts übernommen, es nach jeder Seite gut und
praktisch eingerichtet und damit ein Pensionat verbunden, wo, soweit der
Raum ausreicht, auch andere, nicht dem Erzieherinnenfache angehörige
anständige Mädchen, die sich über ihr Wohlverhalten ausweisen können
und sich der Hausordnung fügen wollen, zu einem sehr mäßigen Preise
Aufnahme für längere oder kürzere Zeit finden. Stift und Pensionat
waren schon wenige Tage nach der Eröffnung völlig besetzt.

Die Jdee zur ersten Allgemeinen Frauen=Jndustrie=Ausstellung wurde
vom Vorstand des Vereins zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weib-
lichen Geschlechts schon im Frühling des Jahres 1867 gefaßt, und die erste
Anregung dazu ging von dem Professor von Holtzendorff aus. Jn Ver-
folgung seiner Bestrebungen, die Arbeitsgebiete der Frauen zu erweitern
und lukrativer zu machen, war der Verein auf alle Arten geahnter und
ungeahnter Schwierigkeiten gestoßen, und hatte namentlich, als eine der
größten Feindinnen seiner Thätigkeit, die Theilnahmlosigkeit der Frauen
selbst, den bei ihnen vielfach herrschenden Mangel alles Verständnisses für
die Forderungen der Zeit erkennen müssen. Weit entfernt, der Frauenwelt
als solcher die Schuld an diesen Uebelständen beizumessen, fand sie der
Verein vielmehr in der Erziehung der Frau, in der ihr durch Herkommen
und Vorurtheil gezogenen Schranke, und erkannte sehr wohl, daß eine
gründliche Umgestaltung und Verbesserung einzig und allein durch eine
Reform der weiblichen Erziehung zu bewirken sei. Da eine solche aber
unter den staatlichen und sozialen Bedingungen unserer Zeit nicht so
schnell durchführbar ist und im allergünstigsten Falle immer erst dem kom-
menden Geschlecht nützlich werden kann, hält es der Verein für seine
Pflicht, kein Mittel unversucht zu lassen, die Frauen zur Selbsthilfe heran-
zuziehen — ohne dabei das Kind mit dem Bade auszuschütten und die
noch so sehr nöthige Mithülfe der Männer abzuweisen — und fand die
Veranstaltung einer Allgemeinen Frauen=Jndustrie=Ausstellung dazu sehr
geeignet.

Schon im Sommer 1867 begann der Verein durch eine aus männlichen
und weiblichen Mitgliedern zusammengesetzte und durch einsichtsvolle Fach-
leute verstärkte Kommission seine Thätigkeit und erließ im Herbst des ge-
nannten Jahres Einladungen zur Beschickung der ersten Allgemeinen
Frauen=Jndustrie=Ausstellung durch Deutschland und noch über seine
Grenzen hinaus. Diese Einladung richtete sich an alle Frauen. Nicht
nur die Arbeiterin, welche ein von ihr gefertigtes Stück zu verkaufen
wünschte, nicht nur diejenige, welche für ihre Kunsterzeugnisse einen
größeren Markt zu gewinnen hoffte, wurde zur Betheiligung aufgefordert,
recht dringend legte man auch die Mahnung, die Ausstellung zu beschicken,
den Frauen an's Herz, welche sich Fertigkeiten angeeignet hatten, mit denen
sie nicht direkt an die Oeffentlichkeit traten, die sich bereits als Künst-
lerinnen oder Gewerbtreibende einen Ruf oder eine feste Existenz gegründet
hatten und deshalb einer solchen Schaustellung nicht mehr zu bedürfen
glaubten, endlich solchen Frauen, welche, in guten, gesicherten Verhältnissen
lebend, nur zu ihrem Vergnügen arbeiteten. Nur durch ein Zusammen-
wirken aller dieser Kräfte durfte man hoffen, dem noch vielfach gegen die
Arbeit der Frau für den Erwerb bestehenden Vorurtheil nachdrücklich
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[351/0007] 351 einem Meer von Licht und Wohlgeruch schwimmenden Straßen Neapels, umjauchzt und umjubelt von einer stürmisch begeisterten Menge, dahin fahrend. Es waren dies schimmernde Erinnerungs- bilder, die, in voller Frische auftauchend, ihn begeisterten und entzückten. Die von ihrer Mission zurückkehrenden Generale schreckten ihn aus diesen Träumen auf. Carascosa theilte Murat den in der Casa Laoza geschlossenen Vertrag mit, der in seinen Hauptzügen folgender- maßen lautete: Friede zwischen den kriegführenden Heeren. Ueber- gabe der Festung Capua am 21., der Stadt Neapel sammt den Kastellen am 23. Mai. Dann Uebergabe des ganzen Königreichs, mit Ausnahme der Städte Gaëta, Pescara und Ancona. Die aus den festen Plätzen ausrückenden Truppen sollten militärische Ehren erhalten. Die Staatsschuld sollte garantirt, der Verkauf der Staatsgüter auf- rechterhalten, der neue neben dem alten Adel beibehalten, die Militär- personen, welche freiwillig in die Dienste Ferdinand's I. treten wollten, nach ihrem geleisteten Treueeid, bei ihren Graden, Ehren und Ge- halten belassen werden. Ferner war vollständige Amnestie für alle politischen Handlungen bedingt. Der Kaiser von Oesterreich ertheilte schließlich dieser Uebereinkunft seine förmliche Gewährleistung. Schweigend nahm Murat die Mittheilung dieses Vertrages ent- gegen, kein Wort der Klage kam über seine Lippen; gefaßt ver- abschiedete er sich von den ihm ergebenen Generalen, die, tiefen Kum- mer im Herzen, das königliche Schloß verließen. Murat verfügte sich hierauf zu seiner Gemahlin. „Carolina“, sagte er im Tone der Betrübniß, „ich habe soeben mein Urtheil vernommen und muß augenblicklich Neapel verlassen, wenn ich nicht das Aergste befürchten will, denn der fanatisch aufgeregte Pöbel trachtet mir nach dem Leben. Deshalb muß ich unerkannt und allein reisen. Dir ein Leid zuzufügen, wird man nicht wagen; aber an meiner Seite droht Dir Gefahr, und ich habe nicht Lust, als Objekt rasender Pöbelschaugelüste zu dienen.“ „Reise mit Gott, Joachim, wir sehen uns bald wieder“, versetzte die Königin freundlich gefaßt. „Und hege keine Besorgniß meinet- wegen, ich bin ja eine Bonaparte!“ Mit Thränen in den Augen umarmte und herzte Murat seine Kinder, ohne Ahnung, daß dies das letzte Mal sei, verließ, geborgen von dem Dunkel der Nacht des 20. Mai, Neapel, reiste nach Poz- zuoli und von da zu Schiff nach Jschia. ( Fortsetzung folgt. ) Die erste Allgemeine Frauen=Jndustrie=Ausstellung in Berlin. Von Jenny Hirsch. Jn den Vormittagsstunden des 1. Oktober wogte eine lebhafte, schau- lustige Menge in der Leipzigerstraße auf und ab, und faßte in einer die Passage nicht grade unbedenklich verengenden Weise Posto vor dem neu- erbauten Hause Leipzigerstraße Nr. 92, das, im Blumen=, Wappen= und Fahnenschmuck prangend, schon in seiner äußern Erscheinung verkündete, daß sich in seinem Jnnern eine besondere Feier vorbereite. Von elf Uhr ab fuhren Equipagen vor, denen Damen in eleganter Toilette, Herren im schwarzen Frack oder in der Uniform, mit oder ohne Ordensstern, entstie- gen, und endlich gegen halb ein Uhr erschienen Hofequipagen, welche den Kronprinzen und die Frau Kronprinzessin mit ihrem Gefolge brachten. Was war es denn, was diese ansehnliche Versammlung in jenem Hause vereinigt, die Berliner Schaulustigen in einer solchen respektablen Menge auf die Beine gebracht hatte? Es war eine Feier, wie sie Berlin noch nie gesehen, wie sie sich überhaupt noch in keiner deutschen oder außerdeutschen Stadt vollzogen hat, die Eröffnung der vom Berliner Verein zur För- derung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts veranstalteten All- gemeinen Frauen=Jndustrie=Ausstellung, und damit verbunden die Ein- weihung eines Hauses, das dem Verein zwar nicht gehört, das aber mit wesentlicher Berücksichtigung seiner Bedürfnisse erbaut ist und das in seinem überwiegend größten Theile Jnstitute enthält, welche entweder ganz direkt vom Verein begründet sind und von ihm geleitet werden, oder doch in engster Beziehung zu ihm und seinen Tendenzen stehen. Werfen wir zu- vörderst einen Blick auf diese Einrichtungen und ihre Zwecke. Beim Eintritt in das Vereinshaus — man gestatte uns diesen Aus- druck, obgleich er nicht ganz zutreffend ist, da der Verein nicht Eigen- thümer, sondern nur Miether verschiedener Lokalitäten ist und das Haus selbst dem Vereinsmitgliede und Seidenwaarenfabrikanten Karl Weiß ge- hört, dessen Geschäftslokal sich auch in den Parterreräumen befindet — also beim Eintritt in das Gewerkshaus empfängt uns Blüthenschmuck und Blumenduft, und zwar nicht nur am festlichen Eröffnungs= und Ein- weihungstage, sondern auch noch heut, denn eine Frau hat hier, in dem mit einem Glasdach überwölbtem Hofraum, eine Handlung mit frischen Blumen und Topfgewächsen etablirt. Die Blumenhalle durchschreitend, gelangen wir zu einer Thür; doch nicht Jedem ist der Eintritt durch die- selbe gestattet; bist Du, geehrter Leser, generis masculini, so laß nicht bloß, wie bei Dante's Hölle, alle Hoffnung draußen, sondern Deine ganze werthe Persönlichkeit. Wir befinden uns nämlich am Eingang einer Re- stauration für Frauen, eine Einrichtung, die, trotz des Scherzes, den wir uns soeben erlaubten, von uns in ihrer ernsten, wichtigen Bedeutung sehr wohl gewürdigt wird. Durch diese Restauration, die unter dem Schutz des Vereins von einer Frau geleitet wird, ist es nämlich alleinstehenden, in der Stadt beschäftigten Frauen ermöglicht, ohne sich den an anderen Orten zu befürchtenden Belästigungen auszusetzen, ohne nach irgend einer Seite genirt zu sein, ein gesundes, schmackhaftes Mittagsessen für wenige Groschen zu erhalten. Auch ist ein Zimmer vorhanden, wo sie Zeitungen lesen, sich erholen und mit Bekannten zu geselligem Verkehr zusammen- treffen können. Wer die Verhältnisse Berlins und das traurige, freudlose, entbehrungsreiche Leben, zu dem ehrbare alleinstehende Frauen daselbst oft verurtheilt sind, kennt, wer da weiß, wie den jungen Mädchen die Ver- suchung auf Schritt und Tritt nachschleicht, der wird diese Schöpfung gewiß als eine so zeitgemäße wie segensreiche preisen. Jm ersten Stockwerk des Hauses befindet sich der Victoria=Bazar, der im Jahr 1866 zu dem Zweck begründet ward, alle Arten weiblicher Hand- arbeiten auszustellen und ohne Vermittlung von Zwischenhändlern zu ver- kaufen, um auf diese Weise den Lohn des Fleißes und der Geschicklichkeit ungeschmälert an die Arbeiterin gelangen zu lassen, und so mitzuwirken zu einer für die Arbeiter günstigen Lösung der Lohnfrage. Der Victoria- Bazar ist von Anfang an von Herrn Karl Weiß geleitet, seit dem April 1867 von ihm für eigene Rechnung übernommen worden, und er ist nun, nachdem er sich zu einem ansehnlichen Geschäft herangebildet, in diese neuen, sehr schön ausgestatteten Räume übergesiedelt. Da dem Verein fortdauernd kontraktlich ein ausgedehntes Aufsichtsrecht zusteht und Herr Weiß stets das wärmste Jnteresse für das Jnstitut an den Tag gelegt hat, so ist die Bürgschaft vorhanden, daß dasselbe nie zu einem Spekula- tions=Unternehmen ausarten, sondern eine Stätte der Humanität sein und bleiben wird. Jm zweiten Stock hat der Verein Säle gemiethet, wo er seine Sitzun- gen abhält, wo in verschiedenen neuen, für Frauen geeigneten, aber ihnen bisher noch wenig zugänglichen gewerblichen Beschäftigungen Unterricht ertheilt werden soll, und wo die Vorsteherin des Arbeits=Nachweisungs- Büreau 's täglich ihre Sprechstunden abhalten wird. Jm dritten und vierten Stock befindet sich das Victoriastift und Pen- sionat. Dasselbe wurde im Jahre 1859 hierselbst unter dem Protektorat der Frau Kronprinzessin begründet, zu dem Zweck, Erzieherinnen, welche außer Stellung sind, gegen eine sehr mäßige Vergütung Wohnung und Verpflegung zu gewähren und ihnen zur baldigen Erlangung eines andern angemessenen Wirkungskreises behilflich zu sein. Auf den Wunsch der Frau Kronprinzessin, die zugleich Protektorin des Vereins zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts ist, hat letzterer jetzt die Verwaltung des Victoriastifts übernommen, es nach jeder Seite gut und praktisch eingerichtet und damit ein Pensionat verbunden, wo, soweit der Raum ausreicht, auch andere, nicht dem Erzieherinnenfache angehörige anständige Mädchen, die sich über ihr Wohlverhalten ausweisen können und sich der Hausordnung fügen wollen, zu einem sehr mäßigen Preise Aufnahme für längere oder kürzere Zeit finden. Stift und Pensionat waren schon wenige Tage nach der Eröffnung völlig besetzt. Die Jdee zur ersten Allgemeinen Frauen=Jndustrie=Ausstellung wurde vom Vorstand des Vereins zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weib- lichen Geschlechts schon im Frühling des Jahres 1867 gefaßt, und die erste Anregung dazu ging von dem Professor von Holtzendorff aus. Jn Ver- folgung seiner Bestrebungen, die Arbeitsgebiete der Frauen zu erweitern und lukrativer zu machen, war der Verein auf alle Arten geahnter und ungeahnter Schwierigkeiten gestoßen, und hatte namentlich, als eine der größten Feindinnen seiner Thätigkeit, die Theilnahmlosigkeit der Frauen selbst, den bei ihnen vielfach herrschenden Mangel alles Verständnisses für die Forderungen der Zeit erkennen müssen. Weit entfernt, der Frauenwelt als solcher die Schuld an diesen Uebelständen beizumessen, fand sie der Verein vielmehr in der Erziehung der Frau, in der ihr durch Herkommen und Vorurtheil gezogenen Schranke, und erkannte sehr wohl, daß eine gründliche Umgestaltung und Verbesserung einzig und allein durch eine Reform der weiblichen Erziehung zu bewirken sei. Da eine solche aber unter den staatlichen und sozialen Bedingungen unserer Zeit nicht so schnell durchführbar ist und im allergünstigsten Falle immer erst dem kom- menden Geschlecht nützlich werden kann, hält es der Verein für seine Pflicht, kein Mittel unversucht zu lassen, die Frauen zur Selbsthilfe heran- zuziehen — ohne dabei das Kind mit dem Bade auszuschütten und die noch so sehr nöthige Mithülfe der Männer abzuweisen — und fand die Veranstaltung einer Allgemeinen Frauen=Jndustrie=Ausstellung dazu sehr geeignet. Schon im Sommer 1867 begann der Verein durch eine aus männlichen und weiblichen Mitgliedern zusammengesetzte und durch einsichtsvolle Fach- leute verstärkte Kommission seine Thätigkeit und erließ im Herbst des ge- nannten Jahres Einladungen zur Beschickung der ersten Allgemeinen Frauen=Jndustrie=Ausstellung durch Deutschland und noch über seine Grenzen hinaus. Diese Einladung richtete sich an alle Frauen. Nicht nur die Arbeiterin, welche ein von ihr gefertigtes Stück zu verkaufen wünschte, nicht nur diejenige, welche für ihre Kunsterzeugnisse einen größeren Markt zu gewinnen hoffte, wurde zur Betheiligung aufgefordert, recht dringend legte man auch die Mahnung, die Ausstellung zu beschicken, den Frauen an's Herz, welche sich Fertigkeiten angeeignet hatten, mit denen sie nicht direkt an die Oeffentlichkeit traten, die sich bereits als Künst- lerinnen oder Gewerbtreibende einen Ruf oder eine feste Existenz gegründet hatten und deshalb einer solchen Schaustellung nicht mehr zu bedürfen glaubten, endlich solchen Frauen, welche, in guten, gesicherten Verhältnissen lebend, nur zu ihrem Vergnügen arbeiteten. Nur durch ein Zusammen- wirken aller dieser Kräfte durfte man hoffen, dem noch vielfach gegen die Arbeit der Frau für den Erwerb bestehenden Vorurtheil nachdrücklich

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Zitationshilfe: Sonntags-Blatt. Nr. 44. Berlin, 1. November 1868, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_sonntagsblatt44_1868/7>, abgerufen am 16.06.2024.