Social-politische Blätter. 2. Lieferung. Berlin, 3. Februar 1873.2. Lieferung.Berlin, 3. Februar 1873.1. Jahrgang. Social-politische Blätter zur Unterhaltung u Belehrung für die deutschen Arbeiter [Beginn Spaltensatz] Bestellungen Herausgegeben und redigirt Diese Blätter [Beginn Spaltensatz]
Die Organisation der Arbeit durch einen freien Staat begründet die sociale Gleich- Wir haben in dem Artikel der vorigen Lieferung, welcher Zunächst müssen wir nun wohl einen Blick auf die Wir wollen unsere Betrachtungen nicht auf die Pro- Die freie Konkurrenz aber bedingte die Theilung der Hierzu aber, um recht viel zu produziren, kommt noch, So wurden die Maschinen, ferner die materialistische Deshalb aber ist nicht gesagt, daß man sich gegen Die heutige Produktionsweise aber, deren Entstehen 2. Lieferung.Berlin, 3. Februar 1873.1. Jahrgang. Social-politische Blätter zur Unterhaltung u Belehrung für die deutschen Arbeiter [Beginn Spaltensatz] Bestellungen Herausgegeben und redigirt Diese Blätter [Beginn Spaltensatz]
Die Organisation der Arbeit durch einen freien Staat begründet die sociale Gleich- Wir haben in dem Artikel der vorigen Lieferung, welcher Zunächst müssen wir nun wohl einen Blick auf die Wir wollen unsere Betrachtungen nicht auf die Pro- Die freie Konkurrenz aber bedingte die Theilung der Hierzu aber, um recht viel zu produziren, kommt noch, So wurden die Maschinen, ferner die materialistische Deshalb aber ist nicht gesagt, daß man sich gegen Die heutige Produktionsweise aber, deren Entstehen <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[25]"/> <titlePage type="heading"> <docImprint>2. Lieferung.<docDate><hi rendition="#c">Berlin, 3. Februar 1873.</hi></docDate><hi rendition="#right">1. 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2. Lieferung.Berlin, 3. Februar 1873.1. Jahrgang.
Social-politische Blätter
zur
Unterhaltung u Belehrung
für
die deutschen Arbeiter
Bestellungen
nehmen alle Postanstalten an; in Berlin
wird bei den Zeitungsspediteuren und
dem Verleger, C. Jhring, Dresdener-
straße 84, abonnirt.
Herausgegeben und redigirt
von
W. Hasenclever und W. Hasselmann.
Diese Blätter
erscheinen regelmäßig in Zwischenräumen
von 32 Tagen und kosten pro Quartal
7 1 / 2 Sgr.
Die Organisation der Arbeit
durch einen freien Staat begründet die sociale Gleich-
heit; sie gestaltet erst den Staat zu einem wahrhaft
socialistischen, aus welchem wiederum im Laufe der Zeit
der communistische Staat entsteht.
Wir haben in dem Artikel der vorigen Lieferung, welcher
die Ueberschrift „Der Socialismus“ trug, nachgewiesen,
daß durch das allgemeine gleiche und direkte Wahlrecht die
volle politische Freiheit auf gesetzmäßigem Wege erlangt
werden kann, und so wollen wir heute nachweisen, daß
durch die Organisation der Arbeit in einem freien Staate
auch die sociale Gleichheit durch diese einfache Umgestaltung
der Produktionsweise erreicht wird.
Zunächst müssen wir nun wohl einen Blick auf die
gegenwärtige Produktionsweise werfen, welche uns ein trau-
riges Bild der vollständigen Desorganisation der Ar-
beit liefert. Die Feststellung der Zustände, die aus einer
solchen Desorganisation entstehen, giebt uns den Schlüssel
an die Hand, mit welchem wir die Thore öffnen, welche
die künftigen Zustände unseren Blicken noch entziehen.
Wir wollen unsere Betrachtungen nicht auf die Pro-
duktionsweise früherer Zeitalter ausdehnen, sondern direkt
auf die gegenwärtige übergehen. Durch den politischen
Sieg des dritten Standes über die bevorrechteten ersten
Stände wurde das Zunftwesen, welches die wirthschaftliche
Freiheit beengte, abgeschafft; die freie Konkurrenz trat an
seine Stelle. Durch die Erfindung der Maschinen, durch
die Anwendung der Dampfkraft, durch die Herstellung der
großartigen Verkehrswege fand die freie Konkurrenz ein
riesiges Tummelfeld, welches durch die Gier der Menschen,
möglichst schnell und möglichst viel an Glücksgütern zu
erwerben, von dem ganzen mobilen Kapital überströmt
wurde.
Die freie Konkurrenz aber bedingte die Theilung der
Arbeit, damit ein Produkt möglichst billig hergestellt werden
konnte; so suchte auf diese Weise ein Konkurrent dem an-
dern den Rang abzulaufen; gleichviel, ob das Menschen-
thum darunter litt, daß der Mensch zur Maschine degradirt
wurde, da ja doch schon bei der heutigen Produktionsweise
die Arbeitskraft nur eine Waare ist, die auf dem Markte
des öffentlichen Lebens, wie jede andere Waare, ver-
kauft wird.
Hierzu aber, um recht viel zu produziren, kommt noch,
daß trotz der Maschinen eine möglichst lange Arbeitszeit
von den Beherrschern der gegenwärtigen Produktionsweise
eingeführt, daß dem Arbeiter die Sonntage, die Feiertage
geraubt oder verkürzt wurden, ja, daß man die wohlfeilere
Arbeitskraft der Frauen und Kinder auf dem Altar der
freien Konkurrenz in ausgedehnter Weise opferte.
So wurden die Maschinen, ferner die materialistische
Ausnutzung der Wissenschaft, so wurde die Theilung der
Arbeit zum Fluch für die Arbeiter.
Deshalb aber ist nicht gesagt, daß man sich gegen
diese Hauptelemente der heutigen Produktionsweise in blin-
dem Zerstörungseifer von Seiten der Arbeiter wenden solle,
nein, dreimal nein, diese Produktionsvermehrer müssen die
Arbeiter durch die Umgestaltung der Produktionsweise sich
aneignen, sie müssen Eigenthum des gesammten Volkes
werden, welches in einem socialistischen Staate nur von
Arbeitern gebildet wird; somit werden dieselben Eigen-
thum der Gesammtheit.
Die heutige Produktionsweise aber, deren Entstehen
wir kurz angedeutet haben, bedingt die vollständige sociale
Ungleichheit, sie beruht auf der Ausbeutung des Menschen
durch den Menschen und veranlaßt, daß einige wenige
Menschen, die durch Erbschaft, durch Schwindel, durch
irgend welche persönliche Beziehung die Arbeitsinstru-
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Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
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